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Seine Eltern waren Johann (Kriminaloberinspektor) und Berta Bornkessel, geb. Diethmar. Die Schulzeit verbrachte | Seine Eltern waren Johann (Kriminaloberinspektor) und Berta Bornkessel, geb. Diethmar. Die Schulzeit verbrachte Bornkessel in München und legte sein Abitur 1912 ab. Vor dem [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] begann er mit dem Jurastudium an der Universität München und war Schüler von Karl von Amira, Kirsch, Dyroff und Lujo Brentano. Den Ersten Weltkrieg verbrachte Bornkessel als Freiwilliger im Wehrdienst und war Oberleutnant der Reserve. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] nahm er sein Studium erneut auf und absolvierte 1919 seine Zeit als Referendar. Bornkessel heiratete am 28. Oktober 1919 in München Emma Bornkessel (10. November 1887-), geb. Meyer, verw. Kotelhoff. Bereits 1920 legte er seine Promotion ab. [[1921]] legte er sein 2. Staatsexamen ab und begann [[1922]] als Rechtsassessor bzw. später als Bezirksamtmann in Berneck und Schwabach seine berufliche Laufbahn. Das Thema seiner Dissertation [[1920]] in Würzburg war: ''Der verantwortliche Redakteur und seine Haftung nach den §§ 20, 21 RPG vom 07. Mai 1874. Ein Beitrag zur Neugestaltung des Pressestrafrechts''. [[1926]] oder [[1927]] trat er in die [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]] ein und war für kurze Zeit kommissarisch im Reichsversicherungsamt tätig, ehe er [[1929]] [[Rechtsrat]] in Fürth wurde, u.a. auch zuständig in Wohlfahrts- und Polizeifragen. | ||
Am 1. Oktober 1920 wurde er berufsmäßiger Stadtrat in der Stadtverwaltung Fürth. Er übernahm das Wohlfahrts- und allgemeine Verwaltungsreferat (Wohnwesen, Gesundheitsamt, Vermittlungsamt) | Am 1. Oktober 1920 wurde er berufsmäßiger Stadtrat in der Stadtverwaltung Fürth. Er übernahm das Wohlfahrts- und allgemeine Verwaltungsreferat (Wohnwesen, Gesundheitsamt, Vermittlungsamt). | ||
Bornkessel als entschiedener [[Antifaschist|Gegner]] der [[ | Bornkessel als entschiedener [[Antifaschist|Gegner]] der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] wurde [[1933]] im Rahmen des Berufsbeamtengesetzes vom Dienst beurlaubt bzw. suspendiert und [[1934]] zwangsweise in den Ruhestand versetzt. Daraufhin versuchte Bornkessel sich als Jurist in der Privat-Wirtschaft "über Wasser" zu halten. Hierzu wechselte er den Wohnort nach Berlin. In Berlin übernahm er bei der Schweizerischen Lebensversicherungs- und Rentenanstalt aus Zürich die Aufgabe der Grundstücksverwaltung. Vom 9. November 1939 bis 19. Januar 1940 wurde er abermals von den Nationalsozialisten angegangen und verbrachte mehrere Wochen im Polizeigefängnis Berlin-Alexanderplatz in "Schutzhaft". | ||
Am [[20. Januar]] [[1940]] verschleppte man ihn von dort in das KZ Sachsenhausen, aus dem er am [[27. August]] [[1940]] wieder entlassen wurde. In der Zeit von Dezember 1940 bis August 1945 arbeitete Bornkessel in Potsdam bei den [[Wikipedia:Arado Flugzeugwerke|Arado-Flugzeugwerken]]. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Streitkräfte in Brandenburg wurde Bornkessel im August 1945 zunächst zum Landrat und stellv. Oberlandrat in Eberswalde/ Brandenburg ernannt. Sein Dienst endete aber bereits wieder im Dezember 1945. | Am [[20. Januar]] [[1940]] verschleppte man ihn von dort in das KZ Sachsenhausen, aus dem er am [[27. August]] [[1940]] wieder entlassen wurde. In der Zeit von Dezember 1940 bis August 1945 arbeitete Bornkessel in Potsdam bei den [[Wikipedia:Arado Flugzeugwerke|Arado-Flugzeugwerken]]. Nach dem Einmarsch der sowjetischen Streitkräfte in Brandenburg wurde Bornkessel im August 1945 zunächst zum Landrat und stellv. Oberlandrat in Eberswalde/Brandenburg ernannt. Sein Dienst endete aber bereits wieder im Dezember 1945. | ||
Sein ehemaliger Amtskollege in Fürth und aktuell "notgedrungen" amtierender [[Oberbürgermeister]] [[Johann Schmidt]] erinnerte sich Ende [[1945]] in der Frage der Nachfolge an Bornkessel und konnte sich trotz einiger Bedenken durchsetzen, Bornkessel als seinen Nachfolger zu etablieren. Die Entscheidung für Bornkessel war nicht unumstritten, da Bornkessel zwar als hervorragender Verwaltungsjurist bekannt war, aber gleichzeitig die | Sein ehemaliger Amtskollege in Fürth und aktuell "notgedrungen" amtierender [[Oberbürgermeister]] [[Johann Schmidt]] erinnerte sich Ende [[1945]] in der Frage der Nachfolge an Bornkessel und konnte sich trotz einiger Bedenken durchsetzen, Bornkessel als seinen Nachfolger zu etablieren. Die Entscheidung für Bornkessel war nicht unumstritten, da Bornkessel zwar als hervorragender Verwaltungsjurist bekannt war, aber gleichzeitig die SPD ihm skeptisch gegenüber stand, da er doch den Ruf hatte "''recht selbstherrlich und eigenwillig - auch gegen die Interessen der eigenen Partei - gehandelt zu haben. Nicht immer hatten sich seine Vorstellungen mit denen der Partei gedeckt''". Womit niemand in Fürth gerechnet hatte war der Umstand, wie schwierig sich eine Übersiedlung aus der sowjetischen Besatzungszone in die amerikanische Zone gestalten würde. Trotz der Bemühungen der amerikanischen Militärregierung musste Bornkessel auf gepackten Koffern bis zum [[25. Februar]] [[1946]] warten. An diesem Tag bekam Bornkessel die lang ersehnte Genehmigung und telegraphierte an die Stadt Fürth: "''Ankomme Fuerth heute Mitternacht.''" | ||
