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Pfundtner selbst, der grundsätzlich solchen Eingemeindungen skeptisch gegenüber stand<ref>Anmerkung: Laut Pfundtner stellten Sonderbestimmungen generell eine Gefahr für einen einheitlichen und effizienten Verwaltungsapparat dar und sind deshalb grundsätzlich abzulehnen. Die Ablehung hatte somit nichts mit den Fürther oder Nürnberger Verhältnissen zu tun. Es gab in dieser Zeit noch mehr Bestrebungen der Eingemeidungen, z. B. München und Starnberg.</ref>, schenkte diesen Aussagen scheinbar nicht allzu viel Glauben und versuchte sich direkt beim Reichskanzleramt über den Wahrheitsgehalt zu erkundigen.<ref>Peter Diehl-Thiele, Partei und Staat im Dritten Reich, Beck München 1971, S. 190 ff.</ref>  Auch der Innenminister Wilhelm Frick erkundigte sich am [[16. Februar]] [[1940]] in einem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, ob es wirklich Hitlers Wunsch entspräche, wenn beide Städte zusammengefasst werden.<ref>Schreiben Reichsinnenminister an den Chef der Reichskanzlei vom 16.02.40, Bundesarchiv Berlin B 43/II, Nr. 576</ref> Zwar wurde dieses Ansinnen dann von Bormann bestätigt, aber inzwischen hatte sich in der Angelegenheit noch ein "Fürther Sohn" an Adolf Hitler gewandt: kein Geringerer als der in Fürth geborene Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig [[Albert Forster]].  In einer Unterredung mit dem Diktator entrüstete sich [[Albert Forster|Forster]] über die Pläne einer Eingemeindung und sagte: "''dass der alte Gegensatz zwischen Nürnberg und Fürth nach wie vor bestände, dass also die Fürther keineswegs begeistert die Vereinigung ihrer Stadtverwaltung mit der Nürnberger begrüssen würden''".<ref>Schreiben Martin Bormann an Hans Heinrich Lammers vom 26.02.1940, Bundesarchiv Berlin R 43/II, Nr. 576</ref> Nach einer persönlichen Unterredung Bormanns mit Lammers und Hitler kam im März [[1940]] prompt die Antwort zu Ungunsten Liebels: "''Der Führer wünscht während des Krieges weder eine Zusammenlegung der Stadtgemeinden [[Nürnberg]] und Fürth, noch eine kommissarische Verwaltung der Stadt Fürth durch den [[Oberbürgermeister]] der Stadt der Reichsparteitage''".<ref>Schreiben Hans Heinrich Lammers an Martin Bormann vom 19.03.1940 (Entwurf), Bundesarchiv Berlin R. 43/II, Nr. 576</ref> Warum Hitler seine Zustimmung noch aus dem Januar [[1940]] im März zurückzog, ist nicht geklärt; die Hinweise [[Albert Forster|Forsters]] auf vermeintliche Widerstände aus der Bevölkerung und der nach wie vor schwelende Konflikt um die sog. "Holz-Aktion" (Arisierung jüdischen Eigentums) bzw. der Absetzung Streichers als Gauleitung mögen hier sicherlich mit eine Rolle gespielt haben.
 
