Vach: Unterschied zwischen den Versionen

Zur Navigation springen Zur Suche springen
1.532 Bytes hinzugefügt ,  26 September
Land-Chronik-Zitat
(Felsenkeller-Links)
(Land-Chronik-Zitat)
 
Zeile 4: Zeile 4:


== Geschichte ==
== Geschichte ==
=== Die Anfänge bis zum 15. Jahrhundert ===
Für die Entstehung von Vach im Tal der Regnitz fehlen wie bei Fürth genaue Anhaltspunkte. Der erste Ansiedler soll ein Fischer gewesen sein. Von der Vorrichtung zum Aufstauen des Wassers, um Fische zu fangen (wohl vom Flechtwerk bzw. Gefache aus Weidengeflecht für ein Wehr) stammt auch der Name Vach.<ref>Wolfgang Wiessner: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Stadt- und Landkreis Fürth, München 1963</ref> Vermutlich enstand der Ort im 10. Jahrhundert. Vach gehörte nie zum [[Königshof Fürth]] und stand auch kirchlich nie in einer Beziehung zu [[Kapelle St. Martin|St. Martin]] oder später zu [[Kirche St. Michael|St. Michael]] in Fürth. Ursprünglich gehörte Vach zum Bistum Eichstätt, obwohl um das Jahr 1059 die Grenze zwischen den Bistümern [[Bistum Eichstätt|Eichstätt]] und [[Bistum Bamberg|Bamberg]] südlich von Fürth verlief. Wahrscheinlich hatte aber Eichstätt in Vach noch Grundbesitz und damit Patronatsrechte.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=113}}</ref>
Für die Entstehung von Vach im Tal der Regnitz fehlen wie bei Fürth genaue Anhaltspunkte. Der erste Ansiedler soll ein Fischer gewesen sein. Von der Vorrichtung zum Aufstauen des Wassers, um Fische zu fangen (wohl vom Flechtwerk bzw. Gefache aus Weidengeflecht für ein Wehr) stammt auch der Name Vach.<ref>Wolfgang Wiessner: Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Stadt- und Landkreis Fürth, München 1963</ref> Vermutlich enstand der Ort im 10. Jahrhundert. Vach gehörte nie zum [[Königshof Fürth]] und stand auch kirchlich nie in einer Beziehung zu [[Kapelle St. Martin|St. Martin]] oder später zu [[Kirche St. Michael|St. Michael]] in Fürth. Ursprünglich gehörte Vach zum Bistum Eichstätt, obwohl um das Jahr 1059 die Grenze zwischen den Bistümern [[Bistum Eichstätt|Eichstätt]] und [[Bistum Bamberg|Bamberg]] südlich von Fürth verlief. Wahrscheinlich hatte aber Eichstätt in Vach noch Grundbesitz und damit Patronatsrechte.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=113}}</ref>


Zeile 14: Zeile 15:
Unter den Vacher Lehensherren erscheinen auch die Reichsministerialen von Gründlach bzw. ihre Erben, die Hohenlohe-Brauneck, die [[1326]] das Fischwasser an die Burggrafen von Nürnberg verkauften.<ref>Wießner, Wolfgang: Stadt- und Landkreis Fürth. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken Bd. 1 (München 1963), S. 97</ref> Zu den Brauneckschen Lehen gehörte u. a. der ''Burgstall im Lohe''. In Vach gab es aber auch einige Lehen des Hochstifts Würzburg, die sich von [[1368]] bis [[1691]] in Besitz der Herren von Seckendorff-Rinhofen nachweisen lassen.<ref>Rechter, Gerhard: Die Seckendorff, Bd. I (Neustadt a. d. Aisch 1987), S. 295</ref> Die Grundherrschaft war in Vach schon im Mittelalter stark zersplittert. Die Besitzrechte waren teils mehrfach abgestuft, denn viele Anwesen unterstanden einem Lehensherrn, der sie z. B. an vermögende Nürnberger Bürger weitergab, die wiederum die Bewirtschaftung der Güter nicht selbst übernahmen, sondern sie an Bauern gegen die Leistung von Grundabgaben überließen. So gehörte viel Grundbesitz den Nürnberger Patriziern, den Familien Holzschuher, Beheim, Imhoff, Tucher, Löffelholz, Haller und anderen.
