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In ersten Interviews mit den Besuchern gaben viele an, dass sie bereits Nachts um 2 oder 3 Uhr in die Autos stiegen und gegen Westen fuhren, da in den Radios von bis zu 10 Stunden Stau die Rede war. Der Grenzübertritt gestaltete sich aber in der Regel als unproblematisch, so dass die ersten Besucher bereits gegen 8 Uhr in der Mittelfränkischen Region eingetroffen waren. Zuvor wurden diese bereits weitergeleitet, da die Städte Hof, Weiden, Bayreuth, Kulmbach etc. völlig überfüllt waren. Als ersten Eindruck hier im Westen gaben viele Besucher an: Hier ist es irgendwie bunter, die Häuser sind sauberer. Zum ersten Besuch gehörte nach Ausssage eines DDR-Besuchers in Fürth aber auch: In Nürnberg wollen wir Bekannte besuchen und Sachen einkaufen. Außerdem möchte ich unbedingt einmal so richtig schön Hamburger essen.
 
In ersten Interviews mit den Besuchern gaben viele an, dass sie bereits Nachts um 2 oder 3 Uhr in die Autos stiegen und gegen Westen fuhren, da in den Radios von bis zu 10 Stunden Stau die Rede war. Der Grenzübertritt gestaltete sich aber in der Regel als unproblematisch, so dass die ersten Besucher bereits gegen 8 Uhr in der Mittelfränkischen Region eingetroffen waren. Zuvor wurden diese bereits weitergeleitet, da die Städte Hof, Weiden, Bayreuth, Kulmbach etc. völlig überfüllt waren. Als ersten Eindruck hier im Westen gaben viele Besucher an: Hier ist es irgendwie bunter, die Häuser sind sauberer. Zum ersten Besuch gehörte nach Ausssage eines DDR-Besuchers in Fürth aber auch: In Nürnberg wollen wir Bekannte besuchen und Sachen einkaufen. Außerdem möchte ich unbedingt einmal so richtig schön Hamburger essen.
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Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer, wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, diese Mal wollte ich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es hier zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie die Hilfe aus Fürth nicht bräuchte, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen könnten. Bürgermeister Wiedemann entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Club in Gera für ein Spiel in Nürnberg am kommenden Wochenende 10.000 Freikarten verteilt hatte. "Die Nürnberger konnten schon am vergangen Wochenende den Anstrum nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertigwerden?" Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" - er wisse zwar, dass die Nürnberger keine Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zu Nachbarschaftshilfe verpflichtetet, so die damalige Berichterstattung in den Fürther Nachrichten.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt - Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref> Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das Sozialrathaus in der Hirschenstraße 27 zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die Stadtsparkassenfiliale im ehem. City-Center und die Hauptpost am Bahnhofsplatz. DDR-Besucher, die bereits zum 2. Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 bzw. 20 DM. Um einen Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familenkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatte die Diskussion die Händler der Nürnberger Innenstadt, die ihre Geschäfte vorallem auch am Sonntag öffnen wollten. Auch der Fürhter Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich auf Südfrüchte, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>
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Auch an dem zweiten Wochenende nach der Öffnung der Mauer, wurden wieder viele Besucher aus der DDR erwartet, diese Mal wollte ich aber die Stadtverwaltung auf den Ansturm vorbereiten. Allerdings kam es hier zunächst zu einer Auseinandersetzung zwischen den Stadtverwaltungen Nürnbergs und Fürths. Nürnberg hatte die Stadt Fürth wissen lassen, dass sie die Hilfe aus Fürth nicht bräuchte, da sie den Ansturm der DDR-Besucher alleine bewerkstelligen könnten. Bürgermeister Wiedemann entgegnete seinen Nürnberger Kollegen, dass er dies für unmöglich halte, zumal der 1. FC Club in Gera für ein Spiel in Nürnberg am kommenden Wochenende 10.000 Freikarten verteilt hatte.