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== Der Erste Weltkrieg und Fürth == | == Der Erste Weltkrieg und Fürth == | ||
[[ | ===Julikrise und Kriegsbeginn aus Sicht des Fürther Stadtchronisten Paul Rieß=== | ||
''nachfolgend eine Auflistung kriegsbezogener Einträge in der Fürther Stadtchronik, beginnend mit einem Eintrag vom 25. Juli 1914:'' | |||
====Juli 1914==== | |||
25. Ehrenabend der [[SpVgg]] für die siegreiche Elf. - „Der Abbruch der diplomatischen Beziehungen zwischen Oesterreich und Serbien versetzte die hiesige Bevölkerung in starke Aufregung. Die Depeschentafeln der Zeitungen waren fortgesetzt belagert. Extra-Blätter erscheinen. Man denkt allgemein, daß ein Weltkrieg zum Ausbruch kommt“. | |||
26. „Auf den Straßen und in den Wirtschaften ging es heute lebhaft zu. Die hiesige Bevölkerung (ebenso im ganzen Deutschen Reich) sieht mit Spannung der Entwicklung des österreichisch-serbischen Konfliktes entgegen. Extraausgaben der Zeitungen erscheinen. Die Sympathie ist auf Seite Oesterreichs. Bis spät in die Nacht hinein wurden patriotische Lieder gesungen: Es braust ein Ruf wie Donnerhall - Die Wacht am Rhein - Deutschland, Deutschland über alles - Gott erhalte Franz den Kaiser. In Nürnberg wogten große Menschenmassen durch die Straßen und brachten vor dem Oesterreichischen Consulat und am Kriegerdenkmal Ovationen dar, während vor dem serbischen Consulat ein Gejohle und Pfuirufe ertönten.“ | |||
29. „Die Lage ist ernst. Gestern ist die Kriegserklärung an Serbien durch Oesterreich erfolgt.“ - Sozialdemokratische Volksversammlung. Resolution gegen den bayerischen Kultusminister in Sachen Moralunterricht sowie für die Einberufung des Reichstages, um dem Willen des Volkes auf Erhaltung des Friedens Nachdruck zu verleihen. | |||
30. „Die Lage ist kritisch. In der Stadt und am [[Hauptbahnhof|Bahnhof]] war gestern und heute reges militärisches Treiben. Alle Urlauber wurden einbezogen. Am Staatsbahnhof wimmelte es von Soldaten, die in ihre [[Kasernen|Garnison]] zurückkehren... In der hiesigen Bevölkerung entstand durch eine Falschmeldung eines Berliner Blattes, daß auch Deutschland mobil macht, große Unruhe und Ängstlichkeit über die nächste Zukunft. Lebensmittel wurden in großen Mengen gekauft. Die Läden der Kolonialwarengeschäfte wurden vom Publikum nahezu erstürmt. Wichtige Lebensmittel wie Salz, Mehl, Früchte waren in den meisten Geschäften vergriffen. Große Kolonialwarenhandlungen schlossen ihre Geschäfte, da sie vollständig ausverkauft waren. In den beiden Mühlen [[Wolfsgrubermühle|Wolfsgruber]] und [[Förstermühle|Förster]] ist Mehl in ungeheuren Quantitäten eingekauft worden.“ | |||
31. „Die politische Hochspannung ist groß. Die Kriegswirren haben schon jetzt ihre nachteiligen Folgen auf das hiesige Wirtschaftsleben geworfen. In mehreren große Fabriken wurde die Arbeitszeit gekürzt. Mit der Begründung, daß infolge der Kriegsgefahr keine Aufträge vorhanden sind, wurden einige ganz geschlossen. Die Erregung unter der Einwohnerschaft ist furchtbar... Nachmittags 1/2 3 Uhr wurde bekannt, daß Rußland allgemein mobilisiert und dadurch ist Deutschland gezwungen, sich auch kriegsbereit zu machen. Durch Extrablätter wurde bekanntgegeben, wie schicksalsschwer die Zeit sich gestaltet. Abends 7 Uhr wurde in allen Straßen der Stadt durch Schutzleute ... die Verhängung des Kriegszustandes über Bayern ... verkündet. Die Bekanntmachungen sind von den Menschenmassen mit großen Ernst entgegengenommen worden. Die städt. Collegien bewilligten in einer außerordentlichen Sitzung 300.000 M. zur Lebensmittelversorgung der Stadt...“ | |||
[[Bild:1911 Abkochen Evora.jpg|thumb|right|Soldaten des Königlich Bayerischen 21. Infanterie-Regiments beim "Abkochen" 1911 auf dem Gelände der [[Evora]] Brauerei]] | |||
