Städtischer Friedhof: Unterschied zwischen den Versionen

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Der '''Fürther Hauptfriedhof''' an der [[Erlanger Straße]] wurde am [[29. Dezember]] [[1881]] eingeweiht. Die erste Beerdigung fand am [[3. Januar]] [[1882]] statt. Der Friedhof umfaßt ca. 35 Hektar (entspricht etwa 36 Fußballfelder) und hat ca. 25.000 Begräbnisstätten, wovon ca. 350 unter Denkmalschutz stehen. Nach neueren Angaben macht das klassische Erdgrab lediglich noch 38 Prozent aller Bestattung aus. Die restlichen 70 % entfallen auf Urnengräber im Friedenpark unter Bäumen, in einer Nische des Kolumbariums, in einem kleinen Biotop neben einem Weiher oder in anderen Gemeinschaftsfeldern. Im November 2016 wurde der Städtische Friedhof von einer Jury des "bestattungen.de-Awards" auf Platz 7 der schönsten Friedhöfe in Deutschland gewählt. Jurymitglied Johannes Friedrich, ehem. Evang. Landesbischof in Bayern, bezeichnete den Friedhof als „''eindrucksvolle Architektur, moderne Grabstätten und naturreiche Erholungsplätze erfolgreich miteinander verbinden''“.<ref>Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016</ref>
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Der '''Fürther Hauptfriedhof''' an der [[Erlanger Straße]] wurde am [[29. Dezember]] [[1881]] eingeweiht. Die erste Beerdigung fand am [[3. Januar]] [[1882]] statt. Der Friedhof umfasst ca. 25 Hektar (entspricht etwa 36 Fußballfelder) und hat ca. 25&nbsp;000 Begräbnisstätten, wovon ca. 350 unter Denkmalschutz stehen. Nach neueren Angaben macht das klassische Erdgrab lediglich noch 38 Prozent aller Bestattung aus. Die restlichen 70 % entfallen auf Urnengräber im Friedpark unter Bäumen, in einer Nische des Kolumbariums, in einem kleinen Biotop neben einem Weiher oder in anderen Gemeinschaftsfeldern. Im November 2016 wurde der Städtische Friedhof von einer Jury des "bestattungen.de-Awards" auf Platz 7 der schönsten Friedhöfe in Deutschland gewählt. Jurymitglied Johannes Friedrich, ehem. Evang. Landesbischof in Bayern, bezeichnete den Friedhof als „''eindrucksvolle Architektur, moderne Grabstätten und naturreiche Erholungsplätze erfolgreich miteinander verbinden''“.<ref>Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016</ref>
  
 
== Geschichte ==
 
== Geschichte ==
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=== Erster Friedhof bei der St. Michaeliskirche ===
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Der älteste Friedhof in Fürth befand sich im Bereich um die St. [[Michaeliskirche]].
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Eigentlich sollten auf preußischen Befehl ab [[1797]] ''im'' Ort keine Beerdigungen mehr stattfinden. An der [[Nürnberger Straße]] wurde deshalb ein Grundstück für einen neuen Friedhof gekauft und das Gelände abgesteckt. Der geplante neue Friedhof sollte eine Mauer und eine Halle bekommen, und es war schon der Verkauf der Gräber für 5 Gulden geplant.<ref>"[[Fürther Anzeiger]]" vom 20. April 1797</ref>
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Obwohl der alte Friedhof an der Kirche längst zu klein war und verheerende hygienische Verhältnisse herrschten, scheiterte der Plan, den alten Friedhof zu schließen, zunächst am Widerstand der Einwohner (die ihre alten Familiengräber behalten wollten), am Widerstand der Gastwirte beim alten Friedhof (die um die Einnahmen bangten), am Widerstand der Pfarrer (die nicht den weiten Weg zum neuen Friedhof laufen wollten) und am Widerstand des Totengräbers (der um seine Sonderprämien, die er nur für Umgrabungen auf dem überfüllten, alten Friedhof verlangen konnte, bangte).<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 171</ref>
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=== Zweiter Friedhof an der Nürnberger Straße ===
 
