Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch): Unterschied zwischen den Versionen

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Ziel der Arbeit war es, das in der Forschungswelt weitgehend unterrepräsentierte Thema der Höfe aus denkmalfachlicher Perspektive zu beleuchten. Denkmalqualitäten können mittels unterschiedlicher Herangehensweisen aufgeschlüsselt werden und in diesem Fall wurde sich auf die Denkmalwerttheorie von Alois Riegl bezogen und weitere denkmalrechtliche Aspekte ergänzt. Da sich die Wahrnehmung der Höfe im Laufe der Zeit grundlegend verändert hat (von der hygienischen Problemzone zum grünen Wohnidyll), wurde auch diese Entwicklung beleuchtet und schließlich die Forschungsfrage gestellt, wie man dieses Thema letzlich vermitteln kann. Eine solche Denkmalvermittlung findet bereits in Grundzügen statt, sei es durch thematische Führungen, kommunale Projekte wie "Soziale Stadt" und soziale Veranstaltungen wie Höfefeste und -flohmärkte. Als eigenes Vermittlungsprojekt entstand ein Kurzfilm, der neue mediale Herangehensweisen austestet.
Ziel der Arbeit war es, das in der Forschungswelt weitgehend unterrepräsentierte Thema der Höfe aus denkmalfachlicher Perspektive zu beleuchten. Denkmalqualitäten können mittels unterschiedlicher Herangehensweisen aufgeschlüsselt werden und in diesem Fall wurde sich auf die Denkmalwerttheorie von Alois Riegl bezogen und weitere denkmalrechtliche Aspekte ergänzt. Da sich die Wahrnehmung der Höfe im Laufe der Zeit grundlegend verändert hat (von der hygienischen Problemzone zum grünen Wohnidyll), wurde auch diese Entwicklung beleuchtet und schließlich die Forschungsfrage gestellt, wie man dieses Thema letzlich vermitteln kann. Eine solche Denkmalvermittlung findet bereits in Grundzügen statt, sei es durch thematische Führungen, kommunale Projekte wie "Soziale Stadt" und soziale Veranstaltungen wie Höfefeste und -flohmärkte. Als eigenes Vermittlungsprojekt entstand ein Kurzfilm, der neue mediale Herangehensweisen austestet.


== Städtebauliche Analysen ==
== Fürther Hofstrukturen - Entwicklung und Vergleich ==
Im Rahmen der Arbeit entstanden städtebauliche Analysen, die vier verschiedene Blocksituationen innerhalb von Fürth näher beleuchten. Die Beispiele wurden so ausgewählt, dass möglichst viele verschiedene Zeitschichten innerhalb der Gründerzeit abgebildet werden und auch die Orientierung, Bemessungen und die generelle städtebauliche Figur bei jedem Block etwas anders ist. Bei jedem Block wurden Bauphasen, Abrisse und Nutzungen in unterschiedlichen Zeitstufen analysiert.
Im Rahmen der Arbeit entstanden städtebauliche Analysen, die vier verschiedene Blocksituationen innerhalb von Fürth näher beleuchten. Die Beispiele wurden so ausgewählt, dass möglichst viele verschiedene Zeitschichten innerhalb der Gründerzeit abgebildet werden und auch die Orientierung, Bemessungen und die generelle städtebauliche Figur bei jedem Block etwas anders ist. Bei jedem Block wurden Bauphasen, Abrisse und Nutzungen in unterschiedlichen Zeitstufen analysiert.


Der erste Block befindet sich im sogenannten Viertel hinter dem [[Rathaus]], also dem ersten Stadterweiterungsgebiet von Fürth. Damit handelt es sich um ein frühes Beispiel von Blockrandbebauungen. Der Block wird im Norden von der [[Rosenstraße]], im Osten von der [[Hirschenstraße]], im Süden von der [[Blumenstraße]] und im Westen von der [[Hallemannstraße]], zur Zeit der ersten Bauphase noch Julienstraße, umschlossen. Es fällt bei der Betrachtung der historischen Pläne auf, dass die grundsätzliche Form des Blocks zunächst anders geplant war, da an der Kreuzung von Julienstraße und Rosenstraße der "Ludwigsplatz" entstehen sollte, der mit einer annähernd quadratischen Form geplant war. Dies wurde jedoch nie realisiert.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 26</ref> Bei der Bauphasenkartierung fällt zunächst die Reihenfolge der Bebauung auf. Die ersten Gebäude des Blocks befanden sich am Eck Rosenstraße/Hirschenstraße. Bis 1860 wurde der Block bereits fast vollständig bebaut und bis 1900 waren auch die Gebäude in der Hallemannstraße fertiggestellt. Die Überlagerung verschiedener Zeitstufen zeigt, dass sich am Stadtgrundriss in diesem Bereich seit Mitte des 19. Jahrhunderts kaum etwas geändert hat, was eine herausragend gute Überlieferung der ersten Bauphasen bedeutet. Die Nutzungsanalyse zeigt, dass es viele gewerbliche Nutzungen gab. In der Hirschenstraße und Rosenstraße befand sich zudem fast in jedem Gebäude ein Laden.
=== Block 1 ===
Der erste Block befindet sich im sogenannten Viertel hinter dem [[Rathaus]], also dem ersten Stadterweiterungsgebiet von Fürth. Damit handelt es sich um ein frühes Beispiel von Blockrandbebauungen. Der Block wird im Norden von der [[Rosenstraße]], im Osten von der [[Hirschenstraße]], im Süden von der [[Blumenstraße]] und im Westen von der [[Hallemannstraße]], zur Zeit der ersten Bauphase noch Julienstraße, umschlossen. Es fällt bei der Betrachtung der historischen Pläne auf, dass die grundsätzliche Form des Blocks zunächst anders geplant war, da an der Kreuzung von Julienstraße und Rosenstraße der "Ludwigsplatz" entstehen sollte, der mit einer annähernd quadratischen Form geplant war. Dies wurde jedoch nie realisiert.<ref>Wiegel, Anja: Fürther Innenhöfe von der Gründerzeit bis zum Ersten Weltkrieg (Buch), 2021, S. 26</ref>


