Unterfarrnbach: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Unterfarrnbach''' ist eine eingemeindete Ortschaft im Fürther Stadtwesten. Sie wird im Süden von der [[Würzburger Straße]], im Osten von der [[Bahnstrecke Nürnberg-Bamberg]] und im Norden von der [[Stadelner Straße]] begrenzt. Im Westen liegt das durch den Kanal abgegrenzte [[Burgfarrnbach]].  
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[[Bild:Unterfarrnbach Mrz 2020 3.jpg|mini|Blick über Unterfarrnbach, im Vordergrund der Ortsteil Kieselbühl, im Hintergrund der Hafen.]]
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'''Unterfarrnbach''' ist eine eingemeindete Ortschaft im Westen der Stadt [[Fürth]]. Sie wird im Süden von der [[Würzburger Straße]], im Osten von der [[Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg]] und im Norden von der [[Stadelner Straße]] begrenzt. Im Westen liegt das durch den Kanal abgegrenzte [[Burgfarrnbach]]. Der Ortsteil [[Am Kieselbühl|Kieselbühl]] jenseits der Farrnbach gehört somit ebenfalls zu Unterfarrnbach.
  
 
Unterfarrnbach gehört zum [[Stadtteile|Stadtbezirk]] ''West'', [[Stadtteile|statistischer Bezirk]] ''Unterfarrnbach (Nr. 100-102)''.
 
Unterfarrnbach gehört zum [[Stadtteile|Stadtbezirk]] ''West'', [[Stadtteile|statistischer Bezirk]] ''Unterfarrnbach (Nr. 100-102)''.
  
