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Seile 3

NFSZ 2

Die Schule -Stiefkind des Wirtschaftswunders Bilder: Meidel, S eyfferth

F rü h e r w a r dieser kleine R aum im N euen G ym nasium N ü rn b erg einm al eine E h ren h alle fü r die G efallenen der W eltkriege. H eute d ie n t die H alle als U m kleideraum fü r die T urner. Eine d er v ielen N otlösungen, w ie sie heute bei vielen Schulen unum gänglich sind. F a st die H älfte des Schulgebäudes w u rd e im K rieg zerstö rt u n d nicht w ie­ d er au fgebaut. Die S chülerzahl blieb die gleiche. 11 Z im m er stehen fü r 18 K lassen zu r V erfügung. N ur durch den gesundheitlich u nd pädagogisch so nachteiligen S chichtunterricht lä ß t sich d er Schulbetrieb durchführen. E in N eu­ b au ist zw ar b ere its geplant, d e r B au ­ p la tz reserv iert. A ber d e r S ta a t lä ß t sich Zeit, und v e rtrö ste t den A n sta lts­ leiter, O b erstu d ien d irek to r Dr. A lex an ­ d e r Schäfer, d er sich um einen baldigen B aubeginn bem üht, von J a h r zu Ja h r.

Ein d u n k le r Schacht, um geben von hohen, v erd reck ten B acksteinm auern, das ist der Schulhof des N euen G ym nasium s in N ürnberg. In d er P au se d rän g e n sich h ie r au f kau m 1000 Q u ad ratm etern H u n d erte ju n g e r M enschen, die nach dem U n terrich t in schlecht d u rch lü fteten R äum en fü n fzeh n M inuten lang frische L u ft schnappen w ollen. D abei ließe sich diesen u n w ü rd ig en V erh ältn issen leicht ab ­ helfen: d reiein h alb M illionen M ark w ü rd e der se it Ja h re n g ep lan te N eubau des N euen G ym nasium s m it einem w eiträu m ig en Schulhof kosten. Doch V äterchen S ta a t ist kniggerig. F ü r Schulen h a t er kein Geld. K asern en u n d E xerzierplätze scheinen ihm g egenw ärtig w ichtiger.

D er Blick aus dem F en ster: N ichts als öde H äuserfassaden. U nd in ein er solchen U m gebung soll sich d er Schüler w ohlfühlen? (Bild links) — Die S chulraum not zw ingt die D irek to rate m anchm al zu seltsam en Lösungen. Die O berrealschule in F ü rth m u ß te durch eine Z w ischenw and aus P ap p e einen ih re r d rei Zeichensäle teilen, um so R aum fü r zw ei K lassen zu erh alten . Da die W and den Schall kau m däm pft, h ören die Schüler im m er den U n terrich t im N ebenzim m er m it, so daß die L e h rk rä fte oft ih r eigenes W ort kau m versteh en . (Bild rechts) Bild unten : O ft fe h lt es, w ie h ier im N euen G ym nasium , an den p rim itiv sten sa n itä re n E inrichtungen. Die W aschküche des H au sv erw alters im K eller des Schulhauses w u rd e n o td ü rftig als R einigungsgelegenheit fü r Schüler nach dem T u rn u n te rric h t h ergerichtet. J e d e r In d u strieb e trieb w ü rd e sich ü b er einen solchen W aschraum schäm en, die G ew erkschaft w ü rd e A larm schlagen. Die Schüler hab en keine G ew erkschaft.

Die Schuleinrichtungen sind häufig v eraltet, die B änke zu klein. N u r m it M ühe zw ängen sich die 16jährigen in die B änke, in denen ih re gleichaltrigen K ollegen vor 25 J a h re n noch reichlich P latz fanden. G esundheitliche Schädi­ gungen, w ie R ückgratverkrüm m ungen, sind die Folge. W ill m an die höhere Schuljugend, die sp ä te r einm al die F ü h ­ rerschicht u n seres V olkes stellen soll, noch w eiter in solchen S chulgebäuden v erk ü m m ern lassen? W enn d er Satz: „W er die Ju g en d hat, h a t die Z u k u n ft“, stim m t, d an n gehen w ir in D eutschland schlim m en Z eiten entgegen.