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{{Gebäude | {{Gebäude | ||
|Bild=Jüdischer Friedhof Fürth 1705.jpg | |Bild=Jüdischer Friedhof Fürth 1705.jpg | ||
| | |Strasse=Nähe Weiherstraße | ||
|Objekt=[[Jüdischer Friedhof#Alter Jüdischer Friedhof Fürth|Alter Israelitischer Friedhof]] | |Objekt=[[Jüdischer Friedhof#Alter Jüdischer Friedhof Fürth|Alter Israelitischer Friedhof]] | ||
| | |AktenNr=D-5-63-000-1452 | ||
| | |GebaeudeBesteht=Ja | ||
| | |DenkmalstatusBesteht=Ja | ||
|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth] | |Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth] | ||
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==Beschreibung== | ==Beschreibung== | ||
Der Friedhof ist seit 1653 mit einer hohen Mauer umgeben und hatte bis | [[Datei:Eingangspforten Jüdischer Friedhof.JPG|mini|Ehemaliger Eingang des Friedhofs an der Nordmauer, ursprünglich zur Rednitzstraße (heute an der Rosenstraße)]] | ||
[[Datei:Grabstein Moses Fulda.jpg|mini|hochkant|Ältester noch erhaltener Grabstein für Moses Fulda, gestorben und beerdigt am 4. November 1654]] | |||
Die umgangssprachliche Bezeichnung ''Judenheckisch'' kommt von ''Hekdesch'', einer alten hebräischen Bezeichnung für Armen- oder Krankenhaus, und verweist darauf, dass sich unmittelbar am Friedhof, der 1607 am Hang der Rednitz errichtet wurde, ein Spital befand.<ref>Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022</ref> Der Friedhof ist seit [[1653]] mit einer hohen Mauer umgeben und hatte bis kurz nach der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] 1938 ein [[Rednitzstraße 32|Taharahaus]]. Es liegen hier ca. 20.000 Tote begraben. | |||
Aufgrund der Wiederansiedlung von Juden in Nürnberg seit [[1850]] wurde der Friedhof bis [[1863]] auch von Nürnberger Juden belegt. Im November 1863 kündigte die jüdische Gemeinde Fürth dieses Mitbenutzungsrecht, am 28. Februar [[1864]] weihte der Fürther Rabbiner [[Isaac Loewi]] den [[Wikipedia:Alter Jüdischer Friedhof (Nürnberg)|Alten Jüdischen Friedhof]] in Nürnberg an der heutigen Bärenschanzstraße (der mittelalterliche Friedhof lag an der heutigen Münzgasse). | |||
Der alte jüdische Friedhof in Fürth erlitt in der Epoche des Nationalsozialismus schwere Beschädigungen. Bereits [[1934]] durch einen Straßenausbau im Bereich [[Bogenstraße]]/[[Weiherstraße]], wobei an der Südwestecke ein Teil abgetrennt wurde und 60 Kindergräber umgebettet werden mussten,<ref>[[Monika Berthold-Hilpert]]: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S. 11</ref> ebenso durch Grabschändungen in der [[Reichspogromnacht in Fürth|Reichspogromnacht]] November 1938 und - leider gerade im ältesten Teil - durch den Einschlag von drei schweren Fliegerbomben im Jahre [[1944]]. Die Wucht der Detonationen war so groß, dass Grabsteine in die Dächer der Anwesen [[Weiherstraße 9]] und 10 flogen.<ref>[[Der alte jüdische Friedhof in Fürth (Buch)]], S. 31, 48 ff.</ref> Gegen Kriegsende, ebenfalls noch 1944, wurden zudem etliche Gräber und Grabsteine entfernt, um einem [[Wikipedia:Löschwasserteich|Löschteich]] im Mittelteil Platz zu machen. Der ursprüngliche Eingang wurde zugemauert und Grabsteine an einen nichtjüdischen Steinmetz verkauft. Außerdem wurde das [[Rednitzstraße 32|Taharahaus]] sowie das alte Krankenhaus abgetragen.<ref>[[Monika Berthold-Hilpert]]: [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth (Broschüre)|Orte der Verfolgung und des Gedenkens in Fürth]], S. 11</ref> | |||
