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[[Datei:Jakob Forster Goebbels 1942.jpg|miniatur|rechts|Die "Volksliste" zur Eindeutschung, unter Leitung von Franz Jakob. Rechts im Bild: Gauleiter Forster und Reichsminister Goebbels, die sich über die Arbeit in der Volksliste persönlich ein Bild machen wollten, Okt. 1942]] | [[Datei:Jakob Forster Goebbels 1942.jpg|miniatur|rechts|Die "Volksliste" zur Eindeutschung, unter Leitung von Franz Jakob. Rechts im Bild: Gauleiter Forster und Reichsminister Goebbels, die sich über die Arbeit in der Volksliste persönlich ein Bild machen wollten, Okt. 1942]] | ||
* Nach der ersten Säuberungwelle folgte die zweite Säuberungswelle. Alle "nicht-arischen Polen" wurden zu einer Kommission vorgeladen, zur Klärung der Frage der sog. "Eindeutschung". Diese Kommission, auch genannt die "Volksliste", hatte das Ziel die Menschen in vier Kategorien/ Listen einzuteilen: 1) Deutsche Reichsbürger und deutsche Staatsbürger, also Bürger die unzweifelhaft deutscher Abstammung waren oder sich aktiv für das "Deutschtum" eingesetzt hatten (Liste 1 & 2); 2) Deutschstämmige, die zwar einer "Polnisierung erlegen" waren, sich jedoch nicht "antideutsch" verhielten - z.B. in Mischehen (Liste 3); 3) sog. Schutzangehörige mit beschränkten Rechten, also fremde Volkszugehörige (Liste 4). Vorsitzender dieser Kommission war der Oberbürgermeister Franz Jakob, der mit der Verwaltung diese Aufgabe übernahm. Während die Zusteilung zu Liste 1 & 2 relativ unproblematisch umsetzbar war, und die Zuordnung zur Liste 4 keine Relevanz hatte, entzündete sich ein Streit über die Zuordnung zur "Liste 3 Menschen". Wer nicht in dieses Schema passte wurde "aus dem Reichsgau entfernt, sei es durch Deportation, Einweisung in ein Konzentrationslager oder durch Exekution".<ref>Dieter Schenk: Danzig 1930 - 1945. Das Ende einer freien Stadt. Ch. Links Verlag GmbH 2013, 149 ff.</ref> | * Nach der ersten Säuberungwelle folgte die zweite Säuberungswelle. Alle "nicht-arischen Polen" wurden zu einer Kommission vorgeladen, zur Klärung der Frage der sog. "Eindeutschung". Diese Kommission, auch genannt die "Volksliste", hatte das Ziel die Menschen in vier Kategorien/ Listen einzuteilen: 1) Deutsche Reichsbürger und deutsche Staatsbürger, also Bürger die unzweifelhaft deutscher Abstammung waren oder sich aktiv für das "Deutschtum" eingesetzt hatten (Liste 1 & 2); 2) Deutschstämmige, die zwar einer "Polnisierung erlegen" waren, sich jedoch nicht "antideutsch" verhielten - z.B. in Mischehen (Liste 3); 3) sog. Schutzangehörige mit beschränkten Rechten, also fremde Volkszugehörige (Liste 4). Vorsitzender dieser Kommission war der Oberbürgermeister Franz Jakob, der mit der Verwaltung diese Aufgabe übernahm. Während die Zusteilung zu Liste 1 & 2 relativ unproblematisch umsetzbar war, und die Zuordnung zur Liste 4 keine Relevanz hatte, entzündete sich ein Streit über die Zuordnung zur "Liste 3 Menschen". Wer nicht in dieses Schema passte wurde "aus dem Reichsgau entfernt, sei es durch Deportation, Einweisung in ein Konzentrationslager oder durch Exekution".<ref>Dieter Schenk: Danzig 1930 - 1945. Das Ende einer freien Stadt. Ch. Links Verlag GmbH 2013, 149 ff.</ref> | ||
