24.131
Bearbeitungen
K (→Eröffnung) |
(Gliederung geä.) |
||
Zeile 20: | Zeile 20: | ||
Die städtische [[Feuerwache]] befand sich in der [[Königstraße 103]]. Der Umzug in die [[Neue Feuerwache]] an der [[Kapellenstraße]] fand im September 2023 statt. | Die städtische [[Feuerwache]] befand sich in der [[Königstraße 103]]. Der Umzug in die [[Neue Feuerwache]] an der [[Kapellenstraße]] fand im September 2023 statt. | ||
== Beschreibung des Baudenkmals == | |||
Gruppenbau in Ecklage, zweiflügeliger, zwei- und dreigeschossiger Eisenbetonbau mit Mansarddach und Eckpavillonen mit Walm-, Halbwalmdächern und Walmdachzwerchhaus, straßenseitig Sandsteinfassade mit rustiziertem Erdgeschoss und reicher Bauplastik, hofseitig verputzt mit Zwerchhäusern und Erker, barockisierender [[Jugendstil]], von [[Georg Groß]], bez. [[1908]]; Teil des [[Ensembles Altstadt]]. | |||
Stadtbaurat Otto Holzer beschrieb den Bau der Feuerwehrzentrale 1908 mit folgenden Worten: „Schon die mächtigen Ausfahrtstore deuten auch dem Stadtunkundigen den Zweck des Hauses an. Ein reizendes Steinrelief, mit den Ausrüstungsgegenständen der Feuerwehr spielende Knäbchen, wird die Zweckbestimmung des Hauses wohl allen Zeiten erhalten. (…) Die guten Verhältnisse des Gebäudes, die kräftige Rustika des Erdgeschosses, der sinnige plastische Schmuck, die einfachen aber großen Dächer, die sich den älteren Gebäuden in der Nachbarschaft gut anpassen, verfehlen ihre Wirkung nicht.“ Damit meint er die Schule Helmplatz 4 aus 1881 in klassischen Neurenaissance-Formen. | |||
Weiterhin ergänzte Holzer, nicht uneigennützig: „Auch bei diesem Plan lag Projektierung und Ausführung in den Händen des Stadtbauamtes.“ | |||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Zeile 39: | Zeile 46: | ||
Für die Schreinerarbeiten gab es fünf Lose, für die Schlosserarbeiten drei Lose, die Maler wurden in drei Losen bedacht und die Hafner in zwei Losen. Für die Stuckatur- und Installationsarbeiten wurden ebenfalls Fürther Betriebe eingesetzt. Aus den Anzeigen ist zum Beispiel zu entnehmen, dass ab Juli 1908 die Hafner sowohl an den Feuerwehrräumen und Kutscherwohnungen (Los I) als auch in den künftigen Wohnungen des Oberbürgermeisters, Rektors und Direktors (Los II) gearbeitet haben. | Für die Schreinerarbeiten gab es fünf Lose, für die Schlosserarbeiten drei Lose, die Maler wurden in drei Losen bedacht und die Hafner in zwei Losen. Für die Stuckatur- und Installationsarbeiten wurden ebenfalls Fürther Betriebe eingesetzt. Aus den Anzeigen ist zum Beispiel zu entnehmen, dass ab Juli 1908 die Hafner sowohl an den Feuerwehrräumen und Kutscherwohnungen (Los I) als auch in den künftigen Wohnungen des Oberbürgermeisters, Rektors und Direktors (Los II) gearbeitet haben. | ||
== Planung im Bauamt == | === Planung im Bauamt === | ||
Der Bau der „neue[n] Feuerwehrzentrale“ war umstritten und wurde 1906 wie folgt beschrieben: „Dem neuesten, vom Bauamt vorgeschlagenen Projekt sind im Laufe der letzten Jahre 16 andere Projekte vorausgegangen.