Rudolf Benario: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Rudolf Benario''' (geb. [[20. September]] [[1908]] in Frankfurt am Main; gest. [[12. April]] [[1933]] im KZ Dachau) war promovierter [[Volkswirt]] und eines der ersten jüdischen Opfer des [[NSDAP|NS]]-Terrors in Fürth.
'''Rudolf Benario''' (geb. [[20. September]] [[1908]] in Frankfurt am Main; gest. [[12. April]] [[1933]] im KZ Dachau) war promovierter [[Volkswirt]] und eines der ersten jüdischen Opfer des [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NS]]-Terrors in Fürth.


== Leben ==
== Leben ==
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Er besuchte von 1918 bis 1922 das Alte Gymnasium Nürnberg (ab 1933: [http://franken-wiki.de/index.php/Melanchthon-Gymnasium Melanchthon-Gymnasium]), die Hälfte der 5. Klasse das Alte Gymnasium in Würzburg und ab [[1. Mai]] [[1923]] die 6. Klasse des Gymnasiums Carolinum in Ansbach. Am [[1. April]] [[1927]] legte er sein Abitur ab.
Er besuchte von 1918 bis 1922 das Alte Gymnasium Nürnberg (ab 1933: [http://franken-wiki.de/index.php/Melanchthon-Gymnasium Melanchthon-Gymnasium]), die Hälfte der 5. Klasse das Alte Gymnasium in Würzburg und ab [[1. Mai]] [[1923]] die 6. Klasse des Gymnasiums Carolinum in Ansbach. Am [[1. April]] [[1927]] legte er sein Abitur ab.


Ab 1927 studierte Rudolf Benario Staatswissenschaften und Jura an den Universitäten Erlangen, Würzburg, Berlin und wieder Erlangen. In Erlangen legte er am Ende des Wintersemesters 1929/30 das Examen zum Diplom-Volkswirt ab ([[1. April]] [[1930]]). Im Januar 1930 nahm er als Vertreter der Fraktion "Freiheitliche Studenten" an einer Sitzung des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) teil. Seine Anwesenheit veranlasste die Mitglieder des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB), geschlossen die Sitzung zu verlassen und sie platzen zu lassen <ref>siehe "Presseartikel zur Geschichte der Familie Bing und der Binghöhle in Streitberg" in: Alemannia-Judaica [https://www.alemannia-judaica.de/streitberg_juedgeschichte.htm online verfügbar]</ref>. Während seines Studiums engagierte er sich im Republikanischen Studentenbund und in der KPD. Benario trat für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit. Am [[28. Januar]] [[1933]] wurde er an der Universität Erlangen mit einer Doktorarbeit über ''„Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849“'' zum Dr. rer. pol. promoviert.
Ab 1927 studierte Rudolf Benario Staatswissenschaften und Jura an den Universitäten Erlangen, Würzburg, Berlin und wieder Erlangen. In Erlangen legte er am Ende des Wintersemesters 1929/30 das Examen zum Diplom-Volkswirt ab ([[1. April]] [[1930]]). Im Januar 1930 nahm er als Vertreter der Fraktion "Freiheitliche Studenten" an einer Sitzung des Allgemeinen Studentenausschusses (AStA) teil. Seine Anwesenheit veranlasste die Mitglieder des Nationalsozialistischen Deutschen Studentenbundes (NSDStB), geschlossen die Sitzung zu verlassen und sie platzen zu lassen <ref>siehe "Presseartikel zur Geschichte der Familie Bing und der Binghöhle in Streitberg" in: Alemannia-Judaica [https://www.alemannia-judaica.de/streitberg_juedgeschichte.htm online verfügbar]</ref>. Während seines Studiums engagierte er sich im Republikanischen Studentenbund und in der [[Kommunistische Partei Deutschlands|KPD]]. Benario trat für die Interessen seiner Partei an die Öffentlichkeit. Am [[28. Januar]] [[1933]] wurde er an der Universität Erlangen mit einer Doktorarbeit über ''„Wirtschaftsräte in der deutschen Literatur und Gesetzgebung der Jahre 1840 bis 1849“'' zum Dr. rer. pol. promoviert.


