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== Geschichte == | == Geschichte == | ||
=== Gründerjahre und drei Meisterschaften === | === Gründerjahre und drei Meisterschaften === | ||
Im Jahr [[1901]] hatte die Regierung des Deutschen Reiches verfügt, dass die Kommunen Sportflächen ausweisen, auf denen sich die Menschen „ertüchtigen“ können. In Fürth wählte man kurz nach der Jahrhundertwende am Rande der Altstadt eine große Wiese am [[Schießanger]], auf der sich vor allem junge Männer trafen. Einer von ihnen war Reinhard Barthel, ein Faustballer des [[TV Fürth 1860]], der zuvor in Nürnberg mit einigen seiner Faustball-Kollegen die neue Sportart Fußball, die in England gerade immer populärer wurde, gesehen hatte. Sie probierten sich darin und im September [[1902]] riefen die Fürther Fußballfreunde noch inoffiziell die ''SpVgg des TV 1860'' ins Leben. Ein paar Monate später spielten sie auf dem Schießanger erstmals gegen die Pioniere aus der Nachbarstadt - und verloren das erste Frankenderby mit 0:15. In der Bevölkerung wunderte man sich über das seltsame Hobby der jungen Männer, die laut Überlieferungen sogar bei minus 17 Grad noch mit ihren Utensilien durch die Stadt spazierten, um am Rande der Altstadt Fußball zu spielen.<ref>Michael Fischer: ''Geschichte und Geschichten an jeder Ecke''. In: Fürther Nachrichten vom 23. September 2023, S. 3</ref> | |||
Offiziell wurde die Spielvereinigung Fürth dann am [[23. September]] [[1903]] als Fußballabteilung des [[TV Fürth 1860]] gegründet. Als Gründungsort gilt das heutige "[[Altes Rentamt|Alte Rentamt]]" in der [[Gustavstraße]] 61. Ihre Eigenständigkeit erlangte die SpVgg dann drei Jahre später, als man sich [[1906]] aufgrund mangelnder Unterstützung vom TV Fürth 1860 loslöste und einen eigenständigen Verein gründete. Als Vereinsemblem diente das aus dem [[Stadtwappen]] übernommene dreiblättrige [[Kleeblatt]]. Die ersten Spielstätten waren die Sportplätze am Schießanger ([[1903]]-[[1906]]) und an der [[Vacher Straße]] (1906-1910). Dort entstand eine erste Tribüne, laut Chronik ''ein mit Stühlen ausgestatteter Holzfachwerkbau ohne Dach'', von dem aus die Menschen dem immer populäreren Sport zuschauen konnten. Das Heimatlokal in der Gustavstraße wurde durch das schnelle Wachstum des Vereins bald zu klein, weshalb ''das Kleeblatt'' von der „Balzersmutter“ ins [[Königstraße 128|Nobellokal Langmann]], umzog. Für viele Jahrzehnte trafen sich die Fußballer dort.<ref>Michael Fischer: ''Geschichte und Geschichten an jeder Ecke''. In: Fürther Nachrichten vom 23. September 2023, S. 3</ref> | |||
Doch weil das erste Stadion im Hochwassergebiet lag, war an manchen Tagen nicht an Fußball zu denken - und auch das stete Wachstum des Vereins veränderte vieles. Man suchte nach einer neuen Spielstätte. Der neue Fußballplatz in [[Ronhof]] wurde im September [[1910]] mit einem Spiel gegen den Karlsruher Fußballverein eingeweiht. Im [[Sportpark Ronhof]], welcher sich später zur größten und modernsten Sportanlage des damaligen Deutschen Reichs entwickelte, fand man damit eine neue Heimat und dieser ist man bis heute treu geblieben. Im Jahr [[1911]] stimmte die Mitgliederversammlung der SpVgg darüber ab, ob man den nicht ganz billigen englischen Fußballtrainer [[William Townley]] anstellen sollte. Die Mitglieder stimmten für die Verpflichtung und das gilt als ''beste Entscheidung dieses Vereins in seiner Geschichte''.<ref>Martin Schano: ''Der Meistertrainer soll unvergessen bleiben''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 13. November 2019, S. 31 (Druckausgabe)</ref> | |||
