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In der Theresienstraße 30 in Fürth gab es mit der "Theresienkrippe" eine Bewahranstalt für gesunde Kleinkinder. Für einen Tagessatz von 1,35 RM wurden sie hier betreut und verpflegt. Abends waren sie wieder abzuholen. Nach einer Renovierung öffnete das bei den Fürthern beliebte Geschäft "Wein-Groß" wieder seine Pforten. Die Weinhandlung mit dem riesigen Sortiment lag in der Schwabacher Straße 62 (Ecke Theresienstraße). Für die beiden Sonntage der Fürther Kirchweih offerierte die Reichsbahn auch dieses Jahr wieder verbilligte Sonntagsrückfahrkarten. Sie galten von allen Bahnhöfen im Umkreis von 35 Kilometern zum Hauptbahnhof Fürth. Montag, 10. Oktober 1932 Der Fürther Stadtrat entschied sich für die Straßenbezeichnung "Ronwaldstraße". An ihr lagen die neuen Häuser der Reichskleinsiedlung hinter dem Fürther Friedhof Richtung Stadeln nahe der Erlanger Straße und dem Wiesengrund. Eine Besonderheit der Fürther Kirchweih bestand in der Mischung von Buden und Karussells, die dem Vergnügen dienten sowie Verkaufsständen, deren Artikel man im Haushalt verwendete. Dazu zählte z.B. der Stand von "Küchen-Edel", der Jahr für Jahr direkt vor dem Humanistischen Gymnasium in der Königstraße stand. Hier gab es Siebe, Bohnenschneider, Apfelteiler, Reiben, Puddingformen, Mandel-Mühlen, Omelettenheber oder gar Waffeleisen. Die Hausfrauen standen täglich dicht gedrängt vor dem Stand. Alhambra: "Yvonne" mit Greta Garbo und Robert Montgomery. Dienstag, 11. Oktober 1932 Die renommierte "Pelzwarenfabrik Gebrüder Baur" in der Gustavstraße 16 feierte ihr 100jähriges Bestehen. Johann Nepomuk Baur hatte 1832 einst das Geschäft gegründet, seine beiden Söhne brachten das Unternehmen zu Weltruf mit blühendem Export. Der Betrieb stand auch 1932 trotz schlechter Wirtschaftslage noch immer im Familienbesitz. Eine bekannte Person auf der Fürther Kirchweih war Paul Ollert. Er warb vor seiner Heringsbraterei mit einem Banner, auf dem stand: "Die besten Heringe vom dicken Ollerts Paul!" Seit Generationen schon verblieb das Metier in der Familie. Mit Wohnwagen und Zelt war er auf den Festen zwischen Amberg und Schweinfurt vertreten. Ollert zur NZ: "I ho souzusong scho in Mutterlab Häring broutn!" Täglich stand er vor seinem Zelt auf der Wiese neben dem Karlsteg und wedelte am funkensprühenden Kohlenbecken. Privat wohnte er in der Lessingstraße, wo er im Winter Heringe über die Straße verkaufte. Mittwoch, 12. Oktober 1932 Die Fürther "Möbelfabrik Otto" in der Hornschuchpromenade 8 veranstaltete während der Zeit der Fürther Kirchweih eine Möbelschau. Die kostenlose Ausstellung umfasste etwa 100 Räume und war auch an den beiden Kirchweih-Sonntagen geöffnet. Die Fürther Gaststätten der Innenstadt, die für die Dauer der Fürther Kirchweih über keine eigenständige Stimmungsmusik verfügten, waren auf die "Harfenzupfer" aus nah und fern angewiesen. Diese eilten für ihre Auftritte von Lokal zu Lokal, um nach ihren Beiträgen die Gäste um ein Scherflein zu bitten. Für 1932 hatten sich bei der Stadtverwaltung nur 40 Gruppen angesagt, 1931 waren es noch 53, in früheren Zeiten noch weit mehr. Stadttheater Fürth: "Der Postillon von Lonjumeau". Donnerstag, 13. Oktober 1932 Wie immer am letzten Kirchweihtag kam es nachmittags auf dem Rathausbalkon zur Ziehung der "Fürther Heiratslotterie". Zwei Waisenknaben zogen die Gewinnnummern, die vom Balkon laut ausgerufen wurden. 15 Gewinne zu 300 RM und 3 zu 600 RM fanden ihre Besitzer. Insgesamt wurden 1932 nur 1785 Lose verkauft. Die beiden Waisenknaben erhielten für ihre Dienste von der Aussteuer-Anstalt je ein Sparbuch über 50 RM.