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Der liberale Teil der jüdischen Gemeinde Fürth fand in dem [[1836]] errichteten ''Privaterziehungsinstitut'' des [[Heinrich Brentano]] eine Ausbildungsmöglichkeit für seine Kinder. Dem orthodoxen Teil hingegen war dieser Ansatz zu säkular. Auf eine reine Religionsschule ohne jede Allgemeinbildung wollte man aber auch nicht mehr zurückfallen. Die Ausrichtung der orthodoxen Schulgründungen des 19. Jahrhunderts war durch die Bildungskonzeption des Rabbiners und Pädagogen [[wikipedia:Samson Raphael Hirsch|Samson Raphael Hirsch]] (1808-1888)<ref>neben der hebräischen Sprache und jüdischen Fächern sollten auch beispielsweise Deutsch, Mathematik und Geografie unterrichtet werden. Dieser Plan einer erweiterten Schulbildung brachte Hirsch in Konflikt mit den streng orthodoxen Haltungen, war aber auch eine moderate Reaktion auf die Reformbewegung. S. R. Hirsch war somit der Begründer der Neo-Orthodoxie</ref> geprägt. Seine Bildungskonzeption war im orthodoxen Judentum Deutschlands sehr einflussreich und wollte religiöse und profane/säkulare Bildungsinhalte miteinander verbinden <ref>Rebecca Heinemann, Jüdisches Schulwesen in Bayern (1804-1918), publiziert am 16.12.2013; in: Historisches Lexikon Bayerns [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/J%C3%BCdisches_Schulwesen_in_Bayern_(1804-1918)#Israelitische_Realschule_in_F.C3.BCrth - online]</ref>. | Der liberale Teil der jüdischen Gemeinde Fürth fand in dem [[1836]] errichteten ''Privaterziehungsinstitut'' des [[Heinrich Brentano]] eine Ausbildungsmöglichkeit für seine Kinder. Dem orthodoxen Teil hingegen war dieser Ansatz zu säkular. Auf eine reine Religionsschule ohne jede Allgemeinbildung wollte man aber auch nicht mehr zurückfallen. Die Ausrichtung der orthodoxen Schulgründungen des 19. Jahrhunderts war durch die Bildungskonzeption des Rabbiners und Pädagogen [[wikipedia:Samson Raphael Hirsch|Samson Raphael Hirsch]] (1808-1888)<ref>neben der hebräischen Sprache und jüdischen Fächern sollten auch beispielsweise Deutsch, Mathematik und Geografie unterrichtet werden. Dieser Plan einer erweiterten Schulbildung brachte Hirsch in Konflikt mit den streng orthodoxen Haltungen, war aber auch eine moderate Reaktion auf die Reformbewegung. S. R. Hirsch war somit der Begründer der Neo-Orthodoxie</ref> geprägt. Seine Bildungskonzeption war im orthodoxen Judentum Deutschlands sehr einflussreich und wollte religiöse und profane/säkulare Bildungsinhalte miteinander verbinden <ref>Rebecca Heinemann, Jüdisches Schulwesen in Bayern (1804-1918), publiziert am 16.12.2013; in: Historisches Lexikon Bayerns [https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/J%C3%BCdisches_Schulwesen_in_Bayern_(1804-1918)#Israelitische_Realschule_in_F.C3.BCrth - online]</ref>. | ||
==Geschichte== | |||
===Die Gründung der israelitischen Bürgerschule=== | ===Die Gründung der israelitischen Bürgerschule=== | ||
Im Vorfeld der Gründung einer israelitischen Schule kam es zwischen der liberalen und orthodoxen Partei der jüdischen Gemeinde Fürths zu heftigen Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der neuen Schule. ''"Dass in der öffentlichen Unterrichtsanstalt [https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/mischna/| Mischnah] und [[wikipedia:Gemara|Gemara]] gelehrt werden sollte, rief einen gewaltigen Sturm und eine unglückliche Zersplitterung hervor“'' <ref>„[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]“ vom [[30. Mai]] [[1866]]</ref>. Bei der Wahl für einen vorläufigen Verwaltungsausschuss, der das weitere Vorgehen bestimmen sollte, riefen die Orthodoxen eiligst selbst "''Entfernte herbei und brachten Kranke mittelst Fuhrwerks zur Abstimmung“'' <ref>ebenda; später lobte „[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]“ vom 