Städtischer Friedhof: Unterschied zwischen den Versionen

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Während in den 1990er und Anfang der 2000er Jahre die Anzahl der Plätze für Erdbestattungen begrenzt war, können aktuell jederzeit Flächen für Sargbeerdigungen angeboten werden, da sich die Bestattungskultur nach Angaben des für den Friedhof zuständigen Leiters, Ralf Meyer, landesweit fundamental ändert. Die Menschen wünschen sich zunehmend ein naturverbundenes Begräbnis, das möglichst keine großen Folgekosten und Pflegearbeit für die Angehörigen nach sich zieht. Deshalb werden zunehmend Urnenbestattungen vorgenommen. Im Jahr 2008 wurde die Friedhofssatzung dahingehend geändert, eine sogenannte Oase der Ruhe für Urnengräber angelegt werden konnte. Dabei werden Urnen am Rand eines kleinen Gewässers oder einer Wiese beigesetzt. Die Angehörigen können mittels flachen Kieselsteine mit eingravierten Namen den verstorbenen Gedenken. Auch ein Friedpark mit kompostierbaren Urnen wurde eingeführt. Dabei erinnern Namensplaketten an den Bäumen an die Verstorbenen.  
Während in den 1990er und Anfang der 2000er Jahre die Anzahl der Plätze für Erdbestattungen begrenzt war, können aktuell jederzeit Flächen für Sargbeerdigungen angeboten werden, da sich die Bestattungskultur nach Angaben des für den Friedhof zuständigen Leiters, Ralf Meyer, landesweit fundamental ändert. Die Menschen wünschen sich zunehmend ein naturverbundenes Begräbnis, das möglichst keine großen Folgekosten und Pflegearbeit für die Angehörigen nach sich zieht. Deshalb werden zunehmend Urnenbestattungen vorgenommen. Im Jahr 2008 wurde die Friedhofssatzung dahingehend geändert, eine sogenannte Oase der Ruhe für Urnengräber angelegt werden konnte. Dabei werden Urnen am Rand eines kleinen Gewässers oder einer Wiese beigesetzt. Die Angehörigen können mittels flachen Kieselsteine mit eingravierten Namen den verstorbenen Gedenken. Auch ein Friedpark mit kompostierbaren Urnen wurde eingeführt. Dabei erinnern Namensplaketten an den Bäumen an die Verstorbenen.  
Zuletzt wurde im Jahr 2023 ein neues Urnengrabfeld mit der Feldbezeichung "Q" angelegt. Das Feld befindet sich hinter dem Kriegsgräberfeld für die Opfer des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] bis hin zum westlichen Rand mit dem Weg in Nord-Süd-Richtung. Die Markierungssteine um das Feld sind mit "Qu" gekennzeichnet.  
Zuletzt wurde im Jahr 2023 ein neues Urnengrabfeld mit der Feldbezeichung "Q" angelegt. Das Feld befindet sich hinter dem Kriegsgräberfeld für die Opfer des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] bis hin zum westlichen Rand mit dem Weg in Nord-Süd-Richtung. Die vier Markierungssteine um das Feld sind mit "Qu" gekennzeichnet.  


Nach neueren Angaben macht das klassische Erdgrab lediglich noch 38 Prozent aller Bestattungen aus; deutlich größere Anteile entfallen auf Urnengräber im Friedpark unter Bäumen, in einer Nische des Kolumbariums, in einem kleinen Biotop neben einem Weiher oder in anderen Gemeinschaftsfeldern. Aktuell (Stand 2019) kommen auf 40 Erdbestattungen bereits 60 Urnenbestattungen.<ref>Johannes Alles: Auf ewig Kleeblatt Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 11. September 2019, S. 31 (Druckausgabe)</ref>  
Nach neueren Angaben macht das klassische Erdgrab lediglich noch 38 Prozent aller Bestattungen aus; deutlich größere Anteile entfallen auf Urnengräber im Friedpark unter Bäumen, in einer Nische des Kolumbariums, in einem kleinen Biotop neben einem Weiher oder in anderen Gemeinschaftsfeldern. Aktuell (Stand 2019) kommen auf 40 Erdbestattungen bereits 60 Urnenbestattungen.<ref>Johannes Alles: Auf ewig Kleeblatt Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 11. September 2019, S. 31 (Druckausgabe)</ref>  
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Kruzifix mit Corpus, Gusseisen, Corpus Kupferblech getrieben, 1861, 1891 vom Alten Friedhof hierher transferiert.
Kruzifix mit Corpus, Gusseisen, Corpus Kupferblech getrieben, 1861, 1891 vom Alten Friedhof hierher transferiert.


