Seite:Pennalen Jg 6 Nr 4 1959.pdf/8

Aus FürthWiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Diese Seite wurde noch nicht korrekturgelesen.


Unsex J?ehxcxpoxtxät

U n s e re

liw

t

Di« "PENNALEN" geben ihren Lesern an dieser Stelle Gelegenheit, ihre Meinung zu äußern. Liese Meinung hat mit den Anschauungen der Redaktion nichts zu tun.Wir versichern, daß niemand den Na■en des Einsenders erfahren wird, bitten aber, keine anonymen Zuschriften zu schicken.

OStftMXtzsch Eines Sonntags hatten sich ein paar Redak­ tionsmitglieder vorgenommen, ein oder zwei Lehrkräfte aufzusuchen und sie für Euch zu interviewen. Den Anfang machten wir mit Herrn OStR. Karl Witzsch aus der Handels­ schule. Wir wurden zunächst in einen Raum mit einem Flügel geführt, woraus wir so­ fort auf die .Musikbegeisterung von Herrn OStR. Witzsch schlossen. Herr Witzsch wurde am 11. 1. 19o3 in Fürth gehören. Er besuchte vier Jahre lang die Privatvorschule Heckmann, dann das hum. Gymnasium. Seit seiner Kindheit wollte er Religionslehrer werden.So studierte er zu­ nächst Theologie,Philosophie und Geschich­ te in Nürnberg, Erlangen, Leipzig und Ber­ lin. Er wechselte dann jedoch auf Wirt­ schaftswissenschaften und ist heute Dipl.Haufmann, Dipl.-Handelslehrer und besitzt außerdem die Lehramtsprüfung für Kurzschrift und Maschinenschreiben. Als Schüler war er fünf Jahre lang aktiv in der Jugendbewegung, warend seiner Studentenzeit war er begeisterter Corpsstudent. 193o heiratete Herr Witzsch,er ist zeitung in eigener Verantwortung zu Vater von 4 Kindern. Seit 1935 ist redigieren. Spielt bei der Forde­ er an der Städt. Handelsschule tä­ rung nach Zensur vielleicht nicht tig. Vorher war er mehrere Jahre auch die Angst mit, kritisiert zu Lehrer an Heeres- und Polizeifach­ werden?Erziehungsziel ist es doch, den jungen Menschen zu schulen. Seine sehr viel­ einer Persönlichkeit zu seitige Tätigkeit wurde im machen, die aus eigener Jahre 1943 durch den Krieg Verantwortung ihr Leben und die bis 1946 dauennde gestaltet. Dazu gehört Gefangenschaft unterbro­ auch Erziehung zum kri­ chen. Wegen Parteizuge­ tischen Denken. Nicht hörigkeit war erdann noch nur der Staat, auch El­ für 5 Jahre vom Schuldienst ternhaus und Schule suspendiert. In dieser müssen sich unter diese Zeit lernte er das Schrei­ Kritik stellen." nerhandwerk, anschließend Über die heutige Jugend war er Privatlehrer. meint Herr OStR Witzsch: Wir fragten Herrn OStR "Die Jugend ist,bedingt natürlich auch nach sei­ durch die Irren und '/ir­ nen Ansichten. Zunächst ren der Kriegs- undNach­ seine Meinung über Schü-^ lerzeitung: Auch das ist Herr kriegszeit,heute selbst­ "Ich lehne die Zensur der OStR Witzsch - aller­ ständiger und kritischer Schülerzeitung ab. Wenn, dings ist das schon veranlagt als die Gene­ ration vor ihr. Das ist ein 18-Jahriger für geeig­ einige Jahre her! 'sehr erfreulich. Auch net befunden wird, sich der Wandervogel galt einmal als re­ für sein Vaterland totschießen zu volutionär, heute sind es vielleicht lassen, so wird man ihm wohl auch die Jazzfans. Konnte man.bzw. kann zubilligen müssen, eine Schüler­

Zu unserer letzten Nummer ist uns eine Reihe von Leser­ briefen auf den Redaktionsschreibtisch geflattert. Lei­ der haben wir nicht genug Platz, alle Zuschriften unge­ kürzt abzudrucken, doch wollen wir versuchen, das Wich­ tigste daraus zu veröffentlichen.

i m i n i B n i

u n s

v e r s t i h i n

Gewiß erinnert Ihr Euch an den Leitartikel unserer Osternummer. Bald nach Erscheinen dieses Hef­ tes konnten wir zwei Leserbriefe

zu diesem Thema aus unserem-Briefkasten ziehen. Ich will nun kurz einige Gedanken aus diesenBilefen wiedergeben: " ... warum bombardiert man uns durch Presse und Rundfunk mit solchen Artikeln und Sendungen? ... Die übertrieben starke nationalistische Haltung im 3. Reich hat dazu geführt, daß heute nur noch wenig Natio­ nalgefühl herrscht.Im allgemeinen hält es doch fast jeder Jugendliche mit dem Wort: 'Dort wo mir's gut geht ist mein Vaterland.' Ich bin überzeugt,daß das für 7o - 8o$> der Jugendlichen zutrifft, und daß nur geringe Reste von Nationalgefühl in der Brust unserer international denkenden Teenager wohnen. ... Woran liegt die antideutsche Einstel­ lung vieler Engländer? Es ist ein wirtschaftlicher Grund.Wie vor 1914 ist Deutschland heute wieder die schärfste Konkurrenz der Engländer auf den Weltmärkten. Wie nach dem 1. Weltkrieg war auch diesmal (nach 1945) der Handelskonkurrent (Deutschland) aasgeschaltet, aber nur für kurze Zeit. - Futterneid ist aber bekanntlich der stärkste Neid. ..." (lupus II) Was das Vaterlandszitat anbe­ trifft, so ist das das entgegen­ Völlig berechtigt dagegen ist gesetzte und daher ebenso unge­ sein Hinweis auf die anti-deutsche rechtfertigte Extrem wie das im Einstellung vieler Engländer. vorhergehenden Satz von lupus II Auch mir gab die Bemerkung eines verurteilte. Zudem ist solch ein Engländers: "The best German is Leitmotiv nicht internatio­ a dead one!" zu denken. Dazu die nales Denken, sondern Egoismus, Stimme des Lesers Wilkitzki aus bestenfalls Gleichgültigkeit. der OR: 5 Gewiß, es wäre sehr schön, wenn w i r trotz seinem (Bundespräsi­ dent!) Fiasko das alles so schnell wie möglich aus dem Weg räumen könnten, was sich in den letzten Jahrzehnten an Haß, Feindschaft und Rachegefühlen aufgespeichert hat - ich gestehe es ein - auf beiden Seiten. " Hier folgt ein dem DAILY MIRROR entstammendes Hetzzitat:^

man deshalb von einem Abstieg sprechen? Auf unsere Frage, was er für die Zukunft noch alles vorhabe, antwortet« uns Herr CStR. Witzsch: "Für das Ende natürlich meine Pensionierung!" Herr Witzsch ist tätig im Betriebsrat der Schule, im Lehrerausschuß de} Stadt Fürth, außerdem ist er 2. Vorsitzender einer Pädagogen—Arbeitsge­ meinschaft und endlich bemüht er sich auch noch sehr um das Wohl der Kunstgemeinde.Zum Abschluß führte uns Herr OStR. noch in sein sehr neti eingerichtetes, wirklich nach viel Arbeit aussehendes Arbeitszimmer. Seiner Einladung, noch ein Gläschen Sechsämtertropfen zu trinken, konn­ ten wir aus Zeitmangel leider nicht nachkommen.