Maisgrießauflauf 1915: Unterschied zwischen den Versionen
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Der '''Maisgrießauflauf 1915''' war ein Rezept aus der "Gaslehrküche" der Fürther [[Stadtwerke]] im Juni 1915. | Der '''Maisgrießauflauf 1915''' war ein Rezept aus der "Gaslehrküche" der Fürther [[Stadtwerke]] im Juni 1915. | ||
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Version vom 10. Juli 2018, 07:08 Uhr
Dieser Artikel war Thema beim Fürther Höfefest vom 21. - 22. Juli 2018. Unter dem Titel "200 Jahre an einem Wochenende" bot die Veranstaltung Einblick in mehr als 50 Fürther Höfe, davon 20 als Themenhöfe mit einem geschichtlichen Thema. |
Der Maisgrießauflauf 1915 war ein Rezept aus der "Gaslehrküche" der Fürther Stadtwerke im Juni 1915.
Hintergrund
Da im Ersten Weltkrieg die Lebensmittelpreise ab November 1914 stark anstiegen, hatten vor allem weniger vermögende Bevölkerungsschichten Probleme, die Ernährung der Familie sicherzustellen. Eine Städtische Lebensmittelkommission versuchte, auf dem immer engeren Markt erschwingliche Grundnahrungsmittel einzukaufen. Im Juni 1915 konnte die Kommission Mais in größeren Mengen einkaufen. Mais war jedoch seinerzeit als Grundnahrungsmittel in Fürth wenig gebräuchlich, weswegen die Bevölkerung zunächst aufgeklärt werden musste. Paul Rieß vermerkte am 14. Juni 1915 in der von ihm geführten Stadtchronik: "Der daraus hergestellte Maisgrieß und das Maismehl kann zu allen Speisen verwendet werden, die bisher aus Weizengrieß und Weizenmehl gemacht wurden. Das Pfund kostet 40 Pfg. und ist ohne Brotmarken zu erhalten (das Pfund Kriegsmehl, wie es jetzt zu kaufen ist, kostet 25 Pfg., der Nährwert des Maismehles soll jedoch ein höherer sein)".[1]
In der Gaslehrküche der Stadtwerke wurden im Juni 1915 entsprechende Rezepte zusammengestellt und ausprobiert: Polenta-Suppe, Maisgrießsuppe, Maismehl-Eierkuchen, Maisgrießbrei, Maismehlkuchen und der Maisgrießauflauf. Da der Mais aus Italien kam, Italien aber schon Ende Mai Östereich-Ungarn den Krieg erklärt hatte (Deutschland jedoch erst im August 1916), waren die Maisvorräte bald aufgebraucht."[1]
Im Jahre 1997 wurde das Rezept wiederentdeckt und im Altstadtbläddla veröffentlicht."[1]
Rezept
"1/2 Pfund Maisgrieß wird ein paarmal mit kaltem Wasser gewaschen, mit halb Milch und halb Wasser weich gekocht und kalt werden lassen. Dann rührt man 3 Eigelb mit 150 Gramm Zucker schaumig, gibt die abgeriebene Schale einer halben Zitrone und den Saft einer ganzen dazu, den abgekühlten Maisgrieß nach und nach, schmeckt mit Salz ab, gibt den steifen Schnee der 3 Eier darunter und backt die Speise in gut gebutterter Form eine Stunde bei mäßiger Hitze. Oben kann man vor dem Backen noch einige Butterflöckchen verteilen, kann auch noch Früchte dazwischen schichten. Kosten für ca. 4 Personen: 1/2 Pfund Maisgrieß 20 bis 22 Pfg., 3 Eier 33 Pfg., Zucker 12 Pfg., 1/4 Litter Milch 6 Pfg., Butter zum Ausstreichen der Form 15 Pfg., insgesamt 92 bis 97 Pfg."[1]
Modifikation für heute
Das Waschen des Maisgrießes ist heute nur noch mit einem sehr feinem Sieb möglich und bei heutiger Qualität in der Regel wohl nicht mehr notwendig, der Grieß muss auch nur noch kurz gekocht werden. Seinerzeit wurde erheblich mehr gesüßt als heute, eventuell süßte der Zucker auch nicht so stark wie heute, es empfielt sich deswegen nur ca. 80 bis 100 Gramm Zucker zu nehmen und die Schale einer unbehandelten Zitrone zu verwenden.[1] Es empfiehlt sich saures Obst dazu zu essen, da das Rezept doch im Wesentlichen auf den Nährwert ausgerichtet ist (Anmerkung des Autors nach der Kochprobe).
Literatur
- Alexander Mayer: Fürther Maisgrießauflauf. In: Altstadtbläddla Nr. 32, 1997/98, S. 8 ff.
- Paul Rieß: Chronik der Stadt Fürth 1915. Tageseintrag 15. Juni 1915.(Unikat im Stadtarchiv Fürth)