Unter den Vacher Lehensherren erscheinen auch die Reichsministerialen von Gründlach bzw. ihre Erben, die Hohenlohe-Brauneck, die [[1326]] das Fischwasser an die Burggrafen von Nürnberg verkauften.<ref>Wießner, Wolfgang: Stadt- und Landkreis Fürth. Historisches Ortsnamenbuch von Bayern, Mittelfranken Bd. 1 (München 1963), S. 97</ref> Zu den Brauneckschen Lehen gehörte u. a. der ''Burgstall im Lohe''. In Vach gab es aber auch einige Lehen des Hochstifts Würzburg, die sich von [[1368]] bis [[1691]] in Besitz der Herren von Seckendorff-Rinhofen nachweisen lassen.<ref>Rechter, Gerhard: Die Seckendorff, Bd. I (Neustadt a. d. Aisch 1987), S. 295</ref> Die Grundherrschaft war in Vach schon im Mittelalter stark zersplittert. Die Besitzrechte waren teils mehrfach abgestuft, denn viele Anwesen unterstanden einem Lehensherrn, der sie z. B. an vermögende Nürnberger Bürger weitergab, die wiederum die Bewirtschaftung der Güter nicht selbst übernahmen, sondern sie an Bauern gegen die Leistung von Grundabgaben überließen. So gehörte viel Grundbesitz den Nürnberger Patriziern, den Familien Holzschuher, Beheim, Imhoff, Tucher, Löffelholz, Haller und anderen.


=== Markgrafenkriege und Dreißigjähriger Krieg ===
Im Sommer [[1449]] begann Markgraf [[wikipedia:Albrecht Achilles|Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach]] den so genannten [[Erster Markgrafenkrieg|Ersten Markgrafenkrieg]] gegen die Reichsstadt Nürnberg. Mit einem großen Heer zog er bei Bruck über die Regnitz und verwüstete die nürnbergischen Dörfer im [[Knoblauchsland]] und weit darüber hinaus. Auch Vach wurde gleich zu Beginn des Krieges am [[4. Juli]] niedergebrannt. Die damals vermutlich schon befestigte Kirche dürfte aber verschont worden sein, ihre Zerstörung hätte man sicher erwähnt. Außerdem wäre sonst das Chorgebälk von [[1404]] nicht erhalten geblieben.  
Im Sommer [[1449]] begann Markgraf [[wikipedia:Albrecht Achilles|Albrecht Achilles von Brandenburg-Ansbach]] den so genannten [[Erster Markgrafenkrieg|Ersten Markgrafenkrieg]] gegen die Reichsstadt Nürnberg. Mit einem großen Heer zog er bei Bruck über die Regnitz und verwüstete die nürnbergischen Dörfer im [[Knoblauchsland]] und weit darüber hinaus. Auch Vach wurde gleich zu Beginn des Krieges am [[4. Juli]] niedergebrannt. Die damals vermutlich schon befestigte Kirche dürfte aber verschont worden sein, ihre Zerstörung hätte man sicher erwähnt. Außerdem wäre sonst das Chorgebälk von [[1404]] nicht erhalten geblieben.  


Zeile 22: Zeile 24:
Der [[Zweiter Markgrafenkrieg|Zweite Markgrafenkrieg]] brachte [[1552]] erneut ein Inferno für das Dorf und die Zerstörung der Kirche. Obwohl Vach den Markgrafen kirchlich und hochgerichtlich dem Markgrafen unterstand, zerstörten diese ihr eigenes Dorf, waren doch die meisten Einwohner grundherrlich Nürnberg untertan. Damit sollte den Nürnbergern wirtschaftlicher Schaden zugefügt werden. Der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]] machte sich hierzulande lange Zeit nur in Einquartierungen und Truppendurchzügen bemerkbar, die allerdings oft genug mit Plünderungen verbunden waren. Doch konnten die Vacher noch [[1627]] ein neues Schulhaus bauen, das [[1721]] durch einen Neubau ersetzt wurde.<ref>Zum Schulhaus vgl. PfA Vach A 101, Bl. 15v und A 26, Bl. 95v/96 (1627); der Neubau von 1721 erwähnt in A 31, Bl. 179v</ref> Die schlimmste Zeit begann im Herbst [[1631]], nachdem König [[Gustav Adolf]] von Schweden den bedrängten Protestanten zu Hilfe gekommen war. Im Sommer [[1632]] trafen die feindlichen Heere bei Nürnberg aufeinander. Fürth und etliche umliegenden Ortschaften brannten. Ein großer Teil der Landbevölkerung musste immer wieder hinter die eilends angelegte, weiträumige Befestigung der Reichsstadt flüchten und viele fielen Seuchen zum Opfer. [[1633]]/34 schlug vor allem die Besatzung der Festung Forchheim mit ihren Streifzügen bis vor die Tore Nürnbergs eine Schneise der Verwüstung. Vach blieb von diesen Schrecken des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] nicht verschont, über 200 Menschen fielen ihm zum Opfer. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis die Bevölkerungsverluste wieder einigermaßen ausgeglichen waren. Dazu trugen nicht zuletzt die vielen Exulanten aus Österreich bei. Immerhin hatten einige Gebäude den Krieg überdauert, z.B. die Kirche, das Pfarr- und das Schulhaus sowie der Herrensitz Burgstall im Lohe.  
