Mittwoch, 28. September 1932
In der NZ erging wieder die Aufforderung an die unverheirateten Fürther und Fürtherinnen
zum Kauf von Losen für die "Heiratslotterie", deren Gewinne am letzten Tag der Fürther
Kirchweih von einem Waisenknaben gezogen wurden. Der Kaufmann Billing hatte 1798 die
Lotterie ins Leben gerufen. Sie erfreute sich in Fürth großer Beliebtheit. Aufgrund der
wirtschaftlichen Not hatte das Interesse in den letzten Jahren jedoch nachgelassen. 1931
zählte man nur noch 2450 Losinhaber von der I. Klasse und 646 von der II. Klasse. In der
Zeit vor 1914 verkaufte man noch bis zu 15.000 Lose jährlich. Jetzt konnte man bis 10.
Oktober wieder Lose in den Fürther Geschäften erwerben. Lospreis in der I. Klasse: 3 RM
(Gewinne zu 300 RM), in der II. Klasse: 6 RM (Gewinne zu 600 RM).
Donnerstag, 29. September 1932
Die Fürther Kirchweih beginnt stets am Samstag (damals Sonntag) nach dem Michaelistag
und dauert 12 Tage (damals 11 Tage).
Der Fürther Kunstverein hatte am letzten Sonntag mit einer schlichten Feier seine
Ausstellung eröffnet. Daran beteiligt waren u.a. die Fürther Künstler Willi Baum, Ernst
Crasser, Hans Gebelein, Karl Hemmerlein, Karl Muggenhöfer, Marga Zapf, Ludwig, Seybert
und Konrad Mannert. Die Bürgerschaft hatte freien Eintritt.
Lu-Li: "Teilnehmer antwortet nicht" mit Dorothea Wieck und Gustav Gründgens.
Stadttheater Fürth: "Die Zirkusprinzessin".
Freitag, 30. September 1932
Das "Welt-Panorama" im Fürther Ludwigsbahnhof zeigte diese Woche 3-D-Bilder vom Allgäu
(von Hindelang zum Nebelhorn).
Die Stadt Fürth hatte die "Theaterehe" mit Nürnberg um ein weiteres Jahr verlängert. Man
glaubte, alle Beteiligten hätten dadurch nur Vorteile. Die Nürnberger, die die Fürther
Theatereinnahmen dringend für ihren Etat benötigten - die Fürther, die bei rund 80.000
Einwohnern in den Genuss einer großstädtischen Theaterbühne kamen - die Künstler, die
dadurch feste Anstellungen erhielten, was in der Branche längst nicht mehr üblich war.
Samstag, 1. Oktober 1932
An diesem Samstag wurde den Fürther Schülern an allen Schulen schulfrei gegeben, denn
der Reichspräsident von Hindenburg feierte seinen 85. Geburtstag. Alle öffentlichen
Gebäude zeigten sich beflaggt.
Die Eröffnung der Fürther Kirchweih warf ihre Schatten voraus. An allen Karussells und
Buden wurde gehämmert und geschraubt. Die Reichswehr der Fürther Kasernen begingen
den Tag der Eröffnung am Sonntag mit einem Militärgottesdient in der St. Pauls- und in der
St. Heinrichskirche. Für eine Standmusik war keine Kapelle frei, sie wurden alle in Nürnberg
gebraucht. NZ: "Die vaterländisch gesinnte Bevölkerung bedauerte dies sehr."
Stadttheater Fürth: "Ein Wintermärchen".
Montag, 3. Oktober 1932
Der erste "Kärwasonntag" stand im Zeichen eines starken Besuches. Für den Zustrom waren
auch die Besucher vom Lande verantwortlich, die von der Lokalbahn in ganzen Wellen vom
Hauptbahnhof aus auf das Kirchweihgelände gespült wurden. Am Nachmittag nahm das
Gedränge zeitweise beängstigende Ausmaße an, als nach dem Derby im Ronhof die
Fußballanhänger vom Dreikönigsplatz und vom Karlsteg her in das Kirchweihgelände
drückten. Die NZ sprach von mindestens 200.000 Besuchern.
Im Derby zur Fürther Kirchweih besiegte der 1. FC Nürnberg im Ronhof vor 15.000
Zuschauern die SpVgg mit 2:1. Das Tor für Fürth erzielte Wolf.
Seite:Kuntermann 1932.pdf/57
Zur Navigation springen
Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.