Die spätere [[U.S. Army|amerikanische Besatzungsmacht]] unterstützte nach dem Krieg die mühselige Arbeit Knochen aus den riesigen Erdhügeln wieder aufzufinden, was die Überlebenden aus den Konzentrationslagern unter der Führung von Rabbiner [[David Spiro]] in einem Sammelgrab zur letzten Ruhe zu betten.<ref>Mose N. Rosenfeld: ''The Rav of Fürth'', 2021, S. 380</ref> Die noch auffindbaren Steine wurden ebenfalls neu aufgestellt, allerdings entgegen der üblichen jüdischen Tradition nach Westen ausgerichtet. Damit bilden sie heute eine auffällige Gedenkstätte inmitten des historischen Friedhofs.<ref>Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022</ref> | |||
Heute sind, im Lauf der Zeit und durch Schändungen, nur noch 6122 Grabsteine ([[Wikipedia:Mazewa|Maz(z)ewot]]) erhalten. Er ist auch heute noch einer der ältesten, größten und bedeutendsten Jüdischen Friedhöfe in Deutschland und in Europa. Der Friedhof ist im Besitz der Gemeinde. Er ist heute nicht öffentlich zugänglich, um die Totenruhe zu wahren. Das Areal umfasst heute noch 1,7 Hektar. | |||
Der alte Jüdische Friedhof Fürth ist Standort A 8 („Der Israelitische Friedhof“) des [[Stadt-Ökologischer-Lehrpfad Fürth |Stadt-Ökologischen Lehrpfades Fürth]]. | Der alte Jüdische Friedhof Fürth ist Standort A 8 („Der Israelitische Friedhof“) des [[Stadt-Ökologischer-Lehrpfad Fürth |Stadt-Ökologischen Lehrpfades Fürth]]. | ||
=== Beschreibung des Baudenkmals === | === Beschreibung des Baudenkmals === | ||
"Nordteil 1604 angelegt, um 1800 nach Süden zu erweitert, mit über 1000 (richtig: 6122) Grabsteinen vom 17. bis zum frühen 20. Jahrhundert; Friedhofsmauer, z. T. verputzte Sandsteinquadermauer, frühes 17. Jahrhundert und frühes 19. Jahrhundert." Rechts am Eingang liest man an einem länglichen Stein den Vers aus dem Buch Hiob 3,22: „השמחים כי ימצאו קבר“ - „Sie freuen sich, dass sie das Grab gefunden.“ | |||
</br> | |||
Der Denkmalschutz besteht schon seit 9. Juli 1954, es ist somit eines der ersten Objekte in Fürth, die unter Denkmalschutz gestellt wurden. | |||
Dr. [[Markus Elias]], Schuldirektor der Fürther [[Israelitische Bürgerschule|Israelitischen Realschule]] schrieb in der Zeitschrift "[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom [[27. Januar]] [[1927]]. einen Artikel über den alten jüdischen Friedhof in Fürth: "Wie Steine reden" <ref>"Wie Steine reden" siehe in ''alemannia-judaica'' [http://www.alemannia-judaica.de/fuerth_friedhof.htm Wie Steine reden''"]</ref>. In diesem Beitrag werden besonders die Gräber der Rabbinen [[Menachem Man]], Wolf Butschatscher, [[Elieser Heilbronn]], [[Bermann Fränkel]], [[Baruch Rapaport]], [[David Strauss]], [[Josef Steinhardt]], [[Hirsch Josef Janow]], [[Meschullam Salman Kohn]] und auch [[Wolf Hamburger]] gewürdigt. | Dr. [[Markus Elias]], Schuldirektor der Fürther [[Israelitische Bürgerschule|Israelitischen Realschule]] schrieb in der Zeitschrift "[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom [[27. Januar]] [[1927]]. einen Artikel über den alten jüdischen Friedhof in Fürth: "Wie Steine reden" <ref>"Wie Steine reden" siehe in ''alemannia-judaica'' [http://www.alemannia-judaica.de/fuerth_friedhof.htm Wie Steine reden''"]</ref>. In diesem Beitrag werden besonders die Gräber der Rabbinen [[Menachem Man]], Wolf Butschatscher, [[Elieser Heilbronn]], [[Bermann Fränkel]], [[Baruch Rapaport]], [[David Strauss]], [[Josef Steinhardt]], [[Hirsch Josef Janow]], [[Meschullam Salman Kohn]] und auch [[Wolf Hamburger]] gewürdigt. | ||