Der [[Zweiter Markgrafenkrieg|Zweite Markgrafenkrieg]] brachte [[1552]] erneut ein Inferno für das Dorf und die Zerstörung der Kirche. Obwohl Vach den Markgrafen kirchlich und hochgerichtlich dem Markgrafen unterstand, zerstörten diese ihr eigenes Dorf, waren doch die meisten Einwohner grundherrlich Nürnberg untertan. Damit sollte den Nürnbergern wirtschaftlicher Schaden zugefügt werden. Der [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährige Krieg]] machte sich hierzulande lange Zeit nur in Einquartierungen und Truppendurchzügen bemerkbar, die allerdings oft genug mit Plünderungen verbunden waren. Doch konnten die Vacher noch [[1627]] ein neues Schulhaus bauen, das [[1721]] durch einen Neubau ersetzt wurde.<ref>Zum Schulhaus vgl. PfA Vach A 101, Bl. 15v und A 26, Bl. 95v/96 (1627); der Neubau von 1721 erwähnt in A 31, Bl. 179v</ref> Die schlimmste Zeit begann im Herbst [[1631]], nachdem König [[Gustav Adolf]] von Schweden den bedrängten Protestanten zu Hilfe gekommen war. Im Sommer [[1632]] trafen die feindlichen Heere bei Nürnberg aufeinander. Fürth und etliche umliegenden Ortschaften brannten. Ein großer Teil der Landbevölkerung musste immer wieder hinter die eilends angelegte, weiträumige Befestigung der Reichsstadt flüchten und viele fielen Seuchen zum Opfer. [[1633]]/34 schlug vor allem die Besatzung der Festung Forchheim mit ihren Streifzügen bis vor die Tore Nürnbergs eine Schneise der Verwüstung. Vach blieb von diesen Schrecken des [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieges]] nicht verschont, über 200 Menschen fielen ihm zum Opfer. Es sollte Jahrzehnte dauern, bis die Bevölkerungsverluste wieder einigermaßen ausgeglichen waren. Dazu trugen nicht zuletzt die vielen Exulanten aus Österreich bei. Immerhin hatten einige Gebäude den Krieg überdauert, z.B. die Kirche, das Pfarr- und das Schulhaus sowie der Herrensitz Burgstall im Lohe.  


