Tuspo Fürth

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Der Turn- und Sportverein Fürth e. V. - kurz "Tuspo Fürth" - war von 1895 bis 2003 ein Sportverein aus Fürth. Die erste Fußballmannschaft wurde unter dem Namen TSV Fürth im Jahre 1920 deutscher Meister des Arbeiter-Turn- und Sportbundes (ATSB).

Gründung

Mit dem Inkrafttreten des Sozialistengesetzes 1878 waren Arbeiter und Sozialdemokraten in den Vereinen des Deutschen Turnerbundes nicht mehr gerne gesehen. Parallel zum Deutschen Turnerbund entstand 1893 der Arbeiterturnerbund für sozialdemokratisch geprägte Sportler. Die Auswirkungen waren auch in Fürth zu spüren. So wurde am 13. November 1895 in der Weißen Taube die Turn- und Sportgemeinschaft Fürth ins Leben gerufen.[1] Nach anderen Angaben wurde der Verein am 12. Dezember 1895 als Arbeiter Turnverein Fürth gegründet.

Goldschläger, Bildhauer oder auch Gewerkschaftsfunktionäre fanden hier ihre sportliche Heimat. Die Gründungsmitglieder waren: Wilhelm Adler, Andreas Egelseer, Hans Vogel, Hans Böckler, Fritz Rittler, Hans Angler, Heinrich Frank, Leonhard Harrer, Ludwig Dörnhöfer, Heidingsfelder, Hans Kießling, Georg Klemm und Würflein. Das erste Turnlokal war in der Restauration Bavaria in der Königstraße. Durch den großen Zulauf musste der Verein den Ort verlegen, ab 1897 traf man sich auf der Wilhelmshöhe.[2]

1904 zählte der Verein fast 200 Mitglieder, weshalb die Turnübungen - vor allem im Winter - im Evorasaal abgehalten wurden. Im Sommer traf man sich beim Evorakeller in der Erlanger Straße. Im Jahre 1908 schloss sich der Turnverein Jahn Fürth an, bevor vier Jahre später die Fusion mit dem Kraftsportclub Fürth und den Fußballvereinen FC Merkur Fürth und FC Pfeil Fürth zum TSV Fürth folgte.

Entwicklung bis zum 2. Weltkrieg

Das alte Sportheim an der Kronacher Straße

1913 konnte vom Verein, dank der finanziellen Unterstützung des Vereinsmitgliedes Nikolaus Sand, ein Waldgrundstück an der Kronacher Straße, direkt angrenzend an das Firmengelände von Dynamit-Nobel, gekauft werden. Das Gelände wurde in freiwilliger Arbeitsleistung der Mitglieder gerodet und planiert, so dass für den 2. August 1914 die Einweihungsfeier der Sportanlage geplant war. Durch die Mobilmachung zum 1. Weltkrieg am 1. August 1914 musste die Einweihungsfeier abgesagt werden, da fast alle aktiven Mitglieder zum Kriegsdienst einberufen wurden. Die Aktivitäten gingen erst wieder nach dem 1. Weltkrieg weiter; hierzu traf man sich erstmalig 1918 in der Gaststätte "Zum Wilden Mann". Die Einweihungsfeier wurde schließlich im Jahr 1919 nachgeholt, allerdings konnten 52 vorher beteiligte Mitglieder nicht an den Feierlichkeiten teilnehmen, da diese im Krieg gefallen waren. Der Verein bot zu diesem Zeitpunkt folgende Disziplinen seinen Mitgliedern an: Turnen, Turnspiele, Gymnastik, Schwer- und Leichtathletik sowie Fußball.

Die Fußballer wurden im Jahre 1920 bayerischer Meister und erreichten nach einem 7 : 3-Sieg über die Freie Turnerschaft Bornheim und einem 9 : 0 über TK Untertürkheim die Endrunde um die deutsche Arbeitermeisterschaft. Das Halbfinale gewannen die Fürther mit 3 : 2 beim Dresdner SV 10 und trafen im Endspiel auf den TuS Süden Forst. Vor 5 000 Zuschauern in Leipzig ging der TSV nach einer torlosen ersten Halbzeit mit 3 : 0 in Führung und musste noch zwei Gegentreffer der Forster hinnehmen. Weitere Tore fielen nicht und der TSV Fürth wurde erster deutscher Fußballmeister des ATSB. Es sollte die einzige Teilnahme der Fürther bei den ATSB-Meisterschaften bleiben.[3] Bei ihrer Rückkehr sollen 30.000 Menschen die erfolgreichen Fußballer am Hauptbahnhof frenetisch in Empfang genommen haben, bevor ein Korso durch die Stadt folgte. Der Titel hatte in diesen Tagen eine große politische Bedeutung, schließlich hatten die eigenen Arbeiter „etwas zustande gebracht".[4]

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten im Jahre 1933 wurde der TSV Fürth, wie alle Arbeitersportvereine, verboten. Bis zur gewaltsamen Auflösung durch das Naziregime war der TSV einer der großen Turnvereine im Gau Nordbayern.[5] Das Vereinsgelände wurde beschlagnahmt und zu einem großen Teil leergeräumt.

