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'''[[Titel::Dr.]] [[Vorname::Adolf]] [[Nachname::Schwammberger]]''' (geb. [[Geburtstag::17. September]] [[Geburtsjahr::1905]] in [[Geburtsort::Nürnberg]]; gest. [[Todestag::15. Juli]] [[Todesjahr::1975]] in [[Todesort::Fürth]]) war ein bekannter [[Beruf::Historiker]] sowie [[Beruf::Stadtheimatpfleger]] der Stadt Fürth. Bedeutung erlangte er vor allem als Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins [[Gründer::Geschichtsverein Fürth| „Alt-Fürth“]] sowie als langjähriger [[Beruf::Stadtarchivar|Archiv]]- und Museumsdirektor der Stadt Fürth. | [[Bild:Dr Schwammberger 1968.jpg|thumb|right|Dr. Adolf Schwammberger (1968)]]'''[[Titel::Dr.]] [[Vorname::Adolf]] [[Nachname::Schwammberger]]''' (geb. [[Geburtstag::17. September]] [[Geburtsjahr::1905]] in [[Geburtsort::Nürnberg]]; gest. [[Todestag::15. Juli]] [[Todesjahr::1975]] in [[Todesort::Fürth]]) war ein bekannter [[Beruf::Historiker]] sowie [[Beruf::Stadtheimatpfleger]] der Stadt Fürth. Bedeutung erlangte er vor allem als Gründer und 1. Vorsitzender des Vereins [[Gründer::Geschichtsverein Fürth| „Alt-Fürth“]] sowie als langjähriger [[Beruf::Stadtarchivar|Archiv]]- und Museumsdirektor der Stadt Fürth. | ||
== Leben == | == Leben == | ||
=== Jugend und Weg nach Fürth === | === Jugend und Weg nach Fürth === | ||
Adolf Schwammberger wurde am [[17. September]] [[1905]] im Nürnberger Stadtteil St. Johannis geboren. Seine Eltern waren der Drechslermeister Georg Schwammberger (geb. 9. April 1872, gest. 18. September 1924) und Babette Schwammberger (geb. 9. September 1872, gest. unbekannt), geborene Blank, die am 26. August 1895 in Nürnberg heirateten. Der Vater verstarb bereits im Alter von 54 Jahren an "Wassersucht". | [[Bild:Dr Schwammberger 1944.jpg|thumb|right|Der junge Dr. Schwammberger im Jahr 1944]]Adolf Schwammberger wurde am [[17. September]] [[1905]] im Nürnberger Stadtteil St. Johannis geboren. Seine Eltern waren der Drechslermeister Georg Schwammberger (geb. 9. April 1872, gest. 18. September 1924) und Babette Schwammberger (geb. 9. September 1872, gest. unbekannt), geborene Blank, die am 26. August 1895 in Nürnberg heirateten. Der Vater verstarb bereits im Alter von 54 Jahren an "Wassersucht". | ||
Nach dem Besuch der Volks- und danach Oberrealschule in [[Nürnberg]] absolvierte er die „Präparandenanstalt“ in Neustadt an der Aisch und die Lehrerbildungsanstalt in Altdorf. Danach trat er in [[Nürnberg]] in den Schuldienst ein. Auf diesen beschränkte er sich jedoch nicht: So legte er Ergänzungsprüfungen in Latein, Griechisch und Mathematik ab und begann ein Studium der Geschichte, Philosophie, Pädogogik und Volkswirtschaftslehre in Erlangen. Am [[22. Juni]] [[Promoviert im Jahr::1932]] legte er seine Promotion zum Dr. phil. ab mit einer Doktorarbeit über das Thema „Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken bis 1361“<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger Band 1</ref> | Nach dem Besuch der Volks- und danach Oberrealschule in [[Nürnberg]] absolvierte er die „Präparandenanstalt“ in Neustadt an der Aisch und die Lehrerbildungsanstalt in Altdorf. Danach trat er in [[Nürnberg]] in den Schuldienst ein. Auf diesen beschränkte er sich jedoch nicht: So legte er Ergänzungsprüfungen in Latein, Griechisch und Mathematik ab und begann ein Studium der Geschichte, Philosophie, Pädogogik und Volkswirtschaftslehre in Erlangen. Am [[22. Juni]] [[Promoviert im Jahr::1932]] legte er seine Promotion zum Dr. phil. ab mit einer Doktorarbeit über das Thema „Die Erwerbspolitik der Burggrafen von Nürnberg in Franken bis 1361“.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger Band 1</ref> | ||
