24.463
Bearbeitungen
K (Geburtsdaten präz.) |
|||
Zeile 10: | Zeile 10: | ||
|Beruf=Künstler; Bildhauer | |Beruf=Künstler; Bildhauer | ||
}} | }} | ||
'''Johann Christian Hirt''' (geb. [[4. März]] [[1836]] in [[Fürth]]; gest. [[19. August ]] [[1897]] in | '''Johann Christian Wilhelm Hirt''' (geb. [[4. März]] [[1836]] in [[Fürth]]<ref name="KB-Tf">Kirchenbücher St. Michael, Taufen 1833–1838, S. 445</ref>; gest. [[19. August ]] [[1897]] in München) war [[Bildhauer]]. | ||
==Leben und Wirken== | ==Leben und Wirken== | ||
Schon in der Schulzeit erregte sein zeichnerisches Talent Aufmerksamkeit und so wurde er mit einigen Auszeichnungsprämien belohnt. Auf Veranlassung des Vaters begann er eine Lehre als | Er wurde im Haus Nr. 342, I. Bez. (ab 1890 [[Bäumenstraße 8]]) als Kind des Kammfabrikanten Karl W. Hirt und dessen zweite Ehefrau Barbara, geborene Frank in Fürth geboren. Am [[13. März]] wurde er von Pfarrer [[Friedrich Theodor Eduard Lehmus|Lehmus]] in der [[Kirche St. Michael]] getauft und von Pfarrer [[Friedrich Karl Seiffert|Seiffert]] [[1849]] konfirmiert.<ref name="KB-Tf"/><ref name="DW-1981">Dieter Wölfel: Johann Christian Hirt (1836 - 1897). In: Fürther Heimatblätter, 31. Jhg., 1981/Nr. 1, S. 7</ref> | ||
Bei der bayerischen Landes-Industrieausstellung in Nürnberg | |||
''"Hirt war ein schlichter Künstler, der nur seiner Kunst und seiner Familie lebte; er vermochte es nicht, sich persönlich hervorzutun, oft zum großen Schaden seiner pekuniären Interessen."'' <ref>D. Wölfel, S. 8</ref> | Schon in der Schulzeit erregte sein zeichnerisches Talent Aufmerksamkeit, und so wurde er mit einigen Auszeichnungsprämien belohnt. Auf Veranlassung des Vaters begann er eine Lehre als Kunstdrechsler bei einem nahen Verwandten. Seine Elfenbeinschnitzereien erfreuten sich großer Beliebtheit und mit einem Becher errang er auf einer Pariser Ausstellung sein erstes Ehrendiplom.<ref name="DW-1981"/> Durch diese Anerkennung ermuntert trat er [[1855]] in die Münchner Akademie der Bildenden Künste ein. Hier widmete er sich besonders der ''antiken Plastik'', erlangte weitere Medaillen [[1858]] und [[1860]] und wurde recht bald mit größeren Aufträgen bedacht. | ||
J. C. Hirt heiratete am [[28. Juli]] [[1862]] in der Kirche St. Michael in Fürth die zwanzigjährige Anverwandte Anna Johanna Hirt, die Tochter des Fürther Landproduktenhändlers Eduard Hirt. Der Trau-Pfarrer war dabei der Konfirmator Seiffert. [[1864]] siedelte das Paar endgültig nach München über und J. C. Hirt richtete sich dort ein Atelier ein. | |||
Bei der bayerischen Landes-Industrieausstellung in Nürnberg bekam er eine goldene Medaille<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 260 und S. 323</ref>, er wurde Ehrenmitglied der königlichen Akademie der Künste und erhielt aus Anlass des Neujahrsfestes [[1897]] von Prinzregent Luitpold den Verdienstorden vom Heiligen Michael<ref name="DW-1981"/>. Reichtümer konnte sich Hirt nicht erwerben und so kam der gesamte künstlerische Nachlass nach seinem Tode am [[19. August]] [[1897]] zur Versteigerung. Im Vorwort des Versteigerungskataloges heißt es:<br /> | |||
''"Hirt war ein schlichter Künstler, der nur seiner Kunst und seiner Familie lebte; er vermochte es nicht, sich persönlich hervorzutun, oft zum großen Schaden seiner pekuniären Interessen."''<ref name="DW-1981-8">D. Wölfel, S. 8</ref> | |||
==Werke== | ==Werke== | ||