Bis zur Eingemeindung am [[1. Januar]] [[1918]] bestand die Gemeinde Unterfarrnbach aus den Orten Unterfarrnbach, [[Atzenhof]], [[Bremenstall]] und [[Stadelhof]], die alle um die [[Atzenhofer Heide]] liegen und die dieses Gebiet landwirtschaftlich nutzten. Der Hauptgrund für die Eingemeindung war der Flugplatz, der auf der Atzenhofer Heide errichtet wurde.
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== Namensgebung ==
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Der Name leitet sich ab von der [[Farrnbach]], dem Fließgewässer, wobei ''Bach'' nicht von dem Bach, sondern wohl von ''Ache'' kommt. ''Farrn'' deutet entweder auf das Farnkraut hin oder auch auf Farres, also Stiere.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=131}}</ref>
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==Geschichte==
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Entstanden ist Unterfarrnbach wohl im 8. Jahrhundert und gehörte zum [[Königshof Fürth]], war also von Anfang an eng mit Fürth verbunden.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=147}}</ref> So lieferten die Bewohner ihre Produkte auch dorthin. [[1303]] wird der Ort erstmal urkundlich erwähnt und in der Urkunde von [[Konrad der Fromme|Konrad dem Frommen]] als ''Nidern Farhembach'' bezeichnet. Kirchlich gehörte Unterfarrnbach zur Fürther [[Kapelle St. Martin|Martinskapelle]], bis es [[1349]], als [[Burgfarrnbach]] eine eigene Pfarrei erhalten hatte, dieser zugeschlagen wurde. Die Gemeinde-Herrschaft verblieb so weiterhin beim [[Bistum Bamberg|Dompropst von Bamberg]]. Dieser gab dem Ort [[1688]] eine Gemeindeordnung, in der es vor allem um die Wahl der Bürgermeister sowie um die Viehhaltung und die Viehweide ging. Daneben besaßen, wie in Fürth auch, der [[Markgraftum Brandenburg-Ansbach|Markgraf von Ansbach]] die Hochgerichtsbarkeit und die Reichsstadt [[Nürnberg]] einen Teil der Grundherrschaft.
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Nach dem verheerenden [[Dreißigjähriger Krieg|Dreißigjährigen Krieg]] siedelte sich in Unterfarrnbach um das Jahr [[1700]] eine kleine [[Synagoge Unterfarrnbach|jüdische Gemeinde]] an. Die Juden lebten in einem eigenen kleinen Bezirk getrennt von den anderen Unterfarrnbachern, der Judenhof befand sich im Bereich der [[Unterfarrnbacher Straße]] 152 - 164. An ihren Steuerzahlungen lässt sich erkennen, dass sie vermutlich nicht sehr reich waren und sich deshalb nicht direkt in Fürth niederlassen konnten, da dort der Nachweis eines hohen Vermögens notwendig war. Auch gab es wohl kein Zusammenleben mit den anderen Bewohnern. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Unterfarrnbach keine Juden mehr. Im 18. Jahrhundert gab es zwischen Unterfarrnbach, Burgfarrnbach und Fürth immer wieder Streitigkeiten und Prozesse um Anteile an der Fürberg, dem Wald der Gemeinde Fürth. [[1777]] wurde entschieden, dass Unterfarrnbach zusammen mit [[Atzenhof]] und Burgfarrnbach ein Drittel des Waldes erhalten sollte, das sie dann auch gemeinsam verwalteten. Allerdings handelte es sich um den schlechteren Teil der Fürberg.
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Nach dem Übergang an Bayern im Jahr [[1806]], wurde Unterfarrnbach [[1819]] mit Atzenhof, [[Bremenstall]] und [[Stadelhof]], die alle um die [[Atzenhofer Heide]] liegen und die dieses Gebiet landwirtschaftlich nutzten, zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Es blieb ein reines Bauerndorf, war aber sehr wohlhabend, leistete sich auch eine eigene Schule und besaß fünf Gasthäuser, vier Bäckereien und zwei Spezereihandlungen.<ref>[[Land-Chronik (Buch)|Land-Chronik]], Fürth 1892, in: {{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=148}}</ref> Die Gasthäuser und die Bäckereien mit Ausschankrecht lebten auch von vielen Ausflüglern aus der Stadt Fürth. An der Mühltalstraße 71 befand sich zudem eine [[Unterfarrnbacher Mühle|Mühle]] mit angebundener Glasschleiferei für Brillengläser und Linsen.
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Die Eingemeindung nach Fürth erfolgte am [[1. Januar]] [[1918]]. Der Hauptgrund für die Eingemeindung war der [[Flugplatz Fürth-Atzenhof|Flugplatz]], der auf der Atzenhofer Heide errichtet wurde. Die vier Teilorte hatten damals zusammen 819 Einwohner. Die Mitarbeiter des Flughafens und der [[Bachmann, von Blumenthal & Co.|Flugzeug- und Waggonfabrik]] auf der [[Hard]] konnten sich entlang der [[Mühltalstraße]] ansiedeln. [[1933]] wurden in Unterfarrnbach neue Siedlungshäuser errichtet und nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] noch viele weitere Wohngebiete ausgewiesen.
  
 
==Literatur==
 
==Literatur==
* [[Adolf Schwammberger]]: ''Die Wanderung Billinganlage - Unterfarrnbach''. In: [[Fürther Heimatblätter|Alt Fürth. Fürther Heimatblätter]], 1938/1-2, S.17 - 19
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* [[Adolf Schwammberger]]: ''Die Wanderung Billinganlage - Unterfarrnbach''. In: [[Fürther Heimatblätter|Alt Fürth. Fürther Heimatblätter]], 1938/1 - 2, S. 17 - 19
* ''Unterfarrnbach''. In: Adolf Schwammberger: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S.  
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* ''Unterfarrnbach''. In: Adolf Schwammberger: ''[[Fürth von A bis Z]]. Ein Geschichtslexikon''. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 368
*{{BuchQuelle|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Thema=Unterfarrnbach|Seite=474-477}}
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* {{BuchQuelle|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Thema=Unterfarrnbach|Seite=474 - 477}}
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* {{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=147-155}}
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== Lokalberichterstattung ==
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* fn: ''Feuerwehr in Unterfarrnbach wird 150 Jahre alt''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 24. Juni 2019 (Druckausgabe)
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==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
 
