Henry Kissinger: Unterschied zwischen den Versionen

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|Abweichende Namensform=Heinz Alfred
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|Geburtsdatum=1923/05/27
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|Beruf=Politiker; US-Außenminister
|Todesdatum=2023/11/29
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|Beruf=Politikwissenschaftler; Professor; Politiker; US-Außenminister; Unternehmensberater
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'''Henry Alfred Kissinger''' (gebürtig ''Heinz Alfred Kissinger''; geb. [[27. Mai]] [[1923]] in [[Fürth]], in der [[Mathildenstraße 23]]) ist ein US-amerikanischer Politikwissenschaftler und [[Politiker]] deutscher Herkunft. Von [[1969]] bis [[1973]] war er Nationaler Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, von [[1973]] bis [[1977]] [[US-Außenminister]]. [[1973]] erhielt er den Friedensnobelpreis für das Friedensabkommen in Vietnam.
'''Henry Alfred Kissinger''' (gebürtig ''Heinz Alfred Kissinger''; geb. [[27. Mai]] [[1923]] in [[Fürth]], in der [[Mathildenstraße 23]]; gest. [[29. November]] [[2023]] in Kent, Connecticut, USA<ref name="reuters">[https://www.reuters.com/world/us/henry-kissinger-american-diplomat-nobel-winner-dead-100-2023-11-30/ Henry Kissinger, American diplomat and Nobel winner, dead at 100], reuters.com. Abgerufen 30. November 2023</ref>) war ein US-amerikanischer [[Politikwissenschaftler]] und [[Politiker]] deutscher Herkunft. Von [[1969]] bis [[1973]] war er Nationaler Sicherheitsberater der Vereinigten Staaten, von [[1973]] bis [[1977]] [[US-Außenminister]] und später [[Unternehmensberater]].<ref name=Karlspreis>''[https://www.karlspreis.de/de/preistraeger/henry-a-kissinger-1987/vita Der Karlspreisträger 1987 Henry A. Kissinger]''. Website der Stiftung Internationaler Karlspreis zu Aachen. Abgerufen am 26. Juli 2023.</ref> [[1973]] erhielt er den Friedensnobelpreis für das Friedensabkommen in Vietnam.
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== Kindheit und Jugend in Fürth ==
== Kindheit und Jugend in Fürth ==
[[Datei:Familie Kissinger Parkhotel.jpg|miniatur|rechts|Unterschriften der Familie Kissinger, ca. 1950]]
[[Datei:Familie Kissinger Parkhotel.jpg|miniatur|rechts|Unterschriften der Familie Kissinger, ca. 1950]]
[[Datei:Kissinger 1975.jpg|mini|left|Kissinger 1975 zu Besuch in Fürth]]Henry Kissinger wurde als Heinz Alfred Kissinger in [[Fürth]] geboren. Sein Vater, [[Louis Kissinger]], unterrichtete am [[Helene-Lange-Gymnasium|Fürther Mädchenlyzeum]] Geschichte und Geografie. Seine Mutter, Paula Kissinger, war die Tochter eines wohlhabenden jüdischen Viehhändlers aus Leutershausen nahe Ansbach. Henry Kissinger verbrachte mit seinem um ein Jahr jüngeren Bruder Walter eine glückliche Kindheit in Fürth bis [[1933]].  
[[Datei:Kissinger 1975.jpg|mini|left|Kissinger 1975 zu Besuch in Fürth]]Henry Kissinger wurde als Heinz Alfred Kissinger in [[Fürth]] geboren. Sein Vater, [[Louis Kissinger]], unterrichtete am [[Helene-Lange-Gymnasium|Fürther Mädchenlyzeum]] Geschichte und Geografie. Seine Mutter, [[Paula Kissinger]], war die Tochter eines wohlhabenden jüdischen Viehhändlers aus Leutershausen nahe Ansbach. Henry Kissinger verbrachte mit seinem um ein Jahr jüngeren Bruder Walter eine glückliche Kindheit in Fürth bis [[1933]].  
In "Kissinger 1923 - 1968: The Idealist" heißt es über die Erinnerungen an die Schule: ''... the Jewish Realschule'' (also die [[Israelitische Realschule]]) '', where both his sons'' (Walter und Henry) ''began studying in the summer of 1933. It is not entirely clear from the existing records why they went there so early - before the Jewish quotas had been imposed on the public schools. According to Kissinger, his parents intended that he should go to the Gymnasium after four years at the Realschule (which would not have been unusual for a boy from an Orthodox family). ... The Realschule, which was just around the corner'' (in der [[Blumenstraße 31]]) ''from the Kissingers´ home, was by no means a bad institution.'' <ref>Niall Ferguson: "Kissinger 1923 - 1968: The Idealist", 2015, Seite 67 f</ref>
In "Kissinger 1923 - 1968: The Idealist" heißt es über die Erinnerungen an die Schule: ''... the Jewish Realschule'' (also die [[Israelitische Bürgerschule|Jüdische Realschule]]) '', where both his sons'' (Walter und Henry) ''began studying in the summer of 1933. It is not entirely clear from the existing records why they went there so early - before the Jewish quotas had been imposed on the public schools. According to Kissinger, his parents intended that he should go to the Gymnasium after four years at the Realschule (which would not have been unusual for a boy from an Orthodox family). ... The Realschule, which was just around the corner'' (in der [[Blumenstraße 31]]) ''from the Kissingers´ home, was by no means a bad institution.'' <ref>Niall Ferguson: "Kissinger 1923 - 1968: The Idealist", 2015, Seite 67 f</ref>
Während der Vater trotz zunehmender Repressalien gegen deutsche Juden ausharren wollte, setzte sich seine willensstarke und realistischer denkende Frau durch [[1938]] aus dem [[wikipedia:NS-Staat|nationalsozialistischen Deutschen Reich]] in die USA zu emigrieren. Dreizehn Verwandte der Familien Kissingers wurden später von den [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] ermordet ''(siehe [[wikipedia:Holocaust|Holocaust]])''.
Während der Vater trotz zunehmender Repressalien gegen deutsche Juden ausharren wollte, setzte sich seine willensstarke und realistischer denkende Frau durch, [[1938]] aus dem [[wikipedia:NS-Staat|nationalsozialistischen Deutschen Reich]] in die USA zu emigrieren. Dreizehn Verwandte der Familien Kissingers wurden später von den [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] ermordet ''(siehe [[wikipedia:Holocaust|Holocaust]])''.