Pfundtner selbst, der grundsätzlich solchen Eingemeindungen skeptisch gegenüber stand<ref>Anmerkung: Laut Pfundtner stellten Sonderbestimmungen generell eine Gefahr für einen einheitlichen und effizienten Verwaltungsapparat dar und sind deshalb grundsätzlich abzulehnen. Die Ablehung hatte somit nichts mit den Fürther oder Nürnberger Verhältnissen zu tun. Es gab in dieser Zeit noch mehr Bestrebungen der Eingemeidungen, z. B. München und Starnberg.</ref>, schenkte diesen Aussagen scheinbar nicht allzu viel Glauben und versuchte sich direkt beim Reichskanzleramt über den Wahrheitsgehalt zu erkundigen.<ref>Peter Diehl-Thiele, Partei und Staat im Dritten Reich, Beck München 1971, S. 190 ff.</ref>  Auch der Innenminister Wilhelm Frick erkundigte sich am [[16. Februar]] [[1940]] in einem Schreiben an den Chef der Reichskanzlei Hans Heinrich Lammers, ob es wirklich Hitlers Wunsch entspräche, wenn beide Städte zusammengefasst werden.<ref>Schreiben Reichsinnenminister an den Chef der Reichskanzlei vom 16.02.40, Bundesarchiv Berlin B 43/II, Nr. 576</ref> Zwar wurde dieses Ansinnen dann von Bormann bestätigt, aber inzwischen hatte sich in der Angelegenheit noch ein "Fürther Sohn" an Adolf Hitler gewandt: kein Geringerer als der in Fürth geborene Gauleiter und Reichsstatthalter in Danzig [[Albert Forster]].  In einer Unterredung mit dem Diktator entrüstete sich [[Albert Forster|Forster]] über die Pläne einer Eingemeindung und sagte: "''dass der alte Gegensatz zwischen Nürnberg und Fürth nach wie vor bestände, dass also die Fürther keineswegs begeistert die Vereinigung ihrer Stadtverwaltung mit der Nürnberger begrüssen würden''".<ref>Schreiben Martin Bormann an Hans Heinrich Lammers vom 26.02.1940, Bundesarchiv Berlin R 43/II, Nr. 576</ref> Nach einer persönlichen Unterredung Bormanns mit Lammers und Hitler kam im März [[1940]] prompt die Antwort zu Ungunsten Liebels: "''Der Führer wünscht während des Krieges weder eine Zusammenlegung der Stadtgemeinden [[Nürnberg]] und Fürth, noch eine kommissarische Verwaltung der Stadt Fürth durch den [[Oberbürgermeister]] der Stadt der Reichsparteitage''".<ref>Schreiben Hans Heinrich Lammers an Martin Bormann vom 19.03.1940 (Entwurf), Bundesarchiv Berlin R. 43/II, Nr. 576</ref> Warum Hitler seine Zustimmung noch aus dem Januar [[1940]] im März zurückzog, ist nicht geklärt; die Hinweise [[Albert Forster|Forsters]] auf vermeintliche Widerstände aus der Bevölkerung und der nach wie vor schwelende Konflikt um die sog. "Holz-Aktion" (Arisierung jüdischen Eigentums) bzw. der Absetzung Streichers als Gauleitung mögen hier sicherlich mit eine Rolle gespielt haben.
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[[Bild:Karl Häupler - A7255.jpg|thumb|right|Fürther Kom. Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler]]OB Liebel, noch nicht wissend um die endgültige Ablehnung, versuchte durch einen weiteren Umstand die Karten zu seinen Gunsten zu mischen. Kurz zuvor wurde der Fürther Oberbürgermeister und Amtskollege [[Franz Jakob]] am [[28. Oktober]] [[1939]] in das damalige Westpreußen versetzt. Dies geschah nicht zuletzt zum Schutz der Partei vor Ort aufgrund seiner Verfehlungen und der maßlosen persönlichen Bereicherungen durch die Enteignung jüdischen Eigentums (Arisierung). Die dadurch vakant gewordene Stelle des Oberbürgermeisters wurde zunächst nur kommissarisch durch Dr. [[Karl Häupler]] besetzt. Liebel versuchte, einer dauerhaften Übertragung der Stelle entgegenzuwirken, zumal ihm [[Franz Jakob|Jakob]]s Nachfolger viel zu selbstbewusst auftrat. Stattdessen sollte [[Karl Häupler|Häupler]] im Juni [[1941]] nach Liebels Vorstellung lieber nach Straßburg als 1. Beigeordneter wechseln, damit einer Eingemeindung nichts im Wege steht.