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Hans Kleinschmidt legte sein Abitur im Frühjahr 1926 am damaligen Reformrealgymnasium in Nürnberg ab. Nach dem Abitur studierte Kleinschmidt Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und legte nach vier Semestern seine Vorprüfung ab. In den klinischen Semestern war er an der Medizinischen Universität Wien und Kiel, ehe er seine letzten vier Semester in Erlangen mit der ärztlichen Prüfung am 11. Dezember 1931 bei Prof. Wintz beendete. Sein Thema zur Erlangung des Doktortitels war: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Während seines Medizinalpraktikums arbeitete er an der orthopädischen Anstalt des Krüppelhilfe e. V. in Dresden und an der Universitäts-Kinderklinik in Erlangen.<ref>Hans Kleinschmidt: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Inanugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Eigenverlag, 1931</ref><ref>Universität Erlangen, Protokoll über die Promotionsprüfung vom 11. Dezember 1931, UAE-C3, 3 Nr 1931-32-6</ref> | Hans Kleinschmidt legte sein Abitur im Frühjahr 1926 am damaligen Reformrealgymnasium in Nürnberg ab. Nach dem Abitur studierte Kleinschmidt Medizin an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen und legte nach vier Semestern seine Vorprüfung ab. In den klinischen Semestern war er an der Medizinischen Universität Wien und Kiel, ehe er seine letzten vier Semester in Erlangen mit der ärztlichen Prüfung am 11. Dezember 1931 bei Prof. Wintz beendete. Sein Thema zur Erlangung des Doktortitels war: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Während seines Medizinalpraktikums arbeitete er an der orthopädischen Anstalt des Krüppelhilfe e. V. in Dresden und an der Universitäts-Kinderklinik in Erlangen.<ref>Hans Kleinschmidt: Das Mutterkorn und seine rektale Verordnung. Inanugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde der medizinischen Fakultät der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen, Eigenverlag, 1931</ref><ref>Universität Erlangen, Protokoll über die Promotionsprüfung vom 11. Dezember 1931, UAE-C3, 3 Nr 1931-32-6</ref> | ||
Anschließend ging er 1932 zunächst nach Dresden und später an die Uni-Klinik in Leipzig zu Prof. Dr. [[wikipedia:Werner Catel|Werner Julius Eduard Catel]], der bereits 1933 dem NS-Ärztebund beigetreten war und während des Nationalsozialismus als Gutachter im sog. Reichsausschuss im Euthanasieprogramm – und somit maßgeblich an der [[wikipedia:Kinder-Euthanasie|Kinder-„Euthanasie“]] – beteiligt war. In dieser Zeit trat Kleinschmidt dem NS-Ärztebund, der Marine-SA und der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei und diente im 2. Weltkrieg als Stabsarzt. Ab 11. Mai 1937 war Kleinschmidt in Ansbach als Kinderarzt gemeldet und ließ sich als Arzt nieder und behandelte dort u. a. auch ein Kind, dessen Tod ihn später juristisch belasten sollte. Das Kind Egon M., geboren am 22. Mai 1939, wurde als zartes und oft kränkelndes Achtmonatskind beschrieben, das mittels Zangengeburt auf die Welt kam. Ende 1941 kam die Mutter Egons erstmals in die Sprechstunde von Kleinschmidt. Das Kind hatte offensichtlich nach einer Gehirnhautentzündung mit sechs Monaten einen bleibenden Gehirnschaden behalten. Kleinschmidt überwies das Kind an die Universitätsklinik in Erlangen mit der Bitte um Beobachtung und Beurteilung des Krankheitsbildes. Die Beurteilung fiel vernichtend aus: "''Macht einen vollkommen idiotischen Eindruck. Schielt. Dicke Zunge. Schnorchelnde Atmung. Blöder Gesichtsausdruck.''" Das Resümee: "''Besserung wohl kaum zu erwarten''." Was folgte war die Überweisung von Egon M. durch Kleinschmidt an die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach – mit dem Wissen, dass dies das Todesurteil für das Kind war.<ref name="HL-2021">Hilke Lorenz: Ein Nazi-Arzt im Kindersolbad. In: Stuttgarter Zeitung vom 10. Dezember 2021</ref> Wie nicht anders zu erwarten – und stereotypisch für die Ermordung von Kindern in solchen Einrichtungen zur damaligen Zeit – starb Egon M. am 16. Dezember 1942 an den „Folgen einer Lungenentzündung“. Letzteres war häufig die Umschreibung der Tötung von Kindern durch die Gabe des Medikamentes [[wikipedia:Phenobarbital|Luminal]] – ein Barbiturat, das zur Atemlähmung führt. | Anschließend ging er 1932 zunächst nach Dresden und welchselte später an die Uni-Klinik in Leipzig zu Prof. Dr. [[wikipedia:Werner Catel|Werner Julius Eduard Catel]], der bereits 1933 dem NS-Ärztebund beigetreten war und während des Nationalsozialismus als Gutachter im sog. Reichsausschuss im Euthanasieprogramm – und somit maßgeblich an der [[wikipedia:Kinder-Euthanasie|Kinder-„Euthanasie“]] – beteiligt war. In dieser Zeit trat Kleinschmidt dem NS-Ärztebund, der Marine-SA und der [[Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei|NSDAP]] bei und diente im 2. Weltkrieg als Stabsarzt. Ab 11. Mai 1937 war Kleinschmidt in Ansbach als Kinderarzt gemeldet und ließ sich als Arzt nieder und behandelte dort u. a. auch ein Kind, dessen Tod ihn später juristisch belasten sollte. Das Kind Egon M., geboren am 22. Mai 1939, wurde als zartes und oft kränkelndes Achtmonatskind beschrieben, das mittels Zangengeburt auf die Welt kam. Ende 1941 kam die Mutter Egons erstmals in die Sprechstunde von Kleinschmidt. Das Kind hatte offensichtlich nach einer Gehirnhautentzündung mit sechs Monaten einen bleibenden Gehirnschaden behalten. Kleinschmidt überwies das Kind an die Universitätsklinik in Erlangen mit der Bitte um Beobachtung und Beurteilung des Krankheitsbildes. Die Beurteilung fiel vernichtend aus: "''Macht einen vollkommen idiotischen Eindruck. Schielt. Dicke Zunge. Schnorchelnde Atmung. Blöder Gesichtsausdruck.''" Das Resümee: "''Besserung wohl kaum zu erwarten''." Was folgte war die Überweisung von Egon M. durch Kleinschmidt an die Heil- und Pflegeanstalt Ansbach – mit dem Wissen, dass dies das Todesurteil für das Kind war.<ref name="HL-2021">Hilke Lorenz: Ein Nazi-Arzt im Kindersolbad. In: Stuttgarter Zeitung vom 10. Dezember 2021</ref> Wie nicht anders zu erwarten – und stereotypisch für die Ermordung von Kindern in solchen Einrichtungen zur damaligen Zeit – starb Egon M. am 16. Dezember 1942 an den „Folgen einer Lungenentzündung“. Letzteres war häufig die Umschreibung der Tötung von Kindern durch die Gabe des Medikamentes [[wikipedia:Phenobarbital|Luminal]] – ein Barbiturat, das zur Atemlähmung führt. | ||
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