<ref>Anmerkung: Der Club spielte am 17. November 1989 vor heimischen Publikum gegen den 1. FC. Kaiserslautern 0:0,womit nicht nur die 10.000 DDR-Besucher eher unzufrieden waren, also auch die 20.000 zahlenden Nürnberger Gäste.</ref> "Die Nürnberger konnten schon am vergangen Wochenende den Anstrum nicht bewältigen und baten uns um Hilfe ... wie wollen sie nun alleine mit zusätzlichen 10.000 Personen fertigwerden?" Derartige Überheblichkeiten fand der Bürgermeister einfach "großkotzig" - er wisse zwar, dass die Nürnberger keine Wert darauf legen, dass wir etwas für sie tun, aber er fühle sich zu Nachbarschaftshilfe verpflichtetet, so die damalige Berichterstattung in den Fürther Nachrichten.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausbezahlt - Post, Sparkasse und das Sozialamt öffnen. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref> Deshalb wurden auf Weisung der Stadtverwaltung erneut das Sozialrathaus in der Hirschenstraße 27 zur Auszahlung des Begrüßungsgeldes am Samstag und Sonntag geöffnet. Zusätzlich öffnete die Stadtsparkassenfiliale im ehem. City-Center und die Hauptpost am Bahnhofsplatz. DDR-Besucher, die bereits zum 2. Mal nach Westdeutschland kamen, erhielten erneut ein Begrüßungsgeld in Höhe von 40 bzw. 20 DM. Um einen Verkehrschaos entgegenwirken zu können, wurden im Verkehrsgroßraum Nürnberg-Fürth-Erlangen rund 1.000 Familenkarten kostenlos ausgegeben. Ebenfalls zur Diskussion stand die Öffnung der Einzelhandelsgeschäfte in der Fürther Innenstadt. Begonnen hatte die Diskussion die Händler der Nürnberger Innenstadt, die ihre Geschäfte vorallem auch am Sonntag öffnen wollten. Auch der Fürhter Einzelhandelsverband begrüßte die Öffnung der Geschäfte, allerdings sagte der damalige Sprecher des Einzelhandelverbands Hans-Jürgen Haken, dass nicht alle öffnen werden, da die Nachfrage fast ausschließlich auf Südfrüchte, Textilien und technischen Geräten bestünde.<ref>hei: Am Sonntag wird wieder ausgezahlt. In: Fürther Nachrichten vom 16. November 1989, S. 47</ref>
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An dem 2. Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos ein. Bereits am Freitag kamen mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Osten und Süden fahren - also auch Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der Jahnturnhalle bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quatiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref>
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An dem 2. Wochenende brach dann doch das erwartete Verkehrschaos ein. Das Bonner Innenressort gab für Freitagn, den 17. November 1989 in Zahlen an, dass bis zur Abendstunde ca. 1 Mio DDR-Besucher sich im Westen befanden. In den Grenzstädten ging am Freitagvormittag bereits nichts mehr - es herrschte heilloses Chaos, die Parkflächen waren überfüllt und an der Grenze standen noch die Menschen in einem 70 km langen Korso. Ein Sprecher in Bayreuth meinte: Das ist echt Wahnsinn, dabei steht am Samstag und Sonntag noch ganz anderes bevor.<ref>FN: Der Ansturm bricht alle Rekorde. Schon vormittags waren die nordbayerischen Grenzstädte total dicht - Mindestens 20.000 Besucher in Nürnberg. In: Fürther Nachrichten vom 18./ 19. November 1989, S. 1</ref> In Nürnberg und Fürth kamen bereits am Freitag kamen mit Sonderzügen mehrere 1.000 DDR-Besucher in die Region. Zuvor wurde in der örtlichen Presse berichtet, dass die grenznahen Städte wie Hof, Bayreuth oder Weiden bereits "leergekauft" waren, so dass nun viele DDR-Besucher weiter Richtung Osten und Süden fahren - also auch Richtung Nürnberg und Fürth. Das Bay. Rote Kreuz rief die Bevölkerung auf, Notquartiere zur Verfügung zu stellen, da die 100 Notbetten in der Jahnturnhalle bei weitem nicht ausreichen würden.<ref>fn: Quatiere gesucht - Sonderdienst für Besucher aus der DDR. In: Fürther Nachrichten vom 17. November 1989, S. 37</ref>
    
== Symbolische Wiedervereinigung Nürnbergs und Fürth ==
 
== Symbolische Wiedervereinigung Nürnbergs und Fürth ==
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