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Altstadtverein Fürth

11/1981

len des Straßenbelags aufgebro­ chen, um diverse Rohr- und elektrische Anschlussleitun­ gen zu verlegen. Diese aktuellen Aufgrabungen sollten es nun dem städti­ schen Tiefbauamt ermöglichen, seinen damaligen gravie­ renden Fehler wieder gut zu machen. Die Chancen hierfür stehen recht gut; denn es hat sich – zumindest an den auf­ gebrochenen Stellen – gezeigt, dass wider alle Befürch­ tungen das historische Pflastermaterial unter der Asphalt­ schicht erhalten geblieben ist (siehe Foto!), so dass die langweilige graue Straßendecke auch an den übrigen Stellen gleichsam nur „abgeschält“ zu

werden braucht! Ein Gespräch zwischen dem Vorstand der Bürgervereini­ gung, Helmut Maurer, und dem Leiter des Tiefbauamtes, Baudirektor Hans Gerner – damals als letztendlich ver­antwortlicher Amtsleiter Hauptangriffspunkt der Bürger­ vereinigung, obwohl eigentlich die Ausführung dieses „historischen Unsinns“ ein Mann auf der unteren Beam­tenebene angeordnet hatte – ergab, dass sich eben dieser Leiter für eine möglichst rasche Wiederinstandsetzung des alten Straßenbelags im Zuge der gegenwärtigen Bau­maßnahmen zusammen mit dem Landesamt für Denkmal­ pflege und der

Bürgervereinigung einsetzen werde. So wird also – wenn auch auf einigen Umwegen und mit zeitlicher Verzögerung, aber letztendlich eben doch – die „gute alte Schindelgasse“ ihren ursprünglichen Charakter einer typischen AltFürther Straßenidylle in allernächster Zukunft wiedergewinnen. Also hat der massive Protest der Bürgervereinigung von damals nun doch Früchte ge­tragen. Fragt sich nur erneut, warum man ständig erst mit Kano­nen auf Spatzen schießen muss, um wenigstens das zu er­ reichen, was eigentlich selbstverständ-

lich sein sol lte! Die Bürgervereinigung hat zwar im Verlaufe ihres Bestehens so manche Frustration über sich ergehen lassen müssen, daran gewöhnen kann und will sie sich jedoch keines­ wegs. In frostig-frustigen Zeiten hat sich noch immer die Her­ stellung von Öffentlichkeit, sprich: Transparenz als Frust­ schutzmittel bewährt. Das wird wohl auch weiter so gelten. Und „der nächste Winter kommt bestimmt“ – und wenn‘s mitten im Sommer sein sollte ...�

Die Schindelgasse – Beispiel für schrittweise Zerstörung historischer Bausubstanz Zwischen Königstraße und Gustavstraße, nahe dem durch moderne Verkehrsplaner verstümmelten Königsplatz, befinden sich noch ein paar Meter ursprünglichen Fürths. Die Rede ist von der Schindelgasse, wohl einer der letzten noch erhaltenen typischen Altstadtgassen. Erst vor weinigen Jahren wurde begonnen, in diesen in Jahrhunderten gewachsenen Baukörper einzugreifen und wenig genügte, um den Eindruck völliger Geschlossenheit, die Harmonie des Ganzen, empfindlich zu stören. Den massivsten Eingriff traf wohl den alten Straßenbelag. Das Kopfsteinplaster, das einst zu dieser Gasse gehörte wie die Schindeln der sie bildenden Häuser, wurde in einer Nacht- und NebelAktion 1977 zugeteert – wenige Stunden genügten, um einen Zustand zu schaffen, der nur mit erheblichem Fi-

nanzaufwand wieder beseitigt werden kann. Einen weiteren Eingriff brachte der Abbruch von Schindelgasse 6, dessen Neubau jahrelang mit seiner unverputzten roten Backsteinfassade und seinen starren Einscheibenfenstern den Gesamteindruck störte, ja zerstörte, und der sie jetzt hinter vorgeblendeten Sandsteinfassaden versteckt, als ob er sich schämt, in der Reihe alter Bauten zu stehen. Mühsam wurde versucht, das Alte nachzuahmen; entstanden ist jedoch nur einer dieser Neubauten, an dem nicht zusammenpassen will – das runde Tor zum Starren Fenster – als ob sich die Materialien beim Bau im Wege standen, anstatt sich zu ergänzen. Und wieder steht einer dieser sinnlosen Abrisse alter Bausubstanz an, soll eine Lücke in ein nahezu komplett erhaltenes Ensemble geschlagen

werden. Was einem bei dem geplanten Abriss von Schindlegasse 16 am meisten erbittert, dass hier kein Privatmann handelt – denn diesem würde der Abbruch sicher untersagt – sondern gerade die Kommune selbst, die den Ausverkauf ihrer historischen Bausubstanz vorantreibt. Vielleicht liegt es daran, dass man auf Seiten der Verantwortlichen wegen der überquellenden Denkmalliste den einzelnen Bau im Denkmalwald nicht mehr sieht. Der beauftragte Bauunterausschuss will sich dafür einsetzen, dass der Neubau, der Vorrang genießt, sich harmonisch in das denkmalgeschützte Ensemble einfügt. Die Harmonie darf jeder an Schindelgasse 6 bewundern. Wie gut ergibt es sich da doch, dass die Schindelgasse 16, zusammen mit den Häusern 10 – 14, seit 1980 nicht mehr in der Denkmalliste als

Einzeldenkmal enthalten ist. Zwar gehört das Haus zum ensemblegeschützten Bereich der Schindelgasse, d.h. das Gesamtbild der Gasse ist als Ganzes geschützt. Wie viel dieser Gesamtschutz aber wert ist, zeigt das Beispiel des Ensembles Bahnhofsplatz. Statt eine renovierungswilligen Käufer zu suchen und eine Erhaltung als vorrangig beim Kauf festzulegen, bevorzugen Stadt und Liegenschaftsamts-Chef Maar einen Neubau mit den sich zwangsläufig daraus ergebenden teuren Mieten. Zur Begründung des Abrisses muss auch noch der Holzbockbefall herhalten, der in mehreren anderen Häusern ebenfalls festgestellt wurde und die deshalb noch lange nicht abgerissen werden müssen. So zeigt sich wieder einmal der praktizierte Denkmalschutz einer Stadt, die mit der Vielzahl ihrer Denkmä17