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zu bildenden Gegenwertfonds und einen wirtschaftlichen Wiederaufschwung geschaffen. Außerdem beauftragten die drei Westmächte die Ministerpräsidenten der Länder ihrer Zonen am 30. Juni 1948 in Frankfurt/Main, eine Verfassung für einen demokratischen westdeutschen Bundesstaat auszuarbeiten.561 Da der bei der Währungsreform weitgehend aufgehobene Preisstopp zu Preissteigerungen führte, kam es ab Sommer 1948 zu Tumulten vor Geschäften, spontanen Streiks und Demonstrationen sowie am 12. November 1948 zu einem Generalstreik der Gewerkschaften in der Bizone, worauf der bei der Währungsreform aufrechterhaltene Lohnstopp ebenfalls aufgehoben wurde.562 Während mit der Währungsreform und der Freigabe der Preise die seit Kriegsende üblichen Hamsterfahrten sowie Tausch- und Schwarzmarktgeschäfte spätestens nach Aufhebung des Lohnstopps langsam ausliefen, hatte sich im Sommer 1948 in Bayern die Auseinandersetzung mit der amerikanischen Militärregierung über die Schulreform zugespitzt. Entsprechend der bei der Ablehnung seines zweiten Schulreformplanes erfolgten Anweisung der Militärregierung vom 23. Dezember 1947 war von Kultusminister Hundhammer sogleich ein dritter Schulreformplan entwickelt worden, der sich an den amerikanischen Vorstellungen orientierte und als Vorstufe einen Kindergarten, als Grundstufe eine entweder vier oder sechs Jahre umfassende Gemeinschaftsschule und daran anschließend einen Pflichtzweig A mit dreijährigem allgemeinbildenden Zug und dreijährigem berufsbegleitenden Unterricht, einen Pflichtzweig B mit dreijähriger Fachmittel- und dreijähriger Fachoberschule und einen Pflichtzweig C mit einem sechsjährigen Reformzug und einem sechsjährigen naturwissenschaftlichen Zug vorsah. Im Anschluss an die insgesamt zwölfjährige Pflichtschulzeit waren beim Zweig A zweijährige Spezialfachschulen und eine dreijährige Sonderreifeprüfung, beim Zweig B dreijährige Akademien und beim Zweig C nach einem generellen einjährigen Philosophikum entweder eine zweijährige Akademieausbildung oder ein vierjähriges Jeep abgeholt und nach München gebracht worden war, um dort unter Ministerpräident Hoegner bis Ende 1946 als bayerischer Wirtschaftsminister zu amtieren. Anschließend war Ludwig Erhard an den Vorbereitungen der Währungsreform vom 20. Juni 1948 indirekt beteiligt, weil er ab 1947 nach seiner Ernennung zum Honorarprofessor durch die Universität München die Expertenkommission Geld und Kredit bei der unter der Oberhoheit von Amerikanern und Briten stehenden Verwaltung für Finanzen der Bizone leitete und ab März 1948 in dem für die Trizone geschaffenen zweiten Verwaltungsrat des Vereinigten Wirtschaftsgebietes neben den Direktoren für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, für Finanzen, für Verkehr, für Post- und Fernmeldewesen und für Arbeit, die einschließlich des Oberdirektors alle der CDU oder der CSU angehörten, auf Vorschlag der FDP ohne Zugehörigkeit zu einer politischen Partei zum Direktor für Wirtschaft ernannt wurde. Über den Zeitpunkt der Währungsreform wurde Ludwig Erhard von den Westalliierten allerdings erst fünf Tage vor dem Termin informiert und gab dann einen Tag vor dem Termin über Rundfunk bekannt, dass Zwangsbewirtschaftung und Preisbindung ab morgen in einigen Bereichen aufgehoben seien. Vgl.: Barbara Ohm, Fürth. Geschichte der Stadt, Fürth 2007. S.373f. 561Vgl. den Artikel Frankfurter Dokumente, in: www.wickipedia.de, hier: Ausdruck vom 03.06.2020. Die Ministerpräsidenten der Trizone hatten dazu nach einer Konferenz im Hotel Rittersturz in Koblenz zwar Bedenken und Einwände geäußert, die die drei Westmächte zurückwiesen und an ihrem Kurs einer Weststaatsgründung festhielten. Zugleich hatte die Sowjetunion auf die Währungsreform in den drei Westzonen vom 20. Juni 1948 vier Tage später mit einer improvisierten Währungsreform in der SBZ und in ganz Berlin reagiert, bei der die alten RM-Banknoten mit Aufklebern („Tapeten-Mark“) versehen wurden, und sogleich eine Blockade aller Land- und Wasserwege nach Berlin durchgeführt, als die Westmächte in ihren drei Sektoren DM-Bankennoten mit Aufklebern des Berliner Bären („Bären-Mark“) herausgaben. Um während der bis 12. Mai 1949 dauernden Berlin-Blockade die Militärangehörigen und die Bevölkerung in den drei West-Sektoren zu versorgen, richteten die Amerikaner mit zahlreichen Transportflugzeugen eine „Luftbrücke“ ein. 562Vgl.: Hans Woller, Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone. Die Region Ansbach und Fürth, München 1986, S.306f.

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