Synagoge: Unterschied zwischen den Versionen

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In Fürth gab es mehrere '''Synagogen''' (jiddisch "Schul", hebr. "Beth ha knesset" - "Haus der Versammlung").
 
In Fürth gab es mehrere '''Synagogen''' (jiddisch "Schul", hebr. "Beth ha knesset" - "Haus der Versammlung").
  
==Geschichte==
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== Geschichte ==
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Auf dem [[Schulhof]], zwischen [[Königstraße]] und [[Mohrenstraße|Mohrengasse]], dem Zentrum der [[Fiorda| Jüdischen Gemeinde]] gab es mit der Zeit alleine vier Synagogen:
  
Auf dem "[[Schulhof]]", zwischen [[Königstraße]] und [[Mohrenstraße|Mohrengasse]], dem Zentrum der [[Fiorda| Jüdischen Gemeinde]] gab es mit der Zeit alleine vier Synagogen:
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Die '''Altschul''' von [[1617]] (Gotischer Steinbau) war die erste und zugleich größte Synagoge in Fürth und wurde auch als '''Hauptsynagoge''' bezeichnet. Sie wurde nach Plänen des Nürnberger Stadtbaurats und Architekten [[wikipedia:Bernhard Solger|Bernhard Solger]] vom Maurermeister [[Caspar Gran]] [[1865]] umfangreich renoviert und erweitert.<ref>Fürther Tagblatt vom 16.09.1865, Nr. 224/1865, S. 1 - [https://digipress.digitale-sammlungen.de/view/bsb10503882_00283_u001/1?cq= online abrufbar]</ref>
  
Die '''''"Altschul"''''' , von [[1617]] (Gotischer Steinbau) war die erste Synagoge in Fürth. Sie wurde im November [[1938]], wie die meisten anderen Synagogen in Fürth, komplett zerstört und die Ruine dann abgerissen.
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[[Bild:Synagoge innen.jpg|thumb|right|Innenansicht der Hauptsynagoge 1705]]Als die jüdische Gemeinde in Fürth sehr schnell wuchs, wurde [[1697]] südlich der Altschul die '''Neuschul''' oder '''Kaalschule''', ein über einem Quadersockel errichteter zweigeschossiger Fachwerkbau, erbaut. Neben dem Gottesdienstraum, der sich über den ersten Stock und das Dachgeschoss erstreckte, beherbergte sie auch Wohnräume sowie eine ''Mikwe'' im Keller. Sie fiel ebenfalls im November [[1938]] dem Nazi-Terror zu Opfer.  
  
Als die jüdische Gemeinde in Fürth sehr schnell wuchs, wurde [[1697]] südlich der '''"Altschul"''' die '''"Neuschul"''', ein über einem Quadersockel erreichteter zweigeschossiger Fachwerkbau, erbaut. Neben dem Gottesdienstraum, der sich über den ersten Stock und das Dachgeschoss erstreckte, beherbergte sie auch Wohnräume sowie eine '''Mikwe''' im Keller. Sie fiel ebenfalls im November [[1938]] dem Nazi-Terror zu Opfer.  
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Auf dem '''Schulhof''' gab es des weiteren noch die '''[[Talmudschule | Klausschul]]''' von [[1708]] und die '''Mannheimerschul''' von [[1896]].
  
