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[[Datei:Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Mittelfranken.png|300px|right|Kgl. Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Mittelfranken vom 14. Januar 1864]] | [[Datei:Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Mittelfranken.png|300px|right|Kgl. Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Mittelfranken vom 14. Januar 1864]] | ||
'''[[wikipedia:Gabriel Riesser|Gabriel Riesser]]''' (geb. [[2. April]] [[1806]] in Hamburg; gest. [[20. April]] [[1863]] in Hamburg)<ref>Angaben nach [https://www.geni.com/people/Gabriel-Riesser/4111278274490045098 Gabriel Riesser] Geni; der Name beruft sich auf die Vorfahren aus dem Nördlinger Ries.</ref>, war Mitglied der [[wikipedia:Frankfurter Nationalversammlung|Paulskirchenversammlung 1848]] in Frankfurt und erster jüdischer Richter in Deutschland. Aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen war er | '''[[wikipedia:Gabriel Riesser|Gabriel Riesser]]''' (geb. [[2. April]] [[1806]] in Hamburg; gest. [[20. April]] [[1863]] in Hamburg)<ref>Angaben nach [https://www.geni.com/people/Gabriel-Riesser/4111278274490045098 Gabriel Riesser] Geni; der Name beruft sich auf die Vorfahren aus dem Nördlinger Ries.</ref>, war Mitglied der [[wikipedia:Frankfurter Nationalversammlung|Paulskirchenversammlung 1848]] in Frankfurt und erster jüdischer Richter in Deutschland. Aufgrund verwandtschaftlicher Beziehungen war er desöfteren in Fürth. Seine älteste Schwester Recha, seit 1827 mit Marcus Adler verheiratet<ref>Dr. M. Brann (Hrsg.): " [https://www.google.de/books/edition/Gabriel_Riesser_s_Briefe_an_Salomon_Ludw/iRQJLdE8svsC?hl=de&gbpv=1&dq=Recha+Adler+F%C3%BCrth&pg=PA5&printsec=frontcover Gabriel_Riesser's Briefe] an Salomon Ludwig Stein", S. 5, Fußnote 1</ref> und lebte in der [[Blumenstraße 4]].<ref>vor 1890 unter der Nummer "Blumenstraße 22" aufgelistet, vor 1860 unter "Schwabacherstraße 261f; siehe auch: "Adressbuch Fürth von 1880 nach amtlichen Quellen zusammengestellt von Offiziant Hilpert & Aktuar Höfer", Seite 1: [https://www.google.de/books/edition/Adressbuch_der_Stadt_Fürth/1rsmVoey1FUC?hl=de&gbpv=1&dq=recha+adler+fürth&pg=PA1&printsec=frontcover Recha Adler Blumenstraße 22]</ref><ref>[https://www.google.de/books/edition/Gesammelte_Schriften/btZJAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=gabriel+rie%C3%9Fer+f%C3%BCrth&pg=PA279&printsec=frontcover Comite der Riesser-Stiftung], Herausgeber Dr. M. Isler: „Gabriel Riesser’s Leben nebst Mittheilungen aus seinen Briefen", 1867; Nachweise für Aufenthalte in Fürth bei der Schwester Recha: S. 21 ff, S. 46, S. 67, S. 166, S. 190, S. 197, S. 269, S. 280 f, S. 401 ff, S. 496, S. 581. Auch in einem Brief vom 24. April 1859 wird eine Reise zur Schwester nach Fürth erwähnt; vgl. "Gabriel Riessers Briefe an Salomon Ludwig Steinheim", 1890, S. 50</ref> Zudem war er verwandtschaftlich mit dem Fürther Rabbiner [[Hirsch Josef Janow|Janow]] verbunden<ref>Janows Schwiegervater Raphael Kohn (Cohen), Rabbiner in Altona, war der Großvater von Gabriel Riesser; vgl. Emil Lehmann: "Gabriel Riesser, ein Rechtsanwalt", 1881, S. 4 [https://www.google.de/books/edition/Gabriel_Riesser_ein_Rechtsanwalt/y8Wn1TNP1EcC?hl=de&gbpv=1&dq=gabriel+rie%C3%9Fer+f%C3%BCrth&pg=PA4&printsec=frontcover online]</ref>. | ||
Riesser bekundete in einem Brief, dass ihm in Fürth ''„wohlgemeinte und herzliche Ehrenbezeugungen zu Theil“'' wurden<ref>Comite der Riesser-Stiftung, Herausgeber Dr. M. Isler: „Gabriel Riesser’s Leben nebst Mittheilungen aus seinen Briefen", 1867; S. 280</ref> | Riesser bekundete in einem Brief, dass ihm in Fürth ''„wohlgemeinte und herzliche Ehrenbezeugungen zu Theil“'' wurden,<ref>Comite der Riesser-Stiftung, Herausgeber Dr. M. Isler: „Gabriel Riesser’s Leben nebst Mittheilungen aus seinen Briefen", 1867; S. 280</ref> aber auch dass seine Mutter im März 1847 in Fürth starb.<ref>Comite der Riesser-Stiftung, Herausgeber Dr. M. Isler: „Gabriel Riesser’s Leben nebst Mittheilungen aus seinen Briefen", 1867; S. 376</ref> Mit dem Fürther Rabbiner [[Isaak Loewi|Löwi]] und dem Schulleiter [[Heinrich Brentano]] verband ihn eine Reisebekanntschaft nach Wiesbaden.<ref>siehe Brief vom 10. Juni 1837 in: "Gabriel Riessers Briefe an Salomon Ludwig Steinheim", 1890, S. 15 | ||