“<ref>Käppner-Chronik, 1906</ref> Zu den endgültigen Beschlüssen von Magistrat (4. Oktober 1906) und Gemeindekollegium (24. Oktober 1906) kamen nun auch die endgültigen Pläne ab dem April 1907 hinzu, und zwar vom Architekten Georg Groß. Auf 13 Bogen entworfen wurden von ihm: die Situation (Lageplan), die Pläne für Kellergeschoss, Erdgeschoss, I., II. und III. Obergeschoss, Ansichten von der Königstraße und der Helmstraße, drei Hofansichten von Osten, Süden und Norden und letztlich zwei Längsschnitte, Ansichten vom Helmplatz aus und von der Königstraße. | Der Bau der „neue[n] Feuerwehrzentrale“ war umstritten und wurde 1906 wie folgt beschrieben: „Dem neuesten, vom Bauamt vorgeschlagenen Projekt sind im Laufe der letzten Jahre 16 andere Projekte vorausgegangen.“<ref>Käppner-Chronik, 1906</ref> Zu den endgültigen Beschlüssen von Magistrat (4. Oktober 1906) und Gemeindekollegium (24. Oktober 1906) kamen nun auch die endgültigen Pläne ab dem April 1907 hinzu, und zwar vom Architekten Georg Groß. Auf 13 Bogen entworfen wurden von ihm: die Situation (Lageplan), die Pläne für Kellergeschoss, Erdgeschoss, I., II. und III. Obergeschoss, Ansichten von der Königstraße und der Helmstraße, drei Hofansichten von Osten, Süden und Norden und letztlich zwei Längsschnitte, Ansichten vom Helmplatz aus und von der Königstraße. | ||
Zeile 50: | Zeile 57: | ||
Für die insgesamt fünf Bauwerksteile fertigte im Juli 1907 die Firma Dyckerhoff & Widmann, Nürnberg statische Berechnungen auf 36 Seiten. Dieses Unternehmen war für die Ausführung der Eisenbetonarbeiten – speziell der Fahrzeughalle – beauftragt worden. Die Berechnungen, geprüft vom Stadtbaumeister [[Jakob Bock|Bock]], der Einwendungen nicht erhob, genehmigte am 30. Dezember 1907 der Stadtmagistrat unter dem 1. Bürgermeister Kutzer. | Für die insgesamt fünf Bauwerksteile fertigte im Juli 1907 die Firma Dyckerhoff & Widmann, Nürnberg statische Berechnungen auf 36 Seiten. Dieses Unternehmen war für die Ausführung der Eisenbetonarbeiten – speziell der Fahrzeughalle – beauftragt worden. Die Berechnungen, geprüft vom Stadtbaumeister [[Jakob Bock|Bock]], der Einwendungen nicht erhob, genehmigte am 30. Dezember 1907 der Stadtmagistrat unter dem 1. Bürgermeister Kutzer. | ||
== Eröffnung == | === Eröffnung === | ||
Unter Beteiligung von vielen Ehrengästen wurde die neue Feuerwehrzentrale eingeweiht. Die offizielle Bewilligung zum Bezug der Feuerwehrzentrale mit Haus Nr. 103 der Königstraße hatte der Stadtmagistrat am 21. September 1908 erteilt und dem Bauamt als Bauherrn unter dem Stadtbaurat Otto Holzer mitgeteilt. Der Brandmeister Heinrich Schrank, zuständig im Bauamt für die Feuerpolizei und die Feuerwehr, erhielt vom Beschluss Kenntnis. Damit konnte der Bau offiziell in Betrieb genommen, der Wachraum bzw. das Feuermeldezimmer im Erdgeschoss ständig besetzt werden. Paul Käppner schrieb in seiner Chronik zur Eröffnung: ''„Eröffnung des Feuerwehrhauses an der Königstraße (…). Nach einer größeren Übung an den Gebäuden Maxstraße/Friedrichstraße 24/26 rückte die Feuerwehr unter Vorantritt der Stadtkapelle in das neue Haus ein.“''<ref>Paul Käppner: Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1900</ref> | Unter Beteiligung von vielen Ehrengästen wurde die neue Feuerwehrzentrale eingeweiht. Die offizielle Bewilligung zum Bezug der Feuerwehrzentrale mit Haus Nr. 103 der Königstraße hatte der Stadtmagistrat am 21. September 1908 erteilt und dem Bauamt als Bauherrn unter dem Stadtbaurat Otto Holzer mitgeteilt. Der Brandmeister Heinrich Schrank, zuständig im Bauamt für die Feuerpolizei und die Feuerwehr, erhielt vom Beschluss Kenntnis. Damit konnte der Bau offiziell in Betrieb genommen, der Wachraum bzw. das Feuermeldezimmer im Erdgeschoss ständig besetzt werden. Paul Käppner schrieb in seiner Chronik zur Eröffnung: ''„Eröffnung des Feuerwehrhauses an der Königstraße (…). Nach einer größeren Übung an den Gebäuden Maxstraße/Friedrichstraße 24/26 rückte die Feuerwehr unter Vorantritt der Stadtkapelle in das neue Haus ein.