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Nachdem die Stadtentwicklung zunehmend mehr Platz in Anspruch nahm, und aus hygienischen Gründen, sollte der Friedhof um [[1802]] endlich an die damalige "Stadtgrenze" verlegt werden. (Gemeint ist damit der Bereich um die [[Auferstehungskirche]] im heutigen [[Stadtpark]].)
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Um die Akzeptanz der Verlegung zu fördern, erklärten im September [[1802]] einige Fürther Bürger (Heberlein, [[Friedrich Adam Billing|Billing]], [[Gottfried Zapf|Zapf]], Reich, [[Johann Adam Simon Mennesdörfer|Mennesdörfer]], Reißig und Ziegler), dass sie künftig auf dem neuen Friedhof an der Nürnberger Straße beerdigt sein wollten. Das erste Begräbnis fand am 29. September 1802 statt. (Es war die verstorbene Ehefrau des Kaufmanns und Friedhofbefürworters Heberlein.) Oben genannte Bürger waren es auch, die auf ihre Kosten den neuen Gottesacker an der Vorderseite mit einer Mauer einfassen ließen. Die ersten Familiengrüfte waren jene der Kaufleute Rießner und Billing.  Billing und Mennesdörfer bewirkten, dass die auf dem alten Kirchhof aufgegebenen Erbbegräbnisse nicht wieder verkauft werden durften. Mennesdörfer schoss außerdem 800 Gulden vor und ließ die Umfriedigung des Friedhofes vervollständigen und eine kleine Halle von Fachwerk errichten <ref>Fürther Tagblatt, 16. 2. 1861 [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10503873_00163_u001/1?cq=Mennesdörfer - online verfügbar]</ref>, die von den Gegnern Kegelbahn genannt wurde.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1871, S. 177</ref> [[1852]] beschloss die Stadt - auf Antrag des damaligen Gerichtsarztes Dr. Wolfring - eine Leichenhalle durch Maurermeister Gran bauen zu lassen. Die Eröffnung erfolgte am 1. Oktober [[1855]].<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 294</ref>
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Bereits [[1867]] musste der Friedhof erweitert werden.<ref>[[Fronmüllerchronik]], 1887, S. 346</ref>
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Doch auch dieser Bereich wurde bald zu klein bzw. stand den Siedlungszielen der schnell wachsenden Stadt im Wege, so dass schon [[1876]] ein Umzug nach [[Ronhof]] geplant wurde. Allerdings erschien dem Magistrat der Preis, den die Gemeinde Ronhof für das Grundstück verlangte, extrem zu hoch, weshalb ein Enteignungsverfahren eingeleitet wurde. Es gab verschiedene Einsprüche und Petitionen gegen die Verlegung (z. B. von den Gemeinden Höfen, Dambach und Großreuth wegen der weiten Entfernung) sowie ein Gutachten pro Verlegung. Schließlich fiel in der Magistratsitzung am 19. September [[1878]] der einstimmige Beschluss, den Friedhof nach Ronhof zu verlegen.
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[[1894]] fand die letzte Beerdigung an der Nürnberger Straße statt. (Es war die Beerdigung des Fabrikbesitzers [[Karl Segitz]] am 28. Februar 1894.<ref>''Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1''. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015,  S. 46</ref> ) 1910/11 wurde der Alte Friedhof aufgelassen zu Gunsten des heutigen Friedhofs an der Erlanger Straße. Die Billing'sche Gruft blieb allerdings noch lange erhalten.
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=== Heutiger Friedhof ===
 
Der heutige Hauptfriedhof wurde auf Ronhofer Grund errichtet, der damals noch Gemeindewald war. Vielen Fürthern erschien das Gelände damals noch viel zu weit von der Stadt entfernt, und so war die Anlage des neuen Friedhofs nicht unumstritten. Am [[29. Dezember]] [[1881]] wurde er von Kirchenrat [[Friedrich Lehmus]] eingeweiht.  
 