=== Alte Leichenhalle / Kolumbarium ===
=== Alte Leichenhalle/Kolumbarium ===
[[Datei:Kolumbarium Alte Leichenhalle März 2020.jpg|mini|rechts|Das Kolumbarium auf dem Fürther Friedhof, März 2020]]
[[Datei:Kolumbarium Alte Leichenhalle März 2020.jpg|mini|rechts|Das Kolumbarium auf dem Fürther Friedhof, März 2020]]
Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von [[Albert Frommel]], erbaut von [[Johann Gran]], bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof hierher transferiert, da durch die erfolgte Erweiterung des Friedhofs nach Norden die vorhandene Leichenhalle aus dem Mittelpunkt des Friedhofs aus der Mitte gerückt war. Die alte Leichenhalle wird inzwischen als [[wikipedia:Kolumbarium|Kolumbarium]] genutzt, d.h. hier werden ausschließlich Urnen aufgenommen und in Überurnen in Glaskästen ausgestellt. Zum Haupteingang führt eine Rampe, damit auch Rollstuhlfahrer in die Halle gelangen können.  
Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von [[Albert Frommel]], erbaut von [[Johann Gran]], bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof an der Nürnberger Straße (lag hinter dem Sanitätshaus an der heutigen Otto-Seeling-Straße) hierher transferiert, da durch die erfolgte Erweiterung des Friedhofs nach Norden die vorhandene Leichenhalle aus dem Mittelpunkt des Friedhofs aus der Mitte gerückt war. Die alte Leichenhalle wird inzwischen als [[wikipedia:Kolumbarium|Kolumbarium]] genutzt, d.h. hier werden ausschließlich Urnen aufgenommen und in Überurnen in Glaskästen ausgestellt. Zum Haupteingang führt eine Rampe, damit auch Rollstuhlfahrer in die Halle gelangen können.  


