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== Leben und Beruf == | == Leben und Beruf == | ||
Sandreuter wuchs in Fürth in bescheidenen Verhältnissen auf. Er ist das achte Kind der Gastwirtsleute Sandreuter. Von seinen Eltern war er dazu auserkoren später die Wirtschaft zu übernehmen.<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948</ref> Zunächst besuchte Sandreuter von [[1898]] bis [[1905]] die Fürther Volksschule. Im Anschluss erlernte er den Beruf des Kellners. Nach dem Abschluss der Lehrzeit arbeitete Sandreuter als Kellner. Um mehr Erfahrungen im Beruf sammeln zu können arbeitete Sandreuter ab [[1907]] in England als Kellner und ab [[1909]] als Schiffssteward. In dieser Funktion bereiste er eine Reihe europäischer Länder und kam u.a. so auch bis nach Nordafrika. Es folgten jeweils eine Anstellung für sechs Monate in Italien und Schweiz, bevor er ab [[1911]] in Frankreich eine Anstellung im Hotelgewerbe übernahm. Mit dem Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es versah Sandreuter den Kriegsdienst von [[1914]] bis [[1918]] in Frankreich.<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948</ref> Nach dem Krieg kam Sandreuter im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches wieder nach Fürth und bekam eine Anstellung bei der Stadtverwaltung der Stadt Fürth. Dort verrichtete er einfache Arbeiten in der Kriegsgefangenenheimkehrerstelle, der Kriegshinterbliebenenfürsorgestelle, dem Wohnungsamt und der Erwerbslosenfürsorgestelle. Während seiner Anstellung bei der Stadt Fürth war Sandreuter von [[1920]] bis [[1923]] Mitglied der [[SPD]], jedoch ohne | Sandreuter wuchs in Fürth in bescheidenen Verhältnissen auf. Er ist das achte Kind der Gastwirtsleute Sandreuter. Von seinen Eltern war er dazu auserkoren später die Wirtschaft zu übernehmen.<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948</ref> Zunächst besuchte Sandreuter von [[1898]] bis [[1905]] die Fürther Volksschule. Im Anschluss erlernte er den Beruf des Kellners. Nach dem Abschluss der Lehrzeit arbeitete Sandreuter als Kellner. Um mehr Erfahrungen im Beruf sammeln zu können arbeitete Sandreuter ab [[1907]] in England als Kellner und ab [[1909]] als Schiffssteward. In dieser Funktion bereiste er eine Reihe europäischer Länder und kam u.a. so auch bis nach Nordafrika. Es folgten jeweils eine Anstellung für sechs Monate in Italien und Schweiz, bevor er ab [[1911]] in Frankreich eine Anstellung im Hotelgewerbe übernahm. Mit dem Ausbruch des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es versah Sandreuter den Kriegsdienst von [[1914]] bis [[1918]] in Frankreich.<ref>StA N, Spruchkammerakte H. Sandreuter, Akte Briefwechsel mit dem Verteidiger, Schreiben RA H. Link in Bezug auf Klageschrift vom 1.3.1948</ref> Nach dem Krieg kam Sandreuter im Rahmen eines Kriegsgefangenenaustausches wieder nach Fürth und bekam eine Anstellung bei der Stadtverwaltung der Stadt Fürth. Dort verrichtete er einfache Arbeiten in der Kriegsgefangenenheimkehrerstelle, der Kriegshinterbliebenenfürsorgestelle, dem Wohnungsamt und der Erwerbslosenfürsorgestelle. Während seiner Anstellung bei der Stadt Fürth war Sandreuter von [[1920]] bis [[1923]] Mitglied der [[Sozialdemokratische Partei Deutschlands|SPD]], jedoch ohne Funktionen innerhalb der Partei inne zu haben. [[1924]] verlor er seine Anstellung aufgrund Personalabbaus.<ref>StA N, Spruchkammerakte Sandreuter - Sprk Fürth I - S 198, Sachverständigen Gutachten Sandreuter Akte AZ 55/466, S. 5 ff.</ref> | ||