Johann Christian Hirt war ein Kind des Stilpluralismus des 19. Jahrhunderts und suchte seine Identität zwischen Klassizismus, Romantik, Nazarenertum, Naturalismus, Realismus und Historismus. Sein Schaffensraum reichte von Grabnischen über öffentliche Gebäude, Brücken, Brunnen, Museen und Schlösser bis zum "Museum für den Hausgebrauch" <ref> | Johann Christian Hirt war ein Kind des Stilpluralismus des 19. Jahrhunderts und suchte seine Identität zwischen Klassizismus, Romantik, Nazarenertum, Naturalismus, Realismus und Historismus. Sein Schaffensraum reichte von Grabnischen über öffentliche Gebäude, Brücken, Brunnen, Museen und Schlösser bis zum "Museum für den Hausgebrauch".<ref name="DW-1981-8">D. Wölfel, S. 8</ref> Die Kleinplastiken in Bronze und Silberguss fanden ihr Publikum als Dekorationskunst der kleinbürgerlichen Wohnkultur. Die Großskulpturen wurden auf Ausstellungen mehrfach ausgezeichnet.<br /> | ||
* Quellen-Nymphe (von den Kunstvereinen in München und Fürth angekauft) | * Quellen-Nymphe (von den Kunstvereinen in München und Fürth angekauft) | ||
* Eurydike, ein lebensgroßes Gipsmodell (für die int. Kunstaustellung München 1879) | * Eurydike, ein lebensgroßes Gipsmodell (für die int. Kunstaustellung München 1879) | ||
Zeile 29: | Zeile 34: | ||
==Fürther Werke== | ==Fürther Werke== | ||
Zu seinen beiden Fürther Werken gehören: | Zu seinen beiden Fürther Werken gehören: | ||
* die Christusstatue in der [[Kirche St. Michael]], eines der wenigen Werke Hirts, das in Holz gearbeitet wurde. Zum Kirchweihfest 1883 wurde die Statue eines Kelch segnenden Christus im Altar aufgestellt. Die Kosten von 800 | * die Christusstatue in der [[Kirche St. Michael]], eines der wenigen Werke Hirts, das in Holz gearbeitet wurde. Zum Kirchweihfest 1883 wurde die Statue eines Kelch segnenden Christus im Altar aufgestellt. Die Kosten von 800 M wurden aus Spenden gedeckt. Die Figur war ursprünglich bronziert und wurde später vergoldet. Der bisherige Gipsabguss einer Christusfigur des Thorvaldsen-Schülers [[wikipedia:Johann Wilhelm Braun (Bildhauer)|Johann Wilhelm Braun]]<ref>siehe Artikel „Braun, Johann Wilhelm“ von August Wintterlin in: Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Band 3 (1876), S. 274</ref> in dem Retabel von 1830/31 wurde der Versammlungshalle des neuen [[Städtischer Friedhof|Friedhofs]] (am [[29. Dezember]] [[1881]] eingeweiht) an der Erlanger Straße gestiftet.<ref>D. Wölfel, S. 10; siehe auch: [[Kirche St. Michael]], Beschreibung der Kirche St. Michael Fürth, Innenansicht</ref> | ||
* das [[Kriegerdenkmal von 1870/71]] am [[Hallplatz]], eingeweiht am [[19. August]] [[1888]] und trotz Regens von der Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. Ein Denkmal, das den Soldatentod für die nationale Einheit verherrlichte. Die Kunstwelt nahm daran besonders Anteil, weil Hirt mit der Darstellung seine klassizistische Linie verließ und ganz in die naturalistische Arbeitsweise einschwenkte <ref>D. Wölfel, S. 9</ref> | * das [[Kriegerdenkmal von 1870/71]] am [[Hallplatz]], eingeweiht am [[19. August]] [[1888]] und trotz Regens von der Bevölkerung mit Begeisterung aufgenommen. Ein Denkmal, das den Soldatentod für die nationale Einheit verherrlichte. Die Kunstwelt nahm daran besonders Anteil, weil Hirt mit der Darstellung seine klassizistische Linie verließ und ganz in die naturalistische Arbeitsweise einschwenkte.<ref>D. Wölfel, S. 9</ref> | ||
==Literatur== | ==Literatur== |