<ref>Schreiben Häupler an den Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfrankens vom 26.08.1940, Stadtarchiv Fürth, HG 025, Nr. 415</ref> [[Karl Häupler|Häupler]] lehnte dankend ab mit der Begründung "''er werde während des Krieges in Fürth gebraucht''" und forcierte seine Bemühungen zum ordentlichen Oberbürgermeister ernannt zu werden<ref>Schreiben Karl Häupler an den Reichsstatthalter in Bayern vom 4.12.1941 (Entwurf), Stadtarchiv Fürth HG 025, Nr. 415</ref> - auch um eine Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] zu erschweren. Weder im Bay. Ministerium noch im Reichsministerium war man jedoch gewillt, die Frage der Städtevereinigung während des Krieges abschließend zu klären, zumal es inzwischen eine klare Entscheidung des Diktators in Berlin gab. Der letzte Versuch am [[31. Mai]] [[1940]] durch einen schriftlichen Antrag Liebels an das Reichsinnenministerium wurde demzufolge konsequent abgelehnt: ''da im Krieg nur wichtige Ausnahmen eine solche Veränderung der Gemeindegrenzen rechtfertigt''.<ref>Aktenvermerk Ministerialrat Reihling im Reichsministerium des Innern vom 14. Juni 1940, Bundesarchiv Berlin R 1501, Nr. 1303</ref>
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[[Bild:Karl Häupler - A7255.jpg|thumb|right|Fürther komm. Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler]]OB Liebel, noch nicht wissend um die endgültige Ablehnung, versuchte durch einen weiteren Umstand die Karten zu seinen Gunsten zu mischen. Kurz zuvor wurde der Fürther Oberbürgermeister und Amtskollege [[Franz Jakob]] am [[28. Oktober]] [[1939]] in das damalige Westpreußen versetzt. Dies geschah nicht zuletzt zum Schutz der Partei vor Ort aufgrund seiner Verfehlungen und der maßlosen persönlichen Bereicherungen durch die Enteignung jüdischen Eigentums (Arisierung). Die dadurch vakant gewordene Stelle des Oberbürgermeisters wurde zunächst nur kommissarisch durch Dr. [[Karl Häupler]] besetzt. Liebel versuchte, einer dauerhaften Übertragung der Stelle entgegenzuwirken, zumal ihm [[Franz Jakob|Jakob]]s Nachfolger viel zu selbstbewusst auftrat. Stattdessen sollte [[Karl Häupler|Häupler]] im Juni [[1941]] nach Liebels Vorstellung lieber nach Straßburg als 1. Beigeordneter wechseln, damit einer Eingemeindung nichts im Wege steht.<ref>Schreiben Häupler an den Regierungspräsidenten Ober- und Mittelfrankens vom 26.08.1940, Stadtarchiv Fürth, HG 025, Nr. 415</ref> [[Karl Häupler|Häupler]] lehnte dankend ab mit der Begründung "''er werde während des Krieges in Fürth gebraucht''" und forcierte seine Bemühungen zum ordentlichen Oberbürgermeister ernannt zu werden<ref>Schreiben Karl Häupler an den Reichsstatthalter in Bayern vom 4.12.1941 (Entwurf), Stadtarchiv Fürth HG 025, Nr. 415</ref> - auch um eine Eingemeindung Fürths nach [[Nürnberg]] zu erschweren. Weder im Bay. Ministerium noch im Reichsministerium war man jedoch gewillt, die Frage der Städtevereinigung während des Krieges abschließend zu klären, zumal es inzwischen eine klare Entscheidung des Diktators in Berlin gab. Der letzte Versuch am [[31. Mai]] [[1940]] durch einen schriftlichen Antrag Liebels an das Reichsinnenministerium wurde demzufolge konsequent abgelehnt: ''da im Krieg nur wichtige Ausnahmen eine solche Veränderung der Gemeindegrenzen rechtfertigt''.<ref>Aktenvermerk Ministerialrat Reihling im Reichsministerium des Innern vom 14. Juni 1940, Bundesarchiv Berlin R 1501, Nr. 1303</ref>
    