Kissinger jr. ging mit seinem Bruder Walter in New York City im damals deutsch-jüdisch geprägten Stadtteil [[wikipedia:Washington Heights (New York City)|Washington Heights]] von Manhattan auf die George Washington High School. Während sie keine Probleme mit der Bewältigung der neuen Lebensumstände hatten, war der Vater ein gebrochener Mann, der sich von der Umwelt abschottete. Am [[19. Juni]] [[1943]] erhielt Kissinger jr. die Staatsbürgerschaft der USA, nachdem er im selben Jahr zum Militärdienst bei den Landstreitkräften eingezogen worden war. Der Zweite Weltkrieg brachte ihn nach Deutschland.
Kissinger jr. ging mit seinem Bruder Walter in New York City im damals deutsch-jüdisch geprägten Stadtteil [[wikipedia:Washington Heights (New York City)|Washington Heights]] von Manhattan auf die George Washington High School. Während sie keine Probleme mit der Bewältigung der neuen Lebensumstände hatten, war der Vater ein gebrochener Mann, der sich von der Umwelt abschottete. Am [[19. Juni]] [[1943]] erhielt Kissinger jr. die Staatsbürgerschaft der USA, nachdem er im selben Jahr zum Militärdienst bei den Landstreitkräften eingezogen worden war. Der [[Zweiter Weltkrieg|Zweite Weltkrieg]] brachte ihn nach Deutschland. Die Heirat mit seiner Frau Nancy fand 1974 am Washington National Airport statt und war ausgerechnet an einem Samstag, dem jüdischen Sabbat, also an einem Tag, an dem es orthodoxen Juden verboten ist, zu reisen. Für seine Eltern Louis und Paula war dies ein "wehmütiger Tag", weil Nancy auch keine Jüdin war. <ref>Zeitschrift Bunte Nr. 50 vom 7.12.2023, S. 50/51)</ref>


