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Durch den Einzug der Industrialisierung bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer ersten zaghaften Phase der Marktkonzentration die "Großen Fünf" heraus: [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]], [[Brauerei Geismann|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Bergbräu|Mailaender]] (spätere ''Bergbräu''). Davon erreichten (''Reihenfolge nach Ausstoß'') Humbser, Geismann und Evora Anfang des 20. Jahrhunderts, erst später auch Grüner, einen jährlichen Ausstoß jenseits der 100.000 hl. und waren im Exportgeschäft tätig: [[1888]] überholte die Ausfuhrmenge mit 87.000 hl den Konsum der Stadtbevölkerung, [[1911]] stand einem Malzversud von 150.552hl gar ein Bierexport von 295.726hl gegenüber. | Durch den Einzug der Industrialisierung bildeten sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts in einer ersten zaghaften Phase der Marktkonzentration die "Großen Fünf" heraus: [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]], [[Brauerei Geismann|Geismann]], [[Brauerei Grüner|Grüner]], [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Bergbräu|Mailaender]] (spätere ''Bergbräu''). Davon erreichten (''Reihenfolge nach Ausstoß'') Humbser, Geismann und Evora Anfang des 20. Jahrhunderts, erst später auch Grüner, einen jährlichen Ausstoß jenseits der 100.000 hl. und waren im Exportgeschäft tätig: [[1888]] überholte die Ausfuhrmenge mit 87.000 hl den Konsum der Stadtbevölkerung, [[1911]] stand einem Malzversud von 150.552hl gar ein Bierexport von 295.726hl gegenüber. | ||
Besonders die Biere von Geismann und Grüner genossen in Fachwelt und Konsumentenkreisen einen hervorragenden Ruf: Während Grüner vor allem mit den Standartsorten punktete, sind die Spezialbiere der Geismann, allen voran der [[Poculator]] als erstes fränkisches Starkbier (mit zugehörigem Fest im [[Geismannsaal]]), bis heute legendär. Hauptabsatzgebiet der "Großen Fünf" war hauptsächlich die Städteachse Nürnberg-Fürth. Als älteste Fürther Braustätte galt die Brauerei Geismann mit dem Gründungsjahr [[1722]], auch wenn Humbser und Grüner später, z.B. durch ihre Vorgeschichte andernorts, frühere Zahlen angaben. | Besonders die Biere von [[Brauerei Geismann|Geismann]] und [[Brauerei Grüner|Grüner]] genossen in Fachwelt und Konsumentenkreisen einen hervorragenden Ruf: Während [[Brauerei Grüner|Grüner]] vor allem mit den Standartsorten punktete, sind die Spezialbiere der [[Brauerei Geismann|Geismann]], allen voran der [[Poculator]] als erstes fränkisches Starkbier (mit zugehörigem Fest im [[Geismannsaal]]), bis heute legendär. Hauptabsatzgebiet der "Großen Fünf" war hauptsächlich die Städteachse Nürnberg-Fürth. Als älteste Fürther Braustätte galt die [[Brauerei Geismann]] mit dem Gründungsjahr [[1722]], auch wenn Humbser und Grüner später, z.B. durch ihre Vorgeschichte andernorts, frühere Zahlen angaben. | ||
Eine Sonderrolle nimmt die Geschichte des [[1923]] eingemeindeten [[Burgfarrnbach]]s ein, wo mit der [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei]] und der [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Weißbräu]] zeitweise sogar zwei Weißbierbrauereien existierten. Im eingemeindeten [[Vach]] bestand bis 1996 mit der [[Dornbräu Vach|Dornbräu]] eine kleinere "Landbrauerei". | Eine Sonderrolle nimmt die Geschichte des [[1923]] eingemeindeten [[Burgfarrnbach]]s ein, wo mit der [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei]] und der [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Weißbräu]] zeitweise sogar zwei Weißbierbrauereien existierten. Im eingemeindeten [[Vach]] bestand bis [[1996]] mit der [[Dornbräu Vach|Dornbräu]] eine kleinere "Landbrauerei". | ||