Auf dem "Schulhof" gab es des weiteren noch die '''[[Talmudschule | Klausschul]]''' von [[1708]] und die '''Mannheimerschul''' von [[1896]].
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=== Zerstörung in der Reichspogromnacht ===
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Wie überall im Deutschen Reich fand am [[9. November]] [[1938]] die alljährliche Totenfeier der [[NSDAP]] statt. Die Fürther Parteiführer versammelten sich im [[Stadttheater]], das sie eine Stunde später verließen, um in ihrem Stammlokal, im Café Fink, weiterzufeiern. Erst um Mitternacht soll Oberbürgermeister [[Franz Jakob]] von bevorstehenden Aktionen gegen die Juden erfahren haben. Dieses Gerücht beinhaltete auch das "Inbrandstecken jüdischer Gebäude". Da für die Altstadt akute Brandgefahr bestand, befahl Jakob dem technischen Leiter der Feuerwehr, Johannes Rachfahl, alle Gebäude rund um die große und kleine Synagoge, [[Jüdisches Waisenhaus|Waisenhaus]], Realschule, jüdisches Krankenhaus, unter allen Umständen zu schützen. SA-Obersturmführer von Obernitz mobilisierte seine Truppe; zum größten Teil handelte es sich um Mitglieder der SA-Schule im Fürther [[Stadtwald]]. Gegen 1:00 Uhr sprengten sie mit Rammwerkzeugen die schweren Eisentore auf, die den jüdischen Besitz zwischen [[Königstraße|König]]- und [[Mohrenstraße]] abgrenzten. In der Synagoge zerschlugen sie den  Thoraschrein, holten die Gebetsrollen heraus, warfen alles, was sie von den Wänden rissen, auf einen Haufen und zündeten es an. Das Feuer breitete sich schnell auf die ganze Synagoge aus. Weisungsgemäß schützte die Feuerwehr die angrenzenden Häuser, wollte jedoch auch im Gotteshaus selbst löschen, was aber durch SA-Männer verhindert wurde. Bis zum Morgen brannte die Synagoge vollständig aus. In dieser Nacht kam es zu weiteren Ausschreitungen: Die Schaufenster jüdischer Geschäfte zerbarsten, das Inventar wurde zertrümmert, die Warenbestände teilweise geplündert. Fast alle Juden wurden aus ihren Häusern geholt und auf dem [[Schlageterplatz]] zusammengetrieben. Auch die 42 Kinder aus dem Waisenhaus in der [[Julienstraße]] mussten, teilweise nur mit ihren Nachthemden bekleidet, in der kalten Novembernacht bis zum Morgen ausharren. Frauen und Kinder entließ man nach Hause. Der Chronist berichtet, dass 132 Männer in Autobussen nach Dachau abtransportiert wurden.<ref>Manfred Mümmler: Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In: Fürther Heimatblätter, 1988/4, S.101 - 112</ref>
  
Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert heute an den '''"Schulhof"''' nur noch ein [[Synagogendenkmal|Denkmal]] in der Geleitgasse, von [[Kunihiko Kato]], aus dem Jahr [[1986]].
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[[Datei:Pogromnacht.jpg|thumb|right|Hauptsynagoge nach der Pogromnacht 1938]]
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Mit der zynischen Umschreibung ''[[Wikipedia:Novemberpogrome 1938|Reichskristallnacht]]'' verharmlosten die Nationalsozialisten ihr zerstörerisches Werk und die Untaten jener Nacht im November 1938. In ihrer Propagandamaschinerie machten sie den lange aufgestauten Volkszorn verantwortlich, es handelte sich aber um einen gezielt geplanten Schlag. In dieser Nacht wurde die Hauptsynagoge komplett zerstört. Die ausgebrannte Ruine wurde danach abgerissen. Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert heute an den '''Schulhof''' nur noch ein [[Synagogendenkmal|Denkmal]] in der [[Geleitsgasse]], von [[Kunihiko Kato]], aus dem Jahr [[1986]].
  
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=== Weitere Synagogen ===
 
Im Lauf der langen Geschichte der Jüdischen Gemeinde Fürths gab es etliche weitere Synagogen.  
 
Im Lauf der langen Geschichte der Jüdischen Gemeinde Fürths gab es etliche weitere Synagogen.  
  