Der heutige Hauptfriedhof wurde auf Ronhofer Grund errichtet, der damals noch Gemeindewald war. Vielen Fürthern erschien das Gelände damals noch viel zu weit von der Stadt entfernt, und so war die Anlage des neuen Friedhofs nicht unumstritten. Am [[29. Dezember]] [[1881]] wurde er von Kirchenrat [[Friedrich Lehmus]] eingeweiht.  
Der erste Friedhof war im Bereich der St. [[Michaeliskirche]]. Nachdem dieser zu klein wurde bzw. die Stadtenwicklung zunehmend mehr Platz in Anspruch nahm wurde der Freidhof 1864 an die damalige "Stadtgrenze" verlegt, aus hygienischen Gründen. Gemeint ist damit der Bereich um die [[Auferstehungskirche]] im heutigen [[Stadtpark]]. Auch dieser Bereich wurde bald zu klein bzw. stand den Siedlungszielen der schnell wachsenden Stadt im Wege, so dass der Friedhof erneut umzog - an den heutigen Platz an der Erlanger Straße. 1896 fand die letzte Beerdigung an der Nürnberger Straße statt. 1910/11 wurde der Alte Friedhof aufgelassen zu Gunsten des heutigen Friedhofs an der Erlanger Straße.
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Ab [[1951]] wurde der Friedhof um über 52 000 m<sup>2</sup> erweitert, neue Hauptwege sind entstanden und eine Wasserleitung wurde verlegt. Heute weist er eine Fläche von ca. 25 Hektar auf und beherbergt etwa 25&nbsp;000 Grabstätten, von denen rund 350 Gräber denkmalgeschützt sind.
 
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== Beschreibung der Baudenkmäler ==
 
== Beschreibung der Baudenkmäler ==
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=== Allgemein ===
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[[1878]]/81 angelegt, eingeweiht am [[29. Dezember]] [[1881]], mit zahlreichen Grabmälern des 19./20. Jahrhundert. Er löste mit der Zeit den [[Friedhof_Nürnberger_Straße|Friedhof an der Nürnberger Straße]] ab und ist heute natürlich längst von Stadtgebiet umschlossen.
  
===Allgemein===
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=== Versammlungshalle ===
[[1878]]/81 angelegt, eingeweiht am [[29. Dezember]] [[1881]], mit zahlreichen Grabmälern des 19./20. Jahrhundert. Er löste mit der Zeit den [[Friedhof_Nürnberger_Straße|Friedhof an der Nürnberger Straße]] ab und ist heute natürlich längst von Stadtgebiet umschlossen.
 
===Versammlungshalle===
 
 
Versammlungshalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Arkadenvorhalle in von Dreiecksgiebel bekröntem Mittelrisalit, [[Neurenaissance]], von [[Simon Vogel]] und [[Josef Bleschart]], 1881.
 
Versammlungshalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Arkadenvorhalle in von Dreiecksgiebel bekröntem Mittelrisalit, [[Neurenaissance]], von [[Simon Vogel]] und [[Josef Bleschart]], 1881.
===Leichenhalle===
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=== Leichenhalle ===
 
Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, Neurenaissance, von Simon Vogel und Josef Bleschart, 1881.  
 
Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, Neurenaissance, von Simon Vogel und Josef Bleschart, 1881.  
===Kruzifix===
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=== Kruzifix ===
 
Kruzifix mit Corpus, Gusseisen, Corpus Kupferblech getrieben, 1861, 1891 vom Alten Friedhof hierher transferiert;  
 
Kruzifix mit Corpus, Gusseisen, Corpus Kupferblech getrieben, 1861, 1891 vom Alten Friedhof hierher transferiert;  
===Alte Leichenhalle===
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=== Alte Leichenhalle ===
Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von Albert Frommel, bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof hierher transferiert.  
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Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von [[Albert Frommel]], erbaut von [[Johann Gran]], bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof hierher transferiert.
===Bedürfnisanstalt===
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=== Bedürfnisanstalt ===
 
Bedürfnisanstalt, erdgeschossiger Walmdachbau in Sandstein und Putz, historisierend, von [[Otto Holzer]], 1907.  
 
