Die Geburten in Fürth stiegen wieder – eine Folge der nationalsozialistischen
Bevölkerungspolitik? Tatsache war, dass 1934 die Geburtenzahl in Fürth 888 betrug, 1933
registrierte man lediglich 707 Geburten. Die Säuglingssterblichkeit betrug damals aktuell
6,4%. 504 bedürftige Mütter erhielten 1934 nach der Geburt Lebensmittel und Wäsche, an
340 Mütter wurden Stillprämien ausbezahlt. 1934 führte die Fürther Familienfürsorge 6276
Hausbesuche durch.
Nachdem das Fürther Stadtschulamt aus dem Rathaus ausgezogen war, quartierte sich die
Kreisleitung der NSDAP in den leeren Räumen ein. Sie belegte jetzt die Zimmer 59, 61, 62
und 63.
Samstag, 27. Juli 1935
Am Kirchenplatz 3 neben der St.-Michaels-Kirche stand das Haus des „Lutherischen Vereins
für weibliche Diakonie“. Die dort arbeitenden sieben Krankenschwestern absolvierten 1934
insgesamt 13.560 Besuche am Krankenbett. Dies geschah ohne jegliche Vergütung. Rund
90% der Kranken wurden nicht nur kostenlos gepflegt, sondern sogar noch mit
Medikamenten oder Wäsche unterstützt.
Die NZ machte ihre Leser darauf aufmerksam, dass es verstärkt junge Männer gäbe, die
vorüberfahrende Kraftfahrer um Mitnahme baten. Dabei trugen sie ein Braunhemd der
NSDAP, obwohl sie dazu nicht berechtigt waren. Damit wollte man sich ein
Entgegenkommen erschwindeln. Man appellierte an die Bevölkerung, sich den Ausweis
zeigen zu lassen. Das unberechtigte Tragen eines Braunhemdes würde schließlich mit
Gefängnis nicht unter einem Monat bestraft werden.
Montag, 29. Juli 1935
Der Vorort Burgfarrnbach feierte seine Kirchweih. Traditionell schaufelte der Omnibus die
Fürther aus der Innenstadt zum Burgfarrnbacher Rummelplatz. Der mächtig bejubelte
Kirchweihzug am Sonntag dauerte aufgrund seiner Länge von 13.30 bis 15 Uhr.
Obwohl noch einige Wochen bis zur Eröffnung der neuen Theatersaison ins Land gehen
sollten, warb man bereits jetzt in der NZ für die Fürther „Welturaufführung“ des Lustspieles
„Glück auf Himmelsruh“ des Nürnberger Dichters Hans Müller.
In Anzeigen warben etliche Einzelhändler um den Kauf ihrer Waren. Schließlich begann am
Montag, 29. Juli der „Saison-Schluss-Verkauf“ mit herabgesetzten Preisen.
Lu-Li: „Der Kosak und die Nachtigall“ mit Jarmila Novotna und Siegfried Schürenberg.
Dienstag, 30. Juli 1935
Ein lang gehegter Wunsch der Burgfarrnbacher ging in Erfüllung: Vor dem Wirthschen Laden
an der Regelsbacher Straße wurde ein Telefonhäuschen installiert. Für die südlich und
westlich wohnenden Burgfarrnbacher war die Post zu weit entfernt.
Gegenüber dem Monumentalbau des Fürther Krankenhauses entstand eine „Villenkolonie“.
Bereits zehn Häuser standen zumindest schon im Rohbau. Dadurch entstand ein
Verbindungsstück zwischen dem „Eigenen Heim“ und den Häusern an der Würzburger
Straße.
Die Außenanlagen um das Fürther Krankenhaus wurden in der Presse besonders gelobt.
Rasenstreifen mit Bänken, Sträucher und Bäume hatten sich in den wenigen Jahren nach
der Einweihung des neuen Krankernhauses prächtig entwickelt. 57.000 qm gärtnerische
Fläche wurden von der Stadtgärtnerei betreut. Parkplätze spielten damals vor dem
Krankenhaus noch keine Rolle.
Mittwoch, 31. Juli 1935
Auch in Fürth begannen nun die Schulferien. Mit viel Jubel rannten Schüler und
Schülerinnen nach der „Flaggeneinholung“ aus den Schulhaustoren. An einigen leeren
Seite:Kuntermann 1935.pdf/44
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