Einige von ihnen wurden als private Stiftungen ins Leben gerufen, als älteste die '''"Eisik-Schul"''' ("Schneiorsche Schul"). Als weitere Stiftungen die '''"Bärmann-Fränkelsche Schul"''' ("Klaus"), die '''"Gabrielschul"''', die '''"Waisenschul"''' und die '''"Rindskopfsche Schul"'''. Aufgrund der staatlich angeordneten Zentralisierung des Kultus verfügte der Stadtmagistrat in den 1830er Jahren die Schließung der Stiftungssynagogen bzw. beschränkt die Gebete auf die "einfache Hausandacht".
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Einige von ihnen wurden als private Stiftungen ins Leben gerufen, als älteste die '''Eisik-Schul''' (''Schneiorsche Schul''). Als weitere Stiftungen die '''Bärmann-Fränkelsche Schul''' (''Klaus''), die '''Gabrielschul''', die '''Waisenschul''' und die '''Rindskopfsche Schul'''. Aufgrund der staatlich angeordneten Zentralisierung des Kultus verfügte der Stadtmagistrat in den 1830er Jahren die Schließung der Stiftungssynagogen bzw. beschränkt die Gebete auf die "einfache Hausandacht".
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielten die Vereine "Bikur Cholim" (Krankenunterstützungsverein) und "Auhawe Tauroh" (Verein zur Pflege des Torastudiums) sowie einige kleinere andere Gruppierungen Gottesdienste in verschiedenen angemieteten Räumen ab. Die Synagoge von "Auhawe Tauroh" in der Moststraße 10 wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört.
 
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielten die Vereine "Bikur Cholim" (Krankenunterstützungsverein) und "Auhawe Tauroh" (Verein zur Pflege des Torastudiums) sowie einige kleinere andere Gruppierungen Gottesdienste in verschiedenen angemieteten Räumen ab. Die Synagoge von "Auhawe Tauroh" in der Moststraße 10 wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört.
Auch das [[Jüdisches Krankenhaus| jüdische Krankenhaus]] hatte seine eigene '''"Krankenhausschul"'''.   
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Auch das [[Jüdisches Krankenhaus| jüdische Krankenhaus]] hatte seine eigene '''Krankenhausschul'''.   
  
 
Auch in [[Unterfarrnbach]] gabe es von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Synagoge. Nach dem Wegzug der jüdischen Familien wurde das Gebäude verkauft.  
 
Auch in [[Unterfarrnbach]] gabe es von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Synagoge. Nach dem Wegzug der jüdischen Familien wurde das Gebäude verkauft.  
  
Auch die US-Armee hatte in der [[Südstadt]], in der [[William-O.-Darby Barracks| Darby Kaserne]], seit den 1960er Jahren bis [[1996]] für den Standort ihre eigene Synagoge - "Jewish Chapel".
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Auch die US-Armee hatte in der [[Südstadt]], in der [[William-O.-Darby Barracks| Darby-Kaserne]], seit den 1960er Jahren bis [[1996]] für den Standort ihre eigene Synagoge - "Jewish Chapel".
  
Aber nur die '''Waisenschul''', die Synagoge des jüdischen Waisenhauses Fürth, überstand als einzige den Nazi-Terror und dient heute wieder der jüdischen Gemeinde Fürth als Gemeindesynagoge.
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Aber nur die '''Waisenschul''', die Synagoge des [[Jüdisches Waisenhaus|jüdischen Waisenhauses]] Fürth, überstand als einzige den Nazi-Terror und dient heute wieder der jüdischen Gemeinde Fürth als Gemeindesynagoge.
  
==Ober- und Gemeinderabbiner von Fürth==
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== Ober- und Gemeinderabbiner von Fürth ==
 
("Kehilla Keduscha ''Fiorda''" [dt. "Heiligen Gemeinde ''Fürth''"])
 
("Kehilla Keduscha ''Fiorda''" [dt. "Heiligen Gemeinde ''Fürth''"])
  
 
* (Aron Schmuel Kremnitz)
 
* (Aron Schmuel Kremnitz)
 
* ''[[1607]]'' - [[1628]] Simson Ben Joseph
 
* ''[[1607]]'' - [[1628]] Simson Ben Joseph
* [[1628]] - [[1632]] [[Schabatai Scheftel Horovitz]] (* [[1592]], + [[1660]])
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* [[1628]] - [[1632]] [[Schabatai Scheftel Horovitz]] (geb. [[1592]], gest. [[1660]])
 