Seine große Leidenschaft gilt dem Fußballspiel, einer Passion, der er seit jeher die Treue hält, indem er sich bis heute die Ergebnisse der [[SpVgg Fürth]] übermitteln lässt. Dies tut Kissinger, wie er in einem Phoenix-Interview offenbarte, heute über das Internet; früher teilte ihm die deutsche Botschaft in den USA die Spielergebnisse von Fürth und die der 1. und 2. Bundesliga mit.
Seine große Leidenschaft galt dem Fußballspiel, einer Passion, der er seit jeher die Treue hielt, indem er sich bis ins hohe Alter die Ergebnisse der [[SpVgg Fürth]] übermitteln ließ. Dies tat Kissinger, wie er in einem Phoenix-Interview offenbarte, über das Internet; früher teilte ihm die deutsche Botschaft in den USA die Spielergebnisse von Fürth und die der 1. und 2. Bundesliga mit.
 
== Aufenthalt in Würzburg ==
Ein Zufallsfund am [[30. November]] [[2023]] bei einer Recherche des Würzburger Stadtarchivs zeigt, dass Kissingers Weg ihn auch nach Würzburg führte: Da ihm die Nationalsozialisten den Zugang aufs Gymnasium verwehrten, schickten ihn seine Eltern auf eine jüdische Realschule und später auf die Israelitische Lehrerbildungsanstalt nach Würzburg, wo bereits sein Vater [[Louis Kissinger|Louis]] studiert hatte.
 
In der Straßenkarteikarte mit der Adresse Sandbergerstraße 1, wo sich die Israelitische Lehrerbildungsanstalt befand, ist Kissinger als Schüler aufgeführt. Wann er nach Würzburg zog und wie lange er in Würzburg lernte, lässt sich aus der Karte nicht schließen. Nur, dass er am [[14. Juli]] [[1938]] wieder auszog. Ziel: Fürth in Bayern. Kurz darauf, im August 1938, emigrierte die Familie in die Vereinigten Staaten – rechtzeitig genug vor den Novemberpogromen und Synagogenbränden in Würzburg und Deutschland.&nbsp;<ref>Pressemitteilung der Stadt Würzburg: „Henry Kissinger lebte und lernte auch in Würzburg“ (30.&nbsp;November&nbsp;2023)</ref>


== Wissenschaftliche Karriere ==
== Wissenschaftliche Karriere ==
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Mittlerweile offengelegte Geheimdokumente belegen ebenfalls, dass Henry Kissinger zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Gerald Ford die völkerrechtswidrige indonesische Invasion Osttimors autorisierte, die von Dezember [[1975]] bis Februar [[1976]] ca. 60.000 Opfer kostete. Kissinger bestritt auch hier, überhaupt von den Plänen für die Invasion gewusst zu haben, bis inzwischen freigegebene Dokumente das Gegenteil bewiesen.
Mittlerweile offengelegte Geheimdokumente belegen ebenfalls, dass Henry Kissinger zusammen mit dem damaligen US-Präsidenten Gerald Ford die völkerrechtswidrige indonesische Invasion Osttimors autorisierte, die von Dezember [[1975]] bis Februar [[1976]] ca. 60.000 Opfer kostete. Kissinger bestritt auch hier, überhaupt von den Plänen für die Invasion gewusst zu haben, bis inzwischen freigegebene Dokumente das Gegenteil bewiesen.