Bedürfnisanstalt, erdgeschossiger Walmdachbau in Sandstein und Putz, historisierend, von [[Otto Holzer]], 1907.  
===Evangelistenbrunnen===
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=== Evangelistenbrunnen ===
 
Evangelistenbrunnen, oktogonales Steinbassin mit mittiger Brunnensäule mit Reliefs der vier Evangelistensymbole, von Otto Holzer und Josef Köpf, 1905.
 
Evangelistenbrunnen, oktogonales Steinbassin mit mittiger Brunnensäule mit Reliefs der vier Evangelistensymbole, von Otto Holzer und Josef Köpf, 1905.
===Einfriedung===
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=== Einfriedung ===
 
Einfriedung an der Süd- und Ostseite, Sandsteinquadermauer mit Hauptportal an der Erlanger Straße aus vier Sandsteinpfeilern mit Gittertor und zweisäuligem Ädikulaportal aus Sandstein mit Stadtwappen im Segmentgiebel an der Mauerstraße, gleichzeitig, Ädikulaportal bez. 1881.
 
Einfriedung an der Süd- und Ostseite, Sandsteinquadermauer mit Hauptportal an der Erlanger Straße aus vier Sandsteinpfeilern mit Gittertor und zweisäuligem Ädikulaportal aus Sandstein mit Stadtwappen im Segmentgiebel an der Mauerstraße, gleichzeitig, Ädikulaportal bez. 1881.
  
 
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==Literatur==
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* Foto alt: historische Aufnahme um 1907 (L. Kriegbaum, Nürnberg)
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== Literatur ==
 
* [[Meine Engel - Fürther Engelsstatuen (Buch)|Meine Engel - Fürther Engelstatuen]], [[2003]]
 
* [[Meine Engel - Fürther Engelsstatuen (Buch)|Meine Engel - Fürther Engelstatuen]], [[2003]]
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* ''Ratgeber für den Trauerfall''. Hrsg. inixmedia GmbH Marketing & Medienberatung Kiel im Auftrag der Stadt Fürth, 1. Auflage, 2015
  
==Lokalberichterstattung==
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== Lokalberichterstattung ==
* Johannes Alles: ''Über den Gräbern weht der Wind des Wandels''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 1. Dezember 2016
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* ''Friedhoferweiterung kostet 120 000 DM''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 1. März 1952
* ''»Stille! Sie schlummern nur.« – 130 Jahre Fürther Friedhof an der Erlanger Straße''. Bei: [[Fuerther-Freiheit.info]] am 30.05.2012: - [http://www.fuerther-freiheit.info/2012/05/30/stille-sie-schlummern-nur-130-jahre-fuerther-friedhof-erlanger-strasse/ FF]
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* ''Fürther Friedhofskultur zu Allerheiligen''. In: Fürther Nachrichten vom 2. November 2009 - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-friedhofskultur-zu-allerheiligen-1.595781 online abrufbar]
* ''Fürther Friedhofskultur zu Allerheiligen''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 02.11.2009: - [http://www.nordbayern.de/region/fuerth/further-friedhofskultur-zu-allerheiligen-1.595781 online abrufbar]
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* ''»Stille! Sie schlummern nur.« – 130 Jahre Fürther Friedhof an der Erlanger Straße''. In: [[Fuerther-Freiheit.info]] vom 30. Mai 2012 - [http://www.fuerther-freiheit.info/2012/05/30/stille-sie-schlummern-nur-130-jahre-fuerther-friedhof-erlanger-strasse/ FF]
 
