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[[Bild:Spiegelwagen.jpg|thumb|mit Spiegeln beladenes Pferdegespann]]
 
[[Bild:Spiegelwagen.jpg|thumb|mit Spiegeln beladenes Pferdegespann]]
Die '''Spiegelherstellung''' und Verarbeitung war und ist noch heute ein sehr wichtiges Gewerbe in Fürth.  
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Die '''Spiegelherstellung''' und -verarbeitung war und ist noch heute ein sehr wichtiges Gewerbe in Fürth.
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Fürth war die '''Stadt der Spiegel'''.
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Im Volksmund werden die Fürther deshalb manchmal heute noch "''Glasschleifer''" genannt.
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Auch das "[[Glasscherbenviertel]]", in dem vor allem die Arbeiter der [[Hofspiegelfabrik N. Wiederer & Co.]] wohnten, erinnert noch an die Bedeutung der Spiegelherstellung in Fürth.
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Seit [[2007]] steht ein neun Meter hohe [[Spiegel-Säule]] in der [[Konrad-Adenauer-Anlage]] in Erinnerung an die traditionsreiche Fürther Spiegelindustrie.
    
==Geschichte==
 
==Geschichte==
 
Die Spiegelherstellung im 19. Jahrhundert erfolgte meist nicht in Fabriken, sondern in Heimarbeit, die folgendermaßen organisiert war: Der "Spiegelfabrikant" war ein Unternehmer, der die rohen Gläser bei z.B. böhmischen Glashütten kaufte, sie von den Schleifmühlen in der Umgebung schleifen und polieren ließ und sie dann zu den Arbeitern nach Hause lieferte. Dort wurden die Gläser von der ganzen Familie mit dem Quecksilber und der Zinnfolie belegt.<ref>''Ueber die Silberspiegelfabrication.'' In: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. L. (S. 205–212) - [http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj157/ar157050 zum online-Digitalisat]</ref>
 
Die Spiegelherstellung im 19. Jahrhundert erfolgte meist nicht in Fabriken, sondern in Heimarbeit, die folgendermaßen organisiert war: Der "Spiegelfabrikant" war ein Unternehmer, der die rohen Gläser bei z.B. böhmischen Glashütten kaufte, sie von den Schleifmühlen in der Umgebung schleifen und polieren ließ und sie dann zu den Arbeitern nach Hause lieferte. Dort wurden die Gläser von der ganzen Familie mit dem Quecksilber und der Zinnfolie belegt.<ref>''Ueber die Silberspiegelfabrication.'' In: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. L. (S. 205–212) - [http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj157/ar157050 zum online-Digitalisat]</ref>
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Die nötigen Zinnfolien wurden u.a. von der Fürther Firma [[Morgenstern]] geliefert und für das anschließende Rahmen "gab es in Fürth
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das eigenständige Berufsbild des Spiegelschreiners".<ref>Gilbert Krapf: ''Spiegelglas für Fürth.'' In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006, S.5. - [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=30 zur pdf-Datei]</ref>
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Im Jahre [[1872]] erbaute erstmals der Glasunternehmer [[Winkler & Sohn|Winkler]] in Windischeschenbach eine eigene Glashütte. "[[1893]] verlegte die Firma auch ihre Silberspiegelfabrik dorthin, beließ aber den Firmensitz in Fürth."<ref>Gilbert Krapf: ''Spiegelglas für Fürth.'' In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006, S.8. - [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=30 zur pdf-Datei]</ref>
 
   
 
   
 
Die Blütezeit der Spiegelherstellung war im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Adressbuch von 1891 wurden ganze 78 Spiegel- oder Spiegelnebenprodukte herstellende Firmen gelistet. "Im Adressbuch von 1895 werden [...] außerdem etwa 40 Rahmenhersteller sowie zehn Firmen, die sich mit dem Belegen der Gläser befasst haben [...]" genannt.<ref>Gilbert Krapf: ''Spiegelglas für Fürth.'' In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006, S.3. - [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=30 zur pdf-Datei]</ref>
 
Die Blütezeit der Spiegelherstellung war im ausgehenden 19. Jahrhundert. Im Adressbuch von 1891 wurden ganze 78 Spiegel- oder Spiegelnebenprodukte herstellende Firmen gelistet. "Im Adressbuch von 1895 werden [...] außerdem etwa 40 Rahmenhersteller sowie zehn Firmen, die sich mit dem Belegen der Gläser befasst haben [...]" genannt.<ref>Gilbert Krapf: ''Spiegelglas für Fürth.'' In: Fürther Geschichtsblätter, Nr. 1/2006, S.3. - [http://geschichtsverein-fuerth.de/index.php?option=com_docman&task=doc_download&gid=30 zur pdf-Datei]</ref>
Fürth war "die Stadt der Spiegel".
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In Volksmund werden die ''Fürther'' deshalb manchmal heute noch "''Glasschleifer''" genannt.
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Auch das "'' Glasscherbenviertel ''", in dem vor allem die Arbeiter der Hofspiegelfabrik N. Wiederer & Co. wohnten, erinnert noch an die Bedeutung der Spiegelherstellung in Fürth.
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Seit [[2007]] steht ein neun Meter hohe ''Spiegel-Säule'' in der [[Konrad-Adenauer-Anlage]] in Erinnerung an die traditionreiche Fürther Spiegelindustrie.
      