Kissinger erhielt den Friedensnobelpreis 1973 gemeinsam mit dem Vietnamesen Lê Đức Thọ für seine Bemühungen um den Frieden in Vietnam, konkret den Waffenstillstand und Abzug der amerikanischen Truppen. Lê Đức Thọ, lehnte die Annahme dieser Auszeichnung jedoch mit dem Verweis darauf ab, dass in Vietnam noch gar kein Frieden herrsche. Der SPIEGEL stellte fest: Der »Friedensnobelpreis für Kissinger war die bisher umstrittenste Entscheidung der Jury.«<ref name="SpiegelNobelpreis">»Carsten Volkery: Friedensnobelpreis - Kissinger bekam ihn, Gandhi nicht«, in: DER SPIEGEL, 13.10.2006</ref> Der US-amerikanische Intellektuelle und Schriftsteller Gore Vidal konstatierte, dass die Satire an jenem Tag starb, an dem Kissinger den Friedensnobelpreis erhielt.  
Kissinger erhielt den Friedensnobelpreis 1973 gemeinsam mit dem Vietnamesen [[wikipedia:Lê Đức Thọ|Lê Đức Thọ]] für seine Bemühungen um den Frieden in Vietnam, konkret den Waffenstillstand und Abzug der amerikanischen Truppen. Lê Đức Thọ, lehnte die Annahme dieser Auszeichnung jedoch mit dem Verweis darauf ab, dass in Vietnam noch gar kein Frieden herrsche. Der SPIEGEL stellte fest: Der »Friedensnobelpreis für Kissinger war die bisher umstrittenste Entscheidung der Jury.«<ref name="SpiegelNobelpreis">»Carsten Volkery: Friedensnobelpreis - Kissinger bekam ihn, Gandhi nicht«, in: DER SPIEGEL, 13.10.2006</ref> Der US-amerikanische Intellektuelle und Schriftsteller [[wikipedia:Gore Vidal|Gore Vidal]] konstatierte, dass die Satire an jenem Tag starb, an dem Kissinger den Friedensnobelpreis erhielt.  


Zum positiven Verhältnis der Deutschen zu Kissinger gab Vidal später den sarkastischen Kommentar ab: „Im Grunde eures Herzens liebt ihr Deutschen eben Kriegsverbrecher.“ <ref name="TagespiegelVidal">vgl. etwa: Norbert Thomma: »Nachruf auf Gore Vidal: Narziss und Schandmaul«, Tagespiegel, 02.08.2012</ref>
Zum positiven Verhältnis der Deutschen zu Kissinger gab Vidal später den sarkastischen Kommentar ab: „Im Grunde eures Herzens liebt ihr Deutschen eben Kriegsverbrecher.“ <ref name="TagespiegelVidal">vgl. etwa: Norbert Thomma: »Nachruf auf Gore Vidal: Narziss und Schandmaul«, Tagespiegel, 02.08.2012</ref>
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Am [[11. September]] [[2001]], dem 28. Jahrestag des Pinochet-Putsches, reichten die Anwälte einer chilenischen Menschenrechtsorganisation Klagen gegen die Beteiligten des Putsches Kissinger, Augusto Pinochet, Hugo Banzer, Jorge Rafael Videla und Alfredo Stroessner ein.
Am [[11. September]] [[2001]], dem 28. Jahrestag des Pinochet-Putsches, reichten die Anwälte einer chilenischen Menschenrechtsorganisation Klagen gegen die Beteiligten des Putsches Kissinger, Augusto Pinochet, Hugo Banzer, Jorge Rafael Videla und Alfredo Stroessner ein.


Im September [[2001]] reichte die Familie des [[1970]] ermordeten chilenischen Generals [[wikipedia:René Schneider (General)|René Schneider]] beim Bundesgerichtshof in Washington, D. C., eine Zivilklage gegen Kissinger und Richard Helms ein. Kissinger wird vorgeworfen, den Befehl zur Beseitigung von Schneider gegeben zu haben, da sich der General weigerte, den später von der US-Regierung lancierten Militärputsch zu unterstützen.<ref>[http://www.taz.de/pt/2001/09/11/a0031.nf/textdruck Mord in Chile: Kissinger verklagt.] die tageszeitung, 11. September 2001</ref><ref>[http://www.smh.com.au/articles/2002/04/29/1019441343996.html Why the law wants a word with Kissinger] - Sidney Magazine 2002, smh.com.au, Datum 30. April 2002, Abgerufen am 28. März 2021.</ref> Das Attentat auf Schneider war Teil der Operation Fubelt, deren Ziel die Beseitigung der demokratischen chilenischen Regierung unter Salvador Allende durch einen Militärputsch war.
Im September [[2001]] reichte die Familie des [[1970]] ermordeten chilenischen Generals [[wikipedia:René Schneider (General)|René Schneider]] beim Bundesgerichtshof in Washington, D. C., eine Zivilklage gegen Kissinger und Richard Helms ein. Kissinger wurde vorgeworfen, den Befehl zur Beseitigung von Schneider gegeben zu haben, da sich der General weigerte, den später von der US-Regierung lancierten Militärputsch zu unterstützen.<ref>[http://www.taz.de/pt/2001/09/11/a0031.nf/textdruck Mord in Chile: Kissinger verklagt.] die tageszeitung, 11. September 2001</ref><ref>[http://www.smh.com.au/articles/2002/04/29/1019441343996.html Why the law wants a word with Kissinger] - Sidney Magazine 2002, smh.com.au, Datum 30. April 2002, Abgerufen am 28. März 2021.</ref> Das Attentat auf Schneider war Teil der Operation Fubelt, deren Ziel die Beseitigung der demokratischen chilenischen Regierung unter Salvador Allende durch einen Militärputsch war.


