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80er Jahre im Wohnheim als Zivildienstleistender arbeitete, zwischenzeitlich übernahm Georg Jordan kommissarisch die Geschäftsführung wie schon vor der Ankunft von Helmut Dörfler. Die erste Benefiz-Gala zugunsten der Lebenshilfe in der Stadthalle im April 1998 wurde mit 1.300 Besuchern ein großer Erfolg. Der Erlös der Show, bei der sämtliche Mitwirkende ohne Honorar auftraten, war für den Bau des Wohnheims in der Kalb-Siedlung gedacht. Am 27. Juni 1998 lud die Lebenshilfe zum Tag der offenen Tür nach Dambach ein, gleichzeitig feierte der integrative Karl-Reinmann-Kindergarten sein 15jähriges Jubiläum. Der Kindergarten in der Weiherhofer Straße 45 hatte nun zwei Gruppen, in denen unter Leitung von Rosemarie GäbelBauer jeweils zehn nichtbehinderte und fünf behinderte Kinder Betreuung fanden. Vorsitzender Dr. Thomas Jung und die Leiterin formulierten zu diesem Anlass, dass noch immer die Fortführung des integrativen Konzepts nach der Einschulung fehle. In Gegensatz zu allen anderen Bundesländern öffneten sich die bayerischen Schulen nur in Ausnahmefällen behinderten Kindern, die Integration scheiterte bislang am Prinzip der Lernzielgerechtigkeit. Allerdings habe die CSU-Landtagsfraktion im Mai 1998 verkündet, in der nächsten Legislaturperiode einen entsprechenden Gesetzesentwurf einzubringen. Noch 1994 hätte sich das „Kultusministerium“ bei der Novellierung des Erziehungs- und Unterrichtsgesetzes durchgesetzt und die CSU-Fraktion davon überzeugt, dass die Klassen in Bayern lernzielgleich, also mit Schülern ähnlicher Begabung besetzt werden sollten. Für Kinder, die als Vorschüler einen integrativen Kindergarten besuchten, war die Einschulung ein Schnitt, da in der Förderschule keine „Normalität“, keine Gemeinschaft mit nichtbehinderten Menschen gelebt werden könne. Die inzwischen - zumindest in der Öffentlichkeit - fast vergessene „Gesellschaft für Integration“ hatte 15 Jahre zuvor vehement die integrative Grundschule gefordert, war aber an der Staatsregierung gescheitert. Da der Umzug des Wohnheims abzusehen war, plante der Lebenshilfe-Vorstand am 23. Juli 1998, in dem freiwerdenden Gebäude ein heilpädagogisches Förderzentrum einzurichten. Die Frühförderung in der Aldringerstraße „platzte aus allen Nähten“. Das heilpädagogische Zentrum sollte in Zusammenarbeit mit dem benachbarten Klinikum entstehen. Der Zulauf zur Frühförderung erhöhte sich beständig, einerseits weil immer mehr Kinderärzte junge Patienten an die Einrichtung weiterempfohlen, andererseits auch wegen der mit dem medizinischen Fortschritt gestiegenen Überlebenschancen von Frühchen, die über die klinische Versorgung hinaus „Entwicklungshilfe“ brauchten. Die Frühförderung unter Leitung von Werner Steinkirchner betreute 400 Kinder aus der Stadt und dem Landkreis. Die 24 Mitarbeiter hielten neben der ambulanten Einrichtung auch einen mobilen Dienst aufrecht, bei dem Kinder zu Hause betreut wurden. In dem etwa 2.000 Quadratmeter großen Haus an der Friedrich-Ebert-Straße waren für das geplante heilpädagogische Zentrum 800 Quadratmeter vorgesehen, das Doppelte vom bisherigen Platz in Dambach.

Ende 1998 und im Jahre 1999 konnte die Lebenshilfe eine Vielzahl von größeren Spenden entgegennehmen, vor allem aber erreichte die Lebenshilfe im August 1998 eine Millionenspende einer Fürther Familie, die nicht genannt werden wollte.

Im Frühjahr 1999 richtete die Tagesstätte sogenannte Snoezelen-Räume ein. (Foto: Hans-Joachim Winckler).

Die Tagesstätte der Schule richtete im Frühjahr 1999 mit Hilfe von Spenden- und Sponsorengeldern im AulaBereich zwei sogenannte „Snoezelen“-Räume ein. Die niederländische Wortschöpfung Snoezelen (sprich: snuzelen) ist eine von zwei Zivildienstleistenden in den Niederlanden 1978 geschaffene Zusammensetzung aus den beiden Wörtern „snuffelen“ (schnüffeln, schnuppern) und „doezelen“ (dösen, schlummern). In Snoezelen-Räumen können sich behinderte Menschen mit wenigen und ausgesuchten Reizen beschäftigen und dadurch zur Ruhe kommen, denn behinderte Menschen haben oft Probleme, die Flut von Umweltreizen zu verarbeiten, der sie im Alltag ausgesetzt sind. Behinderte Menschen erleben Eindrücke unmittelbarer als nicht behinderte Menschen. Letztere können diese Eindrücke ohne weitere Verarbeitung einem Erinnerungsinhalt zuordnen, was allerdings auch einen eventuellen Genuss des Reizes unterbinden kann. Die Snoezelen-Räume dienen der Verbesserung von sensitiver Wahrnehmung und zugleich der Entspannung. Sie sind beispielsweise mit Tastkästen ausgestattet, in denen entsprechende Reize isoliert dargeboten werden.

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