[https://www.google.de/books/edition/Gabriel_Riesser_s_Briefe_an_Salomon_Ludw/iRQJLdE8svsC?hl=de&gbpv=1&dq=gabriel+rie%C3%9Fer+f%C3%BCrth&pg=PA15&printsec=frontcover online]</ref> | [https://www.google.de/books/edition/Gabriel_Riesser_s_Briefe_an_Salomon_Ludw/iRQJLdE8svsC?hl=de&gbpv=1&dq=gabriel+rie%C3%9Fer+f%C3%BCrth&pg=PA15&printsec=frontcover online]</ref> | ||
Nach Riessers Tod am [[20. April]] [[1863]] gab es Totenfeiern in mehreren Synagogen, die letztlich in dem Aufruf mündeten eine '''„Riesser-Stiftung“''' als Denkmal zu errichten, damit unvergänglicher als Erz und Stein.<ref>siehe [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom 16. Juni 1863.[https://www.google.de/books/edition/Allgemeine_Zeitung_des_Judenthums/wJwXAQAAIAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Gabriel+Rie%C3%9Fer+Stipendienstiftung&pg=PA378&printsec=frontcover online]</ref> Dafür wurden sofort von liberal und emanzipiert gesinnten Judentum aus dem gesamten deutschen Sprachraum Einlagen gegeben.<ref>Die [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] listete Spender in ihren Ausgaben vom 9. Juni 1863, 16., 23. Juni, 7., 14., 21. und 28. Juli (diese Ausgabe erwähnt sogar Sammel-Comites in Pesth und New-York für die Riesser-Stiftung), 11., 18. und 25. August, 15., 22. und 29. September, 6., 13., 20. und 27. Oktober, 10. und 17. November, 1. Dezember des Jahres 1863 auf.</ref> In Fürth sollte die Sammlung für die Riesser-Stiftung nach dem jüdischen Neujahrsfest ([[wikipedia:Rosch Haschana|Rosch Haschana]]) beginnen, was am [[14. September]] [[1863]] war.<ref>siehe auch Meldung in [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom [[11. August]] [[1863]]: ''„Der verehrl. Vorstand zu Fürth theilt uns mit, daß er eine Sammlung veranstalten werde, und zwar aus Gründen nach dem bevorstehenden Neujahrsfeste. - Die Redaktion“''</ref> | Nach Riessers Tod am [[20. April]] [[1863]] gab es Totenfeiern in mehreren Synagogen, die letztlich in dem Aufruf mündeten eine '''„Riesser-Stiftung“''' als Denkmal zu errichten, damit unvergänglicher als Erz und Stein.<ref>siehe [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom 16. Juni 1863.[https://www.google.de/books/edition/Allgemeine_Zeitung_des_Judenthums/wJwXAQAAIAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=Gabriel+Rie%C3%9Fer+Stipendienstiftung&pg=PA378&printsec=frontcover online]</ref> Dafür wurden sofort von liberal und emanzipiert gesinnten Judentum aus dem gesamten deutschen Sprachraum Einlagen gegeben.<ref>Die [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] listete Spender in ihren Ausgaben vom 9. Juni 1863, 16., 23. Juni, 7., 14., 21. und 28. Juli (diese Ausgabe erwähnt sogar Sammel-Comites in Pesth und New-York für die Riesser-Stiftung), 11., 18. und 25. August, 15., 22. und 29. September, 6., 13., 20. und 27. Oktober, 10. und 17. November, 1. Dezember des Jahres 1863 auf.</ref> In Fürth sollte die Sammlung für die Riesser-Stiftung nach dem jüdischen Neujahrsfest ([[wikipedia:Rosch Haschana|Rosch Haschana]]) beginnen, was am [[14. September]] [[1863]] war.<ref>siehe auch Meldung in [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom [[11. August]] [[1863]]: ''„Der verehrl. Vorstand zu Fürth theilt uns mit, daß er eine Sammlung veranstalten werde, und zwar aus Gründen nach dem bevorstehenden Neujahrsfeste. - Die Redaktion“''</ref> | ||
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==Die Fürther Gabriel-Riesser-Stipendienstiftung== | ==Die Fürther Gabriel-Riesser-Stipendienstiftung== | ||
[[Datei:Chronik Friedrich Marx Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart, S. 336.png|mini|right|Riesser Stiftung in Marx-Chronik]] | [[Datei:Chronik Friedrich Marx Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart, S. 336.png|mini|right|Riesser Stiftung in Marx-Chronik]] | ||