===Metallsammlungen=== | ===Metallsammlungen=== | ||
Als Metallspende des deutschen Volkes wurden Sammlungen von Rohstoffen und Einschmelzungen von Gegenständen aus Metall im Ersten und Zweiten Weltkrieg bezeichnet. | Als Metallspende des deutschen Volkes wurden Sammlungen von Rohstoffen und Einschmelzungen von Gegenständen aus Metall im Ersten und Zweiten Weltkrieg bezeichnet. | ||
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In Fürth ist eine Metallsammlung von 1915 überliefert. Auf einem Foto ist zu sehen, dass die Fürther Berge von Haushaltsgegenständen abgegeben hatten, darunter Teller, Backformen, Kerzenständer, Zinnkrüge, Zierrat usw. damit diese eingeschmolzen und zu Kriegsgerät verarbeitet werden konnten. Einige dieser Gegenstände sind erhalten geblieben und lagern im Fürther [[Stadtarchiv]] .<ref>Alles, Johannes: ''Fürth plant Ausstellung zum Weltkriegsbeginn 1914''. In: Fürther Nachrichten vom 05. November 2013</ref> | In Fürth ist eine Metallsammlung von 1915 überliefert. Auf einem Foto ist zu sehen, dass die Fürther Berge von Haushaltsgegenständen abgegeben hatten, darunter Teller, Backformen, Kerzenständer, Zinnkrüge, Zierrat usw. damit diese eingeschmolzen und zu Kriegsgerät verarbeitet werden konnten. Einige dieser Gegenstände sind erhalten geblieben und lagern im Fürther [[Stadtarchiv]] .<ref>Alles, Johannes: ''Fürth plant Ausstellung zum Weltkriegsbeginn 1914''. In: Fürther Nachrichten vom 05. November 2013</ref> | ||
===Die Kriegssammlung Theodor Bergmann=== | |||
Zwischen [[1914]] und [[1918]] legten Bibliotheken, Archive, Museen und Privatpersonen überall im Deutschen Reich und in Österreich-Ungarn Weltkriegssammlungen an, in denen der Krieg als "große Zeitenwende" akribisch dokumentiert wurde. Der Sammeleifer bezog sich nicht nur auf die über den Buchhandel verfügbare Kriegsliteratur, sondern auch auf Feld- und Schützengrabenzeitungen aus Frontgebieten, auf Drucksachen aus Lazaretten und Gefangenenlagern, auf Zeitungen der besetzten Gebiete und Heimatzeitungen von Kommunen, Vereinen, Schulen, Firmen oder Kirchengemeinden für die Frontsoldaten. | |||
Gesammelt wurden Kriegskarten, Maueranschläge und Flugblätter, Fotos, Feldpostbriefe und Soldatentagebücher. Material der Kriegswirtschaft wie Notgeld und Lebensmittelkarten wurde aufgehoben, aber auch Gegenstände mit Andenkencharakter wurden zusammengetragen wie Vivatbänder, Postkarten, Gedenkmünzen, Briefmarken und Porzellangegenstände mit Kriegsmotiven <ref>Badische LandesBibliothek, Kriegssammlungen 1914 - 1918 [http://www.blb-karlsruhe.de/blb/blbhtml/besondere-bestaende/kriegssammlungen.php im Web]</ref>. Auch Privatpersonen errichteten Kriegssammlungen von beachtlichem Umfang und erstaunen aus heutiger Sicht durch ihre sachkundige Aufarbeitung des Materials. Sie nutzten ihre ausländischen Kontakte und privaten Beziehungen zu ihrem Vorteil, beispielsweise beim Erwerb von ausländischen Publikationen und Drucksachen.<ref>Zwach, Eva: Deutsche und englische Militärmuseen im 20. Jahrhundert: Eine kulturgeschichtliche Analyse des gesellschaftlichen Umgangs mit Krieg, S.35 </ref> Zu den bedeutendsten Beispielen privater Sammlungen zählte u. A. die des [[Fiorda|jüdischen]] Fürther Unternehmers Theodor Bergmann. Damals galt sie mit ihren über 100.000 Einzelstücken, darunter 1.100 Kriegsflugblättern, als eine der weltweit bedeutendsten privaten Sammlungen.<ref>Scrinium Berolinense: Tilo Brandis zum 65. Geburtstag, Band 2, S. 800</ref> Sie ist heute nicht mehr vorhanden und gilt als zerstreut <ref>Alles, Johannes: ''Fürth plant Ausstellung zum Weltkriegsbeginn 1914''. In: Fürther Nachrichten vom 05. November 2013</ref>. | |||
==Literatur== | ==Literatur== |