[[1930]] wurde er nach Fürth als Hilfslehrer versetzt. Wie er später berichtete, hatte er seine Liebe zu dieser Stadt schon als 18-Jähriger über eine Freundin entdeckt - letztere war bald aus den Augen verloren - die Stadt Fürth dagegen nie. | [[1930]] wurde er nach Fürth als Hilfslehrer versetzt. Wie er später berichtete, hatte er seine Liebe zu dieser Stadt schon als 18-Jähriger über eine Freundin entdeckt - letztere war bald aus den Augen verloren - die Stadt Fürth dagegen nie. | ||
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Nach seiner Zeit als Hilfslehrer trat Schwammberger erstmalig am [[1. April]] [[1936]] den Dienst bei der Stadt Fürth an. Er wurde zunächst als [[Beruf::Stadtarchivar]] beschäftigt. Am [[1. Juli]] [[1938]] erfolgte die Beförderung, verbunden mit der Aufgabe als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]] im ehem. [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] an der [[Schwabacher Straße]]. | Nach seiner Zeit als Hilfslehrer trat Schwammberger erstmalig am [[1. April]] [[1936]] den Dienst bei der Stadt Fürth an. Er wurde zunächst als [[Beruf::Stadtarchivar]] beschäftigt. Am [[1. Juli]] [[1938]] erfolgte die Beförderung, verbunden mit der Aufgabe als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]] im ehem. [[Altes Krankenhaus|Krankenhaus]] an der [[Schwabacher Straße]]. | ||
Das Fehlen eines „historischen Vereins“ empfand er als große Lücke im kulturellen Leben der Stadt. So schrieb er einen offenen Brief an die Fürther Presse, welcher am [[6. Januar]] [[1933]] veröffentlicht wurde. In diesem Brief rief Schwammberger zur Gründung eines Heimat-Vereins auf | Das Fehlen eines „historischen Vereins“ empfand er als große Lücke im kulturellen Leben der Stadt. So schrieb er einen offenen Brief an die Fürther Presse, welcher am [[6. Januar]] [[1933]] veröffentlicht wurde. In diesem Brief rief Schwammberger zur Gründung eines Heimat-Vereins auf - „[[Alt-Fürth]]“ war geboren. Am [[20. Februar]] [[1933]] wurde er zum 1. Vorsitzenden des neuen Vereins gewählt. Seine Amtszeit endete zunächst mit seinem beruflichen Wechsel in die besetzten Ostgebiete. Er folgte dem bis dahin in Fürth als [[Oberbürgermeister]] eingesetzten [[Franz Jakob]], der wegen diversen Verfehlungen in Fürth nicht mehr "haltbar" wurde. | ||
Ab dem [[1. April]] [[1940]] wurde Schwammberger in Thorn als Direktor des Städtischen Kulturamtes beschäftigt, am [[1. April]] [[1942]] wurde er zum Oberverwaltungsrat bzw. Kulturdezernent befördert. Zu seinen neuen Aufgaben in Thorn gehörten u.a. folgende Bereiche: Stadttheater, Städtisches Orchester, Stadtarchiv und Museum, Bibliothek, Volks- und Musikbücherei, Städtische Bildersammlung und die Musikschule.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Im November 1942 wurde Schwammberger zum Kreisschulungsleiter ernannt<ref>Stadtarchiv Torun. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 748, Blatt 126</ref> | Ab dem [[1. April]] [[1940]] wurde Schwammberger in Thorn als Direktor des Städtischen Kulturamtes beschäftigt, am [[1. April]] [[1942]] wurde er zum Oberverwaltungsrat bzw. Kulturdezernent befördert. Zu seinen neuen Aufgaben in Thorn gehörten u. a. folgende Bereiche: Stadttheater, Städtisches Orchester, Stadtarchiv und Museum, Bibliothek, Volks- und Musikbücherei, Städtische Bildersammlung und die Musikschule.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Im November 1942 wurde Schwammberger zum Kreisschulungsleiter ernannt.<ref>Stadtarchiv Torun. Allta miasta Toninie 1939 - 1945 Sygn. E 748, Blatt 126</ref> Die Aufgaben des Kreisschulungsleiters der NSDAP waren die Organisation und Durchführung der weltanschaulich-politischen Schulungen im Kreisgebiet, die Betreuung der Kreisschulungsburg und deren Veranstaltungen von Lehrgängen und Wochenendkursen, die Überwachung der fachlichen Schulungen der Verbände sowie die Bildung und Ausrichtung des weltanschaulich-politischen Schulungsreferentenstabes (Schulungsredner).<ref>Organisationshandbuch der NSDAP. Selbstverlag der NSDAP Franz Eher Nachfahren, München 1937, S. 179 ff.</ref> | ||