=== Entwicklung im 18. Jahrhundert ===
In den Jahrzehnten nach dem Krieg hat sich Vach langsam erholt. Insbesondere die Pfarrer aus der Familie Kästner trugen viel zum Wiederaufbau bei. Auch die [[1710]] erbaute [[Kunstmühle Vach|Mühle]] wurde für Vach prägend. Nach 14 Jahren vollendet, verfügte sie zeitweise auch über eine Glasschleiferei. Der Mühlenbetrieb wurde [[1990]] eingestellt. Im Jahr [[1725]] entstand eine überdachte Holzbrücke, die sich ohne jeden Pfeiler von einem Ufer zum anderen spannte und größte Bewunderung hervorrief.<ref>{{BuchQuelle|950 Jahre St. Matthäus in Vach (Buch)|Seite=92}}</ref>
In den Jahrzehnten nach dem Krieg hat sich Vach langsam erholt. Insbesondere die Pfarrer aus der Familie Kästner trugen viel zum Wiederaufbau bei. Auch die [[1710]] erbaute [[Kunstmühle Vach|Mühle]] wurde für Vach prägend. Nach 14 Jahren vollendet, verfügte sie zeitweise auch über eine Glasschleiferei. Der Mühlenbetrieb wurde [[1990]] eingestellt. Im Jahr [[1725]] entstand eine überdachte Holzbrücke, die sich ohne jeden Pfeiler von einem Ufer zum anderen spannte und größte Bewunderung hervorrief.<ref>{{BuchQuelle|950 Jahre St. Matthäus in Vach (Buch)|Seite=92}}</ref>


[[Bild:ANONYM NorK6094-95 Vach-a.jpg|mini|right|Gefecht bei Vach vom 18. bis 25. Dezember 1800]]
[[Bild:ANONYM NorK6094-95 Vach-a.jpg|mini|right|Gefecht bei Vach vom 18. bis 25. Dezember 1800]]
Dann wurde der Ort wegen seiner strategischen Lage an der Regnitz wieder zum Schauplatz von Kampfhandlungen. Während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]] kam es am 9. und [[10. Juni]] [[1757]] beim Vorstoß des preußischen Freibataillons des Obristen [[wikipedia:Johann von Mayr|von Mayr]] zu einem Gefecht an der [[Vacher Regnitzbrücke|Regnitzbrücke]], die dabei abbrannte. [[1761]] ließ Markgraf [[Christian Friedrich Carl Alexander]] von Ansbach von seinem Baumeister ''Johann David Steingruber'' eine neue, steinerne Brücke bauen. Nach seinem Rücktritt kam Vach, wie auch Fürth, [[1792]] an Preußen. Im [[wikipedia:Zweiter Koalitionskrieg|Zweiten Koalitionskrieg]] kam es [[1796]] zur ersten Einquartierung französischer Truppen in Vach. Gleichzeitig wurde eine Viehseuche eingeschleppt, der in Vach 300 Stück Vieh zum Opfer fielen. Im Dezember [[1800]] rückten die Franzosen erneut ein, während die Österreicher bei [[Stadeln]] und [[Mannhof]] lagen. Wie schon 1757 kam es zu einem heftigen Gefecht um die Brücke, mehrere Gebäude in Vach gingen in Flammen auf.<ref>Jakob, Andreas: Unter dem Schatten der Heerstraße. Erlanger Kriegs- und Militärgeschichte vom Spanischen Erbfolgekrieg bis zum Wiener Kongress. In: Erlanger Bausteine 52 (2008), S. 71-126, hier S. 92 ff., 102 ff.</ref> Vom 18. bis [[25. Dezember]] [[1800]] kam es vor Ort zu Gefechten, nachdem sich die Franzosen und die mit ihnen verbündete Niederländer zum Rückzug genötigt gesehen und hinter das linke Regnitzufer zurückgezogen hatten. [[1806]] die Besatzungskosten für Vach mit Flexdorf und Ritzmannshof betragen 31.000 Gulden. [[1807]] Vach wieder von französischen Truppen besetzt. <ref>  Aufzeichnungen 2001 von Georg Mehl Mannhof </ref>