Das East Timor Action Network (ETAN), International Campaign against Impunity und Instituto Cono Sur betrieben das Projekt Kissinger Watch, über welches Informationen zum Stand der Strafverfolgung im Fall Henry Kissinger verbreitet wurden.<ref>ETAN: ''About Kissinger''. [http://www.etan.org/issues/kissinger.htm Online]</ref>
Das East Timor Action Network (ETAN), International Campaign against Impunity und Instituto Cono Sur betrieben das Projekt Kissinger Watch, über welches Informationen zum Stand der Strafverfolgung im Fall Henry Kissinger verbreitet wurden.<ref>ETAN: ''About Kissinger''. [http://www.etan.org/issues/kissinger.htm Online]</ref>


Kissinger hat jedoch auch viele Erfolge vorzuweisen. Er suchte Entspannung mit China und der Sowjetunion, stiftete Frieden in Nahost und bemühte sich um Abrüstung. So fädelte er in Geheim­gesprächen in der damaligen UdSSR das erste Abkommen zur strategischen Rüstungs­begrenzung (Salt I) ein. Außerdem verhandelte er 1973/1974 das Ende des Jom-Kippur-Krieges aus.<ref>Redaktionsnetzwerk Deutschland/dpa: ''Altmeister Henry Kissinger: brillant und skrupellos zugleich'' - [https://www.rnd.de/politik/henry-kissinger-wird-100-realpolitiker-oder-kriegsverbrecher-BBLOHOROZNOXVPVWKOFCU27VK4.h online]</ref>
Kissinger hatte jedoch auch viele Erfolge vorzuweisen. Er suchte Entspannung mit China und der Sowjetunion, stiftete Frieden in Nahost und bemühte sich um Abrüstung. So fädelte er in Geheim­gesprächen in der damaligen UdSSR das erste Abkommen zur strategischen Rüstungs­begrenzung (Salt I) ein. Außerdem verhandelte er 1973/1974 das Ende des Jom-Kippur-Krieges aus.<ref>Redaktionsnetzwerk Deutschland/dpa: ''Altmeister Henry Kissinger: brillant und skrupellos zugleich'' - [https://www.rnd.de/politik/henry-kissinger-wird-100-realpolitiker-oder-kriegsverbrecher-BBLOHOROZNOXVPVWKOFCU27VK4.html online]</ref>
 
