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[[Datei:Monument Brandopfer Pulvermagazin.JPG|mini|right|Denkmal für die Opfer des Brandunglücks auf dem Fürther Friedhof]]
 
[[Datei:Monument Brandopfer Pulvermagazin.JPG|mini|right|Denkmal für die Opfer des Brandunglücks auf dem Fürther Friedhof]]
Das Fürther '''Pulvermagazin''' nebst Munitionsfabrik befand sich an der Kreuzung der [[Schwabacher Straße]] mit der Rothenburger Straße (Schwabacher Str. 499). Es gehörte zum [[Artilleriedepot]], an dem u. a. vor dem Ersten Weltkrieg das 3. Fußartillerie-Regiment stationiert war. Das Depot in Weikershof bestand aus dem Pulvermagazin und Magazinen für Sprengmunition, Friedenspulver, Handfeuerwaffen, Geschosse und Zündungen. Im Pulvermagazin mussten die Arbeiterinnen zunächst den Sprengstoff in kleine Säckchen abfüllen und wiegen, um diese anschließend in Granaten zu füllen. Später wurden diese Granaten bzw. die Munition für den Einsatz an der Front im Ersten Weltkrieg verwendet.
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Das Fürther '''Pulvermagazin''' nebst Munitionsfabrik befand sich an der Kreuzung der [[Schwabacher Straße]] mit der Rothenburger Straße (Schwabacher Straße 499). Es gehörte zum [[Artilleriedepot]], an dem u. a. vor dem Ersten Weltkrieg das 3. Fußartillerie-Regiment stationiert war. Das Depot in Weikershof bestand aus dem Pulvermagazin und Magazinen für Sprengmunition, Friedenspulver, Handfeuerwaffen, Geschosse und Zündungen. Im Pulvermagazin mussten die Arbeiterinnen zunächst den Sprengstoff in kleine Säckchen abfüllen und wiegen, um diese anschließend in Granaten zu füllen. Später wurden diese Granaten bzw. die Munition für den Einsatz an der Front im Ersten Weltkrieg verwendet.
    
== Tragischer Unfall 1917 ==
 
== Tragischer Unfall 1917 ==
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Die Feuerwehr aus Fürth und Nürnberg versuchten den Brand zu löschen bzw. ein Übergreifen auf benachbarte Räume zu verhindern, in dem sich u. a. weitere Munitionslager befanden. Da nicht genügend Pferde vorhanden waren, um die Löschwagen in die weit entlegene Schwabacher Straße zu bringen, wurden Pferde von vorbeifahrenden Wagen kurzerhand beschlagnahmt.
 
Die Feuerwehr aus Fürth und Nürnberg versuchten den Brand zu löschen bzw. ein Übergreifen auf benachbarte Räume zu verhindern, in dem sich u. a. weitere Munitionslager befanden. Da nicht genügend Pferde vorhanden waren, um die Löschwagen in die weit entlegene Schwabacher Straße zu bringen, wurden Pferde von vorbeifahrenden Wagen kurzerhand beschlagnahmt.
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Die meisten Opfer des Unglücks konnten nach dem Tod nicht mehr identifziert werden, weshalb man dazu überging, die Opfer in einem Ehrengrab gemeinsam auf dem Fürther [[Hauptfriedhof|Friedhof]] beizusetzen. Nur an sieben Särgen konnte ein Name zur Leiche zugeordnet werden. Die Anteilnahme an der Beerdigung durch die Bevölkerung war ernorm groß. 200 Soldaten trugen während der Beerdigung die Särge, während Tausende Fürther am Friedhof von den Toten am [[28. April]] [[1917]] Abschied nahmen. Die Opfer des Unfalls wurden in der Stadt mit den Opfern des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es im Kampfgeschehen gleichgestellt und für ihre "Vaterlandsliebe und Arbeitstreue gewürdigt".
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Die meisten Opfer des Unglücks konnten nach dem Tod nicht mehr identifiziert werden, weshalb man dazu überging, die Opfer in einem Ehrengrab gemeinsam auf dem Fürther [[Hauptfriedhof|Friedhof]] bei zusetzen. Nur an sieben Särgen konnte ein Name zur Leiche zugeordnet werden. Die Anteilnahme an der Beerdigung durch die Bevölkerung war enorm groß. 200 Soldaten trugen während der Beerdigung die Särge, während Tausende Fürther am Friedhof von den Toten am [[28. April]] [[1917]] Abschied nahmen. Die Opfer des Unfalls wurden in der Stadt mit den Opfern des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]]es im Kampfgeschehen gleichgestellt und für ihre "Vaterlandsliebe und Arbeitstreue gewürdigt".
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[[Alfred Nathan]] und [[Fritz Sperk]] schrieben Gedichte über dieses Unglück, das weniger Opfer gefordert hätte, wenn sich die einzige Tür nach außen hätte öffnen lassen. Am [[1. Mai]] [[1917]] passierte in Köln ein ähnlicher Vorfall mit 30 Toten. Danach wurde festgesetzt, dass sich alle Türen nach außen öffnen lassen müssen und die Arbeiterinnen bekamen - statt ihrer langen Röcke - kniebedeckende Pluderhosen als Arbeitskleidung.  
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[[Alfred Nathan]] und [[Fritz Sperk]] schrieben Gedichte über dieses Unglück, das weniger Opfer gefordert hätte, wenn sich die einzige Tür nach außen hätte öffnen lassen. Am [[1. Mai]] [[1917]] passierte in Köln ein ähnlicher Vorfall mit 30 Toten. Danach wurde festgesetzt, dass sich alle Türen nach außen öffnen lassen müssen und die Arbeiterinnen bekamen - statt ihrer langen Röcke - knie bedeckende Pluderhosen als Arbeitskleidung.  
 
