Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

Ergänzungen
Keine Bearbeitungszusammenfassung
(Ergänzungen)
Zeile 3: Zeile 3:


== Entstehung ==
== Entstehung ==
Die Partei wurde im Januar [[1950]] in Schleswig-Holstein gegründet und hatte eine klare politische Ausrichtung: sie war die Interessenvertretung der nach dem Ende des [[2. Weltkrieg]]es Flüchtlingsdeutschen aus den ehem. Ostgebieten des Deutschen Reichs. Insgesamt 8,4 Mio Menschen (bis 1953) flohen in die drei Westzonen, davon ca. 2. Mio nach Bayern. Damit waren knapp 20 % der Bayrischen Bevölkerung Flüchtlinge, die zum Teil unter schier unüberwindlich erscheinenden ökonomischen und sozialen Härten unter den "''Einheimischen''" wohnten.  
Die Partei wurde im Januar [[1950]] in Schleswig-Holstein gegründet und hatte eine klare politische Ausrichtung: Sie war die Interessenvertretung der nach dem Ende des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] geflohenen und vertriebenen Deutschen aus den ehemaligen Ostgebieten des Deutschen Reiches sowie aus Gebieten der Nachfolgestaaten der mit Ende des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieges]] 1918 aufgelösten österreich-ungarischen Habsburgermonarchie. Insgesamt 8,4 Mio Menschen (bis 1953) flohen in die drei Westzonen, davon ca. 2. Mio nach Bayern. Damit waren knapp 20 % der bayerischen Bevölkerung Flüchtlinge bzw. Vertriebene, die zum Teil unter schier unüberwindlich erscheinenden ökonomischen und sozialen Härten unter den "''Einheimischen''" wohnten.  
[[Datei:BHE Postkarte FW.jpg|miniatur|rechts|Wahlkampfwerbung der BHE, ca. 1960]]
[[Datei:BHE Postkarte FW.jpg|miniatur|rechts|Wahlkampfwerbung der BHE, ca. 1960]]
Besonders in der [[Altstadt|Fürther Altstadt]], aber auch in den Wohnsiedlungen [[Eigenes Heim]], [[Südstadt]] und später auf der [[Hardhöhe]] war der Anteil der Flüchtlingsdeutschen sehr hoch. Die Fürther Bevölkerung war zunächst dieser Bevölkerungsgruppe gegenüber sehr Misstrauisch bzw. sehr ablehnend gegenüber gestanden. Erst mit der Integration der neuen Bewohner in Fürth in den 1960er und 1970er Jahren verschwanden die Grenzen und Ausgrenzungen.<ref>Wikipedia: Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten. Online abgerufen am 3. August 2016 | 0:31 Uhr [https://de.wikipedia.org/wiki/Gesamtdeutscher_Block/Bund_der_Heimatvertriebenen_und_Entrechteten online]</ref>  
Besonders in der [[Altstadt|Fürther Altstadt]], aber auch in den Wohnsiedlungen [[Eigenes Heim]], [[Südstadt]] und später auf der [[Hardhöhe]] war der Anteil der Flüchtlingsdeutschen sehr hoch. Die Fürther Bevölkerung war zunächst dieser Bevölkerungsgruppe gegenüber sehr misstrauisch bzw. sehr ablehnend gegenüber gestanden. Erst mit der Integration der neuen Bewohner in Fürth in den 1960er und 1970er Jahren verschwanden die Grenzen und Ausgrenzungen.<ref>Wikipedia: Gesamtdeutscher Block/Bund der Heimatvertriebenen und Entrechteten. Online abgerufen am 3. August 2016 | 0:31 Uhr [https://de.wikipedia.org/wiki/Gesamtdeutscher_Block/Bund_der_Heimatvertriebenen_und_Entrechteten online]</ref>  