Nach dem 2. Weltkrieg

Im Jahre 1948 kam es zur Neugründung als Tuspo Fürth, der sich zu einem Breitensportverein entwickelte. Allerdings mussten die Mitglieder Nikolaus Sand, Martin Harscher und Fritz Adler mittels Unterlagen und Belegen der „Wiedergutmachungskommission" den Vertretern der US-Besatzung erst mühevoll glaubhaft machen, Anspruch auf das Gelände zu haben, bevor es wieder vom Verein genutzt werden konnte.

Mit dem Nachkriegsaufschwung stiegen die Mitgliederzahlen und die Anlage wurde zu klein und war auch marode geworden. Auf das Gelände der Dynamit Nobel konnte nicht erweitert werden, da die explosiven Schwarzpulverlager zu nahe waren. Deshalb sollte der Ausbau direkt gegenüber erfolgen. Dort hatten die Bauern, die auf den Feldern ihren Spargel anbauten, etwas dagegen. Die Stadt kaufte dann das Gelände, weil sie nebenan gerade die Seeackerschule baute und auf den Bau einer eigenen Turnhalle verzichten wollte. Dafür baute der Tuspo eine Halle und stellte sie den Schülern zur Verfügung.

In den nächsten Jahren waren die Fußballer nur noch auf lokalem Niveau aktiv, brachten aber mit Julia Simic eine spätere Bundesligaspielerin hervor. Der Verein am Seeacker war jedoch immer ein Sprungbrett für den Nachwuchs. In den 1970er-Jahren gewann die A-Jugend sogar die Bayerische Meisterschaft. In den 1980er-Jahren trat die Hockey-Abteilung der SpVgg Fürth geschlossen zum Tuspo über. Statt auf dem Ascheplatz hinter der Gegengeraden des Sportpark Ronhof hatten die Hockey-Spieler nun bessere Bedingungen auf dem neu gebauten Platz am Seeacker. Die Tischtennismannschaft der Frauen spielte in der Saison 1994/95 in der 2. Bundesliga Süd.

Fusion und Auflösung

Mit 1.900 Mitgliedern war der Tuspo in den 1990er Jahren sehr stark gewachsen. Über 400.000 Euro Schulden hatte der Verein zu dieser Zeit aufgebaut und es standen zudem größere Ersatzreparaturen an den Gebäuden an. Der Verein war finanziell angeschlagen und an seine Grenzen gestoßen. Etwa gleichzeitig, 2001, forderte der DFB von der benachbarten SpVgg Greuther Fürth ein Nachwuchsleistungszentrum, sonst würde es Probleme bei der Lizenzierung geben. Die Entscheidung der SpVgg fiel gegen einen Neubau am Schießanger und für die bestehenden Anlagen des Tuspo. Zum 1. Juli 2003 verschmolz der Tuspo mit der SpVgg Greuther Fürth. Der Fusion fielen allerdings insgesamt zwölf Jugendteams zum Opfer, viele Mitglieder verließen den Verein. Die Kernabteilungen jedoch blieben erhalten und unter dem Dach der Spielvereinigung konnten die großen Abteilungen wie der Turn- oder der Herzsport weiter existieren.

Lokalberichterstattung

  • Markus Eigler: „Drüben beim Tuspo": Der Stolz der Fürther Arbeiter. In: Fürther Nachrichten vom 23. März 2019, Druckausgabe S. 40 bzw. nordbayern.de vom 25. März 2019 - online
  • Alexander Pfähler: Ein vergessenes Stück Fußball-Geschichte. In: Fürther Nachrichten vom 11. Juli 2020, Druckausgabe S. 39
  • Markus Eigler: Als die Kronacher Hard noch ein Wald war, in: Fürther Nachrichten vom 31. August 2022 (Druckausgabe)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Markus Eigler: „Drüben beim Tuspo": Der Stolz der Fürther Arbeiter. In: Fürther Nachrichten vom 23. März 2019, S. 40
  2. Kleeblatt-Chronik, Karl Knöfel: Die Geschichte des TuSpo Fürth, online abgerufen am 27. März 2018, 0:47 Uhr - online
  3. Tuspo Fürth - Wikipedia - online abgerufen am 27. März 2018 - 0:46 Uhr - online
  4. Markus Eigler: „Drüben beim Tuspo": Der Stolz der Fürther Arbeiter. In: Fürther Nachrichten vom 23. März 2019, S. 40
  5. Turnabteilung der SpVgg Greuther Fürth e. V. - online abgerufen am 27. März 2018 | 0:51 Uhr - online

Bilder