Dann wurde der Ort wegen seiner strategischen Lage an der Regnitz wieder zum Schauplatz von Kampfhandlungen. Während des [[Siebenjähriger Krieg|Siebenjährigen Kriegs]] kam es am 9. und [[10. Juni]] [[1757]] beim Vorstoß des preußischen Freibataillons des Obristen [[wikipedia:Johann von Mayr|von Mayr]] zu einem Gefecht an der [[Vacher Regnitzbrücke|Regnitzbrücke]], die dabei abbrannte. [[1761]] ließ Markgraf [[Christian Friedrich Carl Alexander]] von Ansbach von seinem Baumeister ''Johann David Steingruber'' eine neue, steinerne Brücke bauen. Nach seinem Rücktritt kam Vach, wie auch Fürth, [[1792]] an Preußen. Im [[wikipedia:Zweiter Koalitionskrieg|Zweiten Koalitionskrieg]] kam es [[1796]] zur ersten Einquartierung französischer Truppen in Vach. Gleichzeitig wurde eine Viehseuche eingeschleppt, der in Vach 300 Stück Vieh zum Opfer fielen. Im Dezember [[1800]] rückten die Franzosen erneut ein, während die Österreicher bei [[Stadeln]] und [[Mannhof]] lagen. Wie schon 1757 kam es zu einem heftigen Gefecht um die Brücke, mehrere Gebäude in Vach gingen in Flammen auf.<ref>Jakob, Andreas: Unter dem Schatten der Heerstraße. Erlanger Kriegs- und Militärgeschichte vom Spanischen Erbfolgekrieg bis zum Wiener Kongress. In: Erlanger Bausteine 52 (2008), S. 71-126, hier S. 92 ff., 102 ff.</ref> Vom 18. bis [[25. Dezember]] [[1800]] kam es vor Ort zu Gefechten, nachdem sich die Franzosen und die mit ihnen verbündete Niederländer zum Rückzug genötigt gesehen und hinter das linke Regnitzufer zurückgezogen hatten. [[1806]] die Besatzungskosten für Vach mit Flexdorf und Ritzmannshof betragen 31.000 Gulden. [[1807]] Vach wieder von französischen Truppen besetzt.<ref>  Aufzeichnungen 2001 von Georg Mehl Mannhof </ref>
 
Zu den Ereignissen im Dezember 1800 schreibt Christian Lohbauer in seiner Landchronik:
 
''Nicht so leicht ging es im Jahre 1800 ab. Die Scene, welche damals vorfiel, bleibt für Vach immer merkwürdig. Es rückten nämlich am Thomastag, den 21. Dezember 1800 am späten Abend Franzosen hier ein und machten Ouarliere. Es war das französische Armeecorps Augeriau, später Herzog von Castiglione, welches von den Österreichern geschlagen und verfolgt wurde. Schon am folgenden Morgen zeigten sich österreichische Truppen bei Mannhof und Stadeln und es dauerte nicht lange, so war ein heftiges Gefecht entwickelt. Die Franzosen hatten die Brücke mit 2 Kanonen besetzt, womit Sie die Österreicher begrüßten. Viele Einwohner flüchteten sich in die Keller, weil man anderswo im Ort nicht sicher war. Die Angst und der Schrecken war allgemein, besonders als man des jetzigen Besitzers Oekonom Leonhard Treuheit, Stephan Michels und Johann Habermeiers Scheunen im Feuer aufgehen sah. Auch wurde in diesem Gebiet ein Dienstmädchen erschossen. Doch es ging noch besser als man vermuthete. Die Österreicher zogen sich zurück und so wurde unser Ort, einige Kleinigkeiten ausgenommcn, nicht weiter beschädigt.''<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Teil II, Vach bis 1892, Fürth 1892</ref>
   
   
=== Das 19. Jahrhundert bis zum Ersten Weltkrieg ===
Um [[1790]] bestand Vach aus etwa 90 Anwesen. Für diese waren nicht weniger als 20 verschiedene Grundherrschaften zuständig, die nicht nur die Grundabgaben erhoben, sondern auch die erste Gerichtsinstanz waren. [[1806]] trat das [[Königreich Preußen]] das Fürstentum Ansbach und damit auch Vach an Bayern ab. Das [[Königreich Bayern]] begann sogleich, die Behörden neu zu organisieren. Vach wurde [[1808]] dem Landgericht Nürnberg zugeteilt, das für die Verwaltung und Justiz zuständig war. Daneben galten allerdings die, wenn auch eingeschränkten, Gerichtsrechte des Adels weiter; noch [[1830]] unterstanden fast ein Fünftel der Vacher Familien sechs verschiedenen Patrimonialgerichten! Für die Erhebung der Steuern und Abgaben wurde das [[Finanzamt|Rentamt]] Fürth zuständig, der Vorläufer des Finanzamtes.<ref>Hofmann, Hanns Hubert: Nürnberg-Fürth. Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4 (München 1954), S. 164 und 234</ref> Ungeachtet aller Schwierigkeiten wurde [[1811]]/12 das baufällige Pfarrhaus durch einen Neubau ersetzt und im Jahr [[1813]] wurden die Straßen gepflastert sowie der Friedhof von der Kirche weg an die heutige Stelle verlegt. Im Jahr darauf, [[1814]], wird eine Landwehr errichtet, bei der jeder Haus- und Güterbesitzer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren dienstpflichtig war.  [[1814]]/15 Einquartierung russischer Truppen. [[1800]]/22 Alle Einquartierungskosten dieses Zeitraumes betrugen 160.360 Gulden.  [[1816]] führten katastrophale Wetterverhältnisse zu erheblichen Ernteausfällen und in der Folge zu einer Teuerung und Hungersnot. [[1820]] kostet ein Scheffel Weizen 15-19 Gulden, 1 Maß braunes Sommerbier kostet 4 3/4 Kreuzer, 1 Pfund Rindfleisch kostet 7 1/2 Kreuzer, 1 Pfund Schweinefleisch kostet 9 1/2 Kreuzer. [[1822]] Der Turm der Pfarrkirche wird repariert und kostet 180 Gulden.  <ref> Aufzeichnungen 2001 von Georg Mehl Mannhof</ref>  [[1824]] zählte Vach 104 Häuser mit 740 Einwohnern.<ref>Hofmann, Hanns Hubert: Nürnberg-Fürth. Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4 (München 1954), S. 164 und 234</ref> [[1826]] gibt es "2 Bräuhäuser, 1 Mahlmühle, 1 Glasfabrik und 46 Anspannbesitzer".<ref>Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für den Rezat-Kreis vom 6. September 1826</ref>
Um [[1790]] bestand Vach aus etwa 90 Anwesen. Für diese waren nicht weniger als 20 verschiedene Grundherrschaften zuständig, die nicht nur die Grundabgaben erhoben, sondern auch die erste Gerichtsinstanz waren. [[1806]] trat das [[Königreich Preußen]] das Fürstentum Ansbach und damit auch Vach an Bayern ab. Das [[Königreich Bayern]] begann sogleich, die Behörden neu zu organisieren. Vach wurde [[1808]] dem Landgericht Nürnberg zugeteilt, das für die Verwaltung und Justiz zuständig war. Daneben galten allerdings die, wenn auch eingeschränkten, Gerichtsrechte des Adels weiter; noch [[1830]] unterstanden fast ein Fünftel der Vacher Familien sechs verschiedenen Patrimonialgerichten! Für die Erhebung der Steuern und Abgaben wurde das [[Finanzamt|Rentamt]] Fürth zuständig, der Vorläufer des Finanzamtes.<ref>Hofmann, Hanns Hubert: Nürnberg-Fürth. Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4 (München 1954), S. 164 und 234</ref> Ungeachtet aller Schwierigkeiten wurde [[1811]]/12 das baufällige Pfarrhaus durch einen Neubau ersetzt und im Jahr [[1813]] wurden die Straßen gepflastert sowie der Friedhof von der Kirche weg an die heutige Stelle verlegt. Im Jahr darauf, [[1814]], wird eine Landwehr errichtet, bei der jeder Haus- und Güterbesitzer im Alter zwischen 20 und 60 Jahren dienstpflichtig war.  [[1814]]/15 Einquartierung russischer Truppen. [[1800]]/22 Alle Einquartierungskosten dieses Zeitraumes betrugen 160.360 Gulden.  [[1816]] führten katastrophale Wetterverhältnisse zu erheblichen Ernteausfällen und in der Folge zu einer Teuerung und Hungersnot. [[1820]] kostet ein Scheffel Weizen 15-19 Gulden, 1 Maß braunes Sommerbier kostet 4 3/4 Kreuzer, 1 Pfund Rindfleisch kostet 7 1/2 Kreuzer, 1 Pfund Schweinefleisch kostet 9 1/2 Kreuzer. [[1822]] Der Turm der Pfarrkirche wird repariert und kostet 180 Gulden.  <ref> Aufzeichnungen 2001 von Georg Mehl Mannhof</ref>  [[1824]] zählte Vach 104 Häuser mit 740 Einwohnern.<ref>Hofmann, Hanns Hubert: Nürnberg-Fürth. Historischer Atlas von Bayern, Teil Franken, Heft 4 (München 1954), S. 164 und 234</ref> [[1826]] gibt es "2 Bräuhäuser, 1 Mahlmühle, 1 Glasfabrik und 46 Anspannbesitzer".<ref>Königlich Bayerisches Intelligenzblatt für den Rezat-Kreis vom 6. September 1826</ref>