Als zweites Beispiel wurde ein Block ausgewählt, der sich unmittelbar südlich des [[Stadtpark]]s befindet. Er wird im Norden von der [[Otto-Seeling-Promenade]] (zur Bauzeit noch Birkenstraße), im Osten von der [[Sommerstraße]], im Süden von der [[Nürnberger Straße]] und im Westen von der [[Goethestraße]] definiert. Die Instruktion des Gebiets begann in den 1880er-Jahren und war innerhalb der Zeitspanne eines Jahrzehnts fertiggestellt.<ref>Habel: Stadt Fürth, S. 122</ref> Der ausgewählte Block ist besonders schmal und lang, weswegen sich sehr klein bemessene Hofsituationen in der Goethestraße ergeben und etwas großzügigere, längsrechteckige Höfe in der Sommerstraße. Die baulichen Gruppen vom Eckgebäude der [[Nürnberger Straße 27]] bis zur [[Goethestraße 4]] sind dem Architekten [[Ludwig Schmitz]] zuzuschreiben, der ein bautechnisches Büro in Nürnberg leitete und in den 1880er-Jahren einige Gebäude in Fürth errichtete, die dem Stil der [[Neurenaissance]] zuzuordnen sind. Es befinden sich weitere bauliche Gruppen in dieser Blocksituation, darunter die [[Otto-Seeling-Promenade 24]] und [[Otto-Seeling-Promenade 26|26]], die gemeinsam mit der [[Sommerstraße 15]] von [[Wolfgang Müller]] konzipiert wurden. In der Sommerstraße zeichnen fast durchgehend [[Wolfgang Müller|Wolfgang]] und [[Georg Müller]] für die Gebäude verantwortlich. Die Hofsituationen in der Sommerstraße sind sehr regelmäßig gestaltet: In je zwei parallel angeordneten Flügelgebäuden waren unterschiedliche Gewerbe angesiedelt.
Als exemplarische Innenhöfe wurden die Anwesen [[Hallemannstraße 1]] und [[Rosenstraße 5]] näher betrachtet.


