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== Nutzung während der NS Zeit ==
 
== Nutzung während der NS Zeit ==
 
[[Datei:Ludwigsbahnhof 1935 - A5887.jpg|miniatur|links|Die künftige Fürther Freiheit, hier noch mit Bahnhof (1935)]]
 
[[Datei:Ludwigsbahnhof 1935 - A5887.jpg|miniatur|links|Die künftige Fürther Freiheit, hier noch mit Bahnhof (1935)]]
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[[Datei:Leo Schlageter Platz A3440.jpg‎|miniatur|rechts|Schreiben zur Benennung des Platzes 1933]]
 
Der [[Ludwigsbahnhof]] wurde durch die NSDAP abgebrochen, da es nach Auffassung des NS-Regime keinen ausreichenden Aufmarschplatz in Fürth gab. Zunächst versuchte man ab 1933 die ehem. Englische Anlage als Aufmarkplatz zu nutzen, diese erschien aber nicht für diesen Zweck geeigent zu sein. Demzufolge erfolgte der Abriss des ehem. Ludwigsbahnhofs 1938, so dass ein großer und "geeigneter" Platz mitten in Fürth entstand für entsprechende Aufmärsche der NSDAP.  
 
Der [[Ludwigsbahnhof]] wurde durch die NSDAP abgebrochen, da es nach Auffassung des NS-Regime keinen ausreichenden Aufmarschplatz in Fürth gab. Zunächst versuchte man ab 1933 die ehem. Englische Anlage als Aufmarkplatz zu nutzen, diese erschien aber nicht für diesen Zweck geeigent zu sein. Demzufolge erfolgte der Abriss des ehem. Ludwigsbahnhofs 1938, so dass ein großer und "geeigneter" Platz mitten in Fürth entstand für entsprechende Aufmärsche der NSDAP.  
 
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[[Datei:Afrika Korps 1941.jpg‎|miniatur|links|Afrika Korps um 1941 in Fürth]]
 
Traurige "Berühmtheit" erlangte der Schlageterplatz, inzwischen nach einem militanten NS-Aktivisten der ersten Stunde benannten Albert Leo Schlageter benannt, in der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Der Stadtchronist Paul Rieß berichtet in seinem Tagebuch: ''"Vergangene Nacht sind fast sämtliche hiesige Juden durch SA-Leute aus ihren Betten geholt und am Schlageterplatz aufgestellt worden... Auch die 42 Kinder aus dem Waisenhaus mußten wie alle anderen Juden - manche nur spärlich bekleidet - fast fünf Stunden lang in der Novemberkälte ausharren."''<ref>Paul Rieß: Chronikband 1938, Der Pogrom zu Fürth</ref>.
 
Traurige "Berühmtheit" erlangte der Schlageterplatz, inzwischen nach einem militanten NS-Aktivisten der ersten Stunde benannten Albert Leo Schlageter benannt, in der Reichsprogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Der Stadtchronist Paul Rieß berichtet in seinem Tagebuch: ''"Vergangene Nacht sind fast sämtliche hiesige Juden durch SA-Leute aus ihren Betten geholt und am Schlageterplatz aufgestellt worden... Auch die 42 Kinder aus dem Waisenhaus mußten wie alle anderen Juden - manche nur spärlich bekleidet - fast fünf Stunden lang in der Novemberkälte ausharren."''<ref>Paul Rieß: Chronikband 1938, Der Pogrom zu Fürth</ref>.
    
[[1940]] wurde lediglich ein Eingang zu einem Luftschutzkeller auf dem Schlageterplatz geschaffen, der durch einen unterirdischen Gang mit dem benachbarten Gebäude verbunden war<ref>Renate Trautwein: Heiße Fürther Geschichten. emwe Verlag Nürnberg 2008, S. 153 ff.</ref>. Unterhalb des Gebäudes Schlageterplatz 10 (ehem. Königswarter Straße 10 - heute Fürther Freiheit 10) wurde ein Luftschutzraum für die Zivilbevölkerung angelegt. Aufgrund der Eingangssituation spekulieren noch heute viele Fürther, dass sich der Luftschutzraum unterhalb des Platzes befand, was allerdings nicht stimmt. Der Zugang mit Gasschleuse wurde trümmersicher mit einigem Abstand zum Gebäude auf der Freiheit gebaut, was den separt erscheinenden Eingang auf dem Platz erklärt.  
 
[[1940]] wurde lediglich ein Eingang zu einem Luftschutzkeller auf dem Schlageterplatz geschaffen, der durch einen unterirdischen Gang mit dem benachbarten Gebäude verbunden war<ref>Renate Trautwein: Heiße Fürther Geschichten. emwe Verlag Nürnberg 2008, S. 153 ff.</ref>. Unterhalb des Gebäudes Schlageterplatz 10 (ehem. Königswarter Straße 10 - heute Fürther Freiheit 10) wurde ein Luftschutzraum für die Zivilbevölkerung angelegt. Aufgrund der Eingangssituation spekulieren noch heute viele Fürther, dass sich der Luftschutzraum unterhalb des Platzes befand, was allerdings nicht stimmt. Der Zugang mit Gasschleuse wurde trümmersicher mit einigem Abstand zum Gebäude auf der Freiheit gebaut, was den separt erscheinenden Eingang auf dem Platz erklärt.  
 