26. Dezember 1860 dann in dem Zusammenhang die Wahl von ''"Bernhard Ullmann, Max Neubauer und Is. Wedeles, zum Glücke Männer von Besonnenheit, Kenntnissen und vielfacher Erfahrung, weder vom prinzipiellen Oppositionsgeiste beseelt noch für rapide Reform eingenommen."'' </ref> | Im Vorfeld der Gründung einer israelitischen Schule kam es zwischen der liberalen und orthodoxen Partei der jüdischen Gemeinde Fürths zu heftigen Auseinandersetzungen um die Ausrichtung der neuen Schule. ''"Dass in der öffentlichen Unterrichtsanstalt [https://www.juedische-allgemeine.de/glossar/mischna/| Mischnah] und [[wikipedia:Gemara|Gemara]] gelehrt werden sollte, rief einen gewaltigen Sturm und eine unglückliche Zersplitterung hervor“'' <ref>„[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]“ vom [[30. Mai]] [[1866]]</ref>. Bei der Wahl für einen vorläufigen Verwaltungsausschuss, der das weitere Vorgehen bestimmen sollte, riefen die Orthodoxen eiligst selbst "''Entfernte herbei und brachten Kranke mittelst Fuhrwerks zur Abstimmung“'' <ref>ebenda; später lobte „[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]“ vom 26. Dezember 1860 dann in dem Zusammenhang die Wahl von ''"Bernhard Ullmann, Max Neubauer und Is. Wedeles, zum Glücke Männer von Besonnenheit, Kenntnissen und vielfacher Erfahrung, weder vom prinzipiellen Oppositionsgeiste beseelt noch für rapide Reform eingenommen."'' </ref> | ||
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1978 lud [[Frank A. Harris]] zu einem Treffen ehemaliger Schüler der Realschule in das Grossinger's Catskill Resort Hotel (Bundesstaat New York). Es kamen etwa 150 Personen: Schüler der Jahrgägnge 1921 bis 1929 inklusive Kinder und Ehepartner, darunter [[Ruth Weiss]], Lisl und Werner Weinberg, Hanne Frank, Stefan Reichsthaler und Jules Wallerstein.<ref>[[Wege im harten Gras (Buch)]], S. 251 ff.</ref> | 1978 lud [[Frank A. Harris]] zu einem Treffen ehemaliger Schüler der Realschule in das Grossinger's Catskill Resort Hotel (Bundesstaat New York). Es kamen etwa 150 Personen: Schüler der Jahrgägnge 1921 bis 1929 inklusive Kinder und Ehepartner, darunter [[Ruth Weiss]], Lisl und Werner Weinberg, Hanne Frank, Stefan Reichsthaler und Jules Wallerstein.<ref>[[Wege im harten Gras (Buch)]], S. 251 ff.</ref> | ||
==Personal== | |||
===Leiter der Israelitischen Bürgerschule/Realschule=== | ===Leiter der Israelitischen Bürgerschule/Realschule=== | ||
* Dr. [[Selig Auerbach]] war von 1862 bis 1873 Direktor. Er unterrichtete während der ersten Jahre in den verschiedensten Fächern, namentlich in Geschichte, deutsche Literatur und in den fremden Sprachen. Seine Haupttätigkeit aber wandte er dem Religionsunterricht zu <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 18. November 1901</ref>. Neben dem Jugendunterricht stellte er sein Wissen auch den Erwachsenen zur Verfügung und hielt Vorträge am Sabbatvormittag. Sein Wirken fand in Fürth eine Grenze durch den Tod seines Vaters. Er wurde darum 1872 auf das Rabbinat in Halberstadt berufen <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 8.Oktober 1901</ref>. | * Dr. [[Selig Auerbach]] war von 1862 bis 1873 Direktor. Er unterrichtete während der ersten Jahre in den verschiedensten Fächern, namentlich in Geschichte, deutsche Literatur und in den fremden Sprachen. Seine Haupttätigkeit aber wandte er dem Religionsunterricht zu <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 18. November 1901</ref>. Neben dem Jugendunterricht stellte er sein Wissen auch den Erwachsenen zur Verfügung und hielt Vorträge am Sabbatvormittag. Sein Wirken fand in Fürth eine Grenze durch den Tod seines Vaters. Er wurde darum 1872 auf das Rabbinat in Halberstadt berufen <ref>"[[wikipedia:Der Israelit|Der Israelit]]" vom 8.Oktober 1901</ref>. |
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