1996 befand sich die Lebenshilfe aber auch in einer
Auf bruchsstimmung: Ein neuer integrativer Kindergarten
und ein neues Wohnheim mit 44 Wohnplätzen in der
Südstadt waren in Planung, für die Sprachheilschule ergab sich eine Perspektive im Landkreis. Um 1996 bot die
Lebenshilfe Fürth e.V. knapp 1.000 Betreuungsplätze an.
Im April 1996 erschien die erste Ausgabe des
Mitgliederbriefes „Lebenshilfe Fürth aktuell“, seinerzeit
noch selbst kopiert und geheftet.
Für den neuen Kindergarten mit drei Gruppen für 45 behinderte und nichtbehinderte Kinder wurden 490.000 Mark
veranschlagt und dementsprechend zu Spenden aufgerufen.
Die „Aktion Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks
übergab der Lebenshilfe im Dezember 1996 einen Scheck
über 300.000 Mark für diesen integrativen Kindergarten.
Nach dem Gebäude für den neuen integrativen
Kindergarten an der John F. Kennedy-Straße sicherte
sich die Lebenshilfe 1997 ein weiteres Stück der amerikanischen Hinterlassenschaften in der Südstadt, vom Bund
erwarb der Verein ein 6.600 Quadratmeter großes Gelände
an der Fronmüllerstraße, um dort für voraussichtlich 10,5
Millionen Mark die neue Zentrale zu schaffen. Nach der
Fertigstellung wollte die Lebenshilfe ihren Stammsitz samt
„Behindertenwohnheim“ (Friedrich-Ebert-Straße) in die
neuen Gebäude verlegen. Der Bund verkaufte das Gelände
„sehr günstig“, unter Berücksichtigung der zu erwartenden Zuschüsse von Bund, Freistaat und Bezirk rechnete der Verein immerhin noch mit drei Millionen Mark
Kosten für die Lebenshilfe. Im neuen Quartier wollte die
Lebenshilfe ihr bewährtes Angebot entscheidend ausweiten
und Lücken in der Behindertenbetreuung schließen. Das
Wohnheim sollte um vier Plätze aufgestockt werden (in
der Friedrich-Ebert-Straße waren 40 Plätze vorhanden),
eine Tagesförderstätte für nicht Arbeitsfähige und zwei
Gruppen für Schwerstbehinderte sollten entstehen, die
bisher aufgrund der räumlichen Voraussetzungen in der
Friedrich-Ebert-Straße nicht aufgenommen werden konnten. Wegen des höheren Pflegeaufwandes würde sich auch
die Zahl der Beschäftigten erhöhen. Der Zeitplan hing
aber von den Zuschusszusagen aus Bonn ab.
Ende 1997 erhöhten sich die Kostenschätzung auf 11,6
Millionen Mark, als Eigenanteil ergaben sich mittlerweile
2,8 Millionen Mark. Wohnheim, Wohnpflegegruppen und
Tagesförderstätte auf dem 6.500 Quadratmeter großen
Gelände sollten 3.245 Quadratmeter umfassen.
Am 11. August 1997 verstarb der langjährige Vorsitzende
und Lebenshilfe-Pionier Karl Reinmann im Alter von 73
Jahren. Mit dem Karl-Reinmann-Kindergarten war ihm
schon zu Lebzeiten ein bleibendes Denkmal gesetzt worden.
und in Museen, malten und bastelten gemeinsam und führten zwei Weihnachtsverkäufe mit selbstgebastelten kleinen Kunstgegenständen im City-Center durch. Der Erlös kam der Weihnachtsaktion „Freude für alle“ der Fürther Nachrichten zugute. Zur Jahreshauptversammlung im November 1997 konnte Vorsitzender Dr. Thomas Jung auf Spenden ohne Sachbindung in Höhe von 43.000 Mark (Verdopplung gegenüber Vorjahr) und eine Mitgliederzahl von 787 verweisen. Erweiterungspläne für die expandierenden Einrichtungen der Frühförderung und der Förderschule Dambach wurden geschmiedet. Weiterhin hoffte man auf eine Verlegung der Sprachheilschule übergangsweise in die ehemalige US-Schule in Atzenhof, bevor das langfristige Ziel eines Sonderpädagogischen Zentrums in Oberasbach verwirklicht werden könne. Die beschützenden Werkstätten in Dambach mit 210 behinderten und 70 nichtbehinderten Arbeitskräften konnten Modernisierungen und die Aufnahme neuer Produktionsbereiche vermelden, die Spritzgussabteilung war 1997 voll ausgelastet, neue Aufträge für die Automobilproduktion waren gewonnen worden (Airbags). Die Lebenshilfe-Familiendienste boten Betreuung, Beratung und Freizeitangebote für 90 Familien an und leisteten diese Dienste mit 30 Beschäftigten. Darüber hinaus förderte die Kind und Eltern- Frühförderung der Lebenshilfe mit 23 Mitarbeitern 232 Kinder pädagogisch und 140 logopädisch und krankengymnastisch. Mit der Eröffnung des Sternstunden-Kindergartens in der Kalb-Siedlung im Februar 1998 folgte der zweite integrative Kindergarten der Lebenshilfe. Der einstige amerikanische Kindergarten war gründlich überholt worden, die Herstellung kostete knapp eineinhalb Millionen Mark, wovon die Lebenshilfe etwa 650.000 Mark übernommen hatte, die restlichen Gelder teilten sich die Stadt und der Freistaat. Die Lebenshilfe hatte zudem von der Aktion „Sternstunden“ des Bayerischen Rundfunks über 300.000 Mark als Spenden erhalten, weshalb der Kindergarten auch den Namen „Sternstunden-Kindergarten“ erhielt. Sonne, Mond und Sterne waren denn auch die Namensgeber für die drei Gruppen des neuen Kindergartens, mit dem das schon im Karl-Reinmann-Kindergarten bewährte Konzept dieser integrativen Pädagogik fortgesetzt wurde. Die integrative Leistung sollte im Sternstunden- Kindergarten noch um das Element der vielen Nationen erweitert werden, aus denen die Kinder kamen: „Jeder kann von jedem lernen“ war damit sowohl ein integratives wie multikulturelles Motto.
2. Der Sternstunden-Kindergarten
Im Frühjahr 1998 verließ Geschäftsführer Helmut Dörfler Fürth, um im oberpfälzischen Irchenrieth die Leitung eines Heilpädagogischen Förderzentrums der Lebenshilfe zu übernehmen. Helmut Dörfler hatte maßgebend die zahlreichen Neuerungen, Investitionen und Projekte angeschoben, die in den Folgejahren verwirklicht wurden. In seine Fußstapfen trat Werner Winter, der schon Ende der
Seit Beginn des Schuljahres 1997/98 begann ein integratives Projekt in Form einer Zusammenarbeit zweier Klassen der Pfisterschule und der Förderschule in Dambach. Einmal im Monat trafen sich die beiden Klassen, unternahmen beispielsweise Besuche im Nürnberger Tiergarten
3. Snoezelen-Räume und Heilpädagogisches Förderzentrum
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