=== Politische Tätigkeit ===
=== Politische Tätigkeit ===
An der Universität Erlangen arbeitete Rudolf Benario ab 1927 in der ‚Arbeitsgemeinschaft Republikanischer Studenten’ als Schriftführer mit. Vermutlich hatte er in dieser Zeit auch Kontakt zu den Jungsozialisten der SPD in Fürth und wird wahrscheinlich 1929 zu deren Vorsitzenden gewählt.
An der Universität Erlangen arbeitete Rudolf Benario ab 1927 in der ‚Arbeitsgemeinschaft Republikanischer Studenten’ als Schriftführer mit. Vermutlich hatte er in dieser Zeit auch Kontakt zu den Jungsozialisten der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] in Fürth und wird wahrscheinlich 1929 zu deren Vorsitzenden gewählt.


Am 15. Januar 1930 kommt es in einer Sitzung des Allgemeinen Studenten-Ausschusses (ASTA) zu einem Eklat. Die Vertreter der NS-Studenten verlassen die Sitzung, weil Rudolf Benario ''„…ein schädigendes Verhalten an den Tag legt…“''.<ref>Erlanger Nachrichten 18.1.1930</ref> Bereits vorher waren Aushänge der ‚Republikanischen Studenten’ mit dem Schimpfwort ''„Judenknechte“'' beschmiert worden. Das Verhalten der Nationalsozialisten wurde von den Vertretern aller anderen Studentengruppen ''„…vollkommen gebilligt“''.<ref>ebenda</ref>  
Am 15. Januar 1930 kommt es in einer Sitzung des Allgemeinen Studenten-Ausschusses (ASTA) zu einem Eklat. Die Vertreter der NS-Studenten verlassen die Sitzung, weil Rudolf Benario ''„…ein schädigendes Verhalten an den Tag legt…“''.<ref>Erlanger Nachrichten 18.1.1930</ref> Bereits vorher waren Aushänge der ‚Republikanischen Studenten’ mit dem Schimpfwort ''„Judenknechte“'' beschmiert worden. Das Verhalten der Nationalsozialisten wurde von den Vertretern aller anderen Studentengruppen ''„…vollkommen gebilligt“''.<ref>ebenda</ref>  


