Zeppelin
Das Luftfahrtschiff Zeppelin erlangte Anfang des 20. Jahrhundert in Fürth eine hohe Popularität, wie in den meisten anderen Städten Europas und Nordamerikas. Auch in Fürth konnten mehrere Sichtungen von Zeppelinschiffen beobachtet werden. Die erste Landung eines Zeppelins wird am 22. Oktober 1916 auf dem Flughafen in Atzenhof gegen 9 Uhr beschrieben. Die Bevölkerung strömte in großer Zahl zum Flughafen, um gegen 14 Uhr Mittag den "majestätischen" Aufstieg des Luftschiffes mitverfolgen zu können. Der Zeppelin war in einer Vielzahl von Ansichtskarten ein beliebtes Motiv.
In der Hochphase der Euphorie um 1900 bis 1920 wurden u.a. folgende Einrichtungen oder Strukturen innerhalb des Stadtgebietes nach dem Luftfahrtschiff benannt:
- 1909: Zeppelinstraße in der Südstadt
- 1909: Gaststätte Graf Zeppelin
- 1910: Gebäude Flößaustraße 91 Giebelrelief "Zeppelin über Fürth"
Sichtungen und Landungen in Fürth
Am 29. März 1909 flog das erste Mal sichtbar für die Fürther Bevölkerung ein Zeppelin über das Stadtgebiet. Ein Zeppelin steuerte das Gelände im Südosten der Stadt Nürnberg an, dem heutigen nach diesem Ereignis benannten Zeppelinfeld am Dutzendteich. Drei Jahre später, am 17. bzw. 18. Oktober 1912 kam das Zeppelinschiff "Viktoria Luise" an Fürth vorbei, um Passagiere in Nürnberg aufzunehmen. Am 6. April 1915 konnte über der Stadt Fürth ein Zeppelin gesichtet werden, die erste tatsächliche Landung in Fürth wird allerdings erst am 22. Oktober 1916 beschrieben.[1] Zu einer Notlandung kam es 1917, als ein Kriegsluftschiff während des 1. Weltkrieges am Fürther Flugplatz in Atzenhof landen musste.
Die nächste Sichtung ließ dann vermutlich mehr als zehn Jahre auf sich warten. Am 27. September 1924 schrieb die Nordbayerische Zeitung: Der Zeppelin R 3 gegen 3/4 3 Uhr über Fürth Richtung Schwabach. Ebenfalls Z R III um die Mittagszeit gegen 2 Uhr. Er ist für Amerika bestimmt und komme von Nürnberg her. Auf der Galerie des Rathausturmes standen schon ab 11 Uhr Leute und hielten Ausschau.[2] Am 3. Oktober 1928 konnte die Graf Zeppelin in Fürth gesichtet werden auf ihrem Flug nach England. Letzterer diente als Übungsflug für die spätere Atlantiküberquerung nach Amerika ab dem 11. Oktober 1928. Auf der Rückfahrt kam das Luftschiff am 6. November 1928 erneut an Fürth vorbei und konnte gesichtet werden. In der folgenden Zeit konnte die Graf Zeppelin mehrfach erneut im Fürther Luftraum gesichtet werden. Dies war insbesondere an folgenden Tagen möglich: 16. Juli 1930, 23. August 1930, 7. September 1930, 25. September 1940, 5. Oktober 1930, 16. November 1930, 3. Mai 1930, 10. Mai 1930, 11. Oktober 1931, 31. Juli 1931 und 26. März 1936.[3]
Mit Außerdienststellung der Graf Zeppelin am 19. Juli 1937 endeten die Sichtungen von Zeppelin-Luftfahrtschiffen über dem Fürther Luftraum. Lediglich zu Werbezwecken sind gelegentlich auch heute noch deutlich kleine Zeppelin-Luftfahrtschiffe gelegentlich im Luftraum zu sehen.
Erste Ansichtskarte
Die vermutlich erste Ansichtskarte mit einem Foto eines Zeppelin als Motiv erstelle der Fotograf Georg Krehn. Die Karte zeigt eine Vielzahl von Besuchern auf dem Rathausturm, während im Hintergrund die Fürther Altstadt - aber auch der Zeppelin III zu sehen ist. Allerdings handelt es sich bei der Karte nicht um eine "echte Fotografie". Vielmehr wurde die Karte mittels verschiedener Montagen zu einer Collage zusammengesetzt, da sowohl das Publikum, als auch der Rathausturm sowie der Zeppelin erst später ins Bild montiert wurden. Der Rathausturm ist nicht einmal eine Fotografie, sondern eine geschickt erstellte Zeichnung, die relativ fotorealistisch hinzugefügt wurde. Weitere Details fügte Georg Krehn ebenfalls sehr kreativ hinzu, z.B. die Wolken, den Michaelis-Kirchturm wie eine Vielzahl kleinerer Details. Vermutlich diente eine Fotografie vom Rathausturm als Vorlage für die Ansichtskarte, da die Fürther Altstadt zum Teil unretouchiert in der Karte vorhanden ist.
Tatsächlich erschien aber bereits 1903 eine Ansichtskarte mit einem Zeppelin in Fürth, erneut mit dem Rathaus als Wahrzeichen oder Symbol für die Stadt Fürth. In dieser Ansichtskarte wird eine Zukunftsvision als fiktive Zeichnung dargestellt, in der man nach dem Kirchweihbesuch offensichtlich ein Zeppelin-Luftschiff als Verkehrsmittel der Wahl zur Heimfahrt benutzt.
Siehe auch
Weblinks
- Zeppelin - Wikipedia
Literatur
- Johannes Alles: "Als die Fürther den Zeppelin bestaunten.". In: Fürther Geheimnisse. Bast Medien Verlag Überlingen, 2020, S. 33ff.
- Zeppelin-Luftschiff, in: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 404
Lokalberichterstattung
- Johannes Alles: Die unbekannten Seiten der Stadt. In: Fürther Nachrichten vom 31. Oktober 2020, S. 33 (Druckausgabe) bzw. Als die Fürther den Zeppelin bestaunten. In: nordbayern.de vom 2. November 2020 - online
Einzelnachweise
Bilder
Alte Ansichtskarte mit dem Text: "Meine Lieben! Bin kurz vor 11 Uhr gut nach Fürth angekommen. Leider konnte ich Vater nicht mehr treffen. Wie gefallen Euch umstehende Russengsichter, zünftige was? Soeben schwebt ein Zeppelin über uns. Wenn nur am Sonntag wieder Ostern wäre, der alte Krampf beginnt wieder. Liebe Grüße Euer Hans"
Ansichtskarte mit einem Zeppelinüberflug, die Collage entstand vermutlich zur ersten Landung eines Luftschiffes in Nürnberg am 29. März 1909 (links hinten: Ostwand der Hauptsynagoge)
Gruß von der Fürther Kirchweih, historische Ansichtskarte, Fotokollage mit zeitgeschichtlicher Anspielung an den Zeppelin, um 1905
Gruß von der Fürther Kirchweih, historische Ansichtskarte mit zeitgenössischer Anspielung an den Zeppelin, um 1905
Gruß von der Fürther Kirchweih, historische Ansichtskarte mit zeithistorischer Anspielung an den Zeppelin und das § 11 Zeichen (= Bier-Comments von Studentenverbindungen - traditionelle Bedeutung: „Es wird fortgesoffen!“, „Es wird weitergesoffen!“ , um 1905