[[Datei:Thorner Katharinchen Skript 0575.jpg|miniatur|links|Handschriftliches Skript des Märchenspiels Thorner Katharinchen von Dr. Schwammberger]] | [[Datei:Thorner Katharinchen Skript 0575.jpg|miniatur|links|Handschriftliches Skript des Märchenspiels Thorner Katharinchen von Dr. Schwammberger]] | ||
[[Datei:Litzmannstadter Zeitung 1944 kw II Nr 170 Seite 3.jpg|miniatur|rechts| | [[Datei:Litzmannstadter Zeitung 1944 kw II Nr 170 Seite 3.jpg|miniatur|rechts|Uraufführung "Thorner Katharinchen", 1944]] | ||
Schwammberger beschaffte in Thorn „Für den Führer ausgewähltes Kulturgut“ und wurde als Dozent regelmäßig für verschiedene Anlässe angefragt. Themen seiner Lichtbild-Vorträge waren u.a. der "Nationalsozialistischer Kulturwille bzw. Kulturpolitik" oder die "Nationalsozialistische Kunst in Abgrenzung zur Entarteten Kunst".<ref>Stadtarchiv Torun, Polen, Akte Kronika miasta Torunia 1939 - 1945, E 760</ref> | Schwammberger beschaffte in Thorn „Für den Führer ausgewähltes Kulturgut“ und wurde als Dozent regelmäßig für verschiedene Anlässe angefragt. Themen seiner Lichtbild-Vorträge waren u. a. der "Nationalsozialistischer Kulturwille bzw. Kulturpolitik" oder die "Nationalsozialistische Kunst in Abgrenzung zur Entarteten Kunst".<ref>Stadtarchiv Torun, Polen, Akte Kronika miasta Torunia 1939 - 1945, E 760</ref> | ||
[[1944]] stellte Schwammberger einen Aufnahmeantrag als Schriftsteller in die Reichsschrifttumskammer Gau Danzig. Er begründete den Antrag mit seinen schriftstellerischen Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften und einem von ihm verfassten Märchenspiel. Das Märchenspiel namens "''Thorner Katharinchen''" feierte im Jahr 1944 im Stadttheater Thorn seine Urauführung. Seinem Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde stattgegeben<ref name="Dietzfelb02">Dr. Eckart Dietzfelbinger: "Amnesie nach 1000 Jahren? Anmerkungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Fürth", Vortrag vom 3. Juli 2007 im Jüdischen Museum in Fürth aus Anlaß des tausendjährigen Stadtjubiläums</ref> | [[1944]] stellte Schwammberger einen Aufnahmeantrag als Schriftsteller in die Reichsschrifttumskammer Gau Danzig. Er begründete den Antrag mit seinen schriftstellerischen Arbeiten in Zeitungen und Zeitschriften und einem von ihm verfassten Märchenspiel. Das Märchenspiel namens "''Thorner Katharinchen''" feierte im Jahr 1944 im Stadttheater Thorn seine Urauführung. Seinem Antrag auf Aufnahme in die Reichsschrifttumskammer wurde stattgegeben.<ref name="Dietzfelb02">Dr. Eckart Dietzfelbinger: "Amnesie nach 1000 Jahren? Anmerkungen zur Geschichte des Nationalsozialismus in Fürth", Vortrag vom 3. Juli 2007 im Jüdischen Museum in Fürth aus Anlaß des tausendjährigen Stadtjubiläums</ref> | ||
Im Oktober [[1944]] wurde er zur Wehrmacht eingezogen<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> | Im Oktober [[1944]] wurde er zur Wehrmacht eingezogen.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Über seine Zeit in der Wehrmacht ist aktuell nichts bekannt. | ||
Am [[8. Mai]] [[1945]] kam er in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) in französische Kriegsgefangenschaft. [[1946]] wurde er nach | Am [[8. Mai]] [[1945]] kam er in Bad Kreuznach (Rheinland-Pfalz) in französische Kriegsgefangenschaft. [[1946]] wurde er nach Dahlbruch/Kreis Siegen verlegt.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 1</ref> Nach der Kriegsgefangenschaft ließ er sich zunächst von [[1946]] bis [[1950]] in Dahlbruch/Kreis Siegen nieder<ref>Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe 3, Nr. 321</ref>, um seine fünfköpfige Familie ernähren zu können, ehe er - mehr durch Zufall - wieder zum Schuldienst kam. Am [[19. September]] [[1949]] wurde Schwammberger in Siegen im Rahmen der Entnazifizierung in die "Stufe V" eingeordnet - "Entlastete". [[1950]] siedelte Schwammberger wieder nach Fürth zurück und übernahm ab [[1951]] erneut den Vorsitz des Vereins "[[Alt Fürth]]". | ||