Die auf den Export eingestellte Evora&Meyer war infolge der Krisenjahre nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] bereits [[1921]] ihrerseits durch das Brauhaus Nürnberg übernommen worden und zunächst als ''Abteilung Fürth'' weitergeführt worden, ehe ihr Betrieb [[1941]] auf Kriegsverordnung eingestellt und nie mehr aufgenommen wurde. Bei Humbser und Geismann verhielt es sich anders: Geismann hatte besonders in den 1950er Jahren mt einem Ausstoß jenseits der 120. | Die auf den Export eingestellte [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]] war infolge der Krisenjahre nach dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] bereits [[1921]] ihrerseits durch das Brauhaus Nürnberg übernommen worden und zunächst als ''Abteilung Fürth'' weitergeführt worden, ehe ihr Betrieb [[1941]] auf Kriegsverordnung eingestellt und nie mehr aufgenommen wurde. Bei [[Brauerei Humbser|Humbser]] und [[Brauerei Geismann|Geismann]] verhielt es sich anders: [[Brauerei Geismann|Geismann]] hatte besonders in den 1950er Jahren mt einem Ausstoß jenseits der 120.000 hl das gravierende "Luxus-Problem", am Hauptstandort in der [[Bäumenstraße]] logistisch an die absoluten Expansionsgrenzen gestoßen zu sein. So betrieb man die Fusion mit der ebenfalls mittlerweile im Hause des [[Quelle]]-Gründers [[Gustav Schickedanz]] befindlichen [[Brauerei Humbser|Humbser]]: [[1967]] ging aus diesen Plänen die [[Brauerei Humbser-Geismann]] hervor. | ||
Das weiterhin sehr erfolgreiche Unternehmen expandierte weiter und die Schickedanz-Gruppe erwarb weitere Beteiligungen, darunter erst Ende der 1960er Jahre Anteile an der Grüner, sodass es [[1972]] unter Zusammenlegung von 16 Brauereien (!) zur Gründung des Einheitsgiganten [[Patrizier Bräu]] kam. [[1974]] wurde dann die Bergbräu als letzte selbstständige Fürther Brauerei geschluckt. 1977 wurden die Braustätten der Grüner und Bergbräu geschlossen und später abgerissen. | Das weiterhin sehr erfolgreiche Unternehmen expandierte weiter und die Schickedanz-Gruppe erwarb weitere Beteiligungen, darunter erst Ende der 1960er Jahre Anteile an der [[Brauerei Grüner|Grüner]], sodass es [[1972]] unter Zusammenlegung von 16 Brauereien (!) zur Gründung des Einheitsgiganten [[Patrizier Bräu]] kam. [[1974]] wurde dann die [[Bergbräu]] als letzte selbstständige Fürther Brauerei geschluckt. [[1977]] wurden die Braustätten der [[Brauerei Grüner|Grüner]] und [[Bergbräu]] geschlossen und später abgerissen. | ||
[[1994]] erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit, fusionierte mit der Nürnberger ''Tucher Bräu AG'' und schloss damit die vollständige Zusammenlegung aller Nürnberger und Fürther Traditionsbrauereien endgültig ab. Einzig die Brauerei Humbser-Geismann an der Schwabacher Straße blieb bis, zum Neubau der Tucher an der südliche Stadtgrenze, [[2009]] in Betrieb. | [[1994]] erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit, fusionierte mit der Nürnberger ''[[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]]'' und schloss damit die vollständige Zusammenlegung aller Nürnberger und Fürther Traditionsbrauereien endgültig ab. Einzig die [[Brauerei Humbser-Geismann]] an der [[Schwabacher Straße]] blieb bis, zum Neubau der [[Tucher Bräu|Tucher]] an der südliche Stadtgrenze, [[2009]] in Betrieb. | ||