[[Bild:Ehrengrabfeld.JPG|mini|right|Ehrengrabfeld auf dem Fürther Friedhof mit Pulvermagazin-Denkmal]]
 
[[Bild:Ehrengrabfeld.JPG|mini|right|Ehrengrabfeld auf dem Fürther Friedhof mit Pulvermagazin-Denkmal]]
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: ''In 42 Särgen und weiteren 8 Särgen mit Namen der Inliegenden auf den Sargdeckeln, geschmückt mit Kränzen der Stadt Fürth wurde um 16 Uhr die Aussegnung der Verstorbenen vom Dekan Herold und Stadtpfarrer Knapp vor der alten Leichenhalle vorgenommen. Dann folgte der Trauerkondukt zum Ehrengrabfeld und die dortige Beisetzung im Massengrab in drei Reihen. Bis 18:15 Uhr dauerten die die Bestattungsfeier mit Ansprachen und Trauermusik.
 
: ''In 42 Särgen und weiteren 8 Särgen mit Namen der Inliegenden auf den Sargdeckeln, geschmückt mit Kränzen der Stadt Fürth wurde um 16 Uhr die Aussegnung der Verstorbenen vom Dekan Herold und Stadtpfarrer Knapp vor der alten Leichenhalle vorgenommen. Dann folgte der Trauerkondukt zum Ehrengrabfeld und die dortige Beisetzung im Massengrab in drei Reihen. Bis 18:15 Uhr dauerten die die Bestattungsfeier mit Ansprachen und Trauermusik.
 
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:''Am 1. Mai wurde das 53. Opfer, die 23-jährige Wally Bezold, beigesetzt. Am 2. Mai starb im Krankenhaus das 54. Opfer der Brand-Katastrophe, der 17-jährige Arbeiter Robert Hofmann. Die Leiche wurde am 8. Mai im Massengrab bestattet.
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:''Am 1. Mai wurde das 53. Opfer, die 23-jährige Wally Bezold, beigesetzt. Am 2. Mai starb im Krankenhaus das 54. Opfer der Brand-Katastrophe, der 17-jährige Arbeiter Robert Hofmann. Die Leiche wurde am 8. Mai im Massengrab bestattet.''
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== Explosion vs. Brand ==
Dem Chronikband des Georg Paul Rieß von 1917 (7. Jahr seiner Aufzeichnungen) liegt auf Seite 90 ein DIN A 4-Blatt bei, datiert vom 14.02.2001 und gefertigt von einem Walter Lutz. Er hält darin die Erinnerungen seiner Mutter Josephine Prexler fest, die in der Munitionsfabrik als Angestellte beschäftigt war. Festgehalten wird, dass Frau Prexler immer von einem Brand und nie von einer Explosion sprach. Bevor sie sich durch eine gesonderte Tür ihres Arbeitsraumes nach außen in Sicherheit bringen konnte, hatte sie andere durch Warnrufe „Es brennt“ alarmiert.
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In der Literatur wird der Unfall gelegentlich als Explosion beschrieben. Dem gegenüber stehen andere Aussagen gegenüber, in dem von einem Brand die Rede ist. In der [[Paul Rieß|Georg Paul Rieß]] Chronik im Stadtarchiv ist ein Gespräch eines Nachfahren einer Zeitzeugin hinterlegt, die nach eigenen Angaben bei dem Unfall unmittelbar mit dabei war. Auf Seite 90 der Chronik ist ein DIN-A4-Blatt hinterlegt, datiert vom 14. Februar 2001. Der Nachfahre Walter Lutz hielt darin die Erinnerungen seiner Mutter Josephine Prexler fest, die in der Munitionsfabrik als Angestellte beschäftigt war. Dabei hielt er fest, dass seine Mutter immer von einem "''Brand und nie von einer Explosion''" sprach. Bevor sie sich durch eine gesonderte Tür ihres Arbeitsraumes nach außen in Sicherheit bringen konnte, hatte sie andere durch Warnrufe „Es brennt“ alarmiert.<ref>StA Fürth, Rießchronik, S. 90</ref>
    
==Literatur==
 
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* [[Artilleriekaserne]]
 
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* [[Die Schilderwach (Buch)]]
 
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== Einzelnachweise ==
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== Bilder ==
 
== Bilder ==
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