Vom [[25. Juni]] [[1952]] bis [[30. April]] [[1957]] war Schwammberger erneut als Lehrer im Volkschuldienst tätig, bevor er am [[1. Mai]] [[1957]] wieder hauptamtlich<ref>Adolf Schwammberger: ''Sinn und Aufgaben eines Stadtarchives''. (Redaktionelle Vorbemerkung). In: Nürnberger Zeitung Nr. 93 vom 20. April 1957, S. 13.</ref> die Leitung der [[Stadtbibliothek|Bibliothek]] und des [[Stadtarchiv|Archivs der Stadt Fürth]] nebst der [[Freilichtbühne]] im [[Stadtpark]] übernahm. Diese Ämter füllte er bis zu seinem Ruhestand am [[30. September]] [[1970]] aus<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref> | Vom [[25. Juni]] [[1952]] bis [[30. April]] [[1957]] war Schwammberger erneut als Lehrer im Volkschuldienst tätig, bevor er am [[1. Mai]] [[1957]] wieder hauptamtlich<ref>Adolf Schwammberger: ''Sinn und Aufgaben eines Stadtarchives''. (Redaktionelle Vorbemerkung). In: Nürnberger Zeitung Nr. 93 vom 20. April 1957, S. 13.</ref> die Leitung der [[Stadtbibliothek|Bibliothek]] und des [[Stadtarchiv|Archivs der Stadt Fürth]] nebst der [[Freilichtbühne]] im [[Stadtpark]] übernahm. Diese Ämter füllte er bis zu seinem Ruhestand am [[30. September]] [[1970]] aus.<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref> Auch nach seinem Ruhestand verfolgte er die Entwicklungen dieser Ämter weiter. So stand er dem Umzug des Stadtarchivs in das [[Schloss Burgfarrnbach]] sehr kritisch gegenüber: ''Ein aktiv für die Bürgerschaft arbeitendes Archiv müsse seinen Sitz nicht an der Stadtperipherie, sondern mitten im Herzen der Stadt und ihrer Verwaltung haben''. | ||
== Lehre und Überzeugung == | == Lehre und Überzeugung == | ||
[[Bild:Dr Schwammberger 1953.jpg|thumb|left|1953: Dr. Schwammberger über der Arbeit]] | |||
Adolf Schwammberger erwartete vom Historiker an sich ein kritisch zurückhaltendes Urteil, gemeinverständliche Sprache und sachliche Berichterstattung. Er war der festen Überzeugung, dass der geschichtliche Stoff ''„mit wissenschaftlicher Treu und Vorsicht und in einer allgemein verständlichen Sprache dargeboten“'' werden müsse - ''„ Hier wird nicht geschwätzt, sondern mitgeteilt“''. | Adolf Schwammberger erwartete vom Historiker an sich ein kritisch zurückhaltendes Urteil, gemeinverständliche Sprache und sachliche Berichterstattung. Er war der festen Überzeugung, dass der geschichtliche Stoff ''„mit wissenschaftlicher Treu und Vorsicht und in einer allgemein verständlichen Sprache dargeboten“'' werden müsse - ''„ Hier wird nicht geschwätzt, sondern mitgeteilt“''. | ||
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[[Datei:Schwammberger Reden Thorn 0847.jpg|miniatur|rechts|Wochenendschulung für politische Leiter 1942]] | [[Datei:Schwammberger Reden Thorn 0847.jpg|miniatur|rechts|Wochenendschulung für politische Leiter 1942]] | ||
[[Datei:Schwammberger Thorn Vortrag 0886.jpg|miniatur|rechts|Schriftverkehr von Dr. Schwammberger, 1942]] | [[Datei:Schwammberger Thorn Vortrag 0886.jpg|miniatur|rechts|Schriftverkehr von Dr. Schwammberger, 1942]] | ||
Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[Partei::NSDAP]] erst [[1937]] beitrat (dem NS Lehrerbund bereits 1933<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref>) | Nicht zuletzt Schwammbergers Karriere unter [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]], dem er während des [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieges]] als Leiter des städtischen Kulturamtes in besetztes Gebiet folgt, zeigt eine gute Arbeitsbeziehung zur NS-Bürokratie. Bereits [[1936]] profitierte er vom Nationalsozialismus durch die Übertragung der neu geschaffenen Stelle des Archivars in Fürth und ab [[1938]] als Leiter des neugeschaffenen [[Stadtmuseum|Stadtmuseums]], obwohl er der [[Partei::NSDAP]] erst [[1937]] beitrat (dem NS Lehrerbund bereits 1933<ref>Stadtarchiv, Personalakte Adolf Schwammberger, Band 2</ref>). Auch die Tatsachen, dass er freiwillig dem nachweislich gewalttätigen, vulgären und vom Nationalsozialismus vollständig überzeugten [[Oberbürgermeister]] [[Franz Jakob]] nach Thorn folgte, wirft auf Schwammberger kein gutes Licht. Erschwerend kommt hinzu, dass er während seiner Dienstzeit in Thorn wiederholt als Dozent gebucht werden konnte und unzählige Male zu diversen Vorträgen über die "Nationalsozialistische Kulturpolitik" Vorträge hielt. Weiterhin war Schwammberger ab November 1942 Kreisschulungsleiter und somit verantwortlich für die politische Ausrichtung und Einhaltung der ideologischen Vorgaben für Partei- und Schulungsredner. Die Presseberichterstattung zu seinen Licht-Vorträgen lässt zumindest keine Zweifel offen über seine ideologische Einstellung zum Nationalsozialisums. So schreibt beispielsweise die Westpreussische Zeitung am [[2. Oktober]] [[1942]] in einem Artikel über das "Deutsche Kunstschaffen als Ausdruck des deutschen Wesens": ''... Dr. Schwammberger, der seinen geistvollen Vortrag oft mit überlegtem Humor würzte, brauchte oft nicht viel zu sagen, um die Hörer das empfinden zu lassen, was der Künstler aussagen wollte. Und das ehrliche Erschrecken über den Abgrund an Seelenlosigkeit, das sich beim Anblick einiger Machwerke der entarteten Kunst jüdischer Schmierfinken auch bei den Hörern zeigte bewies, wie fremd und wesensferne diese auf Zersetzung und Zerstörung der deutschen Seele gerichtete Afterkunst ist. An den im Bilde weitergezeigten Bauten Nürnbergs, Thorns und auch an den Bauten unseres Führers offenbarte sich der Wille deutschen Kunstschaffens, nicht für den Tag zu bauen, sondern so zu wirken, dass noch der Ahn stolz auf das Überkommene ist...''"<ref>Deutsches Kunstschaffen als Ausdruck deutschen Wesens - Eröffnung der Winterarbeit des Volksbildungswerkes. In: Westpreussische Zeitung - Elbing vom 2. Oktober 1942. </ref> | ||
Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''"<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref>. Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - läßt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrung mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref>. Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht. | Dr. Schwammberger kam in der französischen Besatzungszone in Bad Kreuznach am [[8. Mai]] [[1945]] in Kriegsgefangenschaft, aus der er [[1946]] in Dahlbruch bei Siegen entlassen wurde. Der aktuelle Stand der Wissenschaft zeigt heute, dass die "''...Franzosen weniger streng (mit der Entnazifizierung) verfuhren und sich, anstatt auch den letzten denkbaren Missetäter enttarnen zu wollen, mehr auf die 'schlimmsten Fälle' konzentrierten...''"<ref>Jonathan Carr: Der Wagner-Clan. Hoffmann und Campe, Hamburg 2009, S. 336 f.</ref> <ref>Thomas Schlemmer und Clemens Vollnhals: Entnazifierung. Dtv Dokumente 1996</ref>. Der Umstand, dass aktuell lediglich die Einstufung vom [[19. September]] [[1949]] als "Entlasteter" in der Personalakte vorliegt - ohne Vorgeschichte und Urteilsspruch - läßt folgende Interpretationen zu: Es handelt sich hierbei lediglich um das Berufungsurteil, da die Entnazifierungsprozesse in der Regel [[1947]] abgeschlossen waren. Alle Urteile nach 1947 legen die Vermutung nahe, dass es sich hierbei um Berufungsverhandlungen handelt. Die Erfahrung mit Berufsverhandlungen haben jedoch gezeigt, dass diese meist mildere Urteilssprüche ergeben haben, so dass im Falle von Dr. Schwammberger zunächst die erste Verurteilung von Interesse wäre<ref>Lutz Niethammer: Die Mitläuferfabrik. Die Entnazifizierung am Beispiel Bayerns, Dietz Verlag 1994</ref>. Diese Unterlagen liegen aktuell im Fall Schwammberger jedoch nicht vor, so dass eine abschließende Beurteilung noch aussteht. | ||