Am [[19. März]] [[1946]] wurde er als [[Oberbürgermeister]] in Fürth eingesetzt, der neue [[Stadtrat]] wählte ihn einstimmig am [[6. Juni]] [[1946]]. Die formale Prüfung der Spruchkammer I im Stadtkreis Fürth kam am 20. März 1947 zu dem Ergebnis, dass Bornkessel im Sinne der Gesetzgebung der Entnazifizierung als nicht betroffen eingestuft wurde. Am [[30. Juni]] [[1948]] durch Bornkessel durch den Stadtrat als Oberbürgermeister bestätigt. Er stellte sich am [[30. Mai]] [[1952]] erstmals dem Votum der Bürgerschaft, die ihn auch am [[23. März]] [[1958]] mit 98,2 % der Stimmen wiederwählte: Bis heute Rekord der Stadtgeschichte! Seine Amtszeit endete am [[30. April]] [[1964]]. | Am [[19. März]] [[1946]] wurde er als [[Oberbürgermeister]] in Fürth eingesetzt, der neue [[Stadtrat]] wählte ihn einstimmig am [[6. Juni]] [[1946]]. Die formale Prüfung der Spruchkammer I im Stadtkreis Fürth kam am 20. März 1947 zu dem Ergebnis, dass Bornkessel im Sinne der Gesetzgebung der Entnazifizierung als nicht betroffen eingestuft wurde. Am [[30. Juni]] [[1948]] durch Bornkessel durch den Stadtrat als Oberbürgermeister bestätigt. Er stellte sich am [[30. Mai]] [[1952]] erstmals dem Votum der Bürgerschaft, die ihn auch am [[23. März]] [[1958]] mit 98,2 % der Stimmen wiederwählte: Bis heute Rekord der Stadtgeschichte! Seine Amtszeit endete am [[30. April]] [[1964]]. | ||
== Causa Franz Jakob == | == Causa Franz Jakob == | ||
Im Jahr [[2018]] fand ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs eine Akte im Bestand, aus der hervorging, dass dem | Im Jahr [[2018]] fand ein ehrenamtlicher Mitarbeiter des Stadtarchivs eine Akte im Bestand, aus der hervorging, dass dem ehemaligen NS-Oberbürgermeister [[Franz Jakob]] nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] eine freiwillige finanzielle Unterstützung durch seinen Amtsnachfolger Bornkessel gewährt wurde. Initial ging diese Zuwendung auf ein Bittschreiben Jakobs an den damaligen Oberbürgermeister Bornkessel im Jahr [[1959]] zurück. Hier bat Jakob um Milde, da er (Jakob) schließlich seine Schuld beglichen habe, aber jetzt unter sehr ärmlichen Verhältnissen lebe müsse. Bornkessel gab dieses Ansinnen in den nicht-öffentlichen Teil des [[Stadtrat]]s weiter, der jedoch den Wunsch Jakobs versagte - mit dem Hinweis, dass man seine Taten während des Nationalsozialismus noch bestens in Erinnerung hätte. Weitere Fürsprecher Jakobs waren sein Stellvertreter während des NS-Regimes in Fürth - SS-Mitglied [[Fritz Kempfler]], zu dem Zeitpunkt für die CSU Mitglied des Bundestages - sowie der ehemalige Rechtsrat [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Gustav Schickedanz]]. Letzterer befürwortete eine finanzielle Zuwendung, wollte aber nicht als Fürsprecher in der Öffentlichkeit genannt werden. Bornkessel ließ, nach dem abschlägigen Beschluss des [[Stadtrat]]es, aus den eigenen Verfügungsmitteln Jakob mindestens dreimal im Jahr Bargeld per Post zukommen, stets an Ostern, zur [[Michaelis-Kirchweih|Kirchweih]] und an Weihnachten. Nach dem Ausscheiden Bornkessels aus dem Amt des Oberbürgermeisters setzte sein Nachfolger - [[Kurt Scherzer]] - diese Zahlungen fort, bis zum Tod Jakobs bzw. dessen Ehefrau.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 4/70 b - "Unterstützungen H-J"</ref> | ||
== Bayerischer Senat == | == Bayerischer Senat == | ||
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Am [[9. Dezember]] [[1930 ]] gründete Bornkessel den Verein "[[Fürther Nothilfe e. V.]]" für die unter Hunger notleidende Bevölkerung. Der Verein betrieb eine [[Volksküche]], die mit Unterstützung der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände regelmäßige Essensausgaben organisierte. Im Rahmen der sog. Gleichschaltung wurde der Verein während des | Am [[9. Dezember]] [[1930]] gründete Bornkessel den Verein "[[Fürther Nothilfe e. V.]]" für die unter Hunger notleidende Bevölkerung. Der Verein betrieb eine [[Volksküche]], die mit Unterstützung der Arbeitgeber- und Arbeitnehmerverbände regelmäßige Essensausgaben organisierte. Im Rahmen der sog. Gleichschaltung wurde der Verein während des Nationalsozialismus aufgelöst bzw. von der Nationalsozialistischen Volkswohlfahrt (NSV) übernommen. | ||
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