Die BHE stand im Wesentlichen für zwei Forderungen: "''Lebensrecht im Westen''" sowie "''Heimatrecht im Osten''". Unterstützt wurde die BHE dabei auch von vielen ehem. Nationalsozialisten (die sog. "Entrechteten"), die also durch die Entnazifizierung eine Beeinträchtigung ihrer persönlichen und beruflichen Karriere sahen. Programmatisch beschwor die Partei das sog. "christliche Abendland" und verteufelte den "Kommunismus". Gleichzeitig propagierten sie das "Heimatrecht", welches sich mit der Wiederherstellung des Reiches in den Grenzen von [[1937]] befasste. In seinem Programm wandte sich der BHE auch an die Opfer des Bombenkrieges, Geschädigte der Währungsreform und ehemalige Beamte, die nach [[1945]] im Rahmen der Entnazifizierung entlassen worden waren. Dabei spielte die BHE, die in vielen Bundesländern an der Regierung beteiligt war bzw. ab [[1953]] im Bundestag vertreten war in der Regierung von Konrad Adenauer, eine nicht ganz unwesentliche Rolle in der Beendigung der Entnazifizierungsaktionen. Der Vorsitzende der BHE Partei legte in einem Interview [[1952]] Wert auf die Feststellung, dass die BHE zwar die Partei „auch der ehemaligen Nazis, aber nicht derjenigen, die heute noch Nazis sind" sei.<ref>Richard Stöss, Der Gesamtdeutsche Block, in: Ders. (Hrsg.), Parteien-Handbuch der Parteien der Bundesrepublik Deutschland, 1945-1980. 3. Band, Opladen 1986, 1424 ff.</ref>  
Die BHE stand im Wesentlichen für zwei Forderungen: "''Lebensrecht im Westen''" sowie "''Heimatrecht im Osten''". Unterstützt wurde die BHE dabei auch von vielen ehemaligen [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|Nationalsozialisten]] (die sog. "Entrechteten"), die also durch die Entnazifizierung eine Beeinträchtigung ihrer persönlichen und beruflichen Karriere sahen. Programmatisch beschwor die Partei das sogenannte "christliche Abendland" und verteufelte den "Kommunismus". Gleichzeitig propagierte sie ein sogenanntes "Heimatrecht", welches sich mit der Wiederherstellung des Reiches in den Grenzen von [[1937]] befasste — was im Übrigen auch bis zur Entspannungspolitik und den Ostverträgen Willy Brandts 1972 auch als Staatsziel durch das Grundgesetz definiert und bundesweit in den Schulen gelehrt wurde. In seinem Programm wandte sich der BHE auch an die Opfer des Bombenkrieges, Geschädigte der Währungsreform und ehemalige Beamte, die nach [[1945]] im Rahmen der Entnazifizierung entlassen worden waren. Dabei spielte die BHE, die in vielen Bundesländern an der Regierung beteiligt war bzw. ab [[1953]] im Bundestag vertreten war und in der Bonner Bundesregierung von Konrad Adenauer (CDU), eine nicht ganz unwesentliche Rolle in der Beendigung der Entnazifizierungsaktionen. Der Vorsitzende der BHE Partei legte in einem Interview [[1952]] Wert auf die Feststellung, dass die BHE zwar die Partei „auch der ehemaligen Nazis, aber nicht derjenigen, die heute noch Nazis sind" sei.<ref>Richard Stöss, Der Gesamtdeutsche Block, in: Ders. (Hrsg.), Parteien-Handbuch der Parteien der Bundesrepublik Deutschland, 1945—1980. 3. Band, Opladen 1986, 1424 ff.</ref>  


== BHE in Fürth ==
== BHE in Fürth ==
In Fürth kandidiert die Wählervereinigung der "Flüchtlingsgruppen" erstmals [[1948]] für den [[Stadtrat 1948 - 1952|Stadtrat]]. Auf Anhieb erhielt die Wählervereinigung einen Sitz im [[Stadtrat]], vertreten durch den Kaplan [[Franz Zimmermann]]. Inzwischen hatte sich im August [[1950]] die BHE in Fürth gegründet und konnte bei der nächsten Kommunalwahl erstmals gewählt werden. [[1952]] erreichte die BHE 7,1 % und somit drei Sitze (Dr. Jochen Klings, Alfred Gibisch und Franz Kolbe). Auch bei der nächsten Kommunalwahl [[1956]] konnten die BHE ihre drei Sitze behaupten, auch wenn sie prozentual etwas eingebüßt hatten und nur noch 6,6 % erreichten. Das Wahlergebnisse konnte bei der nächsten Wahl [[1960]] fast gehalten werden, es wurden dies Mal 6,7 % erzielt (Stadträte: Alfred Gibisch, [[Gerhard Freund]], [[Erich Müller]]).  
In Fürth kandidiert die Wählervereinigung der "Flüchtlingsgruppen" erstmals [[1948]] für den [[Stadtrat 1948 1952|Stadtrat]]. Auf Anhieb erhielt die Wählervereinigung einen Sitz im [[Stadtrat]], vertreten durch den Kaplan [[Franz Zimmermann]]. Inzwischen hatte sich im August [[1950]] die BHE in Fürth gegründet und konnte bei der nächsten Kommunalwahl erstmals gewählt werden. [[1952]] erreichte die BHE 7,1 % und somit drei Sitze (Dr. Jochen Klings, [[Alfred Gibisch]] und Franz Kolbe). Auch bei der nächsten Kommunalwahl [[1956]] konnten die BHE ihre drei Sitze behaupten, auch wenn sie prozentual etwas eingebüßt hatten und nur noch 6,6 % erreichten. Das Wahlergebnisse konnte bei der nächsten Wahl [[1960]] fast gehalten werden, es wurden dies Mal 6,7 % erzielt (Stadträte: Alfred Gibisch, [[Gerhard Freund]], [[Erich Müller]]).  


