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Altstadtverein Fürth �

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Die geplante Anbindung der Billinganlage an das Tangentensystem, Planungen Stand 1965

Konkret sah die Planung vor: • Eine neu geschaffene „Pegnitztalstraße“ sollte parallel zur Nürnberger Straße durch den Wiesengrund verlaufen, beginnend von der Kurgartenstraße im Osten bis zur Ludwigsbrücke im Westen. Aus der Innenstadt sollte diese Trasse durch Querverbindungen angebunden werden, die den Stadtpark durchschnitten hätten. Die Jakobinenstraße sowie die GustavSchickedanz-Straße wären bis ins Flusstal verlängert worden – durch den erst Anfang der 1950er Jahre entstanden Stadtpark im Rahmen der Gartenschau. • Eine „Westspange“ sollte von der Dambacher Straße aus die Siebenbogenbrücke unterqueren und etwa auf der heutigen Uferpromenade bis zur Maxbrücke verlaufen. Allerdings hätte es die Maxbrücke dann gar nicht mehr gebraucht, denn die Rednitz, so sah es die Schaechterle-Planung vor, sollte nach Westen verlegt werden und nahe der Billinganlage fließen. Statt des Flusses würde somit heute eine Hauptverkehrsstraße an der Terrasse des Kulturforums vorbeiführen. 22

• Die neue „Regnitztalstraße“ wäre als nächste Straße parallel zur Vacher Straße bei der Billinganlage durch den Wiesengrund nach Norden geführt worden. Zur besseren Erreichbarkeit der Straße hätte ein Kreisel quer über die Billinganlage führen müssen. • Zusätzlich sollte die Verlängerung der Herrnstraße von der Südstadt quer über den Talgrund bis nach Dambach durchgeführt werden. Damit wäre eine Ringstraße um die Innenstadt entstanden – jeweils einmal quer durch alle Flussauen Fürths, jeweils verbunden durch Querstraßen mit der Innenstadt, aus heutiger Sicht völlig undenkbar. Kritik und Widerstand – Fehlanzeige!

Der Entwurf stieß in der Bevölkerung zunächst auf wenig Widerstand. Lediglich der Bund Naturschutz (BN) positionierte sich von Beginn an gegen die Pläne der Stadt Fürth. In einer Resolution schrieb der BN im März 1961, dass er sich gänzlich gegen die „Autoringstraße“ im Pegnitztal stelle. Der BN beklagte die „radikale Zerstörung des Stadtparks“, der doch für die „werktätige Bevölkerung“ als Naherholungsge-

biet diene. Die Stadtverwaltung und der Stadtrat wurden „ebenso höflich wie dringend“ gebeten, andere Lösungen für die „zugegeben schwierigen Verkehrsverhältnisse“ zu finden. 1962 schrieben die Fürther Nachrichten, dass der BN weiterhin gegen den SchaechterlePlan kämpfe. So stand in den Fürther Nachrichten: „Noch ist der Schaechterle-Plan nicht durch das Stadtparlament gegangen, da will der BN nichts unversucht lassen, um den Stadtpark vor dem Zugriff der Verkehrsplaner zu bewahren“. Den Naturschützern schlagen keine Sympathiewellen aus der Bevölkerung entgegen, ganz im Gegenteil. So mussten sich der BN-Vorsitzende Martin Wißmüller sowie der Stadtgartendirektor Hans Schiller allgegenwärtig vorwerfen lassen, dass sie „altmodische Romantiker und Querköpfe“ seien. Die Kritik verhinderte nicht, dass der Schaechterle-Plan in den Flächennutzungsplan der Stadt Fürth aufgenommen wurde. Somit waren wesentliche Teile zur Realisierung des Planes auf verwaltungstechnischer Seite umgesetzt worden. Lediglich die Baurealisierung stand Anfang der 1970er Jahre noch aus. Die

Fürther SPD machte 1972 zur Kommunalwahl gar den Schaechterle-Plan zu einer ihrer Hauptthemen im Kommunalwahlkampf unter dem Titel „Alles für Fürth“. Der Ton wurde im Wahlkampf rauer, Kritiker und Befürworter schenkten sich nichts. Auch der BUND-Vorsitzende und Anfang der 1970er Jahre als Naturschutzbeauftragter für Nordbayern bestellte Hubert Weiger kam nach Fürth und sagte in der aufgeheizten Diskussion: „Wann denken endlich die Stadtplaner an die Leute, die auf die letzten Grünflächen im Stadtgebiet angewiesen sind?“ Zum Glück kam es anders, aber – ohne den Protest der 60er und 70er Jahre in vielen Deutschen Städten für den Erhalt von Altstädten würde es in Deutschland heute einige Weltkulturerben weniger geben. Aus für Schaechterle-Plan

Ende 1978 war der Schaechterle-Plan schon fast wieder Geschichte – aber nicht weil man sich eines Besseren besonnen hätte, sondern vielmehr weil verschiedene Verkehrsprobleme sich anderweitig gelöst hatten – quasi ohne größeres eigenes Zutun. Der Frankenschnellweg und