Bei der Reichstagswahl 1930 gewann die NSDAP 95 Mandate, die SPD verlor 10 Abgeordnete und die KPD gewann 23 Mandate. Der SPD-Parteivorstand sah in den Jungsozialisten, die den Panzerkreuzerbau und den Schmusekurs mit der Brüning-Regierung scharf verurteilt hatten, die Schuldigen am Wahldebakel. Deshalb löste er im Juni 1931 die Organisation der Jusos auf.<ref>Wolfgang R. Krabbe, ‚Kritische Anhänger - Unbequeme Störer: Studien zur Politisierung deutscher Jugendlicher im 20. Jahrhundert’, Berlin 2010, Seite 319</ref>  
Bei der Reichstagswahl 1930 gewann die NSDAP 95 Mandate, die SPD verlor 10 Abgeordnete und die KPD gewann 23 Mandate. Der SPD-Parteivorstand sah in den Jungsozialisten, die den Panzerkreuzerbau und den Schmusekurs mit der [[wikipedia:Heinrich Brüning|Brüning]]-Regierung scharf verurteilt hatten, die Schuldigen am Wahldebakel. Deshalb löste er im Juni 1931 die Organisation der Jusos auf.<ref>Wolfgang R. Krabbe, ‚Kritische Anhänger - Unbequeme Störer: Studien zur Politisierung deutscher Jugendlicher im 20. Jahrhundert’, Berlin 2010, Seite 319</ref>  
Im gleichen Monat, während einer Veranstaltung der Fürther KPD mit dem Bezirksvorsitzenden Jakob Boulanger und [[Anton Hausladen]] im Geismannsaal, gab Rudolf Benario öffentlich seinen Übertritt von den Jungsozialisten zur KPD bekannt.<ref>Fränkische Tagespost 13.6.1931, Staatsarchiv Nürnberg 218/9 Polizeipräsidium Nbg-Fth Nr. 791</ref> Als Vorsitzender der Fürther Jusos hatte er zu den Gruppenabenden der Kommunisten eingeladen, um gegen den Opportunismus der SPD gemeinsam vorzugehen. Die Fürther SPD-Spitze reagierte äußerst gereizt und drohte mit dem Parteiauschluss.<ref>Nordbayerische Zeitung 15.5.1931</ref> Dem kam Rudolf Benario zuvor. Er wurde zusammen mit drei anderen Jungsozialisten Mitglied der KPD. In einem Artikel ihres Hausblattes, der „Fränkischen Tagespost“, beschimpfte die SPD-Spitze Benario auf eine äußerst rüde Art, die sich nur wenig von den späteren Hasstiraden der Nationalsozialisten unterschied.<ref>Fränkische Tagespost 13.6.1931</ref> Der Grund: Es waren so viele Jungsozialisten zur KPD übergetreten, dass das sogar die politische Polizei registrierte. Unter ihnen war auch der Journalist des SPD-Blattes, Heinrich Heilbrunn<ref>Fränkische Tagespost 28.5.1931</ref>, ein Sohn des Fürther Arztes Bertold Heilbrunn.
Im gleichen Monat, während einer Veranstaltung der Fürther KPD mit dem Bezirksvorsitzenden Jakob Boulanger und [[Anton Hausladen]] im Geismannsaal, gab Rudolf Benario öffentlich seinen Übertritt von den Jungsozialisten zur KPD bekannt.<ref>Fränkische Tagespost 13.6.1931, Staatsarchiv Nürnberg 218/9 Polizeipräsidium Nbg-Fth Nr. 791</ref> Als Vorsitzender der Fürther Jusos hatte er zu den Gruppenabenden der Kommunisten eingeladen, um gegen den Opportunismus der SPD gemeinsam vorzugehen. Die Fürther SPD-Spitze reagierte äußerst gereizt und drohte mit dem Parteiauschluss.<ref>Nordbayerische Zeitung 15.5.1931</ref> Dem kam Rudolf Benario zuvor. Er wurde zusammen mit drei anderen Jungsozialisten Mitglied der KPD. In einem Artikel ihres Hausblattes, der „Fränkischen Tagespost“, beschimpfte die SPD-Spitze Benario auf eine äußerst rüde Art, die sich nur wenig von den späteren Hasstiraden der Nationalsozialisten unterschied.<ref>Fränkische Tagespost 13.6.1931</ref> Der Grund: Es waren so viele Jungsozialisten zur KPD übergetreten, dass das sogar die politische Polizei registrierte. Unter ihnen war auch der Journalist des SPD-Blattes, Heinrich Heilbrunn<ref>Fränkische Tagespost 28.5.1931</ref>, ein Sohn des Fürther Arztes Bertold Heilbrunn.