* [[Kirchweih Unterfarrnbach]]
 
 
* [[Burgfarrnbach]]
 
* [[Burgfarrnbach]]
 
* [[Farrnbach]]
 
* [[Farrnbach]]
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* [[Synagoge Unterfarrnbach]]
 
* [[Unterfarrnbacher Mühle]]
 
* [[Unterfarrnbacher Mühle]]
 
* [[Bunker Mühltalstraße]]
 
* [[Bunker Mühltalstraße]]
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* [[Vorstadtverein Farrnbach-Zenngrund]]
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* [[Kirchweih Unterfarrnbach]]
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* [[Unterfarrnbacher Straße 186|Gasthaus Rotes Ross]] in Unterfarrnbach
 
* [[Hardhöhe]]
 
* [[Hardhöhe]]
 
* [[Atzenhof]]
 
* [[Atzenhof]]
* [[Vorstadtverein Farrnbach-Zenngrund]]
 
* [[Unterfarrnbacher Straße 186|Gasthaus Rotes Ross]] in Unterfarrnbach
 
  
 
==Weblinks==
 
==Weblinks==
 
* [[wikipedia:Liste der Baudenkmäler in Fürth-Unterfarrnbach|Liste der Baudenkmäler in Unterfarrnbach]] (Wikipedia)
 
* [[wikipedia:Liste der Baudenkmäler in Fürth-Unterfarrnbach|Liste der Baudenkmäler in Unterfarrnbach]] (Wikipedia)
 
* Ortskarte Unterfarrnbach (Stand 1821, rote Korrekturangaben vom Dezember 1830); Bayerische Landesbibliothek Online: Ortsblätter des 19. Jahrhunderts - [https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/images/blo/ortsblaetter/karten/karten/Ort_Bur_1821_B118.jpg Unterfarrnbach (1821)]
 
* Ortskarte Unterfarrnbach (Stand 1821, rote Korrekturangaben vom Dezember 1830); Bayerische Landesbibliothek Online: Ortsblätter des 19. Jahrhunderts - [https://www.bayerische-landesbibliothek-online.de/images/blo/ortsblaetter/karten/karten/Ort_Bur_1821_B118.jpg Unterfarrnbach (1821)]
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==Einzelnachweise==
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==Bilder==
 
==Bilder==

Aktuelle Version vom 1. Februar 2024, 23:49 Uhr

Blick über Unterfarrnbach, im Vordergrund der Ortsteil Kieselbühl, im Hintergrund der Hafen.

Unterfarrnbach ist eine eingemeindete Ortschaft im Westen der Stadt Fürth. Sie wird im Süden von der Würzburger Straße, im Osten von der Bahnstrecke Nürnberg–Bamberg und im Norden von der Stadelner Straße begrenzt. Im Westen liegt das durch den Kanal abgegrenzte Burgfarrnbach. Der Ortsteil Kieselbühl jenseits der Farrnbach gehört somit ebenfalls zu Unterfarrnbach.

Unterfarrnbach gehört zum Stadtbezirk West, statistischer Bezirk Unterfarrnbach (Nr. 100-102).

Namensgebung[Bearbeiten]

Der Name leitet sich ab von der Farrnbach, dem Fließgewässer, wobei Bach nicht von dem Bach, sondern wohl von Ache kommt. Farrn deutet entweder auf das Farnkraut hin oder auch auf Farres, also Stiere.[1]

Geschichte[Bearbeiten]