“''<ref>Paul Käppner: Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1900</ref> | ||
Zeile 57: | Zeile 64: | ||
Der 1911 veröffentlichte Verwaltungsbericht für 1908/09 nannte als Kostenaufwand für die Feuerwehrzentrale 208.127,05 Mark bis Ende 1909. Der vorgesehene Aufwand nach Verwaltungsplan sei mit 154.000 Mark angesetzt gewesen. 1908 hatte Holzer noch von 182.000 Mark Baukosten ohne Innenausstattung gesprochen. Dafür gaben im April 1907 der Magistrat und das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten ihre Zustimmung. Für die Änderung der Straße vor dem Gebäude war ein weiterer Betrag von 19.000 Mark aufzubringen. | Der 1911 veröffentlichte Verwaltungsbericht für 1908/09 nannte als Kostenaufwand für die Feuerwehrzentrale 208.127,05 Mark bis Ende 1909. Der vorgesehene Aufwand nach Verwaltungsplan sei mit 154.000 Mark angesetzt gewesen. 1908 hatte Holzer noch von 182.000 Mark Baukosten ohne Innenausstattung gesprochen. Dafür gaben im April 1907 der Magistrat und das Kollegium der Gemeindebevollmächtigten ihre Zustimmung. Für die Änderung der Straße vor dem Gebäude war ein weiterer Betrag von 19.000 Mark aufzubringen. | ||
== Raumnutzung == | === Raumnutzung === | ||
Die fünf Bauteile, die die alte Feuerwache an der Königstraße bilden, sind in den erhaltenen Bauakten in einer kleinen Skizze ersichtlich. Zwei Grundrisse aus dem Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Fürth für 1908 und 1909, führen die Nutzung der Räume im Einzelnen auf. | Die fünf Bauteile, die die alte Feuerwache an der Königstraße bilden, sind in den erhaltenen Bauakten in einer kleinen Skizze ersichtlich. Zwei Grundrisse aus dem Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Fürth für 1908 und 1909, führen die Nutzung der Räume im Einzelnen auf. | ||
Zeile 92: | Zeile 99: | ||
Der Jahresbericht des Stadtmagistrats für 1908 wurde stolz vermerkt stolz: „Gegen die Straße, die hier mit einer Breite von etwa 45 m außerordentlich günstige Ausfahrtsverhältnisse bietet, öffnen sich von der Gerätehalle aus 6 mächtige Ausfahrtstore. Um ein bequemes Einfahren der Geräte vom Hofe her zu ermöglichen, sind 5 Tore angelegt, deren Mittelachsen mit denen der Ausfahrtstore zusammenfallen.“ | Der Jahresbericht des Stadtmagistrats für 1908 wurde stolz vermerkt stolz: „Gegen die Straße, die hier mit einer Breite von etwa 45 m außerordentlich günstige Ausfahrtsverhältnisse bietet, öffnen sich von der Gerätehalle aus 6 mächtige Ausfahrtstore. Um ein bequemes Einfahren der Geräte vom Hofe her zu ermöglichen, sind 5 Tore angelegt, deren Mittelachsen mit denen der Ausfahrtstore zusammenfallen.“ | ||
= | === Bauliche Änderungen === | ||
== Bauliche Änderungen == | |||