Der Rektor der Erlanger Universität denunzierte Rudolf Benario am 12. Dezember 1932  beim bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus als ‚kommunistischen Agitator’: ''„…von einzelnen Studierenden ist ein früherer stud. rer. pol. Benario zu erwähnen, der nach einer kürzlich mir zur vertraulichen Kenntnisnahme zugegangenen Feststellung der politischen Polizei zeitweilig mit kommunistischer Agitation sich befasst hat…“''.<ref>Universität Erlangen Archiv</ref> Die ‚vertraulichen Informationen’ des Rektors stammten nicht nur von der Fürther Polizei. Schon im Oktober 1931 war Rudolf Benario vom Fürther Amtsgericht wegen Verstoßes gegen den § 3 der Verordnung zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen zu einer Geldstrafe von 80 RM verurteilt worden, weil er am 17. Juli 1931 an einer Erwerbslosendemonstration der KPD teilgenommen hatte. Ihm wurde vorgeworfen, die Demonstration geleitet und Sprechchöre organisiert zu haben. Als erschwerend sah es das Gericht an, dass sich der Student zur Kommunistischen Partei bekannte.<ref>Nordbayerische Zeitung 13.10.1931</ref>
Der Rektor der Erlanger Universität denunzierte Rudolf Benario am 12. Dezember 1932  beim bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus als ‚kommunistischen Agitator’: ''„…von einzelnen Studierenden ist ein früherer stud. rer. pol. Benario zu erwähnen, der nach einer kürzlich mir zur vertraulichen Kenntnisnahme zugegangenen Feststellung der politischen Polizei zeitweilig mit kommunistischer Agitation sich befasst hat…“''.<ref>Universität Erlangen Archiv</ref> Die ‚vertraulichen Informationen’ des Rektors stammten nicht nur von der Fürther Polizei. Schon im Oktober 1931 war Rudolf Benario vom Fürther Amtsgericht wegen Verstoßes gegen den § 3 der Verordnung zur Bekämpfung politischer Ausschreitungen zu einer Geldstrafe von 80 RM verurteilt worden, weil er am 17. Juli 1931 an einer Erwerbslosendemonstration der KPD teilgenommen hatte. Ihm wurde vorgeworfen, die Demonstration geleitet und Sprechchöre organisiert zu haben. Als erschwerend sah es das Gericht an, dass sich der Student zur Kommunistischen Partei bekannte.<ref>Nordbayerische Zeitung 13.10.1931</ref>
Aktives Mitglied war Rudolf Benario auch im 1927 von Kommunisten gegründeten Fürther Kanu-Klub. Der Klub, Mitglied im „Arbeiter-Turn- und Sportbund“ (ATSB), verstand sich als Gegenbewegung zur nationalistischen „Deutschen Turnerschaft“, die keine Arbeiter und Juden in ihren Reihen duldete, lange vor dem 30. Januar 1933.
Aktives Mitglied war Rudolf Benario auch im 1927 von Kommunisten gegründeten Fürther Kanu-Klub. Der Klub, Mitglied im [[wikipedia:Arbeiter-Turn- und Sportbund|„Arbeiter-Turn- und Sportbund“]] (ATSB), verstand sich als Gegenbewegung zur nationalistischen „Deutschen Turnerschaft“, die keine Arbeiter und Juden in ihren Reihen duldete, lange vor dem 30. Januar 1933.


=== Ermordung im KZ Dachau ===
=== Ermordung im KZ Dachau ===
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=== Erinnerung und Gedenken ===
=== Erinnerung und Gedenken ===
[[Datei:Benario Tafelwechsel 2017.jpg|miniatur|rechts|Neue Gedenktafel für Benario und Goldmann, 2017]]
[[Datei:Benario Tafelwechsel 2017.jpg|miniatur|rechts|Neue Gedenktafel für Benario und Goldmann, 2017]]
Bürgermeister [[Heinrich Stranka]] wandte sich am [[3. März]] [[1983]] an das Fürther [[Stadtarchiv]]: ''Er wünschte genauere Informationen über das Schicksal der beiden ermordeten Fürther''. Anlass waren der bevorstehende 50. Jahrestag der Machtergreifung der [[Nationalsozialisten]] und die wiederholten Initiativen des [[DKP]]-Stadtrates [[Werner Riedel]], sich dieser beiden Antifaschisten endlich in würdiger Form zu erinnern. Die Antwort des [[Stadtarchiv]]s war kurz und bündig: ''„…es ist praktisch aussichtslos aufgrund unseres Materials Näheres über Dr. Rudolf Benario und Ernst Goldmann, die 1933 in KZ Dachau ‚auf der Flucht erschossen wurden’ herauszufinden.“''<ref> Stadtarchiv Fürth: Biografische Sammlung Ernst Goldmann Heinrich Stranka Briefwechsel, Brief des Stadtarchivs vom 14.3.1983</ref>
Bürgermeister [[Heinrich Stranka]] wandte sich am [[3. März]] [[1983]] an das Fürther [[Stadtarchiv]]: ''Er wünschte genauere Informationen über das Schicksal der beiden ermordeten Fürther''. Anlass waren der bevorstehende 50. Jahrestag der Machtergreifung der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] und die wiederholten Initiativen des [[Deutsche Kommunistische Partei|DKP]]-Stadtrates [[Werner Riedel]], sich dieser beiden Antifaschisten endlich in würdiger Form zu erinnern. Die Antwort des [[Stadtarchiv]]s war kurz und bündig: ''„…es ist praktisch aussichtslos aufgrund unseres Materials Näheres über Dr. Rudolf Benario und Ernst Goldmann, die 1933 in KZ Dachau ‚auf der Flucht erschossen wurden’ herauszufinden.“''<ref> Stadtarchiv Fürth: Biografische Sammlung Ernst Goldmann Heinrich Stranka Briefwechsel, Brief des Stadtarchivs vom 14.3.1983</ref>