== 100. Geburtstag ==
[[Datei:Kissinger Juni 2023 9.jpg|mini|rechts|Feierstunde der Stadt Fürth anlässlich des 100. Geburtstages H. Kissinger, Juni 2023]]
Anlässlich seines 100. Geburtstages stattete Kissinger mit Teilen seiner Familie Fürth einen Besuch ab. Hierzu veranstaltete die Stadt Fürth im [[Stadttheater]] eine Feierstunde, während der Freistaat Bayern im Anschluss einen Festakt im [[Rathaus|Rathausinnenhof]] organisierte. Kissinger selbst reiste aus den USA per Privatflugzeug eines Bekannten an. Zuvor machte er aber in London halt, ehe er nach Fürth kam und anschließend Fürth in Richtung Paris und China wieder verließ. Eigens zur Veranstaltung der Stadt Fürth sprachen als Laudatoren der ehemalige Präsident des Deutschen Bundestages [[wikipedia:Wolfgang Schäuble|Wolfgang Schäuble]], Ministerpräsident [[wikipedia:Markus Söder|Markus Söder]], Springer-Chef [[wikipedia:Mathias Döpfner|Mathias Döpfner]] und der frühere Chef der Münchner Sicherheitskonferenz [[wikipedia:Wolfgang Ischinger|Wolfgang Ischinger]]. Insbesondere die Einladung der beiden letztgenannten stieß in Teilen der Bevölkerung auf Kritik und führte u. a. in Folge zu einer Protestaktion der Grünen und Linken vor dem Stadttheater. Ziel der Kritik war neben den Laudatoren auch die Rolle Kissingers als ehemaliger US-Außenminister in Vietnam, Korea und Chile. Weitere Prominente bei diesen beiden Veranstaltungen waren: Bundespräsident [[wikipedia:Frank-Walter Steinmeier|Frank-Walter Steinmeier]] (per Video), [[wikipedia:Norbert Röttgen|Norbert Röttgen]], [[Christian Schmidt]], [[wikipedia:Sigmar Gabriel|Sigmar Gabriel]], [[wikipedia:Theo Waigel|Theo Waigel]], [[wikipedia:Karl-Theodor zu Guttenberg|Karl-Theodor zu Guttenberg]], [[wikipedia:Joachim Herrmann|Joachim Herrmann]], [[wikipedia:Günther Beckstein|Günther Beckstein]], [[wikipedia:Gerd Schmelzer|Gerd Schmelzer]], [[Helmut Hack]], [[Thomas A. H. Schöck]].<ref>Alexander Jungkunz: "Ein guter Freund, ein guter Freund". In: Fürther Nachrichten vom 22. Juni 2023, S. 3 (Druckausgabe)</ref>
Die Feier im Stadttheater wurde von Evi Kurz organisiert. Sie hatte guten Kontakt zu ihm und seinem Bruder Walter (s. Artikel in Bunte Nr. 50 vom 7.12.2023, S. 50, 51).
 
Kissinger ist am 29. November 2023 in seinem Haus in Kent, Connecticut, USA verstorben.<ref name="reuters" /> Die Stadt Fürth legte für ihn ab dem 4. Dezember 2023 extra im Rathaus ein Kondolenzbuch aus.<ref>Stadt Fürth, BMPA: Die Stadt Fürth trauert: Nachruf auf den Fürther Ehrenbürger Henry A. Kissinger, Presseinformation 30. November 2023, 416/23</ref>