=== Block 2 ===
Als zweites Beispiel wurde ein Block ausgewählt, der sich unmittelbar südlich des [[Stadtpark]]s befindet. Er wird im Norden von der [[Otto-Seeling-Promenade]] (zur Bauzeit noch Birkenstraße), im Osten von der [[Sommerstraße]], im Süden von der [[Nürnberger Straße]] und im Westen von der [[Goethestraße]] definiert. Die Instruktion des Gebiets begann in den 1880er-Jahren und war innerhalb der Zeitspanne eines Jahrzehnts fertiggestellt.<ref>Habel: Stadt Fürth, S. 122</ref> Der ausgewählte Block ist besonders schmal und lang, weswegen sich sehr klein bemessene Hofsituationen in der Goethestraße ergeben und etwas großzügigere, längsrechteckige Höfe in der Sommerstraße. Die baulichen Gruppen vom Eckgebäude der [[Nürnberger Straße 27]] bis zur [[Goethestraße 4]] sind dem Architekten [[Ludwig Schmitz]] zuzuschreiben, der ein bautechnisches Büro in Nürnberg leitete und in den 1880er-Jahren einige Gebäude in Fürth errichtete, die dem Stil der [[Neurenaissance]] zuzuordnen sind. Es befinden sich weitere bauliche Gruppen in dieser Blocksituation, darunter die [[Otto-Seeling-Promenade 24]] und [[Otto-Seeling-Promenade 26|26]], die gemeinsam mit der [[Sommerstraße 15]] von [[Wolfgang Müller]] konzipiert wurden. In der Sommerstraße zeichnen fast durchgehend [[Wolfgang Müller|Wolfgang]] und [[Georg Müller]] für die Gebäude verantwortlich. Die Hofsituationen in der Sommerstraße sind sehr regelmäßig gestaltet: In je zwei parallel angeordneten Flügelgebäuden waren unterschiedliche Gewerbe angesiedelt.
Beispielhaft wurden die Hofsituationen in der [[Goethestraße 4]] und [[Rosenstraße 5]] analysiert.
=== Block 3 ===
Der dritte Block befindet sich in der [[Südstadt]] und wird im Norden von der [[Karolinenstraße]], im Osten von der [[Ludwigstraße]], im Süden von der [[Lessingstraße]] und im Westen von der [[Schwabacher Straße]] umschlossen. Im Gegensatz zu den ersten beiden Beispielen wurde die Bebauung in einem recht langen Zeitraum zwischen 1877 und 1914 errichtet. Vor allem im Bereich der Karolinen- und Lessingstraße prägen größere Baugruppen das Erscheinungsbild, was zu einer recht homogenen Gestaltung führt.  
Der dritte Block befindet sich in der [[Südstadt]] und wird im Norden von der [[Karolinenstraße]], im Osten von der [[Ludwigstraße]], im Süden von der [[Lessingstraße]] und im Westen von der [[Schwabacher Straße]] umschlossen. Im Gegensatz zu den ersten beiden Beispielen wurde die Bebauung in einem recht langen Zeitraum zwischen 1877 und 1914 errichtet. Vor allem im Bereich der Karolinen- und Lessingstraße prägen größere Baugruppen das Erscheinungsbild, was zu einer recht homogenen Gestaltung führt.  


In diesem Baublock wurden die Höfe in der [[Schwabacher Straße 59]], [[Karolinenstraße 36]] und [[Lessingstraße 9]] bis [[Lessingstraße 11|11]] im Detail betrachtet.
=== Block 4 ===
Das letzte Beispiel ist nicht zwangsläufig ein Baublock, sondern zeigt vielmehr die städtebauliche Entwicklung des angehenden 20. Jahrhunderts, in dem immer mehr von Blockrandbebauungen Abstand genommen wird und stattdessen offenere Figuren gewählt werden. Zur [[Pfisterstraße]] hin befindet sich noch eine geschlossene Bebauung, aber zur [[Badstraße]] hin nehmen die rückwärtigen Flügelgebäude eine ungewöhnlich repräsentative Rolle ein und weisen aufwendige Schaufassaden auf. Der gewählte Bereich wurde im Spätjugendstil zwischen 1908 und 1913 bebaut. Architekt war [[Conrad Egelseer]]. Im Süden schließt das Produktionsgelände der Metallfolienfabrik M. Brünn & Co. an, für das das Architekturbüro [[Peringer und Rogler]] verantwortlich zeichnet.
Das letzte Beispiel ist nicht zwangsläufig ein Baublock, sondern zeigt vielmehr die städtebauliche Entwicklung des angehenden 20. Jahrhunderts, in dem immer mehr von Blockrandbebauungen Abstand genommen wird und stattdessen offenere Figuren gewählt werden. Zur [[Pfisterstraße]] hin befindet sich noch eine geschlossene Bebauung, aber zur [[Badstraße]] hin nehmen die rückwärtigen Flügelgebäude eine ungewöhnlich repräsentative Rolle ein und weisen aufwendige Schaufassaden auf. Der gewählte Bereich wurde im Spätjugendstil zwischen 1908 und 1913 bebaut. Architekt war [[Conrad Egelseer]]. Im Süden schließt das Produktionsgelände der Metallfolienfabrik M. Brünn & Co. an, für das das Architekturbüro [[Peringer und Rogler]] verantwortlich zeichnet.
Die Höfe sind bei diesem Beispiel recht einheitlich gestaltet, weswegen die Hausnummern der [[Pfisterstraße 40]] bis [[Pfisterstraße 48|48]] im Gesamten betrachtet wurden.
== Typologie der Höfe - Städtebauliche Analysen ==
(Block 1) Bei der Bauphasenkartierung fällt zunächst die Reihenfolge der Bebauung auf. Die ersten Gebäude des Blocks befanden sich am Eck Rosenstraße/Hirschenstraße. Bis 1860 wurde der Block bereits fast vollständig bebaut und bis 1900 waren auch die Gebäude in der Hallemannstraße fertiggestellt. Die Überlagerung verschiedener Zeitstufen zeigt, dass sich am Stadtgrundriss in diesem Bereich seit Mitte des 19. Jahrhunderts kaum etwas geändert hat, was eine herausragend gute Überlieferung der ersten Bauphasen bedeutet. Die Nutzungsanalyse zeigt, dass es viele gewerbliche Nutzungen gab. In der Hirschenstraße und Rosenstraße befand sich zudem fast in jedem Gebäude ein Laden.


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
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