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Soschon Ist es Soldatzusein Reporter: Sie sind Staatsbürger in Uniform? Soldat: Nein, ich bin Rekrut! Hauptmann{Abiturient.1a.Er behauptet immer, er hätte das Reifezeug nis,aber sein Ausbilder will ihm das nicht ganz abnehmen. Soldat: Jawohl,Herr Hauptmann,aber der Herr Ausbilder behauptet auch immer,ein Nonkonformist sei einer, der nicht konfirmiert ist und das will ich ihm nicht ganz abnemen. (lach und Schießgesellschaft) Der Sommer rückt näher, die Nachmusterungstermine sind vorüber - die Zeit des Wehrdienstes steht vor der Tür. Langsam wird es ernst.Zum Wochenende, wenn sie ihr etwas zu groß geratenes Ehrenkleid mit dem Konfektionsanzu& vertauscht haben und nach hause fahren, können wir sie treffen.Sie, die schon ein halbes Jahr vor uns in den Bereich der Bundeswehr traten. Sie, denen wir vorsichtig in den Nacken spähen, i ob der Schalk denn schon von dort heruntergeknüppelt worden sei. Wie fühlt man sich als etwas albern veranlagter Mensch bei der Bundes­ wehr? : In seinem Element.Wenn man bis zum Abitur noch geglaubt hatte, es gebe nichts ulkigeres als deh+höheren Lehrbetrieb im Freistaat Bayern, so ist man nach 8 Monaten Bundeswehr reichlich eines anderen belehrt.Doch das Komische häuft sich so, wiederholt sich Tag für Tag, so daß einem die seltsamen Seiten des Militärs schließlich kaum noch ins Bewußtsein dringen. Wo das Absurde zum Tagwerk gehört,wird es bald als normal empfunden. Nur am Anfang hatte ich noch beim monatlichen Kirchmarsch gelacht, wenn das Kommando"evangelische Soldaten stillgestanden" ertönte.Deshalb berührt mich das Lied"Infanterie,ja dich vergeß ich nie" kaum noch merkwürdig. Anfangs hatte ich beim Absingen der Schlußzeile "Mit dir marschiert der Ruhm aus Deutschlands großer Zeit hinein in alle Ewigkeit" noch darüber nachgesonnen,wann wohl Deutschlands große Zeit gewesen war. Und auch jenes Lied, das von"einer kleinen Stadt,irgend wo,darinnen steht ein kleines Haus,da wohntein Mädel so süß und schaut 1 zum Fenster heraus... der liebe gute Mond,weiß er schon, er ist mein Postillon" hat den Reiz des Neuen verloren. Man wundert sich nur noch selten, etwa wenn man in der zentralen Dienst, Vorschrift staunenswerte Abkürzungen findet wie{"HFlgTrspLehrStff(Heeresfliegertransportlehrstaffei)oder"KfzhPflVg"(Gesetz über die Einfüh- 1 rung der Pflichtversicherung für Kraftfahrzeughaltei? und zur Änderung des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen sowie des Gesetzes über den Versicherungsvertrag. "Die Bundeswehr ist jetzt über dem Berg"hörte ich kürzlich einen Feld­ webel sagen. Das finde ich auch, denn es gehi nur noch abwärts» jeden­ falls was die Ideale der inneren Führer Baudissin und Heye angeht. Hier gilt das alte Lied{Woher soll man den Staatsbürger in Uniform nehmen,wenn es kaum welche in Zivil gibt? Vielerorten gibt man sich mühe in den Führungftkreisen, und es ist nicht immer die Schuld der Bundeswehr,wenn sich im politischen Unter­ richt herausstellt,daß eine Anzahl von Soldaten nicht weiß,wer der Bundeskanzler ist und wo Amerika liegt. s?^u ld daran sind diejenigen, die, statt das Bildungsniveau zu heben mit Konkordaten die Bildungskatastrophe auf ewige Zeiten zementieren. Die Krankheitsursachen des Patienten Bundeswehr liegen großenteils in den öngesunden Zuständen unseres Staates. Der Staat im Staate ist noch nicht so isoliert,daß er gegen Anfechtun-a gen durch den Staat gefeit wäre. 6 6 .1 -w

Sagt selbst, wir haben doch eine famose Regierung. Die große Koalition ist tatsächlich einiges wert. Natürlich, wir müssen jetzt ein bißchen tiefer in die Tasche grei­ fen. Aber wem macht das in diesem speziellen Fall schon etwas aus. Wirklich, dieses Kabinett... Das heißt, dankbar müssen wir in erster Linie unserem Kollegen; dem Exbundeskanzler (ehemals ORF) sein. Er hat nämlich in so gekonnter Weise zuerst das Wirtschaftswun­ der und dann das Fiasko zustande gebracht. Erst durch ihn wurde die Erhöhung der Tabaksteuer mit einer glaub­ haften Begründung möglich. Die beste Begründung lieferte er jedoch uns, der großen Familie der Raucher. Soll uns doch jemand fragen, wes­ halb wir rauchen, er wird sich wundern. Wir rauchen nicht, weil wir uns dabei entspannen, aufwärmen, zer­ streuen oder weil wir damit "wirken" wollen. Diese alten Ausreden sind nicht mehr nötig. Nein, unsere Gier nach dem blauen Dunst entspringt den edelsten Trieben, die man sich vorstellen kann: wir rauchen, um den Staat zu retten. Es ist fürwahr ein erhebendes Gefühl nach jeder Zigarette sagen zu können: "Ich habe mich um das Vater­ land verdient gemacht". Trägt doch jedes einzelne Stäb­ chen zur Deckung der Lücken im Bundesetat bei. Und da ja doch jeder mehr raucht, als die 12 Zigaretten pro Tag, die er bei der Musterung angegeben hat, um nicht zur ABC-Truppe zu kommen, macht das im Monat schon eini­ ges aus. Wer jetzt noch nicht raucht, ist ein vaterlands­ loser Gesell. Jawoll. Denn wir, die Raucher, sind es, die Deutschland vor dem Untergang bewahren. Und das unter Einsatz unseres Lebens, weiß doch jeder, wie gesundheits­ schädigend das Rauchen ist. Was sind wir doch für Kerle, wir, wir Raucher. Da muß ich mir gleich eine ins Gesicht stecken, zur Rettung Deutschlands natürlich, oder, was dachtet Ihr?