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Die Antwort auf dieses Abstimmungsergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Die Nordbayerische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Misstrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.''<ref>Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref>  
 
Die Antwort auf dieses Abstimmungsergebnis ließ nicht lange auf sich warten. Die Nordbayerische Zeitung schrieb kurz darauf: ''Wir wissen, dass Nürnberg bei allen Dingen greifbarer Natur, in denen es mit Fürth zusammenging, immer erst an sich gedacht hat. Es hat sich zwar mit uns an den Verhandlungstisch gesetzt, uns stets hübsch über unsere Absichten und Wünsche ausgefragt und ist dann von dannen gegangen, um uns schließlich in den Rücken zu fallen und die Beute für sich einzuheimsen. Herr Dr. Luppe kennt das wohl nicht, und darum auch nicht den Grad des Misstrauens, der in Fürth gegen alle Nürnberger Versprechungen besteht.''<ref>Hermann Hanschel, Oberbürgermeister Hermann Luppe, Nürnberger Kommunalpolitiker in der Weimarer Republik, Hrsg. Nürnberger Forschungen Band 21, 1977, S. 109, Anm. 444</ref>  
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Gleichzeitig formierte sich der Widerstand gegen eine Zusammenlegung beider Städte. An der Spitze des Widerstandes stand der [[1918]] gegründete Verein "[[Treu Fürth]]" mit den Vorsitzenden [[Paul Fronmüller]], Isaak Löw Weiskopf und [[Babette Bauer]], der [[1919]] erstmals zwei Sitze im 42-köpfigen Stadtratsgremium errungen hatte. Ebenfalls dem Widerstand angeschlossen waren der Grund- und Hausbesitzerverein, die Vereinigten Innungen, der "''Interessenverband für gesamte Gewerbe und dem Kleinhandel''" sowie der "''Verein zum Schutze für Handel und Gewerbe''". Sie gründeten gemeinsam einen Arbeitsausschuss "''Zur Erhaltung der Selbständigkeit der Stadt''" Fürth.<ref name="Schwammberger, S. 106"/>
 
[[Bild:Treu Fürth Werbung 1.jpg|mini|left|Zeitungsanzeige gegen die Städtevereinigung]]
 
[[Bild:Treu Fürth Werbung 1.jpg|mini|left|Zeitungsanzeige gegen die Städtevereinigung]]
 
[[Bild:Vereinigung Werbung.jpg|mini|rigth|Zeitungsanzeige für die Vereinigung der beiden Städte]]
 
[[Bild:Vereinigung Werbung.jpg|mini|rigth|Zeitungsanzeige für die Vereinigung der beiden Städte]]
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Gleichzeitig formierte sich der Widerstand gegen eine Zusammenlegung beider Städte. An der Spitze des Widerstandes stand der [[1918]] gegründete Verein "[[Treu Fürth]]" mit den Vorsitzenden [[Paul Fronmüller]], Isaak Löw Weiskopf und [[Babette Bauer]], der [[1919]] erstmals zwei Sitze im 42-köpfigen Stadtratsgremium errungen hatte. Ebenfalls dem Widerstand angeschlossen waren der Grund- und Hausbesitzerverein, die Vereinigten Innungen, der "''Interessenverband für gesamte Gewerbe und dem Kleinhandel''" sowie der "''Verein zum Schutze für Handel und Gewerbe''". Sie gründeten gemeinsam einen Arbeitsausschuss "''Zur Erhaltung der Selbständigkeit der Stadt''" Fürth.<ref name="Schwammberger, S. 106"/>
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Während in Fürth die Anteilnahme der Bevölkerung und Politik sehr hoch war, sah es in Nürnberg ganz anders aus. Bei der Nürnberger Bevölkerung stieß das Thema der Eingemeindung nur auf geringes Interesse. Auch bei der Beratung im Nürnberger Stadtrat hielt sich das Interesse an dem Thema in Grenzen, einige Stadträte waren nicht einmal zur Beratung in der Sitzung erschienen. Die Entscheidung wurde schließlich von beiden Seiten bewusst in einer Volksabstimmung gesucht.
 