Zeile 35: Zeile 43:
Als [[1876]] die [[Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg|Bahnlinie Nürnberg – Bamberg]], die bis dahin direkt über Doos und [[Poppenreuth]] nach Norden verlaufen war, über Fürth geführt wurde, erhielt Vach eine eigene Station. Der [[Bahnhof Vach]] wurde 1876 kurioserweise auf Stadelner und Mannhofer Gebiet eröffnet, zusätzlich mit einem großen Lagerhaus für die [[Kunstmühle Vach]]. ''Die Entfernung zum Ort beträgt "ein halbe Stunde"'' (so in der Beschreibung von [[1928]]).<ref>Vach bei Fürth. In: Fürther Tagblatt vom 23.11.1928 (Zeitgeschichtliche Sammlung im Stadtarchiv Fürth)</ref> Nach [[Stadeln]] sind es nur ein paar Minuten vom Bahnhof aus. In einem [[Bahnhof_Vach#/media/File:Bahnhof_Vach_1936_60_Jahre.jpg|Zeitungsausschnitt]] vom [[31. Juli]] [[1936]] zur 60 Jahr Feier des [[Bahnhof Vach]] findet sich ein Spottgedicht, da bei der Eröffnung überhaupt keine Straßenverbindung zwischen Vach bzw. [[Mannhof]] und dem Bahnhof bestand. Die Straße an der [[Herz-Jesu-Kirche|Mannhofer Kirche]] vorbei wurde erst [[1877]] immerhin als "Verbindungsstraße 1. Klasse" für 6.637 Mark gebaut. Der Transport von Kohle verbilligte sich nun erheblich, so dass schon [[1879]] Ziegelei und Brauerei auf Dampfbetrieb umgestellt werden konnten. Zu den Bauern und Handwerkern, die seit jeher das Bild bestimmt hatten, trat nun eine wachsende Arbeiterschaft, wozu auch die neben der Mühle angelegte Glasschleiferei mit Polierwerk beitrug. 1877 hatte man zudem eine Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen eingeführt und im Bahnhof eine Postagentur errichtet, eine weitere mit dem Poststempel "Vach 1" im Ort selbst kam [[1905]] dazu. Die Agentur im Bahnhof erhielt die Unterscheidungsziffer "2". Auch die Steinbrücke von 1761 bedurfte einer Erneuerung. Sie wurde [[1904]] durch eine moderne Eisenkonstruktion ersetzt. Der Anschluss an das Stromnetz erfolgte [[1910]]. Auch das Vereinsleben blühte auf; hier sei nur die Gründung der [[Freiwillige Feuerwehr Fürth-Vach|Freiwilligen Feuerwehr]] im Jahr [[1885]] erwähnt.<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Fürth 1892, S. 14ff, 22f; Großner, Rudolf: Vach im Spiegel von Jahrhunderten (Vach 1978), S. 44f</ref>  [[1905]] Errichtung einer Postagentur im Ort mit der Unterscheidungszahl "I" im Stempel. Gleichzeitig erhält die Postagentur im [[Bahnhof Vach]] die Unterscheidungsziffer "2". <ref>  Aufzeichnungen 2001 von Georg Mehl Mannhof </ref>
Als [[1876]] die [[Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg|Bahnlinie Nürnberg – Bamberg]], die bis dahin direkt über Doos und [[Poppenreuth]] nach Norden verlaufen war, über Fürth geführt wurde, erhielt Vach eine eigene Station. Der [[Bahnhof Vach]] wurde 1876 kurioserweise auf Stadelner und Mannhofer Gebiet eröffnet, zusätzlich mit einem großen Lagerhaus für die [[Kunstmühle Vach]]. ''Die Entfernung zum Ort beträgt "ein halbe Stunde"'' (so in der Beschreibung von [[1928]]).<ref>Vach bei Fürth. In: Fürther Tagblatt vom 23.11.1928 (Zeitgeschichtliche Sammlung im Stadtarchiv Fürth)</ref> Nach [[Stadeln]] sind es nur ein paar Minuten vom Bahnhof aus. In einem [[Bahnhof_Vach#/media/File:Bahnhof_Vach_1936_60_Jahre.jpg|Zeitungsausschnitt]] vom [[31. Juli]] [[1936]] zur 60 Jahr Feier des [[Bahnhof Vach]] findet sich ein Spottgedicht, da bei der Eröffnung überhaupt keine Straßenverbindung zwischen Vach bzw. [[Mannhof]] und dem Bahnhof bestand. Die Straße an der [[Herz-Jesu-Kirche|Mannhofer Kirche]] vorbei wurde erst [[1877]] immerhin als "Verbindungsstraße 1. Klasse" für 6.637 Mark gebaut. Der Transport von Kohle verbilligte sich nun erheblich, so dass schon [[1879]] Ziegelei und Brauerei auf Dampfbetrieb umgestellt werden konnten. Zu den Bauern und Handwerkern, die seit jeher das Bild bestimmt hatten, trat nun eine wachsende Arbeiterschaft, wozu auch die neben der Mühle angelegte Glasschleiferei mit Polierwerk beitrug. 