==Herstellung der Spiegel==
 
==Herstellung der Spiegel==
* Ursprünglich wurden "Quecksilberspiegel" hergestellt: Dafür brachte man eine dünne Zinnfolie auf dem Glas aus, die sich - nach dem Übergießen mit [[Quecksilber]] - zu einer stabilen Quecksilberlegierung, dem Amalgam, verband. Allerdings ist Quecksilber hochgiftig und führte bei den Arbeitern und Arbeiterinnen zu häufigen Erkrankungen und einer hohen Sterblichkeit. So schrieb das Polytechnische Journal bereits [[1860]]: ''"Wenn man die bejammernswürdigen Gestalten der zahlreichen Arbeiter und ihrer Familien in Fürth und der Umgegend von Nürnberg gesehen hat, die ihre Gesundheit durch das gewöhnliche Belegverfahren der Spiegelgläser mit Quecksilber eingebüßt haben und die einem frühen Tode oder hülflosen Alter entgegensiechen, so wird man von Mitleiden ergriffen."''<ref>''Ueber die Silberspiegelfabrication.'' In: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. L. (S. 205–212) - [http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj157/ar157050 zum online-Digitalisat]</ref>  Daher kam es [[1886]] zum Verbot von Quecksilberspiegeln.
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* Ursprünglich wurden "Quecksilberspiegel" hergestellt: Dafür übergoss man eine dünne Zinnfolie mit [[Quecksilber]] und legte darauf die Glasplatte. Aus den beiden Metallen entstand eine stabile und fest haftende Quecksilberlegierung, ein Amalgam. Überschüssiges Quecksilber floss nach den Seiten hin ab. Allerdings ist Quecksilber hochgiftig und führte bei den Arbeitern und Arbeiterinnen zu häufigen Erkrankungen und einer hohen Sterblichkeit. So schrieb das Polytechnische Journal bereits [[1860]]: ''"Wenn man die bejammernswürdigen Gestalten der zahlreichen Arbeiter und ihrer Familien in Fürth und der Umgegend von Nürnberg gesehen hat, die ihre Gesundheit durch das gewöhnliche Belegverfahren der Spiegelgläser mit Quecksilber eingebüßt haben und die einem frühen Tode oder hülflosen Alter entgegensiechen, so wird man von Mitleiden ergriffen."''<ref>''Ueber die Silberspiegelfabrication.'' In: Polytechnisches Journal 1860, Band 157, Nr. L. (S. 205–212) - [http://dingler.culture.hu-berlin.de/article/pj157/ar157050 zum online-Digitalisat]</ref>  Daher kam es [[1886]] zum Verbot von Quecksilberspiegeln.
 
* In der Zwischenzeit hatte der deutsche Chemiker Justus von Liebig eine neue Methode der Spiegelherstellung entdeckt: Er fand heraus, dass sich beim Vermischen von Aldehyd und Silbernitrat eine Silberschicht an der Glaswand abscheidet. So konnten in der Folgezeit "Silberspiegel" hergestellt werden.
 
* In der Zwischenzeit hatte der deutsche Chemiker Justus von Liebig eine neue Methode der Spiegelherstellung entdeckt: Er fand heraus, dass sich beim Vermischen von Aldehyd und Silbernitrat eine Silberschicht an der Glaswand abscheidet. So konnten in der Folgezeit "Silberspiegel" hergestellt werden.
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* Hemmersbach
 
* Hemmersbach
 
* Deutsche Glas- und Spiegelfabriken Sidmund Morgenthau (Nürnberger Str. 38)
 
* Deutsche Glas- und Spiegelfabriken Sidmund Morgenthau (Nürnberger Str. 38)
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* [[Winkler & Sohn]]
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* [[Krailsheimer und Miederer]]
    
==Literatur==
 
==Literatur==
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[[Kategorie:Unternehmen (ehemals)]]
 
[[Kategorie:Unternehmen (ehemals)]]
 
[[Kategorie:Spiegelfabriken]]
 
[[Kategorie:Spiegelfabriken]]
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[[Kategorie:Geschichte]]