Würzburger Straße 49

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Das Anwesen Würzburger Straße 49 ist eine heute leerstehende Villa aus dem Jahr 1875.

Geschichte

Das durch die Würzburger Straße im Norden und die Hardstraße im Süden begrenzte Gebiet im Nordwesten der Fürther Altstadt wurde Mitte der 1870er Jahre erschlossen und in Bauplätze aufgeteilt. Die Bauplätze wurden zunächst von der Bevölkerung nicht so wie gewünscht angenommen, sodass die Grundstücke meist im Besitz der Eigentümer blieben und als landwirtschaftliche Fläche oder Gartenanlage genutzt wurden. Auch die Anlage eines Stadtparkes wurde von Seiten der Stadt wieder als Idee verworfen.

Eines der ersten errichteten Gebäude in dem Areal aus Sandstein war die einstöckige Villa mit der ursprünglichen Adresse Diebsteig 10. Das Gebäude wurde von dem Fürther Baupalier Wilhelm Horneber für den Schneidermeister Josef Körmeier geplant und gebaut. [1] Das Gebäude hatte im Erdgeschoss alle lebensnotwendigen Räume. leidglich im Satteldach wurde eine Schlafkammer ausgebaut. Im Jahr 1876 entstand auf dem Grundstück etwas abseits vom Gebäude ein kleines Bade- und Waschhaus.[2] Im Zuge eines Insolvenzverfahrens musste die Ehefrau Körmeiers, vermutlich durch den Tod des Eigentümers, das Anwesen im Jahr 1878 an die Privatbank Hirschmann und Kitzinger verkaufen. Die beiden Eigentümer des Bankhauses Friedrich Hirschmann und Samuel Kitzinger nutzten das Gebäude fortan als Sommerhaus für sich und ihre Familien. Samuel Kitzingers Sohn Wilhelm schreibt dazu 1943 in seinen Erinnerungen:

Die Villa war ein bescheidenes, einstöckiges Wohnhaus, das in der Mitte des fast 2 Hektar großen, terrassenförmig angelegten Gartens stand. Sie lag außerhalb der Stadt an der Würzburger Straße, ungefähr zwanzig Minuten Gehzeit von der Stadtmitte entfernt auf sanft ansteigender Anhöhe am linken Ufer der Regnitz. Der Garten wurde als Blumen-, Obst- und Gemüsegarten gehalten, hatte zahlreiche Obstbäume und Sträucher, ein Teil der Fläche war Ackerland; zwei Springbrunnen, schattige Plätzchen, Lauben und Pavillon, sowie ein Turnplatz waren vorhanden oder wurden nach und nach errichtet. Die Pflege des Gartens oblag gewöhnlich einem Pächter, für dessen Familie ein kleines Nebenhaus mit Kuhstall vorhanden war, auch eine Scheune mit Dreschboden wurde für diesen gebaut. Regelmäßig wurde die Villa im Mai bezogen und im September wieder verlassen.[3]

Die Pflege des Gartens, der inzwischen auch kleine landwirtschaftliche Anteile mit Obst und Gemüse hatte, wurde größtenteils durch einen Pächter versorgt. Im Jahr 1881 wurde das Waschhaus als kleines Wohnhaus umgebaut und um einen Stall ergänzt. Zusätzlich wurde 1882 eine Holzremise errichtet mit Dreschboden errichtet, sowie 1889 mit einem Gewächshaus erweitert. Im Todesjahr Samuel Kitzingers im Jahr 1903 und dem altersbedingten Rückzug Friedrich Hirschmanns aus dem operativen Geschäft der Bank ging das Anwesen an die nächste Generation der Familie weiter. Beide Bankiers hatten zusammen insgesamt acht Kinder, die inzwischen mit ihrer späteren eigenen Familie erneut das Gelände samt Gebäude als Sommersitz nutzten. Ab 1910 erfuhr das Grundstück erneut eine bauliche Veränderung. So wurden nach den Plänen der örtlich ansässigen Architekten Perlinger & Rogler unter der Federführung der Söhne Gabriel Kitzinger und Carl Hirschmann weitere Gebäude errichtet.[4]

Mit der Übernahme der Privatbank Hirschmann und Kitzinger durch die Commerzbank im Jahr 1918 ging das Anwesen in den Privatbesitz der beiden Familien über und wurde unter den Erben aufgeteilt. Die eine Hälfte des Grundstücks mit der Adresse Würzburger Straße 51 ging an Carl Hirschmann, die andere mit der Nummer 49 an Dr. Gabriel Kitzinger. Mit dessen Umzug nach Nürnberg in den 1920er Jahren vermietete er die Villa an den befreundeten Fürther Fabrikbesitzer Ernst Rosenfelder. Mit der Emigration Gabriel Kitzingers 1939 nach Großbritannien musste das Anwesen an die Finanzverwaltung des Deutschen Reiches abgetreten werden.[5] Nach dem Zweiten Weltkrieg befand es sich dann im Besitz der Stadt Fürth, die im Jahr 1954 im südlichen Teil des Grundstücks die Mehrfamilienhäuser Hardstraße 40 - 50 errichten ließ. Die noch bestehende, leerstehende Villa mit mehreren Nebengebäuden ist heute in einem schlechten Zustand und verfällt zusehends.

Einzelnachweise

  1. Bauregistratur Fürth, Bauakten der Würzburger Straße 49
  2. Stadt Fürth, Bauarchiv Fürth, Bauakte Würzburger Straße 49
  3. Aus: Wilhelm Kitzinger: Familienerinnerungen, Tel Aviv 1943 - online
  4. Sädtebilder-Verlag (Hg.): Die Häuser von Peringer und Rogler in Fürth, Fürth 2018
  5. Vgl. Staatsarchiv Nürnberg, Bayerisches Landesamt für Vermögensverwaltung und Wiedergutmachung, Außenstelle Nürnberg, Nr. 1642

Siehe auch

Bilder