== Auszeichnungen und Ehrungen ==
== Auszeichnungen und Ehrungen ==
[[Bild:DrKissingerPlatz kl.jpg|mini|right|Henry-Kissinger-Platz]]
[[Bild:DrKissingerPlatz kl.jpg|mini|right|Henry-Kissinger-Platz]]
* [[1959]] Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
* [[1959]] Mitglied der American Academy of Arts and Sciences
* [[1973]] Friedensnobelpreis - gemeinsam mit Lê Đức Thọ
* [[1973]] Friedensnobelpreis (gemeinsam mit [[wikipedia:Lê Đức Thọ|Lê Đức Thọ]], der ihn ablehnte)
* [[1973]] [[Goldene Bürgermedaille]] der Stadt Fürth
* [[1973]] [[Goldene Bürgermedaille]] der Stadt Fürth
* [[1976]] Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
* [[1976]] Großkreuz des Verdienstordens der Italienischen Republik
* [[1977]] Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA
* [[1977]] Freiheitsmedaille („The Presidential Medal of Freedom“), die höchste zivile Auszeichnung in den USA
* [[1977]] Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[51]
* [[1977]] Großkreuz des Verdienstordens der Bundesrepublik Deutschland[51]
* [[1987]] Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen
* [[1987]] Internationaler Karlspreis der Stadt Aachen<ref name=Karlspreis></ref>
* [[1988]] Ehrendoktorwürde der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  
* [[1988]] Ehrendoktorwürde der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg  
* [[1995]] Knight Commander des Order of the British Empire
* [[1995]] Knight Commander des Order of the British Empire
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* [[1998]] [[Ehrenbürger(innen)|Ehrenbürger]] der Stadt Fürth  
* [[1998]] [[Ehrenbürger(innen)|Ehrenbürger]] der Stadt Fürth  
* [[1998]] Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden I. Klasse
* [[1998]] Tomáš-Garrigue-Masaryk-Orden I. Klasse
* [[1998]] Ehrenbürger von Fürth
* [[1998]] Ehrenmitglied der [[SpVgg Greuther Fürth]]
* [[1998]] Ehrenmitglied SpVgg Greuther Fürth
* [[2005]] [[Bayerischer Verdienstorden]]
* [[2005]] [[Bayerischer Verdienstorden]]
* [[2007]] Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg, sowie
* [[2007]] Verdienstmedaille des Landes Baden-Württemberg
* [[2009]] Ewald-von-Kleist-Preis der Münchner Sicherheitskonferenz
* [[2009]] Ewald-von-Kleist-Preis der Münchner Sicherheitskonferenz
* [[2012]] President’s Medal of Distinction, höchste Auszeichnung Israels
* [[2012]] President’s Medal of Distinction, höchste Auszeichnung Israels
* [[2013]] Benennung des Platzes vor der Berufs[[feuerwehr]] zum [[Dr.-Henry-Kissinger-Platz]], anlässlich seine 90. Geburtstages<ref>Stadt Fürth, Stadtratsbeschluss vom 15. Mai 2013, [http://www.fuerth.de/Home/fuerther-rathaus/Newsarchiv/Archiv2013-Rathaus/Besonderes-Geschenk.aspx im Internet]</ref>
* [[2013]] Benennung des Platzes vor der Berufs[[feuerwehr]] zum [[Dr.-Henry-Kissinger-Platz]], anlässlich seine 90. Geburtstages<ref>Stadt Fürth, Stadtratsbeschluss vom 15. Mai 2013, [http://www.fuerth.de/Home/fuerther-rathaus/Newsarchiv/Archiv2013-Rathaus/Besonderes-Geschenk.aspx online]</ref>
* Ehrenmitglied der Fördergemeinschaft [[wikipedia:Friends of Dresden|Friends of Dresden]]<ref>[https://web.archive.org/web/20130128040545/http://www.friendsofdresden-deutschland.com/uberuns.html Friends of Dresden – Honory Directors] (Memento vom 28. Januar 2013 im [[wikipedia:Internet Archive|Internet Archive]])</ref>
* Ehrenmitglied der Fördergemeinschaft [[wikipedia:Friends of Dresden|Friends of Dresden]]<ref>[https://web.archive.org/web/20130128040545/http://www.friendsofdresden-deutschland.com/uberuns.html Friends of Dresden – Honory Directors] (Memento vom 28. Januar 2013 im [[wikipedia:Internet Archive|Internet Archive]])</ref>
* [[2023]] Anbringen einer Gedenktafel am Geburtshaus in der [[Mathildenstraße 23]]
* [[2023]] Anbringen einer Gedenktafel am Geburtshaus in der [[Mathildenstraße 23]]
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[[Oberbürgermeister]] [[Wilhelm Wenning]] übergab am [[20. Mai]] [[1998]] persönlich die Urkunde zum Ehrenbürger der Stadt Fürth.  
[[Oberbürgermeister]] [[Wilhelm Wenning]] übergab am [[20. Mai]] [[1998]] persönlich die Urkunde zum Ehrenbürger der Stadt Fürth.  


[[Datei:Ehrenweg Kissinger.JPG|mini|right|Ehrentafel Henry A. Kissinger in der Fußgängerzone]]Henry Kissinger ist des Weiteren seit 2007 im '''"[[Ehrenweg|Ehrenweg Fürth]]"''' geehrt und Ehrenmitglied der [[SpVgg Fürth]], zu welcher er nach eigenen Angaben eine sehr starke Bindung hat. Regelmäßige Besuche der Geschäftsstelle im [[Sportpark Ronhof]] im Rahmen seiner Fürthbesuche belegen dies.
[[Datei:Ehrenweg Kissinger.JPG|mini|right|Ehrentafel Henry A. Kissinger in der Fußgängerzone]]Henry Kissinger ist des Weiteren seit 2007 im '''"[[Ehrenweg|Ehrenweg Fürth]]"''' mit abgebildet und war Ehrenmitglied der [[SpVgg Fürth]], zu welcher er nach eigenen Angaben eine sehr starke Bindung hatte. Regelmäßige Besuche der Geschäftsstelle im [[Sportpark Ronhof]] im Rahmen seiner Fürth-Besuche belegten dies. Nach der Ehrentafel am Ehrenweg wurde anlässlich seines 100. Geburtstages zudem noch eine Erinnerungstafel an seinem Geburtshaus in der Mathildenstraße im Jahr 2023 angebracht.
 