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Eine Erwiderung erfolgte durch die Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth. [[Barbara Ohm]] stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref>. Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentant des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z.B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten a.D. Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z.B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne das Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war. | Eine Erwiderung erfolgte durch die Vorsitzende des [[Geschichtsverein Fürth|Geschichtsvereins]] Fürth. [[Barbara Ohm]] stellte Anfang [[2009]] in einem Aufsatz für die [[Fürther Geschichtsblätter]] fest, die Vorwürfe einer persönlichen Beteiligung Dr. Schwammbergers an diesen Aktenvernichtungen seien nicht zu erhärten<ref name="FüGe01/09">Barbara Ohm: Ergänzung zu Vortrag und Artikel: Die Entnazifizierung Dr. Schwammbergers", in Fürther Geschichtsblätter 1/2009</ref>. Wer Dr. Schwammberger persönlich kannte und seine Arbeit verfolgte, kann der posthumen Interpretation nicht folgen: Insgesamt 12 Personen schrieben ihm im Entnazifizierungsverfahren nach dem Zweiten Weltkrieg hervorragende Entlastungen. Unter anderem [[Adolf Schwiening]], [[Hermann Herrenberger]] und [[August Häußler]] würdigten ihn hierbei weit über die üblichen Floskeln hinaus als "stark künstlerischen, schöpferischen Mensch" und "Repräsentant des Humanismus im besten Sinne". Dem steht gegenüber, dass gerade z.B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] selbst NS-Größen wie [[Franz Jakob|Jakob]] und [[Hans Sandreuter|Sandreuter]] sog. "Persil-Scheine" ausstellten. Die zum Beispiel in einem Entlastungsbrief getroffene Aussage des ehem. Regierungspräsidenten a.D. Kühn "''Er (Schwammberger) lehnte die Goebbelsche Kulturpolitik, die Wirtschaftspolitik und Kunst zum Mittel der Propaganda machen wollten, ebenso ab wie alle Massenveranstaltungen.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, Personalakte Adolf Schwammberger Band 1</ref> werden durch die vielfachen Berichterstattungen über seine Dozententätigkeit während der NS-Zeit deutlich widerlegt. Offen bleibt auch die Frage, wie z.B. [[Adolf Schwiening|Schwiening]] und [[Hermann Herrenberger|Herrenberger]] entlastende Aussagen über Schwammbergers Verhalten während der NS-Zeit in Thorn treffen konnten, ohne das Schwammberger in dieser Zeit in Fürth tätig war. | ||
[[2004]] formulierte eine Archivarin aus Toruÿ (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref> | [[2004]] formulierte eine Archivarin aus Toruÿ (ehem. Thorn) auf Nachfrage zur Rolle Schwammbergers in Thorn folgendes: Er war ''einer der vertrauensvollsten Mitarbeiter der NSDAP in Thorn ... und des aus Fürth stammenden Oberbürgermeisters Franz Jakob, verantwortlich für die ganze Nazi-Propaganda und das Hauptorgan der NSDAP, "Thorner Freiheit".''<ref>Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Schwammberger, Magdalena Niedzielska, 15. April 2004</ref> | ||
== Standardwerk - Fürth A - Z == | == Standardwerk - Fürth A - Z == | ||
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==Siehe auch== | ==Siehe auch== | ||
* [[Geschichtsverein Fürth]] | |||
* [[Fürth von A bis Z]] | * [[Fürth von A bis Z]] | ||
* [[Fürther Heimatblätter]] | * [[Fürther Heimatblätter]] | ||
* [[Franz Jakob]] | * [[Franz Jakob]] | ||
* [[Irma Schwammberger]] | * [[Irma Schwammberger]] | ||
==Weblinks== | ==Weblinks== | ||
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|ZEIT= [[1957]]- [[1970]] | |ZEIT= [[1957]]- [[1970]] | ||
|VORGÄNGER= | |VORGÄNGER= | ||
|NACHFOLGER= [[Emil Ammon]] | |NACHFOLGER= [[Emil Ammon]] | ||
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