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Auf die entscheidende Frage, ob der Stich der „Matrinskapelle“ überhaupt von Boener stammt, wird überhaupt nicht eingegangen, um die dort beobachtbaren Ungenauigkeiten erklären zu können. Das, was auf dem Boener-Stich als Ruinen der Martinskapelle betitelt wurde, war der Darstellung nach nicht mehr als solche zu erkennen, muss aber durch den Volksmund als ehemalige Kapelle beschrieben worden sein. Fronmüller (Chronik, S. 676, Anm. 10) spricht von „im Volke erhaltene mündliche Tradition“. Auch Pfarrer Carl Friedrich Lochner ist 1679 vom Hörensagen davon überzeugt, dass es sich bei den Ruinen im Wiesengrund um die „mutmaßlich in dem Markgräf(lichen) Krieg zerstörte St. Martins Capell“ gehandelt habe, deren Giebelfront damals vom Einsturz bedroht war. Eine seinerzeit beantragte Genehmigung zum Abriss hatte die Durchsicht der Akten des Landalmosenamtes als Lochners zuständige Vorgesetztenbehörde zur Folge und ergab keinerlei Nachricht zu „mehrangeregter Capell“, (Fürther Heimatblätter 39. Jg. 1989/1, 46 – 47). Der älteste kartographische Eintrag „Capel“ findet sich 1705 auf der Karte „Grund=Riß Des freyen Hof=Markts Fürth, samt denen umliegenden Dorffern“ bei J.A.Boener und ähnelt einer Miniaturausgabe der o.a. Skizze. Auch auf der Karte des Jahres 1744: „Abriß und Augenschein Inn Sachen Nürnberg contra Brandenburg“ wird auf diesen Standort hingewiesen, wobei unklar bleibt, ob mit der Benennung die Ruinen und nicht nur ein alter Flurname gemeint ist, der sich auf die Pfarrwiesen be-

zieht und später in „Kæppelesanger“ ändert (Urkataster 1822/32). Nach den Angaben Lochners soll der Flurname der Ruine „der große Bäuel“ gelautet haben und erinnert an den von Schwammberger erwähnten Flurnamen „Bäuerin“ in der Nähe des Käppnersteges. Ob mit Lochners Flurbezeichnung ein Bezug auf die Ruinen („Bäuel“) gegeben ist, bleibt aber unklar. Die graue Kapellensignatur auf dem Vetter-Plan von 1717 war der Farbe nach den Gemeindehäusern bzw. den Gotteshausgütern Fürths zugeordnet, blieb aber ohne Ziffer und Titel, was ebenfalls nicht für eine offizielle Identifikation einer Kapelle durch die markgräflich-brandenburgische Partei spricht, dem Volksmund aber entgegenkam. Das Ruinenfähnchen im Urkataster von 1822, das ebenfalls ohne Legende bleibt, ist auf dem „Gem. Bleichanger“ eingetragen und würde heute im Bereich des Polizeipräsidiums zu suchen sein und damit auf einen ganz anderen Standort hindeuten. Die domprobsteiliche Seite scheint sich mit dem Thema ‚Standort Martinskapelle‘ erstaunlicherweise nie beschäftigt zu haben, wenn man einmal von den Ortsbezeichnungen für Fürth in den frühen bambergischen Urkunden „Vurte“, „Wrthe“ oder ähnlich absieht, die auch auf die Aueninsel hindeuten könnten. Dagegen zitiert Fronmüller (Chronik S. 40) aus einem Bamberger Archiv „Um diese Zeit (1557?) waren Weingärten zwischen dem Kirchhofberg an der Martinskirche und Bergstraße damals ‚Genzberg‘ genannt, gegen den jüdischen Friedhof hin, bis zum Diebsgraben (heutige Theresienstraße) an der Rednitz.“ OffenNr. 57 – 2024

Altstadtverein Fürth

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