Seit 1864 wurde auf Antrag der ''israelitischen Cultusgemeinde zu Fürth'' im Bereich des Königreichs Bayern eine Gabriel-Riesser-Stipendienstiftung beantragt und genehmigt.<ref>siehe Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Mittelfranken vom 14. Januar 1864</ref> Die endgültige Errichtung war dann wohl 1867.<ref>so die [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)|Marx-Chronik]], S. 336; Fronmüller erwähnt die Errichtung der Stiftung, behauptet aber fälschlich, dass die Einlage von 879 fl. 30 kr. Gründungskapital Gabriel Riesser selbst gegeben hätte: [[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], S. 350; Die Stiftung findet auch Erwähnung bei Hugo Barbeck in seiner [[Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth (Buch)|Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth]], S. 95</ref> Unter den Einlegern dieser ''Fürther Riesser-Stiftung'' befand sich u.a. die Erben von Rabbiner [[Isaak Loewi]] und ein Namensvetter Kaufmann ''Gabriel Rießer''.<ref>vgl. Notiz in [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)|Marx-Chronik]], S. 336 und [https://www.google.de/books/edition/K%C3%B6niglich_Bayerisches_Kreis_Amtsblatt_v/8TZZAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=gabriel+rie%C3%9Fer+f%C3%BCrth&pg=PA201&printsec=frontcover Kgl. Bayr. Kreisamtsblatt von Mittelfranken], 13. Februar 1873; S. 202</ref> In diesem Jahr war die erste Ausschüttung am 22. April.<ref>siehe [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom 3. März 1885</ref> Anliegen der Stiftung war jüdische Glaubensgenossen zu unterstützen und damit die Ungleichheit abzumildern, die Juden von den sonst üblichen Stipendien ausschloss. In den Genuss der Riesser-Stiftung kamen studierende Rabbinatskandidaten, Studierende der Rechte, der Medizin, der technischen Hochschule, sowie Schullehrerseminaristen. | Seit 1864 wurde auf Antrag der ''israelitischen Cultusgemeinde zu Fürth'' im Bereich des Königreichs Bayern eine Gabriel-Riesser-Stipendienstiftung beantragt und genehmigt.<ref>siehe Königlich Bayerisches Kreis-Amtsblatt von Mittelfranken vom 14. Januar 1864</ref> Die endgültige Errichtung war dann wohl 1867.<ref>so die [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)|Marx-Chronik]], S. 336; Fronmüller erwähnt die Errichtung der Stiftung, behauptet aber fälschlich, dass die Einlage von 879 fl. 30 kr. Gründungskapital Gabriel Riesser selbst gegeben hätte: [[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], S. 350; Die Stiftung findet auch Erwähnung bei Hugo Barbeck in seiner [[Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth (Buch)|Geschichte der Juden in Nürnberg und Fürth]], S. 95</ref> Unter den Einlegern dieser ''Fürther Riesser-Stiftung'' befand sich u.a. die Erben von Rabbiner [[Isaak Loewi]] und ein Namensvetter Kaufmann ''Gabriel Rießer''.<ref>vgl. Notiz in [[Fürth in Vergangenheit u. Gegenwart (Buch)|Marx-Chronik]], S. 336 und [https://www.google.de/books/edition/K%C3%B6niglich_Bayerisches_Kreis_Amtsblatt_v/8TZZAAAAcAAJ?hl=de&gbpv=1&dq=gabriel+rie%C3%9Fer+f%C3%BCrth&pg=PA201&printsec=frontcover Kgl. Bayr. Kreisamtsblatt von Mittelfranken], 13. Februar 1873; S. 202</ref> In diesem Jahr war die erste Ausschüttung am 22. April.<ref>siehe [[wikipedia:Allgemeine Zeitung des Judentums|Allgemeine Zeitung des Judentums]] vom 3. März 1885</ref> Anliegen der Stiftung war es jüdische Glaubensgenossen zu unterstützen und damit die Ungleichheit abzumildern, die Juden von den sonst üblichen Stipendien ausschloss. In den Genuss der Riesser-Stiftung kamen studierende Rabbinatskandidaten, Studierende der Rechte, der Medizin, der technischen Hochschule, sowie Schullehrerseminaristen. | ||
==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
* [[Fiorda# | * [[Fiorda#Soziale_Vereinigungen|Jüdische soziale Vereinigungen und Stiftungen]] | ||
* [[Samuel Berlin]] | * [[Samuel Berlin]] | ||
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