Während in Fürth die Anteilnahme der Bevölkerung und Politik sehr hoch war, sah es in Nürnberg ganz anders aus. Bei der Nürnberger Bevölkerung stieß das Thema der Eingemeindung nur auf geringes Interesse. Auch bei der Beratung im Nürnberger Stadtrat hielt sich das Interesse an dem Thema in Grenzen, einige Stadträte waren nicht einmal zur Beratung in der Sitzung erschienen. Die Entscheidung wurde schließlich von beiden Seiten bewusst in einer Volksabstimmung gesucht.
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Am Tag der Abstimmung hatte Treu Fürth die Stadt in den Stadtfarben dekorieren lassen. Gleichzeitig fuhren durch die Stadt Lastwagen und Pferdefuhrwerke mit der Aufschrift: "Wir sind Fürther und bleiben Fürther". In der nun folgenden Volksabstimmung am Sonntag, dem [[22. Januar]] [[1922]] stimmten von 10 bis 17 Uhr alle Wahlberechtigten Fürths mit bayerischer Staatsangehörigkeit über 20 Jahren und seit sechs Monaten in Fürth lebend wie folgt ab: 64,8 % stimmten gegen einen Zusammenschluss der Städte Fürth und Nürnberg.<ref>Anmerkung: Fürth hatte zu diesem Zeitpunkt 42.297 stimmberechtige Einwohner; 33.485 gaben ihre Stimme ab (79 % Wahlbeteiligung!) - davon entfielen für den Zusammenschluss 11.801 (~ 35,24 %), gegen den Zusammenschluss 21.684 (~ 64,75 %), 91 Stimmen waren ungültig - andere Quellen sprechen davon, dass Fürth 42.198 stimmberechtige Einwohner hatte (19.340 Männer, 22.858 Frauen), wovon insgesamt 33.541 von ihrem Stimmrecht gebrauch machten (15.791 Männer und 17.750 Frauen) - entspricht 79,48 & Wahlbeteiligung</ref><ref name="Schwammberger, S. 106"/> Das Ergebnis überraschte viele, da im Vorfeld drei sozialistische Parteien und die Gewerkschaften in Fürth die Bevölkerung zu einer Zustimmung der Vereinigung - und ihre Mitglieder aktiv zur Zustimmung - aufgerufen hatten.
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Am Tag der Abstimmung hatte [[Treu Fürth]] die Stadt in den Stadtfarben dekorieren lassen. Gleichzeitig fuhren durch die Stadt Lastwagen und Pferdefuhrwerke mit der Aufschrift: "Wir sind Fürther und bleiben Fürther". In der nun folgenden Volksabstimmung am Sonntag, dem [[22. Januar]] [[1922]] stimmten von 10 bis 17 Uhr alle Wahlberechtigten Fürths mit bayerischer Staatsangehörigkeit über 20 Jahren und seit sechs Monaten in Fürth lebend wie folgt ab: 64,8 % stimmten gegen einen Zusammenschluss der Städte Fürth und Nürnberg.<ref>Anmerkung: Fürth hatte zu diesem Zeitpunkt 42.297 stimmberechtige Einwohner; 33.485 gaben ihre Stimme ab (79 % Wahlbeteiligung!) - davon entfielen für den Zusammenschluss 11.801 (~ 35,24 %), gegen den Zusammenschluss 21.684 (~ 64,75 %), 91 Stimmen waren ungültig - andere Quellen sprechen davon, dass Fürth 42.198 stimmberechtige Einwohner hatte (19.340 Männer, 22.858 Frauen), wovon insgesamt 33.541 von ihrem Stimmrecht gebrauch machten (15.791 Männer und 17.750 Frauen) - entspricht 79,48 & Wahlbeteiligung</ref><ref name="Schwammberger, S. 106"/> Das Ergebnis überraschte viele, da im Vorfeld drei sozialistische Parteien und die Gewerkschaften in Fürth die Bevölkerung zu einer Zustimmung der Vereinigung - und ihre Mitglieder aktiv zur Zustimmung - aufgerufen hatten.
    
