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Weihnachten. Das Pest der Liebe. Wir lieben unsere Eltern. Ja, wir bemühen uns sogar für Yati, Mutti, Oma, Bruder und Schwester ein passendes Weihnachtsgeschenk zu kaufen, denn wir wollen ja die Kraft unserer Liebe zeigen. Wir freuen uns *°£onw^ ff^ u e n Heiligen Abend, denn da ist es immer so romantisch. Wir ireuen uns schon auf unser neues Tonbandgerät, auf die Skiausrustung oder auf unser neues Fahrzeug, das wir uns gewünscht haben. Mag dies vielleicht ein bißchen übertrieben klingen, ein biß­ chen überspannt, aber denken wir nicht manchmal genauso. Ic will keinem zu nahe treten, aber wer denkt in der Weihnacht zeit schon an jemanden anders als an seine Familie. Wer den schon an so manchen alten, gebrechlichen Mitmenschen in der Nachbarschaft, der vielleicht seinen "Heiligen Abend in tiefer Einsamkeit verbringt, der von niemandem beschenkt wird. Vielleicht sind einige unter Euch, die am Weihnachtsfest noch nichts besonderes finden, die noch nicht zu dieser vieibesun genen, erhebenden Stille und Tiefe dieser Zeit und dieses Abends gefunden haben? Vielleicht deshalb, weil bei Jenen Weihnachten erst beim Fest der Selbstliebe angelangt ist. Auch wenn dies sehr hoch klingt, so trifft es doch für jeden zu; beim einen stärker, beim andern etwas schwacher. Versuchen wir die Liebe doch einmal, sehn' wir uns doch einmal um in der Nachbarschaft, ob wir irgendeine Freude - und sei sie noch so klein - bereiten können! Vielleicht haben wir lr gendwo doch noch eine alte Tante, oder Bekannte, der wir zum Fest der Liebe - Liebe schenken können, oder haben wir sogar das Glück, um einen 'Bruder', eine 'Schwester' im getrennten Teil Deutschlands uns kümmern zu dürfen. Da liebe nicht an Familie, nicht an Grenzen irgendeiner Art gebunden ist, hätte ich zum Fest der Liebe noch etwas zu sagen.

JSinem Teil dieser Auflage ist ein Prospekt der Sprachenschule "SiJSGEKLAND"beigefügt. Wir bitten unsere Leser, diese Beilage zu beachten.

Was diese Bilder bedeuten sollen? Sie mögen ein kleiner Gegen­ satz sein zu all den unzähligen Eindrücken, die man während der Weihnachtszeit in Auslagen und auf Christmärkten vermittelt be­ kommt, ein Gegensatz zum "Holden Knaben im lockigen Haar", des­ sen Zartheit wir am Heiligen Abend besingen. Wie können wir uns freuen, Christen zu sein, wie können wir ein Ereignis feiern, durch das wir Christen wurden, wenn wir das Fest der Liebe ohne Liebe feiern? Das wirklich Schlimme an diesen Bildern aber ist der Ort, an dem sie gemacht wurden: B E T H L E H E M . Lies sind Kinder arabischer Flüchtlinge, die laufend vor den To­ ren eines deutschen Kinderspitals in Bethlehem ausgesetzt werden. Hat nicht der Dank, den wir einem Kind von Bethlehem so*über­ schwenglich singen, unguten Beigeschmack, solange diese Kinder von Bethlehem in diesen Dank hineinjammern. Hier allerdings denke ich die geeignetste Stelle zum Aufhören gefunden zu haben. Möge der Leser hier weiterdenken. Jeder wird hier für sich eine andere Lösung finden müssen. Der eine wird die­ se moralangehauchten Zeilen wieder vergessen .- wäre nur einer da, der sich darüber Gedanken machen würde,, so hätten sie sich gelohnt.

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