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* [[Bermann Fränkel]] | ==Berühmte Fürther, die hier beerdigt wurden:== | ||
* [[Bermann Fränkel]] (Grab zerstört) | |||
* [[Meschullam Salman Kohn]] | * [[Meschullam Salman Kohn]] | ||
* [[Wolf Hamburger]] | * [[Wolf Hamburger]] | ||
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* [[Sigmund Grünsfeld]] | * [[Sigmund Grünsfeld]] | ||
* [[Salomon Berolzheimer]] | * [[Salomon Berolzheimer]] | ||
* [[Samson Landmann]] | * [[Samson Landmann]] (nur noch Grabstein vorhanden) | ||
* [[David Morgenstern]] | * [[David Morgenstern]] (nur noch Grabstein vorhanden) | ||
* [[Wolf Wilhelm Mailaender]] | * [[Wolf Wilhelm Mailaender]] | ||
* [[Baruch Rapaport]] | * [[Baruch Rapaport]] (zerstört) | ||
* [[David Strauss]] | * [[David Strauss]] (zerstört) | ||
* [[Alfred Louis Nathan]] und seine Eltern | * [[Alfred Louis Nathan]] (nur noch Grabstein vorhanden) und seine Eltern | ||
* [[Wilhelm Königswarter]] | * [[Wilhelm Königswarter]] (Asche) | ||
==Sonstiges== | ==Sonstiges== | ||
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Der älteste Teil dieses Friedhofs wurde [[1705]] von [[Johann Alexander Boener]] in seiner Kupferstichsammlung mit abgebildet. | Der älteste Teil dieses Friedhofs wurde [[1705]] von [[Johann Alexander Boener]] in seiner Kupferstichsammlung mit abgebildet. | ||
Die erste Beerdigung auf dem Friedhof fand am ''[[11. November]] [[1607]]'' für ''Ascher Anschel Herrlingen'' und die letzte Beerdigung fand im ''[[3. April]] [[1936]]'' für ''Ella Oettinger'' statt. | Die erste Beerdigung auf dem Friedhof fand am ''[[11. November]] [[1607]]'' für ''Ascher Anschel Herrlingen'' und die letzte Beerdigung fand im ''[[3. April]] [[1936]]'' für ''Ella Oettinger'' statt<ref>Ballin-Chronik: "Chronik Fürth 1933-1945", S. 19</ref>. | ||
Angeblich wurde [[Joseph Süß Oppenheimer]] auf dem Friedhof begraben, belastbare Belege hierfür sind allerdings nicht gesichert. | |||
Ende Februar [[1978]] wurden zahlreiche Grabsteine mit Hakenkreuzen beschmiert, der Grabstein von [[Meschullam Salman Kohn]] zusätzlich mit SS-Runen.<ref>Stadtarchiv, Fotos vom 26. Februar 1978, Signaturen A 4902 bis 4907 und A 6889.</ref> | |||
Die Pflege obliegt im Wesentlichen dem [[Wikipedia:Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern|Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden in Bayern]] in Zusammenarbeit mit der Stadt Fürth und der Jüdischen Kultusgemeinde vor Ort. | |||
== Tourismus == | == Tourismus == | ||
*''Ein guter Ort'' - Der alte Israelitische Friedhof in Fürth, Stadtrundgang des Vereins [[Geschichte Für Alle e. V.]] | *''Ein guter Ort'' - Der alte Israelitische Friedhof in Fürth, Stadtrundgang des Vereins [[Geschichte Für Alle e. V.]] | ||
* ''Geschichte der Juden in Fürth'' - Stadtrundgang des Vereins Geschichte Für Alle e. V. | |||