Bereits kurz nach Kriegsende heiratete Sandreuter am [[18. Oktober]] [[1919]] Anna | Bereits kurz nach Kriegsende heiratete Sandreuter am [[18. Oktober]] [[1919]] Anna Wilhelmine Maria Nürnberger (geb. 20. November 1892), mit der er zwei Töchter bekam. Elsbeth Sandreuter kam am [[7. Januar]] [[1921]] und Sabine am [[31. Mai]] [[1929]] in Fürth auf die Welt.<ref>StA N, Akte Sandreuter - Steuerangelegenheiten Nebentätigkeit 1939 - 44</ref> | ||
Ab dem Herbst [[1924]] versuchte Sandreuter als selbständiger Tuchhändler sein Einkommen zu verdienen - ohne jedoch viel Erfolg damit zu haben. [[1931]] musste Sandreuter bereits Konkurs anmelden. Seine Gläubiger konnte er mit einem außergerichtlichem Vergleich befrieden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass bei dem Versuch einer späteren Überprüfung der Akten [[1942]] im Zusammenhang mit seinen Verfehlungen im Amt festgestellt werden musste, dass die Vergleichs- und Konkursakten "''spurlos verschwunden''" waren. | Ab dem Herbst [[1924]] versuchte Sandreuter als selbständiger Tuchhändler sein Einkommen zu verdienen - ohne jedoch viel Erfolg damit zu haben. [[1931]] musste Sandreuter bereits Konkurs anmelden. Seine Gläubiger konnte er mit einem außergerichtlichem Vergleich befrieden. Erwähnenswert ist in diesem Zusammenhang, dass bei dem Versuch einer späteren Überprüfung der Akten [[1942]] im Zusammenhang mit seinen Verfehlungen im Amt festgestellt werden musste, dass die Vergleichs- und Konkursakten "''spurlos verschwunden''" waren. | ||
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== Aufstieg in der NS-Zeit == | == Aufstieg in der NS-Zeit == | ||
[[Datei:Sandreuter 1935 A6791.jpg|miniatur|rechts|Hans Sandreuter, um 1935]] | [[Datei:Sandreuter 1935 A6791.jpg|miniatur|rechts|Hans Sandreuter, um 1935]] | ||
Am [[1. Juni]] [[1931]] | Am [[1. Juni]] [[1931]] trat Sandreuter in die NSDAP ein, zwei Jahre später wurde er bereits als nationalsozialistischer Ratsherr durch seinen Duzfreund [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] eingesetzt.<ref>Spruchkammerakte Sandreuter - Sprk Fürth I - S 198, Sachverständigen Gutachten Sandreuter Akte AZ 55/466, S. 5 ff.</ref> | ||
Durch die Auflösung des Stadtrates und der Einberufung des Gemeinderates wurde Hans Sandreuter vom | Durch die Auflösung des Stadtrates und der Einberufung des Gemeinderates wurde Hans Sandreuter vom Oberbürgermeister Franz Jakob am [[3. Oktober]] [[1935]] in den Gemeinderat der Stadt Fürth berufen, neben [[Gustav Schickedanz]] und [[Wilhelm Schülein]]. Am [[16. Januar]] [[1936]] wurde der Parteigenosse (Pg.) Sandreuter auf Vorschlag des Beauftragten der NSDAP zum ehrenamtlichen Beigeordneten der Stadt Fürth berufen. Nach Angaben des Oberbürgermeister Jakobs war sein Arbeitgebiet wie folgt zu beschreiben: | ||
* Festliche Veranstaltungen aller Art | * Festliche Veranstaltungen aller Art | ||
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Die Stelle des hauptamtlichen Stadtrates der Stadt Fürth übte Sandreuter bis zum Kriegsende 1945 aus, allerdings wurde seine Dienstzeit unterbrochen durch die zweimalige Untersuchungshaft (ungesetzliche Arisierung), einer längeren Beurlaubung während der Durchführung eines Disziplinarverfahrens (ebenfalls wegen ungesetzlicher Arisierung, Erpressung von Juden usw.) und wegen einer vorübergehenden Tätigkeit beim Reichsminister für die besetzten Ostgebiete. | Die Stelle des hauptamtlichen Stadtrates der Stadt Fürth übte Sandreuter bis zum Kriegsende 1945 aus, allerdings wurde seine Dienstzeit unterbrochen durch die zweimalige Untersuchungshaft (ungesetzliche Arisierung), einer längeren Beurlaubung während der Durchführung eines Disziplinarverfahrens (ebenfalls wegen ungesetzlicher Arisierung, Erpressung von Juden usw.) und wegen einer vorübergehenden Tätigkeit beim Reichsminister für die besetzten Ostgebiete. | ||