* [[1657]] - [[1660]] Menachem Man Ben Mose
 
* [[1657]] - [[1660]] Menachem Man Ben Mose
 
* [[1660]] - [[1667]] [[Aron Samuel Kaydanover]]
 
* [[1660]] - [[1667]] [[Aron Samuel Kaydanover]]
* [[1670]] - [[1683]] Meir Ben Ascher (* [[1599]] in Fürth, + [[1683]] in Fürth)
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* [[1670]] - [[1683]] Meir Ben Ascher (geb. [[1599]] in Fürth, gest. [[1683]] in Fürth)
 
* [[1683]] - [[1691]] Wolf Butschatscher
 
* [[1683]] - [[1691]] Wolf Butschatscher
 
* [[1691]] - [[1694]] Samuel aus Woydyseaw
 
* [[1691]] - [[1694]] Samuel aus Woydyseaw
* [[1694]] - ?    Mose Wolf
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* [[1694]] -?    Mose Wolf
 
* [[1700]]        Elieser Heilbronn
 
* [[1700]]        Elieser Heilbronn
 
* ([[1700]] - [[1708]] [[Bermann Fränkel]]; nie offiziell Ober-Rabbiner von Fürth)  
 
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* [[1945]] - [[1970]] [[David Spiro]]
 
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* [[?]]    - [[1996]] Schlomo Appel
 
* [[?]]    - [[1996]] Schlomo Appel
 
* [[1996]] - [[2002]] Netanel Wurmser
 
* [[1996]] - [[2002]] Netanel Wurmser
 
* [[2003]] - [[2006]] Yakov Harety
 
* [[2003]] - [[2006]] Yakov Harety
 
* [[2006]] - [[2011]] Shlomo Wurmser
 
* [[2006]] - [[2011]] Shlomo Wurmser
* Seit [[2011]] David Geballe
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* [[2011]] - [[2017]] [[David Geballe]]
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* Seit [[2017]] [[Jochanan Guggenheim]]
  
 
Fürth hatte mehrere Rabbiner, und so war der Oberrabbiner (ABD - Av Bet Din) Vorsitzender der Rabbinatsgerichts und damit oberster Lehrer und Richter der Jüdischen Gemeinde.
 
Fürth hatte mehrere Rabbiner, und so war der Oberrabbiner (ABD - Av Bet Din) Vorsitzender der Rabbinatsgerichts und damit oberster Lehrer und Richter der Jüdischen Gemeinde.
 
Rabbiner sind Lehrer und Richter ihrer Gemeinde. Sie werden von der Gemeinde frei gewählt, und so kam es auch zu längerer Vakanz der Rabbinerstelle.
 
Rabbiner sind Lehrer und Richter ihrer Gemeinde. Sie werden von der Gemeinde frei gewählt, und so kam es auch zu längerer Vakanz der Rabbinerstelle.
  
==Literatur==
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== Zeitzeugenberichte ==
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Herr Willi Adelhardt zum Synagogenbrand am 9. November 1938:
  
* Bernhard Purin (Hrsg.): ''Buch der Erinnerung. Das Wiener Memorbuch der Fürther Klaus-Synagoge''. Dieser Katalog erschien zur gleichnamigen Ausstellung des Jüdischen Museums Franken im Jüdischen Museum der Stadt Wien vom 20. Januar bis 7. März 1999. Fürth; Schnaittach: Jüdisches Museum Franken, 1999, 60 S., ISBN 3-9805388-6-9
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''Als damals 10-jähriger bin bis zum [[Goldener Schwan|Goldenen Schwan]] gelaufen, als es hieß, dass es in der Altstadt brenne. Das Areal südlich der Königstraße war abgesperrt. Am [[Löwenplatz]] sah ich, wie aus der Bäckerei eines jüdischen Inhabers Brot und Semmeln auf die Straße geworfen wurden. Fenster waren und wurden eingeworfen. Ich konnte nicht begreifen, warum mit den jüdischen Bürgern derart umgegangen wurde. Und dass selbst Grabsteine im jüdischen Friedhof umgeworfen wurden. Ich selbst hatte nur die besten Erfahrungen, so mit dem Kinderarzt Dr. Hollerbusch. Dieser wohnte in der [[Königstraße]] beim Judengässla und hat mich behandelt.''<ref>Zeitzeugenbericht, [[FürthWiki e. V.#Archiv FürthWiki e. V.|Archiv FürthWiki e. V.]], Aktennr. '22'</ref>
  