*''Wovon die Steine zeugen'', Stadtspaziergang der [[Tourist-Information]] | *''Wovon die Steine zeugen'', Stadtspaziergang der [[Tourist-Information]] | ||
*''Jüdisches Leben - damals und heute'', Stadtspaziergang der [[Tourist-Information]] | *''Jüdisches Leben - damals und heute'', Stadtspaziergang der [[Tourist-Information]] | ||
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==Lokalberichterstattung== | ==Lokalberichterstattung== | ||
* Johannes Alles: ''Akribische Arbeit: Das Gedächtnis des Fürther Judentums''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. Juli 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9124329 online | * Johannes Alles: ''Akribische Arbeit: Das Gedächtnis des Fürther Judentums''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 20. Juli 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/1.9124329 online] | ||
* Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022 (Druckausgabe) | * Armin Leberzammer: ''Auf den Spuren der jüdischen Vergangenheit''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Februar 2022 (Druckausgabe) | ||
* Heinz Wraneschitz: ''Grabmäler werden digital erfasst''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 29. November 2022 zur Kartierung jüdischer Grabsteine in Bayern. | |||
== Siehe auch == | ==Siehe auch== | ||
* [[Rednitzstraße 32]] | * [[Rednitzstraße 32|Taharahaus]] | ||
* [[Neuer Jüdischer Friedhof]] | * [[Neuer Jüdischer Friedhof]] | ||
* [[Totenbruderschaft - ''Chewra Kadischa'']] (1. Klasse, 2. Klasse, männlich und weiblich) | |||
: * [[Bruderschaft Gemilut Chesed Chewra]] | |||
: * [[Bruderschaft Kawronim Chewra]] | |||
: * [[Bruderschaft Mazzewa Chewra]], Mazzewas-Verein (zum Setzen der Grabsteine) | |||
* [[Gisela Naomi Blume]] | * [[Gisela Naomi Blume]] | ||
* [[Fiorda]] | |||
* [[Fürther Opfer der Shoah]] | * [[Fürther Opfer der Shoah]] | ||
* [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens]] | * [[Orte der Verfolgung und des Gedenkens]] | ||
== Weblinks == | ==Weblinks== | ||
* Die jüdischen Friedhöfe in Fürth, 2003. In: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum - [http://www.alemannia-judaica.de/fuerth_friedhof.htm Alemannia Judaica] | * Die jüdischen Friedhöfe in Fürth, 2003. In: Alemannia Judaica - Arbeitsgemeinschaft für die Erforschung der Geschichte der Juden im süddeutschen und angrenzenden Raum - [http://www.alemannia-judaica.de/fuerth_friedhof.htm Alemannia Judaica] | ||
* [http://www.juedische-fuerther.de/ Jüdische Fürther] - ein Projekt von Gisela Naomi Blume | * [http://www.juedische-fuerther.de/ Jüdische Fürther] - ein Projekt von Gisela Naomi Blume | ||
* [[Wikipedia:Alter Jüdischer Friedhof (Fürth)|Alter Jüdischer Friedhof]] auf Wikipedia | |||
==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== | ||
<references /> | <references /> | ||
== Bilder == | ==Bilder== | ||
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[[Kategorie:Fiorda]] | |||
[[Kategorie: Fiorda]] | [[Kategorie:Institutionen und Gebäude]] | ||
[[Kategorie: Institutionen und Gebäude]] | [[Kategorie:Innenstadt]] | ||
[[Kategorie: Innenstadt]] | [[Kategorie:Sehenswürdigkeiten]] | ||
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