Am [[6. Juli]] [[1945]] wurde Sandreuter vom [[Oberbürgermeister]] [[Adolf Schwiening]] auf Anordnung der Militärregierung entlassen. | Am [[6. Juli]] [[1945]] wurde Sandreuter vom [[Oberbürgermeister]] [[Adolf Schwiening]] auf Anordnung der [[Military Government|Militärregierung]] entlassen. | ||
==Sandreuters Rolle bei den Arisierungen == | ==Sandreuters Rolle bei den Arisierungen == | ||
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Hans Sandreuter wurde bereits [[1935]] vom [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] mit der Aufgabe der Arisierung versehen, also einer Form des Raubes an Eigentum und Besitz von Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Raub erfolgte in erster Linie zu Gunsten der Gauleitung Julius Streicher und Karl Holz - sowie der eigenen Tasche und mancher Geschäftspartner und Parteigenossen, wie z.B. [[Gustav Schickedanz]]. Nach heutigem Wissensstand wechselten von [[1933]] bis [[1945]] alleine in Fürth ca. 594 jüdische Anwesen und Grundstücke, ca. 190 Unternehmen, Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen incl. aller privaten Vermögenswerte den Besitzer oft zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes.<ref>Geheimer Bericht Göring Kommission o.D. 1939 in IMT, Band XVIII, S. 175 f.</ref> - woran Sandreuter maßgeblich beteiligt war und stets für jeden Verkauf eine stattliche Provision kassierte.<ref>Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg, S. 57 f.</ref> So war Sandreuter z.B. maßgeblich an der Arisierung der [[Bergbräu]] AG mit beteiligt, die der jüdischen Familie [[Bergbräu|Mailaender]] gehörte. Für seine Dienste erhielt er 4.000 RM als "Weihnachtsgeschenk" der Gauleitung. | Hans Sandreuter wurde bereits [[1935]] vom [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] mit der Aufgabe der Arisierung versehen, also einer Form des Raubes an Eigentum und Besitz von Menschen jüdischen Glaubens. Dieser Raub erfolgte in erster Linie zu Gunsten der Gauleitung Julius Streicher und Karl Holz - sowie der eigenen Tasche und mancher Geschäftspartner und Parteigenossen, wie z.B. [[Gustav Schickedanz]]. Nach heutigem Wissensstand wechselten von [[1933]] bis [[1945]] alleine in Fürth ca. 594 jüdische Anwesen und Grundstücke, ca. 190 Unternehmen, Geschäfte, Kanzleien und Arztpraxen incl. aller privaten Vermögenswerte den Besitzer oft zu einem Bruchteil ihres tatsächlichen Wertes.<ref>Geheimer Bericht Göring Kommission o.D. 1939 in IMT, Band XVIII, S. 175 f.</ref> - woran Sandreuter maßgeblich beteiligt war und stets für jeden Verkauf eine stattliche Provision kassierte.<ref>Matthias Henkel und Eckhart Dietzfelbinger (Hrsg): Entrechtet. Entwürdigt. Beraubt. Die Arisierung in Nürnberg und Fürth, Begleitbuch zur Ausstellung, Beitrag Siegfried Imholz - Arisierung in Fürth, 2012, Michael Imhof Verlag Nbg, S. 57 f.</ref> So war Sandreuter z.B. maßgeblich an der Arisierung der [[Bergbräu]] AG mit beteiligt, die der jüdischen Familie [[Bergbräu|Mailaender]] gehörte. Für seine Dienste erhielt er 4.000 RM als "Weihnachtsgeschenk" der Gauleitung. | ||
Als im Herbst [[1938]] bekannt wurde, dass der Reichstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischem Eigentum plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [[wikipedia:Rudolf Schmeer|Rudolf Schmeer], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: ''„Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sich die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt.“''<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f.