Somit steht aus heutiger Betrachtung fest, dass Franz Jakob, der ab Ende Oktober [[1939]] in Thorn abkommandiert war, zumindest von den laufenden Hinrichtungen vor der Stadt Kenntnis haben musste, während er gleichzeitig in der zweiten Säuberungswelle aktiv als Kommissionsleiter unmittelbar über das Schicksal der polnischen Bevölkerung mitentschied. | * Während der Besatzung bestand unmittelbar vor der Stadt ein Kriegsgefangenlager (Stalag XX A) auf dem Gebiet einer ehem. Festung. Während des 2. Weltkrieges wurden vor der Stadt Thorn ca. 60.000 Kriegsgefangene verschiedenster Nationalitäten interniert, wovon wiederum ca. 14.000 Gefangene ihren Aufenthalt mit dem Tod bezahlten. Diese Gefangenen, überwiegend Angehörige der Roten Armee, wurden in Massengräbern verscharrt<ref>Homepage Deutsch-Polnisches Jugendwerk - Podgórze und Glinki - Kriegsgefangenenlager in Torun. Online abgerufen 21. Juli 2015 | 22:19 Uhr - [http://www.erinnerungsorte.org/suchen/mpc/Memorial/mpa/show/mp-place/podgorze-i-glinki-obozy-jenieckie-torun-wielka-nieszawka/ online verfügbar]</ref>. | ||
Somit steht aus heutiger Betrachtung fest, dass Franz Jakob, der ab Ende Oktober [[1939]] in Thorn abkommandiert war, zumindest von den laufenden Hinrichtungen vor der Stadt Kenntnis haben musste, während er gleichzeitig in der zweiten Säuberungswelle aktiv als Kommissionsleiter unmittelbar über das Schicksal der polnischen Bevölkerung mitentschied. Auch die Existenz eines Krieggefangenenlagers direkt vor der Stadt läßt sich schwer leugnen. | |||
[[Datei:Forster Jakob Goebbels Volksliste.jpg|miniatur|rechts|"Volkslisten" Kommission, in der Mitte OB Franz Jakob, rechts Gauleiter Albert Forster und Reichsminister Goebbels, 1942]] | [[Datei:Forster Jakob Goebbels Volksliste.jpg|miniatur|rechts|"Volkslisten" Kommission, in der Mitte OB Franz Jakob, rechts Gauleiter Albert Forster und Reichsminister Goebbels, 1942]] | ||
Seine Amtszeit endete im Februar [[1945]], durch den Vormarsch der russischen Truppen. Jakob selbst sagte über den Ausgang seiner Amtszeit in Thorn in der Spruchkammer: ''"Ich war in Thorn, der Russe kam 1945 im Jänner immer näher, da bekam ich die Erlaubnis aus der Stadtverwaltung mit meinen Beamten abzuziehen, ich selbst blieb aber dort, weil noch sehr viel Zivilisten in der Stadt waren, die ausgeliefert worden wären, ich sorgte für die Lebensmittelausgabe, öffnete die Depots und habe mich von den Russen mit einschließen lassen, 14 Tage lang. Dann kämpften wir uns mit den dortigen Truppen als Rotkreuz-Soldaten durch."''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz: 3411 </ref> | Seine Amtszeit endete im Februar [[1945]], durch den Vormarsch der russischen Truppen. Jakob selbst sagte über den Ausgang seiner Amtszeit in Thorn in der Spruchkammer: ''"Ich war in Thorn, der Russe kam 1945 im Jänner immer näher, da bekam ich die Erlaubnis aus der Stadtverwaltung mit meinen Beamten abzuziehen, ich selbst blieb aber dort, weil noch sehr viel Zivilisten in der Stadt waren, die ausgeliefert worden wären, ich sorgte für die Lebensmittelausgabe, öffnete die Depots und habe mich von den Russen mit einschließen lassen, 14 Tage lang. Dann kämpften wir uns mit den dortigen Truppen als Rotkreuz-Soldaten durch."''<ref>Spruchkammerakten Jakob Franz Sprk Fü 2 J, Protokoll der öffentlichen Sitzung der Lagerspruchkammer am 23.6.1948 / Aktz: 3411 </ref> |