Die 1855 durch den Nürnberger Albert Frommel geplante und errichtete Leichenhalle gehört zu den bedeutendsten Bauwerken Fürths. Die Grundform ist ein langgestrecktes Rechteck, das von einem quer gerichteten Rechteck mit nördlich anschließender polygonaler Apsis rechtwinkelig so durchdrungen wird, dass sich ein Kreuz ergibt. Darüber erhebt sich ein eingeschossiger Sandsteinbau zu sieben Achsen, dem im Süden ein flachgiebeliger Mittelrisalit, bestehend aus einer dreijochigen Vorhalle mit dreistufiger Freitreppe vorgelagert ist. Drei profilierte Rundbogenarkaden gleicher Höhe öffnen ihre Vorderseite. Die Archivolten werden in der Mitte von Vollsäulen mit ein wenig an die Hirsauer Bauschule des 12. Jahrhunderts erinnernden Korbkapitellen, an den Seiten von Wandpfeilern getragen. Ein Kreuz bekrönt den Giebel. Rundbogenfenster durchbrechen die Flanken. Letztere werden wie der Frontispiz an den Ecken durch Lisenen betont, deren profilierte Basen auf dem umlaufenden Sockel stehen. Ein Bogenfries mit Deutschem Band strukturiert unterhalb der Dachtraufe die glatten Wandpartien. Auch die gekuppelten Rundbogenfenster, auch Biforien-Fenster genannt, der Apsis sind Reminiszenzen an den Baustil der Palastbauten des Quattrocento in Florenz.  
Die 1855 durch den Nürnberger Albert Frommel geplante und errichtete Leichenhalle gehört zu den bedeutendsten Bauwerken Fürths. Die Grundform ist ein langgestrecktes Rechteck, das von einem quer gerichteten Rechteck mit nördlich anschließender polygonaler Apsis rechtwinkelig so durchdrungen wird, dass sich ein Kreuz ergibt. Darüber erhebt sich ein eingeschossiger Sandsteinbau zu sieben Achsen, dem im Süden ein flachgiebeliger Mittelrisalit, bestehend aus einer dreijochigen Vorhalle mit dreistufiger Freitreppe vorgelagert ist. Drei profilierte Rundbogenarkaden gleicher Höhe öffnen ihre Vorderseite. Die Archivolten werden in der Mitte von Vollsäulen mit ein wenig an die Hirsauer Bauschule des 12. Jahrhunderts erinnernden Korbkapitellen, an den Seiten von Wandpfeilern getragen. Ein Kreuz bekrönt den Giebel. Rundbogenfenster durchbrechen die Flanken. Letztere werden wie der Frontispiz an den Ecken durch Lisenen betont, deren profilierte Basen auf dem umlaufenden Sockel stehen. Ein Bogenfries mit Deutschem Band strukturiert unterhalb der Dachtraufe die glatten Wandpartien. Auch die gekuppelten Rundbogenfenster, auch Biforien-Fenster genannt, der Apsis sind Reminiszenzen an den Baustil der Palastbauten des Quattrocento in Florenz.  
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Seit Ende [[2017]] existiert auf dem Städtischen Friedhof ein Muslimisches Grabfeld, die u.a. auch die Voraussetzungen für Bestattungen nach islamischer Tradition ermöglicht. Rituelle Waschungen können in einem speziellen Raum in der Aufbahrungshalle ermöglicht werden. Zusätzlich werden die Grabfelder nach Osten, also nach Mekka ausgerichtet. Am Eingang zum Muslimisches Grabfeld steht seit Dezember [[2017]] ein Denkmal der "Vielfalt der Religionen", dass von zehn Schülern der städtischen [[Hans-Böckler-Schule]] gemeinsam mit ihren Werklehrern geschaffen wurde.<ref>BMPA: Denkmal aus Schülerhand für Friedhof. In: StadtZeitung vom 20. Dezember 2017, Nr. 23, S. 5</ref>
Seit Ende [[2017]] existiert auf dem Städtischen Friedhof ein Muslimisches Grabfeld, die u.a. auch die Voraussetzungen für Bestattungen nach islamischer Tradition ermöglicht. Rituelle Waschungen können in einem speziellen Raum in der Aufbahrungshalle ermöglicht werden. Zusätzlich werden die Grabfelder nach Osten, also nach Mekka ausgerichtet. Am Eingang zum Muslimisches Grabfeld steht seit Dezember [[2017]] ein Denkmal der "Vielfalt der Religionen", dass von zehn Schülern der städtischen [[Hans-Böckler-Schule]] gemeinsam mit ihren Werklehrern geschaffen wurde.<ref>BMPA: Denkmal aus Schülerhand für Friedhof. In: StadtZeitung vom 20. Dezember 2017, Nr. 23, S. 5</ref>
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== Literatur ==
* [[Denkschrift des Stadtbauamtes zum Stadtpark (Buch)|Denkschrift des Stadtbauamtes zum Stadtpark]], 1910, 25 S.
* [[Meine Engel - Fürther Engelsstatuen (Buch)|Meine Engel - Fürther Engelstatuen]], [[2003]]
* Robert Leyh, Peter Frank: [[Der stille Begleiter (Broschüre)|Der stille Begleiter]]. Stadt Fürth, 2006. Daraus der Übersichtsplan mit empfohlenem Rundgang.
* ''Ratgeber für den Trauerfall''. Hrsg. inixmedia GmbH Marketing & Medienberatung Kiel im Auftrag der Stadt Fürth, 1. Auflage, 2015


==Zeitzeugenbericht==
==Zeitzeugenbericht==
US-Soldatengräber am Friedhof Fürth (→&nbsp;[[U.S. Army]])
US-Soldatengräber am Friedhof Fürth (→&nbsp;[[U.S. Army]])