</ref> Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die NSDAP dabei weitestgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die ''„Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten“'', um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen. <ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176</ref> Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Durch die Grundbuchübertragungen sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und [[Nürnberg]] ins Leere laufen sollte. Ab dem [[15. Dezember]] [[1938]] wurde Sandreuter zusätzlich im Auftrag der Gauleitung zum Treuhändler aller jüdischer Besitztümer im Gau Franken ernannt, womit Sandreuter eine maßgebliche Schlüsselrolle im Rahmen der Arisierungen in Franken erhielt. In einem Gespräch am [[4. Dezember]] [[1938]] sagte Holz zu Sandreuter: ''„Lesen Sie das Gesetz durch, unsere ganze Arbeit für die Partei war umsonst. Das Reich wird den ganzen Erlös der Arisierung einziehen.“'' Sandreuter erwiderte: ''„Wir brauchen noch nicht die Flinte ins Korn werfen, ich will mit dem Wirtschaftsministerium in Verbindung treten, dass wir wenigstens den Betrag für die Partei zur Verfügung gestellt bekommen, der aus den Arisierungen kommt, die bis zum 3. Dezember 1938 durchgeführt wurden“''. Holz Antwort: ''„Wenn Sie das fertigbringen, dann würde mich das ungeheuer freuen.“''<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 81 f.</ref> | Als im Herbst [[1938]] bekannt wurde, dass der Reichstag eine grundsätzliche Regelung zur Arisierung von jüdischem Eigentum plante - versuchte Sandreuter im Auftrag der Gauleitung in Berlin dieses Gesetz zu verhindern. Der Staatsrat [[wikipedia:Rudolf Schmeer|Rudolf Schmeer]], der sich am [[3. Dezember]] [[1938]] gerade in Fürth aufhielt, machte Sandreuter bzgl. der Arisierungen in Fürth und Nürnberg folgende Vorhaltung: ''„Ihr werdet schon sehen, was werden wird; die Schweinereien, die in Nürnberg vorgekommen sind, nämlich dass sich die Parteigenossen durch Grundstückskäufe bereichert haben, müssen nun aufhören, es wird auch ein diesbezügliches Gesetz kommen, das bei allen Grundstücksverkäufen die Genehmigung der Regierung voraussetzt.“''<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 175 f.</ref> Bei dieser Kritik ging es Schmeer nicht darum, dass Grundstücke etc. von jüdischen Bürgern geraubt wurden, vielmehr störte Ihn die Tatsache, dass diese Enteignungen nahezu vollständig mit einer persönlichen Bereicherung der Parteimitglieder einherging - ohne die NSDAP dabei weitestgehend zu berücksichtigen. Für Sandreuter selbst kam diese Aussage derart überraschend, dass er sich umgehend telefonisch mit seinen Mitarbeitern in Verbindung setzte. Weiterhin wurde die Gauleitung von ihm darüber verständigt, die ebenfalls unmittelbar darauf die ''„Notare und Grundbuchrichter zusammentrommelten“'', um noch vor Inkrafttreten des neuen Gesetzes alle erfassten jüdischen Grundstücke auf den Namen des Stellv. Gauleiters Holz ins Grundbuch eintragen zu lassen. <ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 176</ref> Bereits am [[4. Dezember]] [[1938]] - ein Sonntag ! - wurden erste Grundbucheintragungen vorgenommen. Mit Hochdruck wurden bis zum [[5. Dezember]] [[1938]] - unter Zuhilfenahme von zusätzlichen Beamten und Hilfskräften - die jüdischen Grundstücke übertragen bzw. verkauft. Durch die Grundbuchübertragungen sollte sichergestellt werden, dass das kommende Gesetz in Fürth und [[Nürnberg]] ins Leere laufen sollte. Ab dem [[15. Dezember]] [[1938]] wurde Sandreuter zusätzlich im Auftrag der Gauleitung zum Treuhändler aller jüdischer Besitztümer im Gau Franken ernannt, womit Sandreuter eine maßgebliche Schlüsselrolle im Rahmen der Arisierungen in Franken erhielt. In einem Gespräch am [[4. Dezember]] [[1938]] sagte Holz zu Sandreuter: ''„Lesen Sie das Gesetz durch, unsere ganze Arbeit für die Partei war umsonst. Das Reich wird den ganzen Erlös der Arisierung einziehen.