Zur Mist'n

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Ehem. Gaststätte Zur Mist´n - im Vordergrund die Mistgrube, 1890
Name
Zur Mist'n
Gebäude
Heililgenstraße 7
Ehemals
Ja
Besonderheit
Mit Brettern überdeckte Jauchegrube war Namensgeber
Problem
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Die Gaststätte "Zur Mist'n" (zeitweise auch "Zum Mondschein") befand sich in der Fürther Altstadt in der Heiligenstraße 7.

Geschichte

Die Wirtschaft zählt zu den ältesten Gaststätten in Fürth. Die erste Erwähnung findet sich 1480, wobei das heutige Gebäude nicht mehr dem Original entspricht. Vermutlich wurde das Gebäude während des Dreißigjährigen Kriegs zerstört, so dass erst später das heutige Gebäude entstand. Damit ist die "Zur Mist´n" die zweitälteste Gaststätte in Fürth, nach dem Roten Roß am Waagplatz.

1933 wurde die Gaststätte durch die Brauerei Zirndorfer im Innenbereich stark umgebaut und verändert. Insbesondere Sanitäranlagen und eine Küche wurden durch die Brauerei in den Altbau eingebaut. In den 1990er Jahren wurde die Gaststätte unter dem Namen "Tex Mex" geführt, bis ca. 2015 war das Haus noch durch einzelne Mieter bewohnt. Aktuell stehen das Gebäude und die Gaststätte leer und werden durch den neuen Besitzer - einen Architekten aus Fürth - komplett generalsaniert.

Die Mist'n war früher ein beliebter Teil der Fürther Kneipenszene. In einem abgetrennten Bereich einer Scheune hatte die Gaststätte einen Veranstaltungsraum, in dem regelmäßig lokal bekannte Bands auftraten, u. a. Rudi Madsius und Reiner Kleber mit der Band Cry Freedom. Anfang des letzten Jahrhunderts wurde die Mist´n auch als Treffpunkt verschiedener Schülerverbindungen und Corps genutzt, z. B. der Absolvia oder der Baruthia.

Namensherkunft

Der namensgebende "Unfall" vor der Gaststätte 1875

Vor dem Haus war ursprünglich eine mit Brettern verdeckte Mistgrube angelegt. Als sich zur Zeit der Kärwa am 8. Oktober 1875 eine Gruppe von 20 Nürnbergern auf dieser niederließen, brach die Bretterabdeckung und die Gruppe fand sich in der Grube wieder.[1] Aus Schadenfreude und der hinlänglich bekannten Antipathie gegen die Nachbarstadt und ihre Bewohner taufte man die Wirtschaft so "Zur Mist'n". Die Geschichte mit einer Zeichnung wurde in der Tageszeitung vom 25. September 1935 gebracht zum 60-jährigen "Jubiläum" des Vorfalls.

Tanz-Diele Fortuna

Tanz-Diele Fortuna, 1954

Nach dem 2. Weltkrieg wurde die Gaststätte offensichtlich bis Mai 1954 als Spielkasino betrieben. Aus einem Schriftwechsel zwischen dem Betreiber und der Stadt Fürth geht hervor, dass im Mai 1954 - nach einem langen und kostspieligen Umbau - das ehemalige Kasino in eine Tanz-Diele umgebaut werden konnte. Die Eröffnung verlief für den Betreiber gut, allerdings beklagte der Betreiber Hans Gawlik, dass nach nur zwei Monaten sich "... dieser Zustand änderte ... und das Lokal wurde nun von 80 % amerk. Soldaten besucht, was zur Folge hatte, dass meine deutschen Gäste zum grossen Teil, ausblieben." Als Ursache benannte der Wirt auch gleich den Grund: "...weshalb auch mein Lokal stark von Soldaten besucht wurde, liegt daran, dass 1. Min. von diesem entfernt, das Tanzkaffee "Metropol" und 3 Min. weiter die Tanz-Bar "Gelber Löwe" liegt. Beide Unternehmen waren überwiegend von amerk. Soldaten besucht." Sein Bestreben, seinen Betrieb "sauber und korrekt zu führen", war somit aus Sicht des Betreibers kaum möglich.

Das "Problem" der amerikanischen Soldaten änderte sich erst, als durch den Oberbürgermeister Hans Bornkessel am 6. November 1954 die Fürther Altstadt zur "Off-Limit-Zone" erkärte, da es zunehmend oft zu Ausschreitungen mit der örtlichen Bevölkerung und den in Fürth stationierten US-Soldaten in der Gustavstraße kam. Der Gastwirt Gawlik - ehem. Polizeibeamter von 1923 bis 1937 in Nürnberg - bestätigt in einem Schreiben gegenüber der Stadt, dass durch "... die Tatkräftige Initative des Hrn. Oberbürgermeister Bornkessel und des Hrn. Pol. Direktor Kaltenhäuser, sich der Unterz. in seiner geschäftlichen Existenz nicht bedroht, da sein Lokal durch deutsche Gäste gern besucht wird, zumal die unmoralischen und unsittlichen Zustände in der Altstadt abgestellt sind und dadurch deutsche Gäste mein Lokal unbehelligt besuchen können."[2]

Frühere Adresse

  • 1884: Heiligengasse Nr. 4

Wirte

  • bis 1884: Willib. Nett
  • ab 1884: Leppen (aus Nürnberg)

Siehe auch

Literatur

  • "Die „Mist´n“ befindet sich in einem desaströsen Zustand". In: Rundbrief des Stadtheimatpflegers Nr. 67 vom 27. Februar 2011, S. 6 - online

Einzelnachweise

  1. Die Michaelis-Kirchweih in Fürth, Zwischen Tradition und Moderne, Hrsg. Ronald Langer unter Mitarbeit von Alexandra Herzog, Ruth Kollinger und Martin Schramm, Stadtarchiv & Stadtmuseum Fürth Ludwig Erhard, Fürth 2012, S. 48
  2. Schreiben Hans Gawlik an die Regierung von Mittelfranken vom 14. November 1954

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