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NFSZ 1

F eu ille to n

S e ile 5

B esonders die jü n g eren unserer L eser w erd en ihn alle kennen: K onsul Dr. Hans Otto M eißner, G roßw ildjäger und P oet dazu. G egenw ärtig hält er sich a u f einer Jag d exp ed itio n in A sien auf, um fü r den F ranz-Schneider-V erlag in M ünchen ein Jugendbuch zu schreiben. Im „M enschenfresser vo n K a m podong“ erzählt er Euch ein gefährliches Jagderlebnis, das ih m a uf der E xp ed itio n beinahe das L eben gekostet hätte. W enn Ih r einige seiner im F ranz-Schneider-V erlag erschienenen Büche* lesen w ollt, b e k o m m t Ihr in jed er B uchhandlung seine spannenden Jugendbücher „Gorilla g reift an“, „Hassans schwarze F racht“,' „Der Silberschatz der Tuareg“ und „Ti­ gerjagd in S ia m “.

nicht richtig, sondern schoß ihm n u r das lin k e Auge weg. D er T iger ließ nun seine B eute im Stich und flüchtete. A ber d er M ann w a r so schw er verletzt, daß er im K ra n k en h au s starb. In W irklichkeit ist die T igerjagd ein ganz langw eiliges G eschäft. D enn selbst in ein er Gegend, in der es sehr viele T iger gibt, ist es schw er, das R au b tier tatsächlich zu finden. T agsüber liegt d er T iger irgendw o im dichtesten D schungel im D unkel eines G estrüpps versteckt und schläft. F ü r jed en Tag sucht e r sich ein anderes verstecktes Plätzchen, so daß m an nie weiß, wo er sich g erad e aufhält. D er'Jag d b e re ich eines Tigers h a t eine A usdehnung von etw a 100 bis 150 Q u adratkilom eter! In diesem G ebiet h ä lt d e r T iger keinen Wechsel ein und erscheint m al h ier und mal dort, aber nie m e h re re N ächte hindurch an der gleichen Stelle. N u r w enn es g eregnet h a t u nd der Tiger ü ber eine sandige od er sum pfige Stelle g:ng, k an n m an seine S p uren lesen. Im dichten Dschungel, im hohen L alang-G ras oder auf dem L aub der G u m m iplantagen h in te r lassen die w ei­ chen T atzen der R iesenkatze keinerlei S puren. Es gibt zwei A rten von Tigern, n äm I:ch die sogenannten K a m p o n g T .ger und die D s c h u n g e 1 -Tiger. K am pong ist die m alaiische Bezeichr.ur.g fü r Dorf, und ein K am pong-T iger äC-mmt jede N acht aus dem Inneren i r , Dschungels hervor, um sich an den R an d des Dorfes zu schleichen, wo er Ziegen, H unde, B üffel, H ausschw eine ur.d Geflügel raubt. E in D schungelT :g er h ält sich nie in einer G egend auf, t r der M enschen leben, sondern le b t vcn W ildschweinen, A ntilopen, H irscr.en und dergleichen. E r ist praktisch "ie zu erreichen und lä ß t sich auch rieh t anlocken, da er n u r lebende T iere (rißt. Kur u n te r A nw endung aller Jag d k n iffe Et es m ir gelungen, einen D schungelTiger zu erlegen. W enn m an die te u f­

lisch feuchte H itze bedenkt, die jede E nergie lähm t, und die Millionen,. von Moskitos, die den Jä g e r in seinem B aum um schw irren und aussaugen, ohne daß e r sich rü h re n darf, k an n m an vielleicht erm essen, w as fü r ein „V ergnügen“ die Ja g d auf den T iger ist. N achdem ich also den ersten Tiger hatte, verstieg sich m ein E hrgeiz zu dem W unsch nach einem „ S u p e r ­ t i g e r “, nach einem m enschenfressen­ den Tiger. Da springt ein Tiger zwischen die Leute T atsächlich w ird die G egend h ier seit M onaten von einem „M enschenfresser“ te rro risie rt, der sich ganz und g ar nicht an die G epflogenheiten d er übrigen T iger h ä lt und d er kein bestim m tes Ja g d re v ie r hat, sondern sich auf einem G ebiet von etw a 50 m al 50 K ilom eter h eru m treib t. D ieser T iger h a t in den letzten M onaten einen 12jährigen ja v a ­ nischen Jungen, d er vor sein er e lte r­ lichen H ü tte das m oham m edanische A bendgebet verrichtete, lebend fo rtg e­ schleppt und am R ande des Dschungels zerrissen. K urz d a ra u f h a t er 10 K ilo­ m eter w eiter weg eine F ra u beim W asserholen ü b erfallen und au fg efres­ sen. V ierzehn T age sp ä ter geschah fol­ gendes: nach E inbruch d e r D unkelheit saß eine A nzahl von D orfleuten au f der V eranda vor einem R eisb au ern h au s am Feuer, um sich zu u n te rh a lte n . Plötzlich sprang d er T iger m itte n u n te r die Leute, riß einen M ann h erau s und schleppte ihn n u r zwei K ilom eter weg. D er arm e K erl schrie aus L eib esk räf­ ten. Ein C hinese n am ens Kim, der mich oft au f der Jag d begleitete, h atte gerade noch Zeit, m ein G ew ehr zu holen und au f den Tiger zu feuern. L eider tra f er ihn in d er A ufregung

Dem „Menschenfresser“ auf der Spur W ährend ich m id i n u n h ier im Dorf aufhielt, holte sich derselb e Tiger m orgens um 7 U hr, also schon bei Tageslicht, einen A rb e ite r der G um m i­ plantage, d e r gerade beim G um m izap­ fen w ar. Seine K am eraden konnten deutlich sehen, daß eines der T ig er­ augen weiß, also blind w ar. Es konnte n u r der „M enschenfresser“ gew esen sein. Ich brach sofort auf, iii der H offnung, noch T igerspuren zu finden, a b e r sie w aren b ereits vom Regen verw ischt. Da es nicht möglich ist, einen „M en­ schenfresser“ m it tierischen K ödern a n ­ zulocken, und sich u n te r den E inge­ borenen kein „F reiw illig er“ fand, blieb m ir nichts anderes übrig, als selbst den K öder zu m achen. Ich h ab e mich nun drei N ächte h in d u rch selb er am R and des D schungels u n te r einen B aum ge­ setzt, das g esp an n te G ew ehr in d er H and, und gehofft, d e r T iger w ü rd e auf mich se lb er A ppetit hab en und m ir ins G ew ehr springen. Weil ich auf dem Boden saß, h a tte ich es nicht n u r m it den scheußlichen Moskitos, sondern auch m it d en A m ei­ sen zu tun. In d e r d ritte n N acht nun h a tte ich das ö l vergessen, m it dem ich mich sonst einreibe, um mich w enig­ stens vor diesen In sek ten zu schützen. Infolgedessen k o n n te ich es d ie ganze N acht ü b er einfach nicht aushalten, sondern tr a t um M itternacht den Rück­ zug an. Höllenfahrt m it dem Jeep W ieder in m eine H ü tte zurückgekehrt, w a r ich so nervös und erledigt, daß ich ein halbes W asserglas K ognak tran k , um ru h ig schlafen zu können. Gegen ein U hr w u rd e ich jedoch durch einen F ortsetzung Seite 8