Ironie des Schicksals: so verdankt letztendlich die Stadt Fürth zwei brutalen Kriegsverbrechern und Massenmördern ihre Selbständigkeit - [[Albert Forster]] und Adolf Hitler.
 
Ironie des Schicksals: so verdankt letztendlich die Stadt Fürth zwei brutalen Kriegsverbrechern und Massenmördern ihre Selbständigkeit - [[Albert Forster]] und Adolf Hitler.
    
== Eingemeindungsbestrebungen nach 1945 ==
 
== Eingemeindungsbestrebungen nach 1945 ==
 
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[[Bild:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|thumb|left|Umwidmung Nürnbergs in Fürth-Ost]]Unmittelbar nach dem Krieg wurden erneut Stimmen laut, beide Städte zu fusionieren. Sowohl diese Stimmen, als auch alle weiteren Bestrebungen und Initiativen in den darauf folgenden Jahrzehnten, sind stets am Widerstand der Bevölkerung beider Städte gescheitert - sie sind ein Garant für einen "kommunalpolitischen Selbstmord".
[[Bild:Feier Stadtgrenze 1990.jpg|thumb|left|Umwidmung Nürnbergs in Fürth-Ost]]Unmittelbar nach dem Krieg wurden erneut Stimmen laut, beide Städte zu fusionieren. Sowohl diese Stimmen, als auch alle weiteren Bestrebungen und Initiativen in den darauf folgenden Jahrzehnten sind stets am Widerstand der Bevölkerung beider Städte gescheitert und sind ein Garant für einen "kommunalpolitischen Selbstmord".  
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[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|thumb|right|Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten, Versuch der "Wiedervereinigung" beider Städte unternahmen die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]]-Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier - um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Brauerei]] hierzu ein 50-Liter-Fass Bier spendierte.<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991 S. 24</ref>
[[Bild:PM Fürth-Ost 03101990.jpg|thumb|right|Pressemitteilung zur "Wiedervereinigung beider Städte"]]Den letzten, wenn auch nicht wirklich ernst gemeinten Versuch, der "Wiedervereinigung" beider Städte versuchten die [[Die Grünen|Grünen]] im Jahr [[1990]] anlässlich der Feierlichkeiten zum Tag der deutschen Einheit am [[3. Oktober]] [[1990]]. Hierzu luden die [[Die Grünen|Grünen]] Kreisverbände der Städte Fürth und Nürnberg zu einer Vereinigung der beiden Städte an die "ehem. Stadtgrenze" ein mit Freibier - um Nürnberg in Fürth-Ost umzutaufen. Das Motto der Veranstaltung lautete: "''Jetzt wächst zusammen, was immer schon daneben war.''"<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth & Nürnberg, Pressemitteilung vom 1. Oktober 1990</ref> Nicht unerwähnt bleiben sollte in diesem Zusammenhang, dass die [[Patrizier Brauerei]] hierzu ein 50 Liter Fass Bier spendierte<ref>Die Grünen, Kreisverband Fürth, Rundbrief Januar 1991 S. 24</ref>.
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Oberbürgermeister Dr. [[Thomas Jung]] sagte anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums der Stadt Fürth im Jahr [[2007]]: ''Fürth habe in der Region zu einer selbständigen Stadt heranwachsen können und fühle sich heute neben Nürnberg sehr wohl''. Sein Amtskollege aus [[Nürnberg]], Oberbürgermeister Ulrich Maly erwiderte: ''Es ist gut, dass die Nürnberger ihre Identität in Nürnberg haben und die Fürther in Fürth.''<ref>Bay. Fernsehen [http://www.br.de/franken/inhalt/frankenkult-ur/nuernberg-fuerth-streit100.html im Internet] Stand: 21.12.12, 20:37 Uhr</ref>
Oberbürgermeister Dr. [[Thomas Jung]] sagte anlässlich des 1000jährigen Jubiläums der Stadt Fürth im Jahr [[2007]]: ''Fürth habe in der Region zu einer selbständigen Stadt heranwachsen können und fühle sich heute neben Nürnberg sehr wohl''. Sein Amtskollege aus [[Nürnberg]], Oberbürgermeister Ulrich Maly erwiderte: ''Es ist gut, dass die Nürnberger ihre Identität in Nürnberg haben und die Fürther in Fürth.'' <ref>Bay. Fernsehen [http://www.br.de/franken/inhalt/frankenkult-ur/nuernberg-fuerth-streit100.html im Internet] Stand: 21.12.12, 20:37 Uhr </ref>.
   
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* Hans Ott: ''Die versuchte Eingemeindung Fürths nach Nürnberg 1939''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1991/1, S. 23 - 31
 
* Hans Ott: ''Die versuchte Eingemeindung Fürths nach Nürnberg 1939''. In: [[Fürther Heimatblätter]], 1991/1, S. 23 - 31
* Herbert Schnittger: Die Eingemeindungsverhandlungen zwischen Nürnberg und Fürth von 1900 bis 1933, Inauguraldissertion der Jur. Fakultät der FAU-Erlangen Nürnberg, Fürth, 7. Mai 1952
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* Herbert Schnittger: Die Eingemeindungsverhandlungen zwischen Nürnberg und Fürth von 1900 bis 1933, Inauguraldissertation der Jur. Fakultät der FAU Erlangen-Nürnberg, Fürth, 7. Mai 1952
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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