“'' Sandreuter erwiderte: ''„Wir brauchen noch nicht die Flinte ins Korn werfen, ich will mit dem Wirtschaftsministerium in Verbindung treten, dass wir wenigstens den Betrag für die Partei zur Verfügung gestellt bekommen, der aus den Arisierungen kommt, die bis zum 3. Dezember 1938 durchgeführt wurden“''. Holz Antwort: ''„Wenn Sie das fertigbringen, dann würde mich das ungeheuer freuen.“''<ref>Trial of The Major War Criminals before The International Military Tribunal, Vol. 28, Nürnberg 1948, S. 81 f.</ref> | ||
Es wurde von Sandreuter und Holz noch am [[3. Dezember]] [[1938]] der Plan gefasst: | Es wurde von Sandreuter und Holz noch am [[3. Dezember]] [[1938]] der Plan gefasst: | ||
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== Weitere Entwicklung nach 1945 == | == Weitere Entwicklung nach 1945 == | ||
[[Datei:Aufbau Ausschnitt.jpg|miniatur|rechts|Zeitungsanzeige 22.8.1947, privater Fahndungsaufruf von [[Leo Rosenthal]] zu Sandreuter ]] | [[Datei:Aufbau Ausschnitt.jpg|miniatur|rechts|Zeitungsanzeige 22.8.1947, privater Fahndungsaufruf von [[Leo Rosenthal]] zu Sandreuter ]] | ||
Sandreuter wurde nach Kriegsende [[1945]] inhaftiert und beteuerte vor Gericht seine Unschuld. Im Rahmen der Entnazifierung Bayerns wurde alle NSDAP Mitglieder aus dem Staatsdienst entlassen, so auch Sandreuter am [[6. Juli]] [[1945]]. Sandreuter kam bis zur Hauptverhandlung der Spruchkammer I in Fürth in ein Internierungslager. Am [[6. Juli]] [[1948]] wurde Sandreuter von der Spruchkammer Fürth in die Gruppe I als '''Hauptschuldiger''' eingestuft. Gleichzeitig wurde Sandreuter zu 5 Jahren Arbeitslager verurteilt und sein vollständiges Vermögen eingezogen. | Sandreuter wurde nach Kriegsende [[1945]] inhaftiert und beteuerte vor Gericht seine Unschuld. Im Rahmen der [[Entnazifizierung in Fürth|Entnazifierung]] Bayerns wurde alle NSDAP Mitglieder aus dem Staatsdienst entlassen, so auch Sandreuter am [[6. Juli]] [[1945]]. Sandreuter kam bis zur Hauptverhandlung der [[Kammer Fürth Stadt I|Spruchkammer I]] in Fürth in ein Internierungslager. Am [[6. Juli]] [[1948]] wurde Sandreuter von der Spruchkammer Fürth in die Gruppe I als '''Hauptschuldiger''' eingestuft. Gleichzeitig wurde Sandreuter zu 5 Jahren Arbeitslager verurteilt und sein vollständiges Vermögen eingezogen. | ||
Unter Anrechnung der Inhaftierung vor dem Urteilsspruch kam Sandreuter im Sommer [[1949]] aus der Haft. Ihm gelang es in Nürnberg eine Stelle als Hilfsarbeiter zu bekommen, bis er am [[13. November]] [[1949]] an den Folgen eines Unfalls um 21.45 Uhr im Städtischen Krankenhaus Fürth verstarb.<ref>Sterbeurkunde Standesamt Fürth 1097/1949 - Spruchkammerakte Sandreuter, Staatsarchiv Nürnberg</ref> | Unter Anrechnung der Inhaftierung vor dem Urteilsspruch kam Sandreuter im Sommer [[1949]] aus der Haft. Ihm gelang es in Nürnberg eine Stelle als Hilfsarbeiter zu bekommen, bis er am [[13. November]] [[1949]] an den Folgen eines Unfalls um 21.45 Uhr im [[Klinikum Fürth|Städtischen Krankenhaus Fürth]] verstarb.<ref>Sterbeurkunde Standesamt Fürth 1097/1949 - Spruchkammerakte Sandreuter, Staatsarchiv Nürnberg</ref> | ||
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* [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] | * [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] | ||
* [[Reichsparteitage in Nürnberg mit Fürth-Bezug]] | * [[Reichsparteitage in Nürnberg mit Fürth-Bezug]] | ||
* [[Military Government]] | |||
* [[Entnazifizierung in Fürth]] | |||
* [[Kammer Fürth Stadt I]] | |||
== Einzelnachweise == | == Einzelnachweise == |
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