[[Bild:A2306a.jpg|mini|left|Mannschaft der Spielvereinigung 1914/15]] | [[Bild:A2306a.jpg|mini|left|Mannschaft der Spielvereinigung 1914/15]] | ||
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[[1926]] zog man dann zum dritten Mal in ein Meisterschaftsendspiel ein und konnte dort nach einem 4:1-Sieg gegen Hertha BSC in Frankfurt die zweite Deutsche Meisterschaft feiern. Den dritten und letzten großen Titel feierte man drei Jahre später, als man im Endspiel [[1929]] erneut die Hertha aus Berlin bezwingen konnte (3:2). Weit fahren musste der Fürther Anhang damals nicht, denn das Spiel fand in [[Nürnberg]] statt. | [[1926]] zog man dann zum dritten Mal in ein Meisterschaftsendspiel ein und konnte dort nach einem 4:1-Sieg gegen Hertha BSC in Frankfurt die zweite Deutsche Meisterschaft feiern. Den dritten und letzten großen Titel feierte man drei Jahre später, als man im Endspiel [[1929]] erneut die Hertha aus Berlin bezwingen konnte (3:2). Weit fahren musste der Fürther Anhang damals nicht, denn das Spiel fand in [[Nürnberg]] statt. | ||
=== Langsamer Niedergang === | === Langsamer Niedergang im Dritten Reich === | ||
Die angespannte Lage der Stadt in Folge der Weltwirtschaftskrise schlug sich auf die Spielvereinigung durch, auch sportliche Ausrutscher verengten die finanziellen Spielräume, sodass Trainer-Legende Townley 1932 nicht gehalten werden konnte. Drastisch verschärft wurde die Situation zu Beginn des Nationalsozialismus durch den erzwungenen Rückzug der bislang zahlreichen großbürgerlichen jüdischen Förderer und Mitglieder.<ref>Claus W. Schäfer: „Konrad, Kissinger & Co. - Zur Rolle der Juden im fränkischen Fußball“, in Markwart Herzog)Peter Fassl (Hrsg.): „Sportler jüdischer Herkunft in Süddeutschland“, Stuttgart 2021, S. 87 ff; besonders ab S. 91 [https://www.google.de/books/edition/Sportler_j%C3%BCdischer_Herkunft_in_S%C3%BCddeut/WuIdEAAAQBAJ?hl=de&gbpv=1&dq=alfred+sulzbacher+f%C3%BCrth&pg=PA319&printsec=frontcover online]</ref> Zwar zögerte das Kleeblatt länger mit dem geforderten Ausschluss jüdischer Mitglieder<ref>Aus dem Mitgliederverzeichnis der 30er Jahre wurden 38 Mitglieder gestrichen und fünf waren der Streichung durch Austritt zuvor gekommen. Daraus errechnet sich eine Zahl von 43 Juden die in der SpVgg Mitglied waren. Siehe Claus W. Schäfer: „Konrad, Kissinger & Co. ...“, S. 96</ref> als andere Vereine, spätestens mit der Installation Hans Pfeiffers als ''Vereinsführer'' im Zuge der Gleichschaltung war der Verein auf staatlicher Linie.<ref>die ''Gleichschaltungsversammlung'' erfolgte am [[14. August]] [[1933]]; siehe Claus W. Schäfer: „Konrad, Kissinger & Co. ...“, S. 95</ref> Damit einher ging ab den 1930er Jahren langsam der stetige Abstieg in die fußballerische Bedeutungslosigkeit, nur noch [[1935]] qualifizierte sich die SpVgg für die Endrunden der Deutschen Meisterschaft. Die Zuschauerzahlen vollzogen einen Sturzflug, Pfeiffer wurde heftig kritisiert - schob die Verantwortung jedoch auf seine Vorgänger. | |||