* Monika Berthold-Hilpert: ''Synagogen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang''. Hrsg.: Jüdisches Museum Franken Fürth & Schnaittach. Haigerloch: Medien und Dialog, Schubert, 2000, 18 S., ISBN 3-933231-12-4
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== »Vergegenwärtigung« ==
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Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung ein historisches S/W-Foto mit einer kolorierten Fassung überlagert und damit gefühlsmäßig näher an die Jetztzeit herangeholt werden.
  
* [[Alexander Mayer]]: ''Die Juden in Fürth - Schlaglichter 1792-1914''. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 34, 2000 - [http://www.altstadtverein-fuerth.de/blaeddla/34/judfue.htm im Netz]
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{{ImageSlider|Bild1=Eingang zur Synagoge A2977d.jpg|Bild2=Eingang zur Synagoge A2977d koloriert.jpg|width=600px}}
  
* Monika Berthold-Hilpert: ''Die Ausstellung „Synagogen in Fürth“ im Jüdischen Museum Franken in Fürth''. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 35, 2001 - [http://www.altstadtverein-fuerth.de/blaeddla/35/syna00.htm im Netz]
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* Foto: Eingang zum Schulhof (Synagogenhof), Aufnahme von ca. 1935 (Urheber: Ferdinand Vitzethum, Kolorierung: [[Robert Söllner]])
  
* Barbara Eberhardt / Frank Purrmann: Art. Fürth, in: Mehr als Steine ... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band II: Mittelfranken, Lindenberg 2010, S. 266-333.
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== Literatur ==
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* [[Helmut Mahr]]: ''Die Fürther Hauptsynagoge''. In: [[Fürther Heimatblätter]], [[1966]]/6, S.121 - 137
  
==Siehe auch==
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* Hermann Fischer; Theodor Wohnhaas: ''Der Liturgiestreit und die Orgel in der Fürther Synagoge''. In: [[Fürther Heimatblätter]], [[1974]]/1, S.3 - 7
  
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* [[Manfred Mümmler]]: ''Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom [[9. November|9.]] auf den [[10. November]] [[1938]]''. In: Fürther Heimatblätter, [[1988]]/4, S.101 - 112
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* [[Bernhard Purin]] (Hrsg.): ''Buch der Erinnerung. Das Wiener Memorbuch der Fürther Klaus-Synagoge'' (Dieser Katalog erschien zur gleichnamigen Ausstellung des Jüdischen Museums Franken im Jüdischen Museum der Stadt Wien vom [[20. Januar]] bis [[7. März]] [[1999]]). Fürth; Schnaittach: [[Jüdisches Museum Franken]], [[1999]], 60 S., ISBN 3-9805388-6-9
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* Monika Berthold-Hilpert: ''Synagogen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang''. Hrsg.: Jüdisches Museum Franken Fürth & Schnaittach. Haigerloch: Medien und Dialog, Schubert, [[2000]], 18 S., ISBN 3-933231-12-4
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* [[Alexander Mayer|Alexander Mayer]]: ''Die Juden in Fürth - Schlaglichter 1792-1914''. In: [[Altstadtbläddla]], [[Altstadtverein St. Michael]] Fürth, Ausgabe 34, [[2000]] - [http://www.dr-alexander-mayer.de/downloads/judfue.htm online abrufbar]
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* Monika Berthold-Hilpert: ''Die Ausstellung „Synagogen in Fürth“ im Jüdischen Museum Franken in Fürth''. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 35, [[2001]]
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* Barbara Eberhardt; Frank Purrmann: ''Fürth''. In: ''Mehr als Steine ... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band II: Mittelfranken'', Lindenberg [[2010]], S. 266-333.
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* Jüd. Museum Franken: [[Von Glanz, Zerstörung und Verlust (Broschüre)|Von Glanz, Zerstörung und Verlust | 400 Jahre Fürther Altschul]]. Dieser Katalog erschien zur gleichnamigen Ausstellung des Jüdischen Museums Franken in Fürth, Fürth, Eigenverlag, Juli 2017
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== Siehe auch ==
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* [[Älteste Stadtansicht Fürths]]
 