Die heutige Tucher, deren Sudhaus zur Hälfte auf Fürther und zur anderen auf | Die heutige [[Tucher Bräu|Tucher]], deren Sudhaus zur Hälfte auf Fürther und zur anderen auf [[Nürnberg]]er Boden gebaut ist, hat bislang aktiv keine Aufarbeitung ihrer Konzerngeschichte betrieben, die die reiche Fürther Brauereigeschichte behandeln würde. Allerdings unterstützt die aktuelle Firmenleitung aktiv das [[Stadtmuseum]] und übergab das noch vorhandene Firmenarchiv der ehem. Brauereien an das Fürther [[Stadtmuseum]] im Jahr [[2013]] und unterstützte ebenfalls eine Ausstellung zu den ehem. "Großen-Fünf" im [[Stadtmuseum]]. | ||
==Braustätten / Kleine Brauereien== | |||
Im laufe der Jahrhunderte gab es immer wieder kleinere Brauereien, die zum Teil heute nicht mehr namentlich alle bekannt sind. Allerdings gehen häufig aus der einschlägigen Literatur noch die Braustätten hervor, so dass zumindest eine örtliche Zuordnung von Brauereien / Braustätten aus heutiger Sicht noch möglich ist. Zum Teil haben diese Häuser heute noch das Braurecht, auch wenn keines dieser Häuser hiervon gebrauch macht. | |||
Auflistung (A-Z) aller (bekannten) Braustätten in Fürth nach Straßen ab [[1500]]: | |||
* [[Bäumenstraße]]: Hausnummer 4, 16 ([[Brauerei Timmich]]), 26 ([[Brauerei Joh. Humbser|Streeb´sche Brauerei]]), 31, 33 | |||
* [[Gartenstraße]]: Hausnummer 16 (Brauerei Johann Schmid / Johann Hänlein) | |||
* [[Gustavstraße]]: Hausnummer 13 (Braumeister Daniel Bauer), 14, 23 (Brauerei Schildknecht / Kannengießerhof), 61 ([[Altes Rentamt]] / Braumeister Gabriel Beyl) | |||
* [[Heiligenstraße]]: Hausnummer 6 | |||
* [[Helmstraße]]: Hausnummer 10 ([[Zum Tannenbaum|Gasthaus Tannenbaum]]) | |||
* [[Königstraße]]: Hausnummer 7 (''[[Zum Lindwurm|Wirtshaus Lindwurm]]''), 8, 31, 37, 58, 88, 106 (''[[Zum Bergbräu|Gaststätte "Bergbräu" / Wienerwald]]'') | |||
* [[Lilienplatz]]: Hausnummer 1 ([[Fraveliershof|Liersche Brauerei, Brauerei Steinberger]]) | |||
* [[Marktplatz]]: Hausnummer 3, 5 (Brauerei Rupprecht - mit Mälzerei und Eiskeller) | |||
* [[Mohrenstraße]]: Hausnummer 9 | |||
* [[Rudolf-Breitscheid-Straße]]: Hausnummer 14 (Brauerei Stengel) | |||
* [[Rednitzstraße]]: Hausnummer 6, 17 (Brauerei Seyboth), 21 | |||
* [[Wasserstraße]]: Hausnummer 17 | |||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
[[Bild:Brauereien.jpg|right|thumb|Zeitgenössische Bierdeckelwerbung]] | [[Bild:Brauereien.jpg|right|thumb|Zeitgenössische Bierdeckelwerbung]] | ||
[[Bild:Brauereifreie stadt.jpg|right|thumb|Von der einstigen Bierstadt ist nichts geblieben - Das greift eine provokative Postkarte des Fürther Künstlers [[Peter Stutzmann]] im Jahr [[2011]] satirisch auf.]] | [[Bild:Brauereifreie stadt.jpg|right|thumb|Von der einstigen Bierstadt ist nichts geblieben - Das greift eine provokative Postkarte des Fürther Künstlers [[Peter Stutzmann]] im Jahr [[2011]] satirisch auf.]] | ||
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* [[Bergbräu]] | |||
* [[Brauerei Evora&Meyer|Evora&Meyer]] | |||
* [[Farrnbacher Weißbierbrauerei|Weißbräu]] | |||
* [[Brauerei Geismann|Geismann]] | |||
* [[Dornbräu Vach|Dornbräu]] | |||
* [[Gräflich-Pückler-Limpurgsche Brauerei|Gräflich Pücklerschen Brauerei]] | |||
* [[Brauerei Grüner|Grüner]] | |||
* [[Brauerei Humbser|Humbser]] | |||
* [[Brauerei Humbser-Geismann]] | |||
* [[Patrizier Bräu]] | |||
* [[Tucher Bräu|Tucher Bräu AG]] | |||
== Literatur == | == Literatur == |