1877 hatte man zudem eine Straßenbeleuchtung mit Petroleumlampen eingeführt und im Bahnhof eine Postagentur errichtet, eine weitere mit dem Poststempel "Vach 1" im Ort selbst kam [[1905]] dazu. Die Agentur im Bahnhof erhielt die Unterscheidungsziffer "2". Auch die Steinbrücke von 1761 bedurfte einer Erneuerung. Sie wurde [[1904]] durch eine moderne Eisenkonstruktion ersetzt. Der Anschluss an das Stromnetz erfolgte [[1910]]. Auch das Vereinsleben blühte auf; hier sei nur die Gründung der [[Freiwillige Feuerwehr Fürth-Vach|Freiwilligen Feuerwehr]] im Jahr [[1885]] erwähnt.<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Fürth 1892, S. 14ff, 22f; Großner, Rudolf: Vach im Spiegel von Jahrhunderten (Vach 1978), S. 44f</ref>  [[1905]] Errichtung einer Postagentur im Ort mit der Unterscheidungszahl "I" im Stempel. Gleichzeitig erhält die Postagentur im [[Bahnhof Vach]] die Unterscheidungsziffer "2". <ref>  Aufzeichnungen 2001 von Georg Mehl Mannhof </ref>


=== Die Weltkriege und letzte Entwicklungen ===
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] war der erste Gefallene aus der Gemeinde schon im August [[1914]] zu beklagen. Die Kriegschronik des örtlichen Pfarrers verzeichnet 49 Tote und dazu 5 Katholiken, auf der Ehrentafel stehen dagegen 69 Namen und das [[Brückenstraße (Kriegerdenkmal)|Kriegerdenkmal]] der politischen Gemeinde nennt 67 Gefallene. Da Pfarrer Stahl schwer an der Grippe erkrankt war, verschob sich am Ende des Krieges der feierliche Empfang für die heimgekehrten Soldaten bis zum [[23. März]] [[1919]].<ref>Vgl. PfA Vach, A 103 Kriegschronik 1914-1918 (mit biograpischen Angaben zu den Gefallenen)</ref> In den folgenden Jahren ging es nur langsam wieder aufwärts. Allerdings konnte die Infrastruktur deutlich verbessert werden. So wurden [[1923]] im Ort selbst und am Bahnhof Einsteigemöglichkeiten für den Postbus-Verkehr geschaffen, [[1928]] wurde ein Hochwassersteg über den [[Talübergang Brückenstraße|Talübergang]] zwischen Vach und Mannhof gebaut und von 1933 bis 1934 erfolgte die Teilkanalisierung.
Im [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] war der erste Gefallene aus der Gemeinde schon im August [[1914]] zu beklagen. Die Kriegschronik des örtlichen Pfarrers verzeichnet 49 Tote und dazu 5 Katholiken, auf der Ehrentafel stehen dagegen 69 Namen und das [[Brückenstraße (Kriegerdenkmal)|Kriegerdenkmal]] der politischen Gemeinde nennt 67 Gefallene. Da Pfarrer Stahl schwer an der Grippe erkrankt war, verschob sich am Ende des Krieges der feierliche Empfang für die heimgekehrten Soldaten bis zum [[23. März]] [[1919]].<ref>Vgl. PfA Vach, A 103 Kriegschronik 1914-1918 (mit biograpischen Angaben zu den Gefallenen)</ref> In den folgenden Jahren ging es nur langsam wieder aufwärts. Allerdings konnte die Infrastruktur deutlich verbessert werden. So wurden [[1923]] im Ort selbst und am Bahnhof Einsteigemöglichkeiten für den Postbus-Verkehr geschaffen, [[1928]] wurde ein Hochwassersteg über den [[Talübergang Brückenstraße|Talübergang]] zwischen Vach und Mannhof gebaut und von 1933 bis 1934 erfolgte die Teilkanalisierung.


Navigationsmenü