* [[Synagogendenkmal]]
 
* [[Synagogendenkmal]]
 
* [[Talmudschule]]
 
* [[Talmudschule]]
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* [[Fürther Jubiläumsmeile]]
 
* [[Fürther Jubiläumsmeile]]
  
==Weblinks==
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== Weblinks ==
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* Rolf Wolle: ''Die Synagoge von Fürth''. Fürth, 2007 - [http://www.rolfwolle.de/fuerth/fue-hist1/fue/fr-jerusalem.html im Internet]
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* [http://www.juedische-fuerther.de/ Jüdische Fürther] - ein Projekt von [[Gisela Naomi Blume]]
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* Digitalisat der Lithographie "Die Haupt-Synagoge in Fürth" von G. Löwensohn [http://lcdl.library.cofc.edu/lcdl/catalog/lcdl:50977 online]
  
* Rolf Wolle: ''Die Synagoge von Fürth''. Fürth, 2007 - [http://www.rolfwolle.de/fuerth/fue-hist1/fue/fr-jerusalem.html im Netz]
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==Einzelnachweise==
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<references />
  
* [http://www.juedische-fuerther.de/ Jüdische Fürther] - ein Projekt von [[Gisela Naomi Blume]]
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== Bilder ==
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{{Bilder dieses Gebäudes}}
  
 
[[Kategorie: Religiöse Einrichtungen]]
 
[[Kategorie: Religiöse Einrichtungen]]

Version vom 27. November 2019, 03:03 Uhr

Außenansicht der Hauptsynagoge, ca. 1910
Hauptsynagoge Innenansicht, ca. 1910

In Fürth gab es mehrere Synagogen (jiddisch "Schul", hebr. "Beth ha knesset" - "Haus der Versammlung").

Geschichte

Auf dem Schulhof, zwischen Königstraße und Mohrengasse, dem Zentrum der Jüdischen Gemeinde gab es mit der Zeit alleine vier Synagogen:

Die Altschul von 1617 (Gotischer Steinbau) war die erste und zugleich größte Synagoge in Fürth und wurde auch als Hauptsynagoge bezeichnet. Sie wurde nach Plänen des Nürnberger Stadtbaurats und Architekten Bernhard Solger vom Maurermeister Caspar Gran 1865 umfangreich renoviert und erweitert.[1]

Innenansicht der Hauptsynagoge 1705

Als die jüdische Gemeinde in Fürth sehr schnell wuchs, wurde 1697 südlich der Altschul die Neuschul oder Kaalschule, ein über einem Quadersockel errichteter zweigeschossiger Fachwerkbau, erbaut. Neben dem Gottesdienstraum, der sich über den ersten Stock und das Dachgeschoss erstreckte, beherbergte sie auch Wohnräume sowie eine Mikwe im Keller. Sie fiel ebenfalls im November 1938 dem Nazi-Terror zu Opfer.

Auf dem Schulhof gab es des weiteren noch die Klausschul von 1708 und die Mannheimerschul von 1896.