== Zitate ==
* ''"Gegen persönliche Krisen schützt man sich am Besten durch einen vollen Terminkalender."''


== Literatur ==
== Literatur ==
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== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
* Alexander Jungkunz: ''Der Scheinriese aus Fürth''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 17. Oktober 2020 (Druckausgabe)
* Alexander Jungkunz: ''Der Scheinriese aus Fürth''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 17. Oktober 2020 (Druckausgabe)
* Alexander Jungkunz: ''Eine umstrittene Jahrhundertfigur wird 100''. In: Fürther Nachrichten vom 26. Mai 2023 (Druckausgabe)
* Alexander Jungkunz: ''Eine umstrittene Jahrhundertfigur wird 100''. In: Fürther Nachrichten vom 26. Mai 2023 (Druckausgabe) bzw. ''"Jahrhundertpolitiker" und "Meister der Selbstvermarktung": Wie Fachleute Henry Kissinger sehen'' vom 27. Mai 2023 (NN+)
* Julia Ruhnau: ''Ein schlichtes Schild zum Geburtstag''. In: Fürther Nachrichten vom 27. Mai 2023 (Druckausgabe)
* Julia Ruhnau: ''Ein schlichtes Schild zum Geburtstag''. In: Fürther Nachrichten vom 27. Mai 2023 (Druckausgabe)
* BMPA: ''Eine Tafel für Fürths Ehrenbürger''. In: [[INFÜ]], Nr. 11 vom 7. Juni 2023, S. 9 - [https://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2023/2023-11-infue.pdf PDF-Datei]
* Julia Ruhnau: ''Massive Kritik: Fürther Linke will Henry Kissinger die Ehrenbürgerschaft entziehen''. In: Fürther Nachrichten vom 20. Juni 2023 - [http://www.nordbayern.de/1.13355145 online]
* Alexander Jungkunz: ''Besuch zum 100. Geburtstag: Wie Henry Kissinger den Tag in Fürth verbrachte''. In: Fürther Nachrichten vom 21. Juni 2023 (NN+)
* Birgit Heidingsfelder: ''Nach Kissinger-Besuch: Streit um Festakt und Kosten in Fürth''. In: Fürther Nachrichten vom 30. Juni 2023 (NN+)
* ''Bewegender Festakt zum 100.Geburtstag von Henry Kissinger''. In: [[INFÜ]], Nr. 13 vom 5. Juli 2023, S. 6 – [https://www.fuerth.de/PortalData/1/Resources/fuertherrathaus/stadtzeitung_online/stadtzeitung2023/2023-13-infue.pdf PDF-Datei]
* * Alexander Jungkunz: ''Er hing an seiner Geburtsstadt - trotz allem'', in: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2023, S. 3 (Druckausgabe)
* Alexander Jungkunz, Matthias Boll, Hans Böller und Birgit Heidingsfelder: ''Ein Fürther von Welt'', in: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2023, S. 27 (Druckausgabe) bzw. ''"Sorry, Mister Kohl": Wie Henry Kissinger Menschen aus Fürth in Erinnerung bleibt'' In: nordbayern.de NN+ vom 1. Dezember 2023 - [https://www.nn.de/1.13830838 online (Bezahlschranke)]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Fiorda]], hebräischer Name von Fürth und der traditionsreichen jüdischen Gemeinde
* [[Fiorda]]
* [[Louis-Kissinger-Preis]]
* [[Louis-Kissinger-Preis]]
* [[Kissinger]]
* [[Kissinger]] (Namensklärung)
* [[Meyer Loeb Kissinger]]
* [[Meyer Loeb Kissinger]]
* [[David Kissinger]]
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== Bilder ==
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[[Kategorie: Ehrenbürger]]
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[[Kategorie: Politik]]
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[[Kategorie: Fiorda]]
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