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* ''Ein Ratgeber für den Trauerfall''. Internetportal der Stadt Fürth, Rubrik Soziales & Gesundheit vom 8. Dezember 2015 - [https://www.fuerth.de/Home/Leben-in-Fuerth/newsarchiv/Archiv2015-LebenInFuerth/Ein-Ratgeber-fuer-den-Trauerfall.aspx online abrufbar]
==Siehe auch==
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* Johannes Alles: ''Über den Gräbern weht der Wind des Wandels''. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016
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* Claudia Ziob: ''Fürth bekommt ein Friedhofs-Café''. In: Fürther Nachrichten vom 21. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. ''Ab Juli: Fürth freut sich über erstes Friedhofs-Café''. In: nordbayern.de vom 21. Mai 2019 - [https://www.nordbayern.de/region/1.8923029 online abrufbar]
  
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== Siehe auch ==
 
* [[Jüdischer Friedhof]]
 
* [[Jüdischer Friedhof]]
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* [[Friedhof Poppenreuth]]
 
* [[Evangelistenbrunnen]]
 
* [[Evangelistenbrunnen]]
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* [[Friedhof Stadeln]]
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== Weblinks ==
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* Ratgeber für den Trauerfall - [https://www.fuerth.de/Portaldata/1/Resources/fuertherrathaus/dokumente/2015/trauer_fuerth.pdf online]
  
 
== Einzelnachweise ==
 
== Einzelnachweise ==
 
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Version vom 8. Juli 2019, 18:15 Uhr

Hauptfriedhof Eingang Friedenstraße.jpg
Eingang Mauerstraße zum Hauptfriedhof
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Der Fürther Hauptfriedhof an der Erlanger Straße wurde am 29. Dezember 1881 eingeweiht. Die erste Beerdigung fand am 3. Januar 1882 statt. Der Friedhof umfasst ca. 25 Hektar (entspricht etwa 36 Fußballfelder) und hat ca. 25 000 Begräbnisstätten, wovon ca. 350 unter Denkmalschutz stehen. Nach neueren Angaben macht das klassische Erdgrab lediglich noch 38 Prozent aller Bestattung aus. Die restlichen 70 % entfallen auf Urnengräber im Friedpark unter Bäumen, in einer Nische des Kolumbariums, in einem kleinen Biotop neben einem Weiher oder in anderen Gemeinschaftsfeldern. Im November 2016 wurde der Städtische Friedhof von einer Jury des "bestattungen.de-Awards" auf Platz 7 der schönsten Friedhöfe in Deutschland gewählt. Jurymitglied Johannes Friedrich, ehem. Evang. Landesbischof in Bayern, bezeichnete den Friedhof als „eindrucksvolle Architektur, moderne Grabstätten und naturreiche Erholungsplätze erfolgreich miteinander verbinden“.[1]

Geschichte

Erster Friedhof bei der St. Michaeliskirche

Michaeliskirche mit Friedhof, um 1704

Der älteste Friedhof in Fürth befand sich im Bereich um die St. Michaeliskirche.

Eigentlich sollten auf preußischen Befehl ab 1797 im Ort keine Beerdigungen mehr stattfinden. An der Nürnberger Straße wurde deshalb ein Grundstück für einen neuen Friedhof gekauft und das Gelände abgesteckt. Der geplante neue Friedhof sollte eine Mauer und eine Halle bekommen, und es war schon der Verkauf der Gräber für 5 Gulden geplant.[2] Obwohl der alte Friedhof an der Kirche längst zu klein war und verheerende hygienische Verhältnisse herrschten, scheiterte der Plan, den alten Friedhof zu schließen, zunächst am Widerstand der Einwohner (die ihre alten Familiengräber behalten wollten), am Widerstand der Gastwirte beim alten Friedhof (die um die Einnahmen bangten), am Widerstand der Pfarrer (die nicht den weiten Weg zum neuen Friedhof laufen wollten) und am Widerstand des Totengräbers (der um seine Sonderprämien, die er nur für Umgrabungen auf dem überfüllten, alten Friedhof verlangen konnte, bangte).[3]