Entstanden ist Unterfarrnbach wohl im 8. Jahrhundert und gehörte zum Königshof Fürth, war also von Anfang an eng mit Fürth verbunden.[2] So lieferten die Bewohner ihre Produkte auch dorthin. 1303 wird der Ort erstmal urkundlich erwähnt und in der Urkunde von Konrad dem Frommen als Nidern Farhembach bezeichnet. Kirchlich gehörte Unterfarrnbach zur Fürther Martinskapelle, bis es 1349, als Burgfarrnbach eine eigene Pfarrei erhalten hatte, dieser zugeschlagen wurde. Die Gemeinde-Herrschaft verblieb so weiterhin beim Dompropst von Bamberg. Dieser gab dem Ort 1688 eine Gemeindeordnung, in der es vor allem um die Wahl der Bürgermeister sowie um die Viehhaltung und die Viehweide ging. Daneben besaßen, wie in Fürth auch, der Markgraf von Ansbach die Hochgerichtsbarkeit und die Reichsstadt Nürnberg einen Teil der Grundherrschaft.

Nach dem verheerenden Dreißigjährigen Krieg siedelte sich in Unterfarrnbach um das Jahr 1700 eine kleine jüdische Gemeinde an. Die Juden lebten in einem eigenen kleinen Bezirk getrennt von den anderen Unterfarrnbachern, der Judenhof befand sich im Bereich der Unterfarrnbacher Straße 152 - 164. An ihren Steuerzahlungen lässt sich erkennen, dass sie vermutlich nicht sehr reich waren und sich deshalb nicht direkt in Fürth niederlassen konnten, da dort der Nachweis eines hohen Vermögens notwendig war. Auch gab es wohl kein Zusammenleben mit den anderen Bewohnern. Ab Mitte des 19. Jahrhunderts gab es in Unterfarrnbach keine Juden mehr. Im 18. Jahrhundert gab es zwischen Unterfarrnbach, Burgfarrnbach und Fürth immer wieder Streitigkeiten und Prozesse um Anteile an der Fürberg, dem Wald der Gemeinde Fürth. 1777 wurde entschieden, dass Unterfarrnbach zusammen mit Atzenhof und Burgfarrnbach ein Drittel des Waldes erhalten sollte, das sie dann auch gemeinsam verwalteten. Allerdings handelte es sich um den schlechteren Teil der Fürberg.

Nach dem Übergang an Bayern im Jahr 1806, wurde Unterfarrnbach 1819 mit Atzenhof, Bremenstall und Stadelhof, die alle um die Atzenhofer Heide liegen und die dieses Gebiet landwirtschaftlich nutzten, zu einer Gemeinde zusammengeschlossen. Es blieb ein reines Bauerndorf, war aber sehr wohlhabend, leistete sich auch eine eigene Schule und besaß fünf Gasthäuser, vier Bäckereien und zwei Spezereihandlungen.[3] Die Gasthäuser und die Bäckereien mit Ausschankrecht lebten auch von vielen Ausflüglern aus der Stadt Fürth. An der Mühltalstraße 71 befand sich zudem eine Mühle mit angebundener Glasschleiferei für Brillengläser und Linsen.

Die Eingemeindung nach Fürth erfolgte am 1. Januar 1918. Der Hauptgrund für die Eingemeindung war der Flugplatz, der auf der Atzenhofer Heide errichtet wurde. Die vier Teilorte hatten damals zusammen 819 Einwohner. Die Mitarbeiter des Flughafens und der Flugzeug- und Waggonfabrik auf der Hard konnten sich entlang der Mühltalstraße ansiedeln. 1933 wurden in Unterfarrnbach neue Siedlungshäuser errichtet und nach dem Zweiten Weltkrieg noch viele weitere Wohngebiete ausgewiesen.

Literatur[Bearbeiten]


Lokalberichterstattung[Bearbeiten]

  • fn: Feuerwehr in Unterfarrnbach wird 150 Jahre alt. In: Fürther Nachrichten vom 24. Juni 2019 (Druckausgabe)

Siehe auch[Bearbeiten]

Weblinks[Bearbeiten]

Einzelnachweise[Bearbeiten]

  1. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 131.
  2. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 147.
  3. Land-Chronik, Fürth 1892, in: Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 148.

Bilder[Bearbeiten]