Zerstörung in der Reichspogromnacht

Wie überall im Deutschen Reich fand am 9. November 1938 die alljährliche Totenfeier der NSDAP statt. Die Fürther Parteiführer versammelten sich im Stadttheater, das sie eine Stunde später verließen, um in ihrem Stammlokal, im Café Fink, weiterzufeiern. Erst um Mitternacht soll Oberbürgermeister Franz Jakob von bevorstehenden Aktionen gegen die Juden erfahren haben. Dieses Gerücht beinhaltete auch das "Inbrandstecken jüdischer Gebäude". Da für die Altstadt akute Brandgefahr bestand, befahl Jakob dem technischen Leiter der Feuerwehr, Johannes Rachfahl, alle Gebäude rund um die große und kleine Synagoge, Waisenhaus, Realschule, jüdisches Krankenhaus, unter allen Umständen zu schützen. SA-Obersturmführer von Obernitz mobilisierte seine Truppe; zum größten Teil handelte es sich um Mitglieder der SA-Schule im Fürther Stadtwald. Gegen 1:00 Uhr sprengten sie mit Rammwerkzeugen die schweren Eisentore auf, die den jüdischen Besitz zwischen König- und Mohrenstraße abgrenzten. In der Synagoge zerschlugen sie den Thoraschrein, holten die Gebetsrollen heraus, warfen alles, was sie von den Wänden rissen, auf einen Haufen und zündeten es an. Das Feuer breitete sich schnell auf die ganze Synagoge aus. Weisungsgemäß schützte die Feuerwehr die angrenzenden Häuser, wollte jedoch auch im Gotteshaus selbst löschen, was aber durch SA-Männer verhindert wurde. Bis zum Morgen brannte die Synagoge vollständig aus. In dieser Nacht kam es zu weiteren Ausschreitungen: Die Schaufenster jüdischer Geschäfte zerbarsten, das Inventar wurde zertrümmert, die Warenbestände teilweise geplündert. Fast alle Juden wurden aus ihren Häusern geholt und auf dem Schlageterplatz zusammengetrieben. Auch die 42 Kinder aus dem Waisenhaus in der Julienstraße mussten, teilweise nur mit ihren Nachthemden bekleidet, in der kalten Novembernacht bis zum Morgen ausharren. Frauen und Kinder entließ man nach Hause. Der Chronist berichtet, dass 132 Männer in Autobussen nach Dachau abtransportiert wurden.[2]

Hauptsynagoge nach der Pogromnacht 1938

Mit der zynischen Umschreibung Reichskristallnacht verharmlosten die Nationalsozialisten ihr zerstörerisches Werk und die Untaten jener Nacht im November 1938. In ihrer Propagandamaschinerie machten sie den lange aufgestauten Volkszorn verantwortlich, es handelte sich aber um einen gezielt geplanten Schlag. In dieser Nacht wurde die Hauptsynagoge komplett zerstört. Die ausgebrannte Ruine wurde danach abgerissen. Durch Vernichtung und Neubebauung erinnert heute an den Schulhof nur noch ein Denkmal in der Geleitsgasse, von Kunihiko Kato, aus dem Jahr 1986.

Weitere Synagogen

Im Lauf der langen Geschichte der Jüdischen Gemeinde Fürths gab es etliche weitere Synagogen.

Einige von ihnen wurden als private Stiftungen ins Leben gerufen, als älteste die Eisik-Schul (Schneiorsche Schul). Als weitere Stiftungen die Bärmann-Fränkelsche Schul (Klaus), die Gabrielschul, die Waisenschul und die Rindskopfsche Schul. Aufgrund der staatlich angeordneten Zentralisierung des Kultus verfügte der Stadtmagistrat in den 1830er Jahren die Schließung der Stiftungssynagogen bzw. beschränkt die Gebete auf die "einfache Hausandacht". Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hielten die Vereine "Bikur Cholim" (Krankenunterstützungsverein) und "Auhawe Tauroh" (Verein zur Pflege des Torastudiums) sowie einige kleinere andere Gruppierungen Gottesdienste in verschiedenen angemieteten Räumen ab. Die Synagoge von "Auhawe Tauroh" in der Moststraße 10 wurde in der Pogromnacht 1938 zerstört. Auch das jüdische Krankenhaus hatte seine eigene Krankenhausschul.

Auch in Unterfarrnbach gabe es von der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts eine Synagoge. Nach dem Wegzug der jüdischen Familien wurde das Gebäude verkauft.

