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Im Mai 1949 befasste sich ein Unterausschuss des Bauausschusses erneut mit den Straßenbenennungen aus der NS-Zeit. Aus der Akte im Stadtarchiv sind keine Gründe im Einzelnen ersichtlich. Abgeschafft wurden die Namen Dessauer Straße, Eupener Straße, Falklandstraße, Langfuhrer Straße, Seydlitzstraße, Skagerrakstraße (Beschluss Bauausschuss vom 1.6.49, Beschluss Stadtrat 15.6.49). Mit Falkland und Skagerrak waren Seeschlachten aus 1916 verherrlicht worden, bei denen die deutsche Flotte gegen die britische Flotte gesiegt hatte. Bei Dessau und Seydlitz waren es die Namen alter Generäle, die für die Preußen siegreich kämpften.  
 
Im Mai 1949 befasste sich ein Unterausschuss des Bauausschusses erneut mit den Straßenbenennungen aus der NS-Zeit. Aus der Akte im Stadtarchiv sind keine Gründe im Einzelnen ersichtlich. Abgeschafft wurden die Namen Dessauer Straße, Eupener Straße, Falklandstraße, Langfuhrer Straße, Seydlitzstraße, Skagerrakstraße (Beschluss Bauausschuss vom 1.6.49, Beschluss Stadtrat 15.6.49). Mit Falkland und Skagerrak waren Seeschlachten aus 1916 verherrlicht worden, bei denen die deutsche Flotte gegen die britische Flotte gesiegt hatte. Bei Dessau und Seydlitz waren es die Namen alter Generäle, die für die Preußen siegreich kämpften.  
 
Zur Langfuhrer Straße muss man weiter ausholen.  
 
Zur Langfuhrer Straße muss man weiter ausholen.  
Die Straßenbenennungen in der Hardsiedlung
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Die Straßenbenennungen in der Hardsiedlung:
 
Die Straßen in der 1934 entstehenden Siedlung werden nach Orten benannt, die heute in Polen liegen und vor 1945 in Ostdeutschland lagen. Das kommt nicht von ungefähr. Das ist auf die Ideologie der nationalsozialistischen Stadtregierung unter dem damaligen Oberbürgermeister Franz Jakob zurückzuführen. Dieser wird im April 1933 vom neu formierten Stadtrat, in dem die NSDAP die Mehrheit hat, gewählt. Oberbürgermeister Dr. Wild war zuvor von den Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen worden.  
 
Die Straßen in der 1934 entstehenden Siedlung werden nach Orten benannt, die heute in Polen liegen und vor 1945 in Ostdeutschland lagen. Das kommt nicht von ungefähr. Das ist auf die Ideologie der nationalsozialistischen Stadtregierung unter dem damaligen Oberbürgermeister Franz Jakob zurückzuführen. Dieser wird im April 1933 vom neu formierten Stadtrat, in dem die NSDAP die Mehrheit hat, gewählt. Oberbürgermeister Dr. Wild war zuvor von den Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen worden.  
 
Der neue NS-OB Jakob ordnet im Oktober 1934 die Straßennamen für die Siedlung an. Es gibt also keinen Beschluss des Stadtrats. Die „Ratsherren“ nehmen lediglich zur Kenntnis, was ihnen die Partei vorgibt.  
 
Der neue NS-OB Jakob ordnet im Oktober 1934 die Straßennamen für die Siedlung an. Es gibt also keinen Beschluss des Stadtrats. Die „Ratsherren“ nehmen lediglich zur Kenntnis, was ihnen die Partei vorgibt.  
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Wie kam es aber, dass der Oberbürgermeister sich all dieser Ortsnamen bediente?  
 
Wie kam es aber, dass der Oberbürgermeister sich all dieser Ortsnamen bediente?  
 
Das hing mit Jakobs Freundschaft zu Albert Forster zusammen. Albert Forster (geboren 1902, Sohn eines Gefängnisverwalters in der Katharinenstraße) war von 1930 an Gauleiter der NSDAP in Danzig und wohnte in Zoppot. Im Mai 1934 verheiratete er sich mit einer Unternehmer-Tochter aus Danzig-Langfuhr. Er war ein Vertrauter von Hitler.  
 