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[[Datei:Schlageterplatz 1940 LSR.jpg‎|miniatur|links|Eingang zum Luftschutzraum unterhalb des Gebäudes Schlageterplatz 10]]
 
[[Datei:Schlageterplatz NSDAP - A4852.jpg|miniatur|rechts|Aufmarschplatz des NS-Regmie 1942]]
 
[[Datei:Schlageterplatz NSDAP - A4852.jpg|miniatur|rechts|Aufmarschplatz des NS-Regmie 1942]]
 
Das Gebäude Schlageterplatz 10 war seit [[1926]] im Eigentum von [[Gustav Schickedanz]], der die Fertigstellung des Schutzraumes am [[15. April]] [[1940]] den hiesigen Behörden meldete. Im September [[1942]] wird der Schutzraum in den städtischen Akten mit 30 Liege- und 395 Sitzplätzen ausgewiesen. Der Luftschutzkeller litt vom ersten Tag an massiven Feuchtigkeitsproblemen. Am [[18. September]] [[1941]] wurde [[Gustav Schickedanz|Schickedanz]] durch die Stadt aufgefordert entsprechende Maßnahmen zur Trockenlegung des Luftschutzkellers vorzunehmen, da durch die Nässe die technischen Einrichtungen und das Inventar der Anlage massiv litt. Nach mehreren vergeblichen Versuchen das Problem in den Griff zu bekommen, erhielt der kommissarische eingesetzte [[Bürgermeister]] [[Karl Häupler]] am [[3. August]] [[1943]] ein Schreiben der Adjudantur des Polizeipräsidiums von Nürnberg, in dem ein Besichtigungstermin am Vortag wie folgt beschrieben wurde: "''Was ich dort sehen musste, war nicht nur unerfreulich, sondern unverantwortlich. Nach Lage der Sache muß dort schon monatelang nicht mehr nachgesehen worden sein. Die Strohsäcke sind zum Teil durch den nassen Niederschlag verfault, Schimmel bezw. Pilz hat sich gebildet, Notbeleuchtungsständer, die nur sehr spärlich vorhanden waren, sind abgerostet, die Belüftungsanlagen sind vollständig eingerostet, sodass nicht einmal die Handbedienung mehr möglich ist. Auch sonst lag allerhand Zeug herum, das nicht in einen öffentlichen Luftschutzraum gehört.''"<ref>Renate Trautwein: Heiße Fürther Geschichten. emwe Verlag Nürnberg 2008, S. 153 ff.</ref>. Auch spätere Versuche den Luftschutzraum trocken zu bekommen, schlugen fehl bzw. halfen nur für kurze Zeit. Die Luftschutzlanlage wurde dennoch durch die Zivilbevölkerung genutzt, vorallem gegen Kriegsende. Zeitzeugen zufolge waren gegen Ende des Krieges mindestens 4.000 Schutzsuchende in dem Keller<ref>Renate Trautwein: Heiße Fürther Geschichten. emwe Verlag Nürnberg 2008, S. 154</ref>. Nach dem Krieg schien man den Grund für die Feuchtigkeit gefunden zu haben. Vermutlich war die Ursache der in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Löschwasserteich, der an einigen Stellen offensichtlich undicht war.  
 
Das Gebäude Schlageterplatz 10 war seit [[1926]] im Eigentum von [[Gustav Schickedanz]], der die Fertigstellung des Schutzraumes am [[15. April]] [[1940]] den hiesigen Behörden meldete. Im September [[1942]] wird der Schutzraum in den städtischen Akten mit 30 Liege- und 395 Sitzplätzen ausgewiesen. Der Luftschutzkeller litt vom ersten Tag an massiven Feuchtigkeitsproblemen. Am [[18. September]] [[1941]] wurde [[Gustav Schickedanz|Schickedanz]] durch die Stadt aufgefordert entsprechende Maßnahmen zur Trockenlegung des Luftschutzkellers vorzunehmen, da durch die Nässe die technischen Einrichtungen und das Inventar der Anlage massiv litt. Nach mehreren vergeblichen Versuchen das Problem in den Griff zu bekommen, erhielt der kommissarische eingesetzte [[Bürgermeister]] [[Karl Häupler]] am [[3. August]] [[1943]] ein Schreiben der Adjudantur des Polizeipräsidiums von Nürnberg, in dem ein Besichtigungstermin am Vortag wie folgt beschrieben wurde: "''Was ich dort sehen musste, war nicht nur unerfreulich, sondern unverantwortlich. Nach Lage der Sache muß dort schon monatelang nicht mehr nachgesehen worden sein. Die Strohsäcke sind zum Teil durch den nassen Niederschlag verfault, Schimmel bezw. Pilz hat sich gebildet, Notbeleuchtungsständer, die nur sehr spärlich vorhanden waren, sind abgerostet, die Belüftungsanlagen sind vollständig eingerostet, sodass nicht einmal die Handbedienung mehr möglich ist. Auch sonst lag allerhand Zeug herum, das nicht in einen öffentlichen Luftschutzraum gehört.''"<ref>Renate Trautwein: Heiße Fürther Geschichten. emwe Verlag Nürnberg 2008, S. 153 ff.</ref>. Auch spätere Versuche den Luftschutzraum trocken zu bekommen, schlugen fehl bzw. halfen nur für kurze Zeit. Die Luftschutzlanlage wurde dennoch durch die Zivilbevölkerung genutzt, vorallem gegen Kriegsende. Zeitzeugen zufolge waren gegen Ende des Krieges mindestens 4.000 Schutzsuchende in dem Keller<ref>Renate Trautwein: Heiße Fürther Geschichten. emwe Verlag Nürnberg 2008, S. 154</ref>. Nach dem Krieg schien man den Grund für die Feuchtigkeit gefunden zu haben. Vermutlich war die Ursache der in unmittelbarer Nachbarschaft liegende Löschwasserteich, der an einigen Stellen offensichtlich undicht war.  
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