Doch zahlreiche Quellen, Dokumente und Publikationen belegten da schon lange die Morde. Erste Hinweise wurden bereits [[1933]]/34 in der Exilliteratur publiziert.<ref>Heiden, Konrad: ‚Geburt des Dritten Reiches’, Zürich 1934 und ,Braunbuch über den Reichstagsbrand und Hitlerterror’, Basel 1933</ref> Im Archiv des Konzentrationslagers Dachau befanden sich Vernehmungsprotokolle von Zeugen der Morde. [[1933]] und [[1948]] legten die bayerischen Justizbehörden umfangreiche Ermittlungsakten an, die [[1983]] zugänglich waren. Es gab Hinweise im Standardwerk des Münchner Instituts für Zeitgeschichte „Bayern in der NS-Zeit“ und im Staatsarchiv Nürnberg waren die Auswanderungsakten der Angehörigen und Akten über die politische Tätigkeit der beiden Opfer zu finden.  
Doch zahlreiche Quellen, Dokumente und Publikationen belegten da schon lange die Morde. Erste Hinweise wurden bereits [[1933]]/34 in der Exilliteratur publiziert.<ref>Heiden, Konrad: ‚Geburt des Dritten Reiches’, Zürich 1934 und ,Braunbuch über den Reichstagsbrand und Hitlerterror’, Basel 1933</ref> Im Archiv des Konzentrationslagers Dachau befanden sich Vernehmungsprotokolle von Zeugen der Morde. [[1933]] und [[1948]] legten die bayerischen Justizbehörden umfangreiche Ermittlungsakten an, die [[1983]] zugänglich waren. Es gab Hinweise im Standardwerk des Münchner Instituts für Zeitgeschichte „Bayern in der NS-Zeit“ und im Staatsarchiv Nürnberg waren die Auswanderungsakten der Angehörigen und Akten über die politische Tätigkeit der beiden Opfer zu finden.  


Dennoch stießen die zahlreichen Initiativen und Bemühungen von Freunden Rudolf Benarios und [[Ernst Goldmann]]s, der Kommunistischen Partei und ehemaliger Widerstandskämpfer um eine angemessene Erinnerung bei den Offiziellen der Stadt Fürth lange Jahre auf taube Ohren. Weil es Kommunisten waren, hat man versucht, sie bis weit in die 80er Jahre zu verschweigen.  
Dennoch stießen die zahlreichen Initiativen und Bemühungen von Freunden Rudolf Benarios und [[Ernst Goldmann]]s, der Kommunistischen Partei und ehemaliger Widerstandskämpfer um eine angemessene Erinnerung bei den Offiziellen der Stadt Fürth lange Jahre auf taube Ohren. Weil es Kommunisten waren, hat man versucht, sie bis weit in die 1980er Jahre zu verschweigen.  