Wie bekannt, wurden keine gefallenen US-Soldaten in ehemaligem Feindesland, so auch in Deutschland, endgültig zur Ruhe gebettet. Sie wurden alle exhumiert und auf die großen US-amerikanischen Soldatenfriedhöfe in Frankreich oder Belgien umgebettet. Oder auch direkt in die USA zurückgebracht und dort bestattet (→&nbsp;[[Wikipedia:American Battle Monuments Commission|Wikipedia: Amerikanische Kriegsgräber Verwaltung]]). Ein Zeitzeugenbericht von solch einer Umbettungsaktion am Friedhof Fürth von 1945 folgend:
Wie bekannt, wurden keine gefallenen US-Soldaten in ehemaligem Feindesland, so auch in Deutschland, endgültig zur Ruhe gebettet. Sie wurden alle exhumiert und auf die großen US-amerikanischen Soldatenfriedhöfe in Frankreich oder Belgien umgebettet. Oder auch direkt in die USA zurückgebracht und dort bestattet (→&nbsp;[[Wikipedia:American Battle Monuments Commission|Wikipedia: Amerikanische Kriegsgräberverwaltung]]). Ein Zeitzeugenbericht von solch einer Umbettungsaktion am Friedhof Fürth von 1945 folgend:


„Meine Eltern wohnten im und nach dem Krieg in der [[Erlanger Straße 72]]. Nach Kriegsende fuhren einige US Trucks am Friedhof vor und Begleitkommandos durchkämmten die Wohnhäuser davor und nahmen ca. 10 gefunden Männer, darunter meinen Vater, mit. Diese mussten dann in einem gekennzeichneten Teil des Friedhofes gefallene US-Soldaten mit dem Spaten ausgraben, ca. 20 an der Zahl. Einige waren nur provisorisch mit Zeltbahnen und ähnlichen begraben worden. Nachdem jede gefundene Leiche von US-Spezialisten kennungsdienstlich untersucht und erfasst wurde kamen sie in bereitgestellt Särge und wurden von den zusammen getrieben Männern auf die US Trucks verladen. Danach war der zwangsweise Arbeitseinsatz beendet. Diese schlimmen Eindrücke bei dieser Exhumierungsaktion haben meinen Vater so verfolgt, dass er wochenlang fast nichts essen konnte und dieses Erlebnis nie vergessen konnte.“  <ref>Zeitzeugenbefragung durch Norbert Pietsch von Hilde Smolarczik, geborene Rammes März 2023</ref>
„Meine Eltern wohnten im und nach dem Krieg in der [[Erlanger Straße 72]]. Nach Kriegsende fuhren einige US Trucks am Friedhof vor und Begleitkommandos durchkämmten die Wohnhäuser davor und nahmen ca. 10 gefunden Männer, darunter meinen Vater, mit. Diese mussten dann in einem gekennzeichneten Teil des Friedhofes gefallene US-Soldaten mit dem Spaten ausgraben, ca. 20 an der Zahl. Einige waren nur provisorisch mit Zeltbahnen und ähnlichen begraben worden. Nachdem jede gefundene Leiche von US-Spezialisten kennungsdienstlich untersucht und erfasst wurde kamen sie in bereitgestellt Särge und wurden von den zusammen getrieben Männern auf die US Trucks verladen. Danach war der zwangsweise Arbeitseinsatz beendet. Diese schlimmen Eindrücke bei dieser Exhumierungsaktion haben meinen Vater so verfolgt, dass er wochenlang fast nichts essen konnte und dieses Erlebnis nie vergessen konnte.“  <ref>Zeitzeugenbefragung durch Norbert Pietsch von Hilde Smolarczik, geborene Rammes März 2023</ref>


== Literatur ==
* [[Denkschrift des Stadtbauamtes zum Stadtpark (Buch)|Denkschrift des Stadtbauamtes zum Stadtpark]], 1910, 25 S.
* [[Meine Engel - Fürther Engelsstatuen (Buch)|Meine Engel - Fürther Engelstatuen]], [[2003]]
* Robert Leyh, [[Peter Frank]]: [[Der stille Begleiter (Broschüre)|Der stille Begleiter]]. Stadt Fürth, 2006. Daraus der Übersichtsplan mit empfohlenem Rundgang.
* ''Ratgeber für den Trauerfall''. Hrsg. inixmedia GmbH Marketing & Medienberatung Kiel im Auftrag der Stadt Fürth, 1. Auflage, 2015
== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
* ''Friedhoferweiterung kostet 120 000 DM''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 1. März 1952
* ''Friedhoferweiterung kostet 120 000 DM''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 1. März 1952
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