=== Nachkriegszeit === | |||
Nach dem Krieg gelangen erneut zwei Qualifikationen für die Endrunden um die Deutsche Meisterschaft, immerhin hatte der ehemalige Meisterspieler und Townley-Schüler [[Hans Hagen]] den Verein sportlich gut durch die Kriegsjahre geführt und eine gute Nachwuchsarbeit geleistet, so dass die SpVgg 1950 als Aufsteiger zur sensationellen Meisterschaft der Oberliga Süd kam: [[1950]] scheiterte man im Halbfinale der Deutschen Meisterschaft am VfB Stuttgart, [[1951]] kam man dann nicht über die Gruppenspiele hinaus. | |||
Zwar spielte man auch fortan immer erstklassig in der damaligen Ligenstruktur, kam aber über mittelmäßige Platzierungen nie hinaus. Auch große Namen wie die beiden Fürther 54er Weltmeister [[Karl Mai]] und [[Herbert Erhard]] konnten daran nichts ändern. Dennoch strömten zu den Spielen mit dem "Wundersturm" [[Horst Hoffmann]], [[Otto Brenzke]], [[Horst Schade]], [[Max Appis]] und [[Hans Nöth]] mehrmals bis zu 30.000 Zuschauer in den Ronhof. Den Sprung in die [[1963]] gegründete neue Bundesliga schaffte die SpVgg allerdings nicht. Der entschiedene Protest des Vereins, so verwies Vorstand Wolf darauf, dass der Verein mit 175 Abstellungen zur Nationalmannschaft an deutschlandweit dritter Position stand<ref name="BRRetro63">BR Retro: »SpVgg Fürth 1963 · Kein Platz in der Bundesliga«, Bericht vom 25.02.1963, [https://www.ardmediathek.de/video/br-retro/spvgg-fuerth-1963-kein-platz-in-der-bundesliga/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzkxMjg3ZWY0LTFiN2MtNDQ4Mi05NGQ5LTk2NzY5M2M4YjUzNA online]</ref>, verblieb ohne Erfolg: Der Verein rutschte damit in die damals zweitklassige Regionalliga Süd bzw. später in die zweite Bundesliga ab. | Zwar spielte man auch fortan immer erstklassig in der damaligen Ligenstruktur, kam aber über mittelmäßige Platzierungen nie hinaus. Auch große Namen wie die beiden Fürther 54er Weltmeister [[Karl Mai]] und [[Herbert Erhard]] konnten daran nichts ändern. Dennoch strömten zu den Spielen mit dem "Wundersturm" [[Horst Hoffmann]], [[Otto Brenzke]], [[Horst Schade]], [[Max Appis]] und [[Hans Nöth]] mehrmals bis zu 30.000 Zuschauer in den Ronhof. Den Sprung in die [[1963]] gegründete neue Bundesliga schaffte die SpVgg allerdings nicht. Der entschiedene Protest des Vereins, so verwies Vorstand Wolf darauf, dass der Verein mit 175 Abstellungen zur Nationalmannschaft an deutschlandweit dritter Position stand<ref name="BRRetro63">BR Retro: »SpVgg Fürth 1963 · Kein Platz in der Bundesliga«, Bericht vom 25.02.1963, [https://www.ardmediathek.de/video/br-retro/spvgg-fuerth-1963-kein-platz-in-der-bundesliga/br-fernsehen/Y3JpZDovL2JyLmRlL3ZpZGVvLzkxMjg3ZWY0LTFiN2MtNDQ4Mi05NGQ5LTk2NzY5M2M4YjUzNA online]</ref>, verblieb ohne Erfolg: Der Verein rutschte damit in die damals zweitklassige Regionalliga Süd bzw. später in die zweite Bundesliga ab. |