Das hing mit Jakobs Freundschaft zu Albert Forster zusammen. Albert Forster (geboren 1902, Sohn eines Gefängnisverwalters in der Katharinenstraße) war von 1930 an Gauleiter der NSDAP in Danzig und wohnte in Zoppot. Im Mai 1934 verheiratete er sich mit einer Unternehmer-Tochter aus Danzig-Langfuhr. Er war ein Vertrauter von Hitler.  
1925 hatte Forster in Fürth eine Ortsgruppe der Nationalsozialisten gegründet. Unter der neuen Stadtregierung ab 1933 mit Oberbürgermeister Jakob (Jakob und Forster kannten sich gut aus ihrer SA-Zeit) wird im Juni 1933 die Feldstraße in „Albert-Forster-Straße“ umbenannt. Das wurde folgendermaßen begründet: „Um den verdienten Vorkämpfer der Bewegung, jetzt Gauleiter in Danzig zu ehren“. Im April 1934 verlieh die Stadt ihm, den „Staatsrat und SS-Brigadeführer, dem treuen Sohn der Stadt Fürth, dem mutigen und unerschrockenen Vorkämpfer für das Dritte Reich“, auch die Ehrenbürger-Würde. Am Sonntag 28. Oktober 1934 holte er sich in Fürth die Plakette und Urkunde ab und zwar in einer Feier im Stadttheater. Anschließend hielt er eine längere Rede vom Balkon des Rathauses. Dazu organisierten die Nazis eine Massenkundgebung in der Königstraße, indem sie im Rahmen einer „Reichshandwerkerwoche“ alle Verbände und Formationen der Partei aufmarschieren ließen. Am folgenden Montag versammelten sich im überfüllten „Schwarzen Kreuz“ die alten Kämpfer zu einem Ehrenabend.  
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1925 hatte Forster in Fürth eine Ortsgruppe der Nationalsozialisten gegründet. Unter der neuen Stadtregierung ab 1933 mit Oberbürgermeister Jakob (Jakob und Forster kannten sich gut aus ihrer SA-Zeit) wird im Juni 1933 die Feldstraße in „Albert-Forster-Straße“ umbenannt. Das wurde folgendermaßen begründet: „Um den verdienten Vorkämpfer der Bewegung, jetzt Gauleiter in Danzig zu ehren“. Im April 1934 verlieh die Stadt ihm, den „Staatsrat und SS-Brigadeführer, dem treuen Sohn der Stadt Fürth, dem mutigen und unerschrockenen Vorkämpfer für das Dritte Reich“, auch die Ehrenbürger-Würde. Am Sonntag 28. Oktober 1934 holte er sich in Fürth die Plakette und Urkunde ab und zwar in einer Feier im Stadttheater. Anschließend hielt er eine längere Rede vom Balkon des Rathauses. Dazu organisierten die Nazis eine Massenkundgebung in der Königstraße, indem sie im Rahmen einer „Reichshandwerkerwoche“ alle Verbände und Formationen der Partei aufmarschieren ließen. Am folgenden Montag versammelten sich im überfüllten „Schwarzen Kreuz“ die alten Kämpfer zu einem Ehrenabend.
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Alles nachzulesen in Zeitungsberichten. Vollständig wiedergegeben wird Forsters Rede, in der er gegen die Juden hetzte. Im November 1938 kündigte er den Ausschluss der Juden aus dem Danziger Wirtschaftsleben an.
 
Alles nachzulesen in Zeitungsberichten. Vollständig wiedergegeben wird Forsters Rede, in der er gegen die Juden hetzte. Im November 1938 kündigte er den Ausschluss der Juden aus dem Danziger Wirtschaftsleben an.
 
Im August 1939 zeigte sich die Verbundenheit der Fürther mit Danzig auch im Sport. Städtemannschaften trugen in Fürth einen Fußball-Wettkampf aus. Auch bei diesem Anlass fand eine Kundgebung mit einer Ansprache von Forster statt. 10 Tage später forderte Forster in Zoppot auf einer großen Volksversammlung die „Heimkehr“ von Danzig ins Reich. Am 1. September 1939 folgte dies auch: Einmarsch der Wehrmacht in Polen, Kriegsbeginn. Sturzkampfflieger jagten über Danzig, ein Kriegsschiff feuerte erste Salven ab. Polen wurde besetzt, Forster zum „Reichsstatthalter und Gauleiter von Danzig-Westpreußen“ ernannt.  
 
Im August 1939 zeigte sich die Verbundenheit der Fürther mit Danzig auch im Sport. Städtemannschaften trugen in Fürth einen Fußball-Wettkampf aus. Auch bei diesem Anlass fand eine Kundgebung mit einer Ansprache von Forster statt. 10 Tage später forderte Forster in Zoppot auf einer großen Volksversammlung die „Heimkehr“ von Danzig ins Reich. Am 1. September 1939 folgte dies auch: Einmarsch der Wehrmacht in Polen, Kriegsbeginn. Sturzkampfflieger jagten über Danzig, ein Kriegsschiff feuerte erste Salven ab. Polen wurde besetzt, Forster zum „Reichsstatthalter und Gauleiter von Danzig-Westpreußen“ ernannt.  
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