Auch die US-Armee hatte in der Südstadt, in der Darby-Kaserne, seit den 1960er Jahren bis 1996 für den Standort ihre eigene Synagoge - "Jewish Chapel".

Aber nur die Waisenschul, die Synagoge des jüdischen Waisenhauses Fürth, überstand als einzige den Nazi-Terror und dient heute wieder der jüdischen Gemeinde Fürth als Gemeindesynagoge.

Ober- und Gemeinderabbiner von Fürth

("Kehilla Keduscha Fiorda" [dt. "Heiligen Gemeinde Fürth"])

Fürth hatte mehrere Rabbiner, und so war der Oberrabbiner (ABD - Av Bet Din) Vorsitzender der Rabbinatsgerichts und damit oberster Lehrer und Richter der Jüdischen Gemeinde. Rabbiner sind Lehrer und Richter ihrer Gemeinde. Sie werden von der Gemeinde frei gewählt, und so kam es auch zu längerer Vakanz der Rabbinerstelle.

Zeitzeugenberichte

Herr Willi Adelhardt zum Synagogenbrand am 9. November 1938:

Als damals 10-jähriger bin bis zum Goldenen Schwan gelaufen, als es hieß, dass es in der Altstadt brenne. Das Areal südlich der Königstraße war abgesperrt. Am Löwenplatz sah ich, wie aus der Bäckerei eines jüdischen Inhabers Brot und Semmeln auf die Straße geworfen wurden. Fenster waren und wurden eingeworfen. Ich konnte nicht begreifen, warum mit den jüdischen Bürgern derart umgegangen wurde. Und dass selbst Grabsteine im jüdischen Friedhof umgeworfen wurden. Ich selbst hatte nur die besten Erfahrungen, so mit dem Kinderarzt Dr. Hollerbusch. Dieser wohnte in der Königstraße beim Judengässla und hat mich behandelt.[3]

»Vergegenwärtigung«

Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung ein historisches S/W-Foto mit einer kolorierten Fassung überlagert und damit gefühlsmäßig näher an die Jetztzeit herangeholt werden.



  • Foto: Eingang zum Schulhof (Synagogenhof), Aufnahme von ca. 1935 (Urheber: Ferdinand Vitzethum, Kolorierung: Robert Söllner)

Literatur

  • Hermann Fischer; Theodor Wohnhaas: Der Liturgiestreit und die Orgel in der Fürther Synagoge. In: Fürther Heimatblätter, 1974/1, S.3 - 7
  • Bernhard Purin (Hrsg.): Buch der Erinnerung. Das Wiener Memorbuch der Fürther Klaus-Synagoge (Dieser Katalog erschien zur gleichnamigen Ausstellung des Jüdischen Museums Franken im Jüdischen Museum der Stadt Wien vom 20. Januar bis 7. März 1999). Fürth; Schnaittach: Jüdisches Museum Franken, 1999, 60 S., ISBN 3-9805388-6-9
  • Monika Berthold-Hilpert: Synagogen in Fürth. Einladung zu einem Rundgang. Hrsg.: Jüdisches Museum Franken Fürth & Schnaittach. Haigerloch: Medien und Dialog, Schubert, 2000, 18 S., ISBN 3-933231-12-4
  • Monika Berthold-Hilpert: Die Ausstellung „Synagogen in Fürth“ im Jüdischen Museum Franken in Fürth. In: Altstadtbläddla, Altstadtverein St. Michael Fürth, Ausgabe 35, 2001
  • Barbara Eberhardt; Frank Purrmann: Fürth. In: Mehr als Steine ... Synagogen-Gedenkband Bayern, Band II: Mittelfranken, Lindenberg 2010, S. 266-333.

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Fürther Tagblatt vom 16.09.1865, Nr. 224/1865, S. 1 - online abrufbar
  2. Manfred Mümmler: Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In: Fürther Heimatblätter, 1988/4, S.101 - 112
  3. Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki e. V., Aktennr. '22'

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