Löwen-Apotheke: Unterschied zwischen den Versionen

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===Die jüdische Löwenapotheke===
===Die jüdische Löwenapotheke===


Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr [[1640]] zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der [[Kirche St. Michael]] Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet <ref>siehe [[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, Seite 97.</ref>. Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi") ben Benjamin in der Hofmark Fürth nieder. <ref>August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]]</ref>. Löb/Löw wohnte auf dem [[Schulhof]], konnte aber auf Bambergischem Hoheitsgebiet das Haus [[Königsplatz 2]] (seit 1993 Standort des [[Sozialrathaus]]es) von Salomon Fromm erwerben, der ihm damit eine Starthilfe geben wollte <ref>Barbara Ohm [[Geschichte der Juden in Fürth (Buch) (Ohm)|Geschichte der Juden in Fürth]], 2014, S. 37. Ohm zitiert dabei Friedrich Marx: [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)| Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart]], 1887, S. 77, sowie Claus Giersch, Robert Giersch, Eva Fritz: Königsplatz 5, Fürth – Typo-Skript 1997, S. 14</ref>. Dort errichtete er eine Apotheke, was die ''Jalousie'' (Eifersucht) der Ärzte in- und außerhalb Nürnbergs erweckte. Wegen dieser Streitigkeiten ließ er sich Löb/Löw [[1662]] vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) examinieren. Nach bestandener Prüfung erhielt er einen kaiserlichen Freibrief von [[wikipedia: Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]], Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben. <ref>August Jegel: „Kampf um die Fürther Judenapotheke“ in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 151. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M]]. Löb/Löw braute auch ein Magenwasser zusammen, indem er Branntwein mit verschiedenen Wurzeln auskocht: Alant, Baldrian und Schwalbenwurz. Hiervon soll Löb/Löw ganze Eimer in Regensburg bei den Herren des Reichstages abgesetzt haben, weil sie ''in ihrem Wohlleben offenbar ein solches nötig hatten.''</ref>. Außerdem wurde er vom Kaiser sowie dem Churfürsten von Mainz mit allerlei Privilegien ausgestattet, z.B. mit dem Recht im ganzen römischen Reich leibzollfrei zu reisen und seine ärztliche Kunst ausüben zu dürfen <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 171 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online verfügbar]</ref>.  
Die Geschichte der Löwen-Apotheke ist ein Stück Alt-Fürther Geschichte. Die Ursprünge der Löwen-Apotheke reichen bis in Jahr [[1640]] zurück, als eine epidemische Krankheit im Fürther Gebiet wütete. Zweimal täglich wurde daraufhin in der [[Kirche St. Michael]] Gottesdienst gehalten und sogar ein allgemeiner Buß- und Bettag angeordnet <ref>siehe [[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, Seite 97.</ref>. Infolge der Krankheit ließ sich der jüdische Arzt Jehuda Löb/Löw (vermutlich „Levi") ben Benjamin in der Hofmark Fürth nieder. <ref>August Jegel: "Kampf um die Fürther Judenapotheke" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 149. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]]</ref>. Löb/Löw wohnte auf dem [[Schulhof]], konnte aber auf Bambergischem Hoheitsgebiet das Haus [[Königsplatz 2]] (seit 1993 Standort des [[Sozialrathaus]]es) von Salomon Fromm erwerben, der ihm damit eine Starthilfe geben wollte <ref>Barbara Ohm [[Geschichte der Juden in Fürth (Buch) (Ohm)|Geschichte der Juden in Fürth]], 2014, S. 37. Ohm zitiert dabei Friedrich Marx: [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)| Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart]], 1887, S. 77, sowie Claus Giersch, Robert Giersch, Eva Fritz: Königsplatz 5, Fürth – Typo-Skript 1997, S. 14</ref>. Dort errichtete er eine Apotheke, was die ''Jalousie'' (Eifersucht) der Ärzte in- und außerhalb Nürnbergs erweckte. Wegen dieser Streitigkeiten ließ er sich Löb/Löw [[1662]] vom kaiserlichen Leibarzt Dr. Manageta (Mannagetta) examinieren. Nach bestandener Prüfung erhielt er einen kaiserlichen Freibrief von [[wikipedia: Leopold I. (HRR)|Kaiser Leopold I.]], Hauptpillen und -pulver herzustellen und zu vertreiben. <ref>August Jegel: „Kampf um die Fürther Judenapotheke“ in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 151. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M]]. Löb/Löw braute auch ein Magenwasser zusammen, indem er Branntwein mit verschiedenen Wurzeln auskocht: Alant, Baldrian und Schwalbenwurz. Hiervon soll Löb/Löw ganze Eimer in Regensburg bei den Herren des Reichstages abgesetzt haben, weil sie ''in ihrem Wohlleben offenbar ein solches nötig hatten.''</ref>. Außerdem wurde er vom Kaiser sowie dem Churfürsten von Mainz mit allerlei Privilegien ausgestattet, z.B. mit dem Recht im ganzen römischen Reich leibzollfrei zu reisen und seine ärztliche Kunst ausüben zu dürfen <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 171 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online]</ref>.  


Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machten auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysicus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt a.A examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online verfügbar]</ref>. Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere.  
Als sein Sohn Wolf Löb/Löw die Apotheke übernahm und auch dessen ärztliche Kenntnisse gerühmt wurden, machten auch diesem die Nürnberger Konkurrenz Schwierigkeiten. Wolf schlug den Weg seines Vaters ein und ließ sich vom Stadtphysicus Dr. Georg Sigmund Batz aus Neustadt a.A examinieren, von dem er ein vorzügliches Zeugnis erhielt <ref>Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online]</ref>. Damit lief die Anfeindung der Nürnberger Ärzte ins Leere.  


Zwischen 1670 und 1696 geriet die Apotheke der Löbs/Löws mehrfach zwischen die Fronten der während der Dreiherrschaft dauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und Ansbacher Herren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "''mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg" <ref>"Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ...''" , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0647&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref> erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst „''am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft.''" <ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 152. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]]</ref>
Zwischen 1670 und 1696 geriet die Apotheke der Löbs/Löws mehrfach zwischen die Fronten der während der Dreiherrschaft dauernd zerstrittenen Nürnberger, Bamberger und Ansbacher Herren: So beschwerten sich zunächst die Nürnberger Apotheker "''mit vorsäzlicher Uebergehung der Domprobstey Bamberg" <ref>"Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ...''" , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0647&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref> erfolgreich beim markgräflichen Amt in Cadolzburg, woraufhin die Apotheke innerhalb 24 Stunden schließen sollte. Aufgrund persönlicher Beschwerde von Dr. Löw konnte dies abgewendet werden. Nach einer Inspektion der Apotheke fertigte der Bamberger Dompropst „''am 29. Dezember 1676 den Brüdern Wolf und Moses einen förmlichen Freibrief, der 1687 bestätigt wird. [...] Ueber diese Tatsachen regt sich der Apotheker Johann Deiner, der seit fast zwei Jahrzehnten in Fürth ansässig ist, so sehr auf, daß ihn der Schlag trifft.''" <ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 152. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]]</ref>
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Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit. <ref>"Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0647&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref>
Zu allem Überfluss gerieten nach dem Tode von Löw auch noch die beiden Söhne um die Apotheke in Streit. <ref>"Das Urkunden-Buch zu der in Akten und Rechten bestgegründeten ..." , 1785, 3. Band, S. 227 und S. 274. [http://digital.staatsbibliothek-berlin.de/werkansicht?PPN=PPN812965841&PHYSID=PHYS_0647&DMDID=DMDLOG_0001 Digitalisat der Staatsbibliothek Berlin]</ref>


1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt." <ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 154. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]] Siegfried Hänle beschreibt Oppermann dagegen als christlichen Apotheker, dessen Apotheke aber nicht so gut lief, weshalb einer der Löw-Brüder (evtl. Moses/Moises/Moyses) überlegte, sie zu kaufen. Siehe: Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online verfügbar]</ref></br>
1692 verkompliziert sich die Sache weiter, als die Ansbacher Regierung den Apotheker Samuel Philipp Oppermann in ihren Schutz nahm, die Visitation von Apotheken zur Polizeisache machte und damit die Dompropstei diesbezüglich ausschalten wollte. Deshalb "wird dem Cadolzburger Oberamt am 19. November 1695 befohlen, die jüdische Apotheke öffentlich zum Verkaufe auszubieten. Doch scheint dieser Auftrag nicht ausgeführt worden zu sein, da sich der Kaiser ganz allgemein der Fürther Juden annimmt." <ref>August Jegel: "''Kampf um die Fürther Judenapotheke''" in: Zeitschrift für die Geschichte der Juden in Deutschland, 1932, H. 2-3, S. 154. [[http://sammlungen.ub.uni-frankfurt.de/cm/periodical/titleinfo/2261448 Digitalisat der Goethe-Universität Frankfurt a. M.]] Siegfried Hänle beschreibt Oppermann dagegen als christlichen Apotheker, dessen Apotheke aber nicht so gut lief, weshalb einer der Löw-Brüder (evtl. Moses/Moises/Moyses) überlegte, sie zu kaufen. Siehe: Siegfried Hänle: [[Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach (Buch)|Geschichte der Juden im ehemaligen Fürstenthum Ansbach]], 1867, S. 172 in: Bayerische Staatsbibliothek digital (BSB); [https://reader.digitale-sammlungen.de/de/fs1/object/display/bsb10570438_00005.html - online]</ref></br>
1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712.</br>
1696 zieht Wolf Löb nach Prag und stirbt dort hochbetagt am 12. Juni 1712.</br>
Auf dem [[Vetterplan]] von [[1717]] ist bei [[Königsplatz 2]] unter der Nummer „21 dompröpstische Neue Häuser“ vermerkt: ''Wolf Löwens Erben Judenapotheck''. Lange dürfte sie allerdings nicht mehr bestanden haben. </br>
Auf dem [[Vetterplan]] von [[1717]] ist bei [[Königsplatz 2]] unter der Nummer „21 dompröpstische Neue Häuser“ vermerkt: ''Wolf Löwens Erben Judenapotheck''. Lange dürfte sie allerdings nicht mehr bestanden haben. </br>
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