Der [[Stadtrat]], der sich zuvor mit einer 3/4-Mehrheit für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat aufgrund des Ergebnisses noch im Februar [[1922]] geschlossen zurück. Das Ergebnis der Volksabstimmung hatte im Vorfeld zu erheblichen Verwirrungen geführt. Einen Zwang zum Rücktritt gab es nicht, da die Abstimmung nur einen informatorischen Charakter hatte. In der Sitzung des Organisations- und Wahlausschusses befasste man sich am [[1. Februar]] [[1922]] mit dem Thema. OB Wild gab in der Sitzung an, dass seiner Auffassung nach der Ausgang der Volksabstimmung den Stadtrat jeder weiteren Sachbehandlung enthebe. Eine neue Beschlussfassung hielt er nicht für zweckdienlich, vielmehr schlug er den Anwesenden vor, geschlossen als Stadtrat zurückzutreten, auch wenn dies die Gemeindeordnung so als Fall nicht vorsieht bzw. gesetzlich nicht geregelt ist. Unklar war zunächst, wie sich die Stadträte verhalten sollen, die bereits im Vorfeld gegen eine Vereinigung Stellung bezogen hatten (11 Stück an der Zahl). Im Anschluss an die Diskussion gaben die 11 betroffenen Stadträte aber in einer gemeinsamen Erklärung bekannt, dass sie mit einer Neuwahl des Stadtrates einverstanden wären und somit ebenfalls zurücktreten. Nachdem auch die Ersatzmitglieder von ihrem Recht auf das Nachrücken in den Stadtrat Abstand genommen hatten, war der Stadtrat beschlussunfähig - und musste aufgelöst werden. Die Regierung erkannte den Rücktrittsgrund des Fürther Stadtrates als triftig an und ordnete Neuwahlen für den Rest der laufenden Wahlperiode an - der Stadtrat war am 15. Juni 1919 für Dauer von 5 Jahren gewählt worden.
 
Der [[Stadtrat]], der sich zuvor mit einer 3/4-Mehrheit für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat aufgrund des Ergebnisses noch im Februar [[1922]] geschlossen zurück. Das Ergebnis der Volksabstimmung hatte im Vorfeld zu erheblichen Verwirrungen geführt. Einen Zwang zum Rücktritt gab es nicht, da die Abstimmung nur einen informatorischen Charakter hatte. In der Sitzung des Organisations- und Wahlausschusses befasste man sich am [[1. Februar]] [[1922]] mit dem Thema. OB Wild gab in der Sitzung an, dass seiner Auffassung nach der Ausgang der Volksabstimmung den Stadtrat jeder weiteren Sachbehandlung enthebe. Eine neue Beschlussfassung hielt er nicht für zweckdienlich, vielmehr schlug er den Anwesenden vor, geschlossen als Stadtrat zurückzutreten, auch wenn dies die Gemeindeordnung so als Fall nicht vorsieht bzw. gesetzlich nicht geregelt ist. Unklar war zunächst, wie sich die Stadträte verhalten sollen, die bereits im Vorfeld gegen eine Vereinigung Stellung bezogen hatten (11 Stück an der Zahl). Im Anschluss an die Diskussion gaben die 11 betroffenen Stadträte aber in einer gemeinsamen Erklärung bekannt, dass sie mit einer Neuwahl des Stadtrates einverstanden wären und somit ebenfalls zurücktreten. Nachdem auch die Ersatzmitglieder von ihrem Recht auf das Nachrücken in den Stadtrat Abstand genommen hatten, war der Stadtrat beschlussunfähig - und musste aufgelöst werden. Die Regierung erkannte den Rücktrittsgrund des Fürther Stadtrates als triftig an und ordnete Neuwahlen für den Rest der laufenden Wahlperiode an - der Stadtrat war am 15. Juni 1919 für Dauer von 5 Jahren gewählt worden.
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