1921 begann die Motorisierung, so wurde eine Magirus-Motorspritze vom Typ „Rottweil“ beschafft. 1929 folgt die zweite Motorspritze vom Typ „Ulm“. Sie wurde später der Freiwilligen Feuerwehr Fürth-Vach überlassen und existiert noch heute. Die Stallung wurde ab Januar bis Mai 1929 in eine Autogarage umgebaut. | 1921 begann die Motorisierung, so wurde eine Magirus-Motorspritze vom Typ „Rottweil“ beschafft. 1929 folgt die zweite Motorspritze vom Typ „Ulm“. Sie wurde später der Freiwilligen Feuerwehr Fürth-Vach überlassen und existiert noch heute. Die Stallung wurde ab Januar bis Mai 1929 in eine Autogarage umgebaut. | ||
Zeile 107: | Zeile 107: | ||
Aber auch Räume im Eichamtsgebäude am Helmplatz werden der Feuerwehr zur Verfügung gestellt, um das „brennende Raumproblem“ zu beheben. Die drangvolle Enge in der Feuerwehrzentrale führte aber weiter dazu, dass Fahrzeuge anderweitig untergebracht werden mussten. Im unweit gelegenen Sozialrathaus am Königsplatz sind im Untergeschoß Garagen für die Freiwillige Feuerweher eingebaut, die von der Mühlstraße aus zu befahren sind. | Aber auch Räume im Eichamtsgebäude am Helmplatz werden der Feuerwehr zur Verfügung gestellt, um das „brennende Raumproblem“ zu beheben. Die drangvolle Enge in der Feuerwehrzentrale führte aber weiter dazu, dass Fahrzeuge anderweitig untergebracht werden mussten. Im unweit gelegenen Sozialrathaus am Königsplatz sind im Untergeschoß Garagen für die Freiwillige Feuerweher eingebaut, die von der Mühlstraße aus zu befahren sind. | ||
== Feuerwehrmuseum == | == Feuerwehrmuseum == | ||
Zeile 117: | Zeile 114: | ||
Eine Marmortafel, die 1922 enthüllt wurde und im Museum zu sehen ist, ist zum Gedenken an die im I. Weltkrieg gefallenen Feuerwehrleute. 15 Namen sind in der Tafel eingraviert. | Eine Marmortafel, die 1922 enthüllt wurde und im Museum zu sehen ist, ist zum Gedenken an die im I. Weltkrieg gefallenen Feuerwehrleute. 15 Namen sind in der Tafel eingraviert. | ||
== Neubau == | |||
Der Neubau einer neuen Feuerwache war seit den 1990er Jahre mehrfach im Gespräch. Die Gründe hierfür sind unterschiedlicher Natur - aber im Wesentlichen begründet durch den Platzmangel. Während die Stadt Fürth sich in den letzten Jahrzehnten deutlich vergrößert hat, konnte die Feuerwache auf Grund der räumlichen Lage nicht mitwachsen. So entstand der Wunsch der Berufsfeuerwehr, aber auch der Kommunalpolitik schnellstmöglich hierfür Abhilfe zu schaffen. Doch sowohl der Frage der Finanzierung, also auch die Standortfrage der neuen Feuerwache behinderten den Bau der neue neuen Feuerwache. Neben massiven Baukostensteigerungen, aber auch durch die [[Corona-Pandemie]] musste die Eröffnung des [[Neue Feuerwache|Neuen Feuerwache]] immer wieder verschoben werden. Im August und September 2023 fand schließlich der Umzug an die [[Kapellenstraße]] statt. Zunächst wurde erst ein Probebetrieb aufrecht erhalten und die alte Feuerwache als Backup genutzt. Seit Oktober 2023 ist die alte Feuerwache nicht mehr im Betrieb und wird als Standort für die [[Freiwillige Feuerwehr Fürth|Freiwillige Feuerwehr Innenstadt]] genutzt. Diese musste ihre Wache unterhalb des Sozialrathauses räumen um Platz für den Neubau des [[Schliemann-Gymnasium]] zu machen. Perspektivisch ist für die alte Feuerwache u.a. eine kulturelle Nutzung angedacht - durch den Umzug der [[kunst galerie]] vom Königsplatz in die alte Feuerwache im Rahmen der Gestaltung des [[Pegnitzquartier]]s. | |||
== Literatur == | == Literatur == |