Am [[12. April]] [[1983]], dem 50. Jahrestag der Ermordung, erschien in den [[Fürther Nachrichten]] unter dem Titel „''Da hörten wir Gewehrschüsse''“ eine erste große öffentliche Würdigung Rudolf Benarios und [[Ernst Goldmann]]s. 2003 veröffentlichte der Lehrer Manfred Lehner-Wendt gemeinsam mit den Schülern seiner Klasse an der Soldner Hauptschule eine Broschüre, in der die Ermordung Dr. Rudolf Benario und Ernst Goldmann detailliert beschrieben wurde. Bereits hier wurde erneut die Forderung nach einer dauerhaften Gedenkstätte für die Ermordeten laut. Die zunehmende öffentliche Diskussion führte am [[5. Oktober]] [[2007]] zu einer [[Rudolf-Benario-Gedenktafel|Gedenktafel an der Uferpromenade]]. Schließlich benannte der [[Stadtrat]] [[2013]] zwei Straßen nach den ersten Opfern der [[Nationalsozialisten]] in einem Konzentrationslager.  
Am [[12. April]] [[1983]], dem 50. Jahrestag der Ermordung, erschien in den [[Fürther Nachrichten]] unter dem Titel „''Da hörten wir Gewehrschüsse''“ eine erste große öffentliche Würdigung Rudolf Benarios und [[Ernst Goldmann]]s. 2003 veröffentlichte der Lehrer Manfred Lehner-Wendt gemeinsam mit den Schülern seiner Klasse an der [[Grund- und Mittelschule Soldnerstraße|Soldner Hauptschule]] eine Broschüre, in der die Ermordung Dr. Rudolf Benario und Ernst Goldmann detailliert beschrieben wurde. Bereits hier wurde erneut die Forderung nach einer dauerhaften Gedenkstätte für die Ermordeten laut. Die zunehmende öffentliche Diskussion führte am [[5. Oktober]] [[2007]] zu einer [[Rudolf-Benario-Gedenktafel|Gedenktafel an der Uferpromenade]]. Schließlich benannte der [[Stadtrat]] [[2013]] zwei Straßen nach den ersten Opfern der Nationalsozialisten in einem Konzentrationslager.  
   
   
Seit [[2011]] gibt es aber auch Versuche, die Opfer – wenn sie schon nicht mehr zu verschweigen sind – zu vereinnahmen: Auf einer Gedenkstele der Nürnberger [[SPD]] vor dem Karl-Bröger-Haus werden Rudolf Benario, Dr. [[Albert Rosenfelder]] wie auch der Nürnberger Kommunist Erich Ganss, zu [[Sozialdemokraten]] umgedeutet: ''„Es sind Menschen wie Dr. Rudolf Benario, der als jüdisches SPD-Mitglied schon im März in Dachau erschlagen wurde…“'' schreibt der ,SPD-Historiker’ Bruno Heinlein ungeniert und in völliger Unkenntnis der eigenen Parteigeschichte.<ref>SPD Nürnberg: Gedenken an Verfolgte durch das NS-Regime, 12.11.2011</ref> Nach jahrzehntelanger Verleugnung der kommunistischen Widerstandskämpfer, offenbar ein Versuch, sie für die „Ergänzung“ der [[SPD]]-Widerstandsgeschichte zu instrumentalisieren.
Seit [[2011]] gibt es aber auch Versuche, die Opfer – wenn sie schon nicht mehr zu verschweigen sind – zu vereinnahmen: Auf einer Gedenkstele der Nürnberger SPD vor dem Karl-Bröger-Haus werden Rudolf Benario, Dr. [[Albert Rosenfelder]] wie auch der Nürnberger Kommunist Erich Ganss, zu Sozialdemokraten umgedeutet: ''„Es sind Menschen wie Dr. Rudolf Benario, der als jüdisches SPD-Mitglied schon im März in Dachau erschlagen wurde…“'' schreibt der ,SPD-Historiker’ Bruno Heinlein ungeniert und in völliger Unkenntnis der eigenen Parteigeschichte.<ref>SPD Nürnberg: Gedenken an Verfolgte durch das NS-Regime, 12.11.2011</ref> Nach jahrzehntelanger Verleugnung der kommunistischen Widerstandskämpfer, offenbar ein Versuch, sie für die „Ergänzung“ der SPD-Widerstandsgeschichte zu instrumentalisieren.


== Veröffentlichungen ==
== Veröffentlichungen ==
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* [[Benario-Goldmann-Gedenkstätte]]
* [[Benario-Goldmann-Gedenkstätte]]
* [[Dr.-Rudolf-Benario-Straße]]
* [[Dr.-Rudolf-Benario-Straße]]
* [[NSDAP]]
* [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]]
* [[Ernst Goldmann]]
* [[Ernst Goldmann]]
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
* [[Opfer des Nationalsozialismus]]
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