Allerdings war [[1960]] der Zenit der Partei erreicht - ab diesen Zeitpunkt sank die BHE in der Wählergunst. Dies hatte mehrere Ursachen. Primär waren die ehem. Flüchtlinge gegen Ende der 1960er Jahre soweit integriert, so dass die Interessensvertretung durch die BHE für viele nicht mehr notwendig erschien. Gleichzeitig radikalisierte sich mit dem Niedergang der BHE die Partei, so dass viele ihr den Rücken kehrten - sei es aus Ablehnung - oder aber auch, weil Ihnen die BHE nicht radikal genug erschien. So verließen viele gemäßigten BHE Mitglieder die Partei in Richtung [[CSU]] und [[FDP]], zum Teil auch zur [[SPD]] - oder aber, für die die Partei nicht radikal genug erschien, zur [[NPD]].  
Allerdings war [[1960]] der Zenit der Partei erreicht - ab diesen Zeitpunkt sank die BHE in der Wählergunst. Dies hatte mehrere Ursachen. Primär waren die ehemaligen Flüchtlinge und Heimatvertriebenen gegen Ende der 1960er Jahre soweit integriert, so dass die Interessensvertretung durch die BHE für viele nicht mehr notwendig erschien. Gleichzeitig radikalisierte sich mit dem Niedergang der BHE die Partei, so dass viele ihr den Rücken kehrten - sei es aus Ablehnung - oder aber auch, weil Ihnen die BHE nicht radikal genug erschien. So verließen viele gemäßigten BHE Mitglieder die Partei in Richtung [[CSU]] und [[FDP]], zum Teil auch zur [[SPD]] - oder aber, für die die Partei nicht radikal genug erschien, zur [[NPD]].  


In Fürth wechselte zum Beispiel [[Erich Müller]], der [[1960]] noch für die BHE in den [[Stadtrat 1960 - 1966|Stadtrat]] kam, die Fronten und ging [[1966]] zur [[FDP]]. Hier wurde er erneut gewählt und war bis [[1972]] als Mitglied der [[FDP]] im [[Stadtrat]]. Ein weiteres Beispiel war [[Gerhard Freund]]. [[1960]] wurde Freund noch für die BHE in den [[Stadtrat]] gewählt, sechs Jahre später zog er erneut in den Stadtrat, diese Mal für die [[SPD]] Stadtratsfraktion. Freund war noch bis [[1978]] für die [[SPD]] im [[Stadtrat]].
In Fürth wechselte zum Beispiel [[Erich Müller]], der [[1960]] noch für die BHE in den [[Stadtrat 1960 - 1966|Stadtrat]] kam, die Fronten und ging [[1966]] zur [[FDP]]. Hier wurde er erneut gewählt und war bis [[1972]] als Mitglied der [[FDP]] im [[Stadtrat]]. Ein weiteres Beispiel war [[Gerhard Freund]]. [[1960]] wurde Freund noch für die BHE in den [[Stadtrat]] gewählt, sechs Jahre später zog er erneut in den Stadtrat, diese Mal für die [[SPD]] Stadtratsfraktion. Freund war noch bis [[1978]] für die [[SPD]] im [[Stadtrat]].
Zeile 27: Zeile 27:
* [[FDP]]
* [[FDP]]
* [[Gerhard Freund]]
* [[Gerhard Freund]]
* [[Alfred Gibisch]]
* [[Erich Müller]]
* [[Erich Müller]]
* [[Heimatvertriebene]]
* [[Heimatvertriebene]]


== Literatur ==
==Literatur==
* Karl-Ulrich Gelberg, Neubildung von Parteien und Verbänden, in: Max Spindler/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. 4. Band, 1. Teil, München 2. Auflage 2003, 757-802.
* Karl-Ulrich Gelberg, Neubildung von Parteien und Verbänden, in: Max Spindler/Alois Schmid (Hg.), Handbuch der bayerischen Geschichte. 4. Band, 1. Teil, München 2. Auflage 2003, 757-802.
* Richard Stöss, Der Gesamtdeutsche Block, in: Ders. (Hrsg.), Parteien-Handbuch der Parteien der Bundesrepublik Deutschland, 1945-1980. 3. Band, Opladen 1986, 1424-1459
* Richard Stöss, Der Gesamtdeutsche Block, in: Ders. (Hrsg.), Parteien-Handbuch der Parteien der Bundesrepublik Deutschland, 1945-1980. 3. Band, Opladen 1986, 1424-1459


== Einzelnachweise ==
==Einzelnachweise==
<references />
<references />
==Bilder==
==Bilder==
{{Bilder dieser Partei}}
{{Bilder dieser Partei}}
[[Kategorie:Politik]]
[[Kategorie:Politik]]
[[Kategorie:Parteien]]
[[Kategorie:Parteien]]
2.326

Bearbeitungen