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Samstag, 15. August 1931 In diesen Zeiten eine Seltenheit: Dem Fürther Opernsänger Richard Sengeleitner, der bei der Oper in Hagen in Westfalen unter Vertrag stand, wurde der Vertrag als Heldentenor um ein weiteres Jahr verlängert. An diesem Samstag feierten die Katholiken auch in Fürth Maria Himmelfahrt. Sonntagsrückfahrkarten, die auch für den Samstag Gültigkeit hatten, wurden am Fürther Bahnhof deshalb schon am Freitag ab 14 Uhr abgegeben. Die Fürther Storchenfamilie auf dem Bauerschen Schornstein in der Gustavstraße (zwei Alte und vier Junge) hat am Mittwoch das Nest verlassen, um die große Reise in den fernen Süden anzutreten. Mit der "1er" direkt vor das Lokal! Bereits in den ersten Augustwochen warb das "Fischhäusla am Rednitzstrand" um den Besuch des Restaurants. Pächter Georg Wagner war für die Qualität seiner gebackenen Karpfen weithin bekannt. Montag, 17. August 1931 Die große Ferienstrafkammer Nürnberg eröffnete ein Strafverfahren gegen den Nürnberger Stadtrat Karl Holz (NSDAP) und gegen den früheren Hauptlehrer und jetzigen Landtagsabgeordneten Julius Streicher (NSDAP) wegen übler Nachrede und Beleidigung. Dabei ging es um (angeblich) gesetzwidriges Treiben des Fürther Wurstfabrikanten August Bauernfreund, das durch einen Staatsminister sowie einem Ministerialrat mittels Bestechung (angeblich) gedeckt wurde. Die vermeintlichen Verfehlungen waren im Agitationsblatt "Stürmer" veröffentlicht worden. Am Sonntag feierte Fürths OB Dr. Wild sein 25-jähriges Dienstjubiläum in der Kommunalverwaltung. Über 17 Jahre davon entfielen auf Fürth. Dr. Wild wurde am 28. Dezember 1875 in Klingenberg am Main geboren. Er besuchte das Gymnasium in Aschaffenburg, studierte in Erlangen Jura und wurde von der juristischen Fakultät in Heidelberg zum "Dr. jur." promoviert. Nach einigen Jahren bei der Regierung der Oberpfalz in Regensburg wurde Dr. Wild im März 1914 zum Oberbürgermeister der Stadt Fürth gewählt und mehrmals wiedergewählt. Sonntagsausflug: Der Dauerregen in der Nacht zum Sonntag stoppte rechtzeitig am frühen Morgen und die Sonne kam heraus. Da in Zirndorf Kirchweih gefeiert wurde, setzte die Lokalbahn 20 Sonderzüge ein, die von Fürth aus starteten. Rund 6000 Fürther fuhren. Dienstag, 18. August 1931 Die Kleingartenkolonie an der Sedanstraße feierte am letzten Wochenende ihr traditionelles Gartenfest. Das mustergültig angelegte Gartenland galt als absolutes Vorzeigeobjekt. In Reden wies man darauf hin, dass die Kleingärtneridee kein Überbleibsel des Weltkrieges wäre, sondern eine eigenständige Bewegung, die durch alle Volksschichten ging. Die musikalische Unterhaltung übernahm die Kapelle Bär, das Schönste war jedoch der Fackelzug der Schreberjugend am Abend. Durch die Notlage der Gemeinden litt auch in Fürth die "Volksbücherei". Für Jugendbücher oder Neuerscheinungen stand kein Geld mehr zur Verfügung. Die Stadt Fürth bat deshalb die Bürgerschaft um Buchspenden. Mittwoch, 19. August 1931 Am letzten Sonntag begann das Konzerthaus "Platzl" Fürth (im Kino Kristallpalast) um 15.45 Uhr mit seiner Eröffnungsvorstellung seines neuen Programms. Die Kleinkunstbühne verfügte über Live-Musik und zeigte in jeder Vorstellung spaßige Possen, gespielt von den lokalen Humoristen Heiner Medick, Hans Masson und Andreas Herbert. Da blieb kein Auge trocken! Das Kino "Weltspiegel" in der Fürther Blumenstraße verbilligte den Preis für Vorstellungen außerhalb des Wochenendes: ""Der wirtschaftlichen Not Rechnung tragend, haben wir uns entschlossen, einen billigen Preis zu 50 Pfennigen einzuführen. Damit entfallen die bisherigen Ausweise der Erwerbslosen, sodass jetzt jedermann schon von 50 Pfennigen an unser erstklassiges Programm sehen kann."