Zweiter Friedhof an der Nürnberger Straße

Ullrich'sches Grabmal auf dem alten Friedhof an der Auferstehungskirche
Billing'sche Gruft auf dem alten Friedhof an der Auferstehungskirche

Nachdem die Stadtentwicklung zunehmend mehr Platz in Anspruch nahm, und aus hygienischen Gründen, sollte der Friedhof um 1802 endlich an die damalige "Stadtgrenze" verlegt werden. (Gemeint ist damit der Bereich um die Auferstehungskirche im heutigen Stadtpark.) Um die Akzeptanz der Verlegung zu fördern, erklärten im September 1802 einige Fürther Bürger (Heberlein, Billing, Zapf, Reich, Mennesdörfer, Reißig und Ziegler), dass sie künftig auf dem neuen Friedhof an der Nürnberger Straße beerdigt sein wollten. Das erste Begräbnis fand am 29. September 1802 statt. (Es war die verstorbene Ehefrau des Kaufmanns und Friedhofbefürworters Heberlein.) Oben genannte Bürger waren es auch, die auf ihre Kosten den neuen Gottesacker an der Vorderseite mit einer Mauer einfassen ließen. Die ersten Familiengrüfte waren jene der Kaufleute Rießner und Billing. Billing und Mennesdörfer bewirkten, dass die auf dem alten Kirchhof aufgegebenen Erbbegräbnisse nicht wieder verkauft werden durften. Mennesdörfer schoss außerdem 800 Gulden vor und ließ die Umfriedigung des Friedhofes vervollständigen und eine kleine Halle von Fachwerk errichten [4], die von den Gegnern Kegelbahn genannt wurde.[5] 1852 beschloss die Stadt - auf Antrag des damaligen Gerichtsarztes Dr. Wolfring - eine Leichenhalle durch Maurermeister Gran bauen zu lassen. Die Eröffnung erfolgte am 1. Oktober 1855.[6] Bereits 1867 musste der Friedhof erweitert werden.[7]

Doch auch dieser Bereich wurde bald zu klein bzw. stand den Siedlungszielen der schnell wachsenden Stadt im Wege, so dass schon 1876 ein Umzug nach Ronhof geplant wurde. Allerdings erschien dem Magistrat der Preis, den die Gemeinde Ronhof für das Grundstück verlangte, extrem zu hoch, weshalb ein Enteignungsverfahren eingeleitet wurde. Es gab verschiedene Einsprüche und Petitionen gegen die Verlegung (z. B. von den Gemeinden Höfen, Dambach und Großreuth wegen der weiten Entfernung) sowie ein Gutachten pro Verlegung. Schließlich fiel in der Magistratsitzung am 19. September 1878 der einstimmige Beschluss, den Friedhof nach Ronhof zu verlegen.

1894 fand die letzte Beerdigung an der Nürnberger Straße statt. (Es war die Beerdigung des Fabrikbesitzers Karl Segitz am 28. Februar 1894.[8] ) 1910/11 wurde der Alte Friedhof aufgelassen zu Gunsten des heutigen Friedhofs an der Erlanger Straße. Die Billing'sche Gruft blieb allerdings noch lange erhalten.

Heutiger Friedhof

Der heutige Hauptfriedhof wurde auf Ronhofer Grund errichtet, der damals noch Gemeindewald war. Vielen Fürthern erschien das Gelände damals noch viel zu weit von der Stadt entfernt, und so war die Anlage des neuen Friedhofs nicht unumstritten. Am 29. Dezember 1881 wurde er von Kirchenrat Friedrich Lehmus eingeweiht. Ab 1951 wurde der Friedhof um über 52 000 m2 erweitert, neue Hauptwege sind entstanden und eine Wasserleitung wurde verlegt. Heute weist er eine Fläche von ca. 25 Hektar auf und beherbergt etwa 25 000 Grabstätten, von denen rund 350 Gräber denkmalgeschützt sind.

Beschreibung der Baudenkmäler

Allgemein

1878/81 angelegt, eingeweiht am 29. Dezember 1881, mit zahlreichen Grabmälern des 19./20. Jahrhundert. Er löste mit der Zeit den Friedhof an der Nürnberger Straße ab und ist heute natürlich längst von Stadtgebiet umschlossen.

Versammlungshalle

Versammlungshalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Arkadenvorhalle in von Dreiecksgiebel bekröntem Mittelrisalit, Neurenaissance, von Simon Vogel und Josef Bleschart, 1881.

Leichenhalle

Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach und Mittelrisalit mit Dreiecksgiebel, Neurenaissance, von Simon Vogel und Josef Bleschart, 1881.

Kruzifix

Kruzifix mit Corpus, Gusseisen, Corpus Kupferblech getrieben, 1861, 1891 vom Alten Friedhof hierher transferiert;

Alte Leichenhalle

Alte Leichenhalle, erdgeschossiger, traufseitiger Sandsteinbau mit Satteldach, Rundbogenfries und flachgiebeligem Mittelrisalit mit Arkadenvorhalle und polygonaler Apsis an der Nordseite, neuromanisch, von Albert Frommel, erbaut von Johann Gran, bez. 1855, 1897 vom Alten Friedhof hierher transferiert.

Bedürfnisanstalt

Bedürfnisanstalt, erdgeschossiger Walmdachbau in Sandstein und Putz, historisierend, von Otto Holzer, 1907.

Evangelistenbrunnen

Evangelistenbrunnen, oktogonales Steinbassin mit mittiger Brunnensäule mit Reliefs der vier Evangelistensymbole, von Otto Holzer und Josef Köpf, 1905.

Einfriedung

Einfriedung an der Süd- und Ostseite, Sandsteinquadermauer mit Hauptportal an der Erlanger Straße aus vier Sandsteinpfeilern mit Gittertor und zweisäuligem Ädikulaportal aus Sandstein mit Stadtwappen im Segmentgiebel an der Mauerstraße, gleichzeitig, Ädikulaportal bez. 1881.


»Zeitverschiebung«

Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen zwei deckungsgleich übereinandergelegten Fotos aus verschiedenen Epochen gewechselt werden:



  • Foto alt: historische Aufnahme um 1907 (L. Kriegbaum, Nürnberg)
  • Foto neu: Aufnahme von 2017 (Foto und Anpassung: Robert Söllner)

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Friedhoferweiterung kostet 120 000 DM. In: Fürther Nachrichten vom 1. März 1952
  • Fürther Friedhofskultur zu Allerheiligen. In: Fürther Nachrichten vom 2. November 2009 - online abrufbar
  • »Stille! Sie schlummern nur.« – 130 Jahre Fürther Friedhof an der Erlanger Straße. In: Fuerther-Freiheit.info vom 30. Mai 2012 - FF
  • Ein Ratgeber für den Trauerfall. Internetportal der Stadt Fürth, Rubrik Soziales & Gesundheit vom 8. Dezember 2015 - online abrufbar
  • Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016
  • Claudia Ziob: Fürth bekommt ein Friedhofs-Café. In: Fürther Nachrichten vom 21. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. Ab Juli: Fürth freut sich über erstes Friedhofs-Café. In: nordbayern.de vom 21. Mai 2019 - online abrufbar

Siehe auch

Weblinks

  • Ratgeber für den Trauerfall - online

Einzelnachweise

  1. Johannes Alles: Über den Gräbern weht der Wind des Wandels. In: Fürther Nachrichten vom 1. Dezember 2016
  2. "Fürther Anzeiger" vom 20. April 1797
  3. Fronmüllerchronik, 1871, S. 171
  4. Fürther Tagblatt, 16. 2. 1861 - online verfügbar
  5. Fronmüllerchronik, 1871, S. 177
  6. Fronmüllerchronik, 1887